Zitat von Pacinomino: @silverleaf Danke dass du für mich da bist. Du hast so wunderbare Dinge geschrieben, ich bin dir unendlich dankbar, dass du dir die Mühe und Zeit genommen hast. Bist ein Engel
Sehr gerne, und ich danke Dir nochmal für Deine lieben Worte!
Zitat von Pacinomino: Das schlimme ist, fast alles was du geschrieben hast ist mir sehr bewusst. Wieso klappt es nicht? Muss ich mehr Arbeit reinstecken? Mehr Vertrauen haben? Reicht das alleine sich dessen bewusst sein nicht?
Das ist eine gute Frage. Ich glaube, dass die Bewusstwerdung ein erster Schritt ist, dem dann konkrete Umsetzung und Übung folgen muss, damit sich etwas verändert.
Mir persönlich haben folgende Punkte geholfen (allgemein in der Therapie, aber auch bei der Schlafproblematik):
- die Erkenntnis, das gedankliche Handlungen (also: Gedanken) auch Handlungen sind, die im Gehirn etwas bewirken.
Gedanken, die ich denke, bilden im Gehirn Synapsen, genauso wie z.B. sportliche Betätigung Muskeln bildet.
Je öfter ich einen Gedanken denke oder zulasse, umso stärker ist die synaptische Verknüpfung im Gehirn, was dazu führt, dass das Gehirn mir diesen Gedanken schneller und öfter schickt als andere, alternative Gedanken.
Das Gehirn mag Effizienz, und neue gedankliche Pfade zu bilden ist darum erstmal anstrengend. Altbekannte Gedanken sind wie 4spurige Autobahnen, neue Gedanken wie verschlungene Urwald-Pfade, die erst ausgebaut werden müssen, damit sie besser begehbar werden.
- Ich kann zwar nicht direkt beeinflussen, welche Gedanken und Emotionen mir mein Gehirn schickt, aber ich habe Einfluss darauf, wie ich auf diese reagiere. Ob ich sie zulasse, verstärke oder abschwäche, ob ich ihnen Beachtung schenke und wie viel Beachtung, all das liegt durchaus in meinem Einflussbereich. Und hier kann ich Gewohnheiten durchbrechen und verändern.
- Auf diese Weise kann ich mit der Zeit meine Reaktionen auf meine Gedanken und Emotionen verändern und umstrukturieren.
Dafür muss ich es allerdings immer wieder tun, da sich sonst im Gehirn nichts verändert.
Darum ist die Erkenntnis um diese Prozesse nur ein erster Schritt, die konkrete Umsetzung ist es, die zu Veränderungen führt. Ebenso wie es auch nicht ausreicht, theoretisch zu wissen, dass Sport gesund ist, man muss konkret ins Handeln kommen, damit sich etwas verändert. So wie Sport am Körper etwas verändert, verändert unser Umgang mit unseren Gedanken und Gefühlen die synaptischen Verbindungen im Gehirn.
- Manchmal dauert es, bis sich Resultate zeigen.
- die Unterscheidung zwischen kurzfristig hilfreich - langfristig schädlich und kurzfristig unangenehm/schwierig - langfristig hilfreich:
Bestimmte Gedanken und Reaktionen helfen uns oftmals kurzfristig, ein unangenehmes Gefühl zu beseitigen, aber langfristig werden dadurch schädliche Muster gefestigt.
Zum Beispiel bei Zwangsgedanken: Einem Zwang nachzugeben erlöst uns kurzfristig von einem unangenehmen Gefühl, führt aber langfristig dazu, dass der Zwang bestehen bleibt. Dem Zwang nicht nachzugeben ist in der konkreten Situation sehr unangenehm, kann aber langfristig dazu führen, den Zwang zu überwinden.
Mit diesen Erkenntnissen ist es mir hier und da gelungen, schädliche Gedankenmuster und Routinen Schritt für Schritt durch funktionalere/ gesündere Muster zu ersetzen. Bei der Schlaf- Problematik z.B. keine Angst-und Panikgedanken zuzulassen, sondern durch ruhigere, akzeptierende/annehmende/verständnisvolle Gedanken zu ersetzen, die insgesamt dazu führen, die eh schon schwierige Situation nicht noch zusätzlich durch negativistische Gedanken weiter zu eskalieren, sondern stattdessen eher zu beruhigen, wodurch die Chance auf Schlaf deutlich steigt.
Ich hoffe, dass vielleicht der eine oder andere hilfreiche Gedanke darunter war, der Dir vielleicht weiterhelfen kann bzw. vielleicht ansatzweise eine Antwort auf Deine Frage geben konnte. Bei mir persönlich waren es im Wesentlichen diese Punkte, die bei mir zu therapeutischem Fortschritt geführt haben, vielleicht ist ja auch etwas Hilfreiches für Dich dabei.
Alles Gute und eine gute Nacht,
LG Silver