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Hallo zusammen,

seit einer Woche habe ich eine kleine gesunde Tochter. Neben der Freude darüber ist das Stresslevel immens hoch, denn unser fast dreijähriger Sohn braucht nun auch viel Aufmerksamkeit.

Wenig Schlaf, kaum Zeit für mich. Schlechte Voraussetzungen, um mit wenig Angst durchs Leben zu gehen.

Vor zwei Tagen war eine Firma bei uns im Haus, die einen kleinen Wasserschaden orten sollte. Im Nachbarzimmer war meine Frau und das Baby und dann holt der Handwerker/Ingenieur einen Koffer, auf dem ein Radioaktiv-Zeichen prangt. Den Koffer legt er in den Flur, ca. 1,5m Luftlinie vom Kinderbett entfernt. Klar hab ich gefragt, ob das nicht irgendwie gefährlich sei. Nein, alles kein Problem, sagt er.

Wenige Minuten später bat ich meine Frau dennoch, mit dem Baby doch bitte ins andere Stockwerk zu gehen.

Und dann, als der Handwerker weg war, fing das furchtbare Grübeln an. Es war eine Neutronensonde, wie ich herausgefunden habe. Ich hab sogar mit der deutschen Niederlassung des Herstellers dieser Sonde gesprochen und hatte dort den Strahlenschutzbeauftragten am Telefon, der mir versicherte, dass das absolut kein Problem sei. Er hat das Setup sogar getestet, d.h. die Sonde so gelegt, wie sie im Flur lag und dann in 1m Entfernung die Strahlung gemessen und mir versichert, dass er außer der normalen und ständigen Hintergrundstrahlung absolut nichts messen konnte.

Aber ihr wisst ja, wie das läuft. Ich vertraue einfach nicht. Vermute Fehler und Täuschung. Klitzekleine Irrtümer und Unwahrheiten, die uns oder meiner Tochter in 5 Jahren Leukämie bescheren. Ich selber war ja auch in der Nähe der Sonde. Noch viel mehr als sie. Klar, der Handwerker freilich auch und der macht das jeden Tag.

Der Punkt ist aber: wo es bis vor Tagen noch die Angst vor Asbest und die ständige Grübelei darüber war, wird das Thema nun noch komplizierter. Damit manipuliere ich mich ja praktisch selber: immer weniger Leute können mir bei meiner Angst überhaupt Auskunft geben, weil es so speziell ist, dass es bald schon Physiker usw. braucht, um es überhaupt zu verstehen.
Als ich Angst vor HIV hatte, konnte ich noch die Aidshilfe anrufen, wenn ich Rat oder Auskunft brauchte. Nun sorge ich also mit der Wahl meiner Angst dafür, dass auch das nicht mehr möglich ist.

Ich will lernen, damit aufzuhören. Stop zu sagen und das krankhafte Grübeln zu lassen.

Hat hier jemand schon einmal Angst vor Strahlung gehabt? Oder vielleicht dieses Gefühl der Kontamination von Gegenständen und Oberflächen, auf denen irgendwas (die Sonde) stand?

Ich würde mich gern ein bisschen dazu austauschen!

Danke für's Zuhören und vielleicht eine Antwort,
der W.

27.09.2014 05:40 • 05.08.2015 x 1 #1


6 Antworten ↓


Ich muss doch etwas schmunzeln.... fast schon einen Physiker anrufen !

Das ist natürlich ein hartes Los, wenn man so intelligent und gebildet ist und dann Hypochondrie dazu kommt. Aber für Dich ists ziemlich schei., kann ich sehr gut nachvollziehen.

Meines Wissens ist es aber so, dass man ein gewisses Maß an radioaktiver Strahlung überall findet. Selbst in Frikadellen, Naturschutzgebieten, und Kugelschreibern. Die Strahlung ist etwas ganz Natürliches - die Dosis macht halt das Gift.

In dieser Sonde ist lediglich etwas enthalten, was minimal radioaktiv ist. Das ist übrigens auch bei vielen anderen Geräten der Fall - z.B. bei Röntgenapparaten. Ist absolut harmlos, darauf kannst Du wirklich vertrauen....

Wenn man dieses Zeichen sieht, gehen natürlich auch die Alarmglocken an. Würde mir auch so gehen. Aber das ist da nicht zur Warnung drauf, sondern lediglich gekennzeichnet. Z.B. deswegen, damit das nicht im normalen Müll entsorgt wird.

Soll heissen: Die Strahlung ist zwar vorhanden und muss deshalb gekennzeichnet werden, sie ist aber so minimal, dass keine Gefahr besteht.

