Irgendwie scheint mir der Gedanke, was Therapie leisten soll oder kann, doch sehr unterschiedlich geprägt zu sein und vielleicht manchmal auch einem Irrglauben zu unterliegen.
Ja, der Therapeut kann einen Rat geben. Ja, er kann sich das Leid anhören und Mitgefühl zeigen. Ja, er kann zum Nachdenken anregen und ermuntern. Und, ja, er könnte einem etwas „Neues“ nennen, sofern man tatsächlich auf Dieses noch nicht von selbst kam, oder es einem tatsächlich nicht bekannt war.
Das alles findet auch in der Therapie statt, ist aber Beiwerk und ergibt sich natürlich aus der Fragestellung oder dem Erzählten des Patienten. So ist doch klar, dass wenn ich sage, ich gehe nie raus und treffe keine anderen Menschen und das macht mich traurig, weil ich ja andere Menschen treffen will, dann eine Antwort bekommen könnte, die da heißt, gehen Sie raus unter Menschen und ebenso klar ist, dass ich das ja selbst weiß.
Der Punkt ist aber, was will ich denn mit meiner Aussage oder Frage bezwecken und was erwarte ich? Also kann ja jede Frage, die im Kontext gestellt wird, was soll ich tun, nicht unbedingt konstruktiv sein und auch eine Antwort darauf, wird es kaum sein können.
Denn ich könnte ja immer antworten, „aber ich kann das nicht“ und damit wars das auch, denn der Therapeut kann es ja auch nicht für einen machen.
Auch mein Leid klagen, Sitzung für Sitzung, mag mir tröstlich erscheinen, weil endlich einer zuhört und mitfühlend nickt. Bringt aber dann nicht viel, wenn mein Leid so unendlich groß erscheint und die Anzahl der Sitzungen begrenzt ist. Denn mein Leid klagen, könnte ich mein Leben lang, sofern da jemand ist, dem ich es klagen kann. Das bringt also im Prinzip auch keine Besserung.
Was Therapie aber kann, ist überhaupt erstmal die Mechanismen meines Denkens und Fühlens aufzuzeigen und ich kann lernen wie Diese funktionieren und wie ich konstruktive von destruktiven unterscheiden kann. Solange ich das nämlich nicht kann, nutzt mir keine Technik und kein Werkzeug, meine Gedanken in konstruktive Bahnen zu lenken und Gefühle zulassen zu können, auch wenn sie mir nicht gefallen, ohne gleich in irgendeiner Form zu eskalieren.
Keine jungen Therapeuten haben zu wollen, wegen mangelnder Lebenserfahrung, ist ja ein legitimes Anliegen. Ebenso wie keine älteren haben zu wollen, weil man selbst jung ist. Das sind Einstellungen die man ja haben darf. Aber dabei sollte nicht vergessen werden, dass man ja wegen der eigenen Einstellung zu bestimmten Dingen in einer Therapie ist, denn was Therapie tatsächlich nicht kann, ist Umstände oder Erlebnisse ändern, die passiert sind, oder aktuell passieren, in meinem Leben. Und wenn man das nicht erkennen kann, wird Therapie nicht so funktionieren, wie sie gedacht ist. Nämlich Selbstwirksamkeit generieren.
04.06.2024 10:07 •
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