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Hallo ihr,

in den letzten beiden Wochen ging es mir nicht besonders gut, da eine Entscheidung ins Haus steht. Ich würde mich sehr über ein paar unabhängige unabhängige Meinungen freuen.

Mein Mann pendelt seit zweieinhalb Jahren etwa 120 km in eine winzige Stadt. Ursprünglich kommen wir aus einer 230.000-Einwohner-Stadt, die wir eigentlich auch sehr mögen. Nun ist die Pendelei natürlich kein Zustand für die Ewigkeit und wir wollen wieder zusammen sein, endlich ankommen, vielleicht sogar doch noch eine Familie gründen.
Mein Mann mag seinen Job und die meisten Kollegen. Die Stelle ist (soweit man das heutzutage sagen kann) sicher und er genießt alle Vorteile einer tariflichen Anstellung mit Personalverantwortung. Der Ort an sich gefällt ihm allerdings auch nicht, es ist zu dörflich, die allgemeine Mentalität ist zwischen „nur nicht über den Tellerrand schauen“ und „Bratwurst“ angesiedelt. Wir wollen einerseits ins Grüne, wollen aber die Stadt nicht missen.
Theoretisch bestünde die Möglichkeit, dass sich mein Mann in zwei bis drei Jahren versetzen lässt, nach Hannover. Bleibt die Frage, was das kleinere Übel wäre.

Ich selbst bin freiberuflich tätig, also nicht ortsgebunden. Allerdings habe ich (was der Grund für meine momentane Verfassung ist) ein massives Problem mit Veränderungen, Angststörung, Reiseangst, Heimweh und würde meine Familie fürchterlich vermissen. Auch wenn es nur anderthalb Stunden sind. Zudem geht es meiner Mama derzeit nicht so gut und ich möchte sie eigentlich in meiner Nähe haben. Natürlich schauen wir seit einigen Monaten mehr oder minder intensiv nach Wohnungen und Häusern, die uns einen Umzug erleichtern würden.

Nun haben wir über einen Kollegen/Freund meines Mannes ein Haus gefunden, das zu uns passen würde. Durch die Bekanntschaft zum Makler haben wir einen für die Lage und den Zustand des Objekts tollen Preis bekommen. Finanziell passt es perfekt, selbst wenn die ein oder andere „Überraschung“ warten würde. Wir könnten das Haus so umbauen, wie wir es uns wünschen.
Viel Eigenleistung, viel Arbeit, ordentliche Investitionen.
ABER auch Unterstützung durch die Familie (Strom, Sanitär usw., Handwerkerfamilien eben) und ein eigenes kleines Haus mit großem Grundstück und „unserem Stempel“ darauf. Auch mein Mann traut sich Einiges zu (und ich ihm auch).
Das Haus bekäme nach Umbau eine immense Wertsteigerung und wäre (jedenfalls nach aktueller Lage) problemlos und gewinnbringend zu verkaufen.

Ich hätte wirklich Lust, so ein Projekt anzugehen, daran zu arbeiten und unser (zumindest vorübergehendes) Heim zu schaffen. Andererseits habe ich extreme Angst vor allem, was schiefgehen könnte. Ja, das Risiko hat man immer. Allerdings sind wir beide nicht vom Glück gesegnet und ich würde meine Hand dafür ins Feuer legen, dass alles schief läuft, was schieflaufen kann. Einer von uns wird krank (was ich bei mir ja ohnehin ständig vermute zu sein), ich komme vor Panik zu nichts und will einfach nur weg oder irgendwas ist doch am Haus, was den Ruin bedeutet...

Ich weiß einfach nicht weiter. Sollte man die Chance ergreifen und „erst einmal haben“, was dir gehört, gehört dir? Was ist, wenn ich es nicht schaffe? Ich will einerseits auf gar keinen Fall hier aus meiner Stadt und von meiner Familie weg und an den Ar. der Welt, anderseits lockt ein schönes Zuhause mit meinem Mann.
Ich will ihn auch einfach nicht enttäuschen, er ist Hauptverdiener, hat so unendlich viel Geduld mit mir, versucht mich zu verstehen und sagt mir, dass er möchte, dass ich mich wohlfühle.
Meine Schwiegermutter versucht uns blauäugig, in alles reinzuquatschen und schiebt jede Absage, die wir bisher getätigt haben, auf mich. Sie ist halt jemand, der noch nie großartig mit dem Leben zu kämpfen hatte – für sie ist alles immer eitel Sonnenschein und soooo einfach. Das setzt mich extrem unter Druck.
Meine Familie ist dagegen skeptisch und wägt alles ab, würde uns aber immer unterstützen.

Entschuldigt den langen Text, aber kürzer konnte ich die Situation nicht zusammen fassen. Ich würde mich über eure Meinungen freuen.

24.04.2017 00:24 • 25.04.2017 #1


7 Antworten ↓


Zitat von Persikka04:
Das Haus bekäme nach Umbau eine immense Wertsteigerung und wäre (jedenfalls nach aktueller Lage) problemlos und gewinnbringend zu verkaufen.


Also ehrlich gesagt, wäre das für mich kein Argument, mal vorausgesetzt das ist dann irgendwann auch wirklich so, dass sich das Haus gut verkaufen lässt.

Vielleicht ist meine Meinung momentan sehr davon von meinen eigenen Erfahrungen mit dem Umbau eines Hauses geprägt. Wir sanieren gerade in Eigenleistung von Grund auf die Erdgeschoss-Wohnung in unserem Haus und es ist wirklich enorm anstrengend für alle. Wenn ich vorher gewusst hätte, wie viel Arbeit das ist, wie viel Dreck man in Laufe der Monate wegputzen muss (und zwar ständig), wie teuer alles wird und wie viele Nerven es kostet, hätte ich die Wohnung vielleicht leer stehen lassen. Mein Mann und mein Schwiegersohn haben handwerklich auch viel drauf, aber neben Vollzeitjobs so ein Projekt durchziehen kostet ganz schön Kraft.

Ich selbst brauche eigentlich Ordnung um mich rum, meine gewohnten Abläufe, meine Ruhe. Echt schwierig, wenn im Haus ständig gewerkelt wird, wenn Leute die helfen ein und aus gehen usw.

Bitte nicht falsch verstehen, ich liebe das Haus, es ist mein Elternhaus, ich würde mich in einer Großstadt-Wohnung überhaupt nicht wohlfühlen. Aber man ist als Eigentümer eben auch für alles selbst verantwortlich. Letztes Jahr hatten wir in der Wohnung unserer Tochter einen enormen Nässeschaden durch Regenwasser das in die Wohnung lief. Das sind die Momente in denen ich mir überlege ob das Leben ohne das Haus nicht einfacher wäre. Ständig überlegt sich Vater Staat neue feine Dinge für Hauseigentümer und wenn du Pech hast, erneuert die Gemeinde irgendwelche Rohre und du darfst den Gegenwert eines Kleinwagens dafür bezahlen.

Wenn du dann selbst gar nicht so richtig überzeugt bist von dem Projekt Eigenheim wird es schwierig. Nur deinem Mann zuliebe etwas zustimmen, wo du nicht dahinter stehst halte ich für keine gute Idee. Dafür wird dich der Umzug, das Renovieren, das Eingewöhnen viel zu viel Kraft kosten. Und was ist, wenn du dich als Großstadt-Pflanze in dem kleinen Ort einsam und unwohl fühlst? Dein Mann ist den ganzen Tag weg, du wirst viel alleine sein. Und draußen vor der Tür ist dann kein Großstadt-Leben sondern nur ländliche Idylle.

Zitat von Persikka04:
Ich will einerseits auf gar keinen Fall hier aus meiner Stadt und von meiner Familie weg und an den Ar... der Welt


Das ist doch eine klare Ansage. Dein Mann wird auch nichts davon haben, wenn du unglücklich bist weil dir die Großstadt fehlt.

A


Haus kaufen, wegziehen, Entscheidungen und Ängste

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Es gibt da denke ich kein richtig oder falsch.

Ich würde dahin ziehen,wo mich mein Gefühl hinzieht.
Für mich klingt es so als hättest Du grosse Lust darauf und kannst es auch einschätzen.
Klar schafft ihr das,es ruft doch schon nach euch!

@Luna70 - Vielen Dank für deine Erfahrungswerte. Ich habe auch bei meiner Mutter und ihrem Mann gesehen, was so ein Eigenumbau an Nerven, Kraft und Geld kostet. Ganz unbelastet gehen wir also nicht an die Sache heran. Andererseits denke ich immer: Wenn man es nie macht, kann man es nicht lernen und hinterher ist man sicher auch stolz auf seine Arbeit. Noch sind wir ja relativ jung. Zudem kann es in der heutigen Zeit ja nur von Vorteil sein, Eigentum zu besitzen. Eine Wohnung, die stadtnah ist und unseren Vorstellungen entspricht, können wir uns in der Gegend dort unten jedenfalls nicht leisten und ein Haus von der Stange (neubau) wollen wir eben auch nicht (bzw. wäre insgesamt vermutlich auch zu teuer).
Allerdings kann ich das Gefühl nachvollziehen, vor dem riesigen Haufen Schutt zu stehen und sich zu wünschen, niemals angefangen zu haben, weil es zu einem Fass ohne Boden werden kann. Und die Verantwortung bringt es eben auch.
Zitat von Luna70:
Ich selbst brauche eigentlich Ordnung um mich rum, meine gewohnten Abläufe, meine Ruhe.

Ja, ich auch! Aber dafür ein ganzes Leben lang den Kopf einziehen? Oder doch lieber den Allerwertesten zusammenkneifen und einmal was durchziehen?
Zitat von Luna70:
Dein Mann wird auch nichts davon haben, wenn du unglücklich bist weil dir die Großstadt fehlt.

Das weiß ich ja eben nicht. Klar ist die Stadt auch mal anstrengend und wir sind unkomlizierte, ruhige Menschen. Der Verzicht auf eine Pizza mitten in der Nacht oder sich anständig herauszuputzen und auszugehen macht mir (ganz oberflächlich) schon eher Sorgen.
Also mal ganz objektiv und von meinen psych. Problemen abgesehen.

@Flame - Naja, mein Gefühl ist eben überhaupt gar nicht eindeutig.

Persika, wir Angsthasen hassen Veränderungen. Ich würde, haha, darin bin ich Weltmeister, das worst case Szenario vorher durchdenken.

Du drehst am Rad und willst wieder zurück. Wäre das möglich, wie wäre das möglich, wie schnell. Könntest du zur Überbrückung zu deiner Familie, wie käme dein Mann damit zurecht. Evtl. Finanzielle Einbussen usw.

Sprich, vorher alles durchdenken. Dann entscheiden.

@Icefalki - Da hast du Recht. Ist halt die Frage: Wie lange sollte man durchhalten bis man weiß, dass es keinen Sinn hat, es weiter zu versuchen? Aber ich kann mich ja nicht in meiner Heimatstadt verstecken, mein Leben und meine Ehe vorbeiziehen lassen und mich bemitleiden... auch wenn ich das aktuell natürlich bevorzuge.

Ich denke, du würdest es merken. Insgesamt klingst du, als würdest du bereit für einen neuen Schritt sein. Und mit meinen obigen Sicherheiten , warum nicht?

Zitat von Persikka04:
Andererseits denke ich immer: Wenn man es nie macht, kann man es nicht lernen und hinterher ist man sicher auch stolz auf seine Arbeit. Noch sind wir ja relativ jung.


Da hast du grundsätzlich natürlich Recht. Wenn man immer nur ängstlich auf der Stelle tritt, um bloß nichts zu riskieren kommt man eben nicht vorwärts. Du kennst die Auswirkungen auf dein Leben, solltet ihr den Schritt wagen. Du wirst einige Zeit in einer Baustelle wohnen, es wird anstrengend werden und dein Umfeld wird sich verändern. Du wirst dich auf viel Neues einstellen müssen. Aber es kann dich auch vorwärts bringen, oft wachsen wir ja tatsächlich mit den Aufgaben. Auch wenn es sich abgedroschen anhört.

Ich wünsche dir, dass du bald eine Entscheidung treffen kannst.





Mira Weyer
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