A


Hohes Stresslevel und neue "Angstqualität" (Strahlung)

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Ich denke auch, dass da nichts schlimmes passieren kann, aber dennoch kann ich deine Angst verstehen. Vor kurzem bin ich über die Autobahn gefahren und an mir ist ein Kleintransporter mit einem Gefahrenzeichen für radioaktive Fracht vorbeigefahren. Ich habe auch länger gegrübelt, ob ich nun wohl Strahlen abbekommen haben könnte.
Aber was beruhigt ist, dass es für all solche Dinge in Deutschland sehr sehr hohe Sicherheitsstandards gibt. Ein Handwerker dürfte nie mit Geräten handtieren, von denen eine echte Gefahr ausgehen könnte. Da wäre er ja schön dumm, denn schließlich arbeitet er so oft mit diesem Gerät, dass er der erste sein müsste, der sich Sorgen um seinen Zustand machen müsste.

Hallo zusammen,

danke für die Antworten.

@Holgerson: das war missverständlich von mir formuliert. Ich bin durchschnittlich intelligent, nicht mehr und nicht weniger. Hab neulich mal so einen IQ-Test gemacht. Und meine Bildung... naja. Was ich ausdrücken wollte ist: mein Angstthema Radioaktivität ist sehr speziell. Da kann der Hausarzt irgendwie auch nichts mehr zu sagen, weil es ein schwieriges Thema ist.

@islandfan: du hast sicher Recht (Holgerson auch) damit, dass es in dieser Konzentration (also Dauer und Intensität) harmlos ist. Ich habe gelesen, dass jemand, der als Handwerker 8 Stunden pro Tag an 5 Arbeitstagen in der Woche ein Jahr lang permanent diese Messungen macht, gerade eine zusätzliche Strahlenbelastung abbekommt, die der natürlichen Hintergrundstrahlung entspricht, die wir eh abbekommen.

Das Problem ist: ich fühle diese Sicherheit nicht. Mein Kopf sagt, dass ich mir keine Sorgen machen muss. Mein Bauchgefühl ist aber: Du bist es Schuld, wenn deine neugeborene Tochter in 5 Jahren Leukämie bekommt. Du, denn du hast nicht dafür gesorgt, dass sie sicher ist. Und das in ihrem eigenen zuhause eine Woche nach ihrer Geburt!

Strahlung ist auch deswegen so ein blödes Thema, weil mal sie nicht sehen kann.
Einerseits denke ich, dass sie sich so verhält wie das Licht einer Taschenlampe: nimmt man die Lampe weg, dann wird nichts mehr angestrahlt.
Andererseits ist ja von Neutronen die Rede, die aus dem Gerät rauskommen. Wo bleiben die also, wenn das Gerät weg ist? Sind sie noch hier in unserem Fußboden und strahlen? Oder sind sie sowieso überall? Solche Fragen machen mir zu schaffen und ich habe keine Antwort darauf. Stattdessen vermeide ich, dort zu gehen, wo die Messung stattgefunden hat.

Viele Grüße und danke,
W.

hallo Wissenschaftler,

eigentlich ist es nicht wirklich die Angst vor Radioaktivität es sei denn du bist iwann
in deinem Leben vielleicht auch als Kind mal damit konfroniert worden
und es löte Ängste in dir aus weil du es damals nicht erklärt bekommen hast.

Es kann aber auch nur sein das durch deinen ganzen Stress sich dein Körper...KOpf einen Weg
sucht...nämlich mit einer unbegründeten Angst um ein Signal zusetzen

Achtung pass auf dich auf... höre auf dich...tue etwas für dich...

Mein Tip.. ich habe grosse Erfolge mit meinem heilp.Psychotherapeuten mit Hypnose gemacht.

Und auhc in der Zeit jetzt wo es mir bezüglich meiner Attacken gut geht halte ich alle paar Wochen
Kontakt...einfach um mir immer wieder Techniken in Erinnerung zu holen damit umzugehen.

Viel Glück

Hi. Deine Ängste kenne ich in ähnlicher Form. Ich suche zB. schon seit langem im Internet ein Auto. Zahlreiche Angebote scheiden für mich von vornherein aus, weil in der Nähe Atomkraftwerke stehen. Ich gucke auf die Landkarte, und schwups, ist in 50 Km ein Akw, lasse ich die Finger davon. Natürlich minimiert sich so die Auswahl ungemein. Oder ich bringe Fukushima ins Spiel. Kein japanisches Auto, und kein Auto generell mit Erstzulassung 03-12/2011, denn da könnten ja verstrahlte japanische Bauteile drin stecken. Ich weiß, dass das völlig irrealistisch ist, aber ich kann mich nicht überwinden, so ein Auto zu kaufen, da ich Angst vor Strahlung habe.
Du siehst, es gibt auch andere, denen es so geht wie dir.

Das Thema Strahlung ist immer wieder Grund für Ängste. Oftmals begegne ich im Bekannten- und Verwandtenkreis unbegründeten Ängsten bzgl. Elektrosmog. Die Ängste beruhen maßgeblich auf der Tatsache, dass die physikalischen Grundlagen nicht bekannt sind oder nicht verstanden werden.

So eine Neutronensonde bzw. Isotopensonde enthält einen Gammastrahler (Radioisotop, meistens Cäsium137). Dieser Stoff ist gefährlich, wenn er als Staub in die Umwelt gelangt. In seiner Eigenschaft als Gammastrahler kann er bei Aufnahme in den Körper, z. B. durch Einatmen oder Verschlucken, gesundheitliche Schäden verursachen. Nach der Katastrophe von Tschernobyl haben große Teile der Bevölkerung Cäsium137 aufgenommen und damit eine effektive Dosis von 6 uSv in den ersten 3 Monaten nach der Katastrophe erhalten. Ein Anstieg von Leukämie-Erkrankungen ist indes in Deutschland nicht verzeichnet worden.
Das in der Neutronensonde verbaute Cäsium137 ist dort eingeschlossen, es hat keinen Kontakt mit der Umwelt. Lediglich seine Strahlung wird für die Messung von Feuchtigkeit genutzt.

Andere Strahlenquellen werden hingegen deutlich unterschätzt oder gar nicht als solche wahrgenommen. Beispielsweise führt eine einmalige Computertomographie des Bauchraums zu einer Expositionsdosis von bis zu 25 mSv (das ist der 4000fache Wert der oben beschriebenen Strahlendosis durch Cäsium137 nach Tschernobyl in Mitteleuropa). Eine Flugreise von Frankfurt nach New York führt zu einer Strahlendosis von bis zu 75 uSv (der 12,5fache Wert der oben beschriebenen Strahlendosis durch Cäsium137 nach Tschernobyl).
Auch gibt es in Deutschland Gebiete, in denen die natürliche Strahlenbelastung aufgrund besonderer geologischer Bedingungen höher ist als in anderen. Die Schwankungen bewegen sich um mSv-Bereich pro Jahr.

https://upload.wikimedia.org/wikipedia/ ... xposar.png

Ein weiterer Faktor ist die Höhe. Wer in 2000 m Höhe lebt, muss mit zusätzlichen 300 uSv (0,3 mSv) pro Jahr im Vergleich zu Meeresspiegelhöhe rechnen.

Biologisch relevant ist auch die UV-Strahlung, die durch Bildung freier Radikale in der Haut und DNA-Schäden ein gesundheitliches Risiko darstellt. Fast jeder 4. Deutsche gab 2013 an, ein Solarium zu besuchen. Und das obwohl der Zusammenhang zwischen UV-Strahlung und der Entstehung von Hautkrebs eindeutig nachweisbar ist und 24.000 Menschen in Deutschland jährlich an dem gefährlichen malignen Melanom erkranken.

Eine weitere, nicht zu unterschätzende Strahlenquelle ist das Tbk. Das im Rauch enthaltene Isotop Polonium210 führt beim Rauchen von 20 Zig. pro Tag zu einer zusätzlichen jährlichen Strahlenbelastung von bis zu 13 mSv, wobei auch Passivrauchen eine Belastung darstellt.

Gegenüber diesen zahlreichen Faktoren ist die Strahlenbelastung durch eine für einen kurzen Zeitraum in der Nähe eingesetzte Isotopensonde ist so gering, dass sie keinen Grund zur Sorge darstellen sollte. Vermutlich wird sie gar nicht im messbaren Bereich liegen.

Der menschliche Körper toleriert gewisse Strahlendosen ohne messbare Schädigung. Der WHO-Grenzwert für eine erwachsene Person liegt bei 20 mSv pro Jahr. Damit sind auch Berufsgruppen abgedeckt, die erhöhten Belastungen ausgesetzt sind, wie z. B. Piloten, Personal in der Röntgen- und Nuklearmedizin, Mitarbeiter von Kernkraftwerken etc.
Die durchschnittliche Effektivdosis pro Erwachsenen liegt - alle natürlichen und künstlichen Strahlenquellen zusammengenommen - in Deutschland bei etwa 4 mSv pro Jahr.





Mira Weyer
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