Zitat von Daishō:Zitat von Maro: Es geht lediglich darum, dass man die Eigenverantwortung als das Grundprinzip des Lebens postuliert und sich von der abstrusen Idee der Solidargemeinschaft Stück für Stück verabschiedet. Wie das im Detail ausgestaltet werden soll, sowie der Weg dahin, darüber kann man lange diskutieren. Aber mit der sozialistischen Mentalität, die heute vorherrscht, wird unser Wohlstand den Bach runtergehen. Die Länder des Ostblocks haben es vorgelebt. Und das Konzept des bevormundenden und fürsorglichen Staates geht in dieselbe Richtung.
Mehr Eigenverantwortung? Da bin ich absolut deiner Meinung. Allerdings bedeutet Eigenverantwortung ausdrücklich
nicht einmal in 4 Jahren sein Kreuz irgendwo zu machen, wo man es die letzten Male schon machte; sondern sich regelmäßig um 'die Sache' zu kümmern.
Das meine ich nicht. Unter Eigenverantwortung verstehe ich, dass der einzelne selbst für sein Leben und seine Finanzen sorgt, selbst alle Entscheidungen trifft und auch alle Risiken selbst zu tragen hat. Damit hat er die größten Chancen, denen selbstverständlich entsprechende Risiken gegenüberstehen. Ein solches Prinzip ist am wirksamsten und wirtschaftlich am effizientesten, weil es das volle Potenzial jedes Individuums ausschöpft, da dieser am persönlichen Erfolg wirklich interessiert ist und genau weiß, dass er sich nur auf sich selbst verlassen kann.
Alle 4 Jahre das Kreuzchen auf dem Wahlzettel setzen, bringt gar nichts. Es gibt 82 Mio Bürger in Deutschland. Als ein einzelner kann man politisch nichts verändern (es sei denn man geht in die Politik). Man kann nur sein eigenes Leben ändern. Und genau hier sollte man ansetzen. Auch die sog. Überzeugungsarbeit wird nichts fruchten. Man betrachte als Beispiel uns beide. Ich werde dich nicht überzeugen können und du mich auch nicht. Die meisten Menschen lassen sich nicht anders überzeugen, sie haben bestimmte Vorstellungen von richtig und falsch und davon, wie die Welt funktioniert, und an diesen Vorstellungen halten sie fest.
Zitat von Daishō:Jedes demokratische Staatsgebilde funzt im Prinzip wie die Firma an der Ecke: Oben ist der Chef (Das Volk) , er trägt die Verantwortung und gibt seinem Geschäftsführer (Regierung) klare Anweisungen, wie dieser vorzugehen hat. Und wenn der Chef nicht in der Lage ist klare Anweisungen zu geben, muss er sich nicht wundern zur Verantwortung gezogen zu werden. Er kann seinen GF feuern, die Verantwortung bleibt letztlich bei ihm.
Du bist aber sehr demokratiegläubig. Demokratie ist nur eine Maske, damit die Leute glauben, sie hätten eine Art Macht oder sie seien der Chef. Die Vorstellung ist jedoch ziemlich naiv. Das Volk, das große Lümmel, heißt es bei Schiller, wenn ich mich nicht täusche. Das Spiel Demokratie ist wie ein Theaterstück, wie eine Show, wie ein Blendwerk. Auf diese Weise werden Unruhen in den unteren Schichten der Bevölkerung geschickt vermieden, denn schließlich haben sie alle ja die jeweilige Regierung gewählt, wie du es selbst darstellst. Ich kann das alles nicht ernst nehmen, sorry.
Zitat von Daishō:Solidargemeinschaft wird allgemein als Prinzip in der Sozialversicherung verstanden. Tatsächlich ist dieser Begriff aber deutlich weiter zu fassen. Er bedeutet, dass ein Bürger nicht allein für sich verantwortlich ist, sondern sich die Mitglieder einer definierten Solidargemeinschaft gegenseitig Hilfe und Unterstützung gewähren. So ist letztlich selbst ein Staat eine Solidargemeinschaft, eine Gewerkschaft, eine freiwillige Feuerwehr, etc. letztendlich auch dieses Forum. Als einen Kern des Problems betrachte ich aber gerade den Gedanken der Abkehr von der Solidargemeinschaft. Es wird mehr gedacht, was können die für mich tun als, 'was können wir gemeinsam erreichen?'
Meine Einstellung ist: was kann ich für mich selbst tun und was kann ich für mich erreichen. Wenn ich es für richtig oder notwendig erachte, greife ich in das Gemeinschaftsleben ein. Wenn nicht, dann nicht.
Zitat von Daishō:Und solange die Solidargemeinschaft Chef keine klare Linie verfolgt, sich nicht auf klare Linien einigen kann, ist sie nicht in der Lage einen klaren Kurs zu bestimmen. Diese wird aber ein Teil der Solidargemeinschaft Chef (Nennen wir sie mal u. a. 'Geldadel', Lobbyisten) nutzen um dem 'Angestellten' Anweisungen zu erteilen.
Das wird niemals möglich sein, weil Menschen viel zu verschieden sind und dementsprechend ganz verschiedene Interessen verfolgen, die sich immer widersprechen werden. Eine klare Linie kann es in einem totalitären Regime (wie beim Sozialismus/Kommunismus) oder in einer Sekte geben, weil dort alle ungefähr gleich ticken, gleiche Vorstellungen und Werte haben. Und selbst in Sekten gibt es immer wieder mal Streit, Spaltungen und zahlreiche Aussteiger. In einer weltlichen Gesellschaft, die freiheitlich organisiert ist, ist eine solche klare Linie absolut undenkbar, sie bleibt ein Wunschtraum und eine Illusion.
Sogar die Begriffe unterscheiden sich dermaßen, dass man eine solche Einigung von vornherein ausschließen kann:
Zitat von Daishō:Letztendlich haben wir dadurch aber nicht - wie von dir vermutet - eine 'sozialistische Mentalität'. Statt dessen eine stärker werdende Umverteilung von Arm nach Reich. Oder anders ausgedrückt: eine Rückkehr zu kapitalistischen Strukturen vergangener Jahrhunderte, nur mit etwas sozialer Makulatur versehen.
Und was deinen Verweis auf den Ostblock betrifft: Einen 'Kommunismus' oder 'real existierenden Sozialismus' auf Basis von Marx These gab es nie. Meist nur um Staatskapitalismus.
Was soll ich
dazu noch sagen? Mit jemand, der behauptet weiß sei schwarz und schwarz sei weiß, kann man nicht vernünftig diskutieren. Nur soviel. Ich würde mir eine Rückkehr zum wahren Kapitalismus sehr wünschen. Aber auch darin werde ich niemanden überzeugen können, das ist mir schon klar.