Hallo Sonne,
als Außenstehende ist es natürlich immer viel einfacher so eine Situation aus der Distanz anzugucken. Haben/Hatten Du und Dein Mann denn ein Sozialleben, Freunde, Bekannte o.ä., die sich irgendwann mal zu Eurer familiären Situation/Konstellation geäußert haben?
Zitat:Mit 16,17,18 war es nicht anders,wie mit 36,37,38....
Als meine Mutter starb war ich fast 40....jetzt bin ich gerade 53....also so lange bin ich noch gar nicht aus der Pupertätsphase!
Ja,so war es wohl.Wir waren immer auf dieser Muttuer-Tochter Ebene,wie man sie normalerweise nur in der Pupertät hat.
Muß ja nicht immer schlecht sein, nur nachdem was Du erzählst, hatten Du und Deine Mutter schon lange die Nase voll voneinander - offensichtlich waren es ja die ersten Jahrzehnte wirklich NUR und außschließlich wirtschaftliche Beweggründe, die Euch zusammen gehalten haben...vielleicht solltest Du die emotionale und die wirtschaftliche Ebene mal ganz wertfrei von einander trennen...das kann ein Teenager nicht...Wenn Deine Mutter nicht auf die Kinder geachtet hätte, wenn Deine Eltern nicht die wirtschaftlichen Mittel gehabt hätten etc, wären Du und Dein Mann dann all diese Deals trotzdem eingegangen? Ich will Dir hier nicht mit dem moralischen Zeigefinger ins Auge picksen ich fänd es nur gerade jetzt wichtig mal klare Fakten auf den Tisch zu legen...für Dich...um ein bißchen Abstand von dem Wenn meine Mutter nur ein völlig anderer, liebevoller Mensch gewesen wäre... Was dann?. Du mochtest sie auch nicht, wolltest eigentlich auch nur, dass sie ihre Klappe hält und ohne sich ständig einzumischen ihren Teil des Deals erfüllt...letztlich hätte sie auch ihren Teil verkaufen können, um in ein schönes privates Sanatorium zu ziehen, nachdem Ihr Mann verstorben war
Die emotionale Beziehung zwischen Dir und Deiner Mutter war schon Jahre vorher gespannt und äußerst anstrengend für Euch Beide...lange bevor die Kinder, das Haus, die Selbständigkeit kamen....ergo bist Du nicht dort geblieben, hast Dich nicht um sie gekümmert weil es Dir ein emotionales Anliegen war, hast Dich all die Jahre nicht aufgerieben und geärgert weil Du um emotionale Nähe kämpfen wolltest, sondern weil es dafür durchaus nachvollziehbare und wirtschaftliche Gründe und Vorteile gab...und eben nicht weil Du Dich von ihr ungeliebt, emotional unterversorgt und damit extrem unsicher und unfähig fühltest...Du mußt jetzt nicht mehr nach einem anderen emotionalen Gründen suchen, warum Du was wann und warum für faule Kompromisse und Deals eingegangen bist, Sonne...weil feststeht, dass auch Du Deine Mutter nicht wirklich gerne hattest und sie rein menschlich nicht sonderlich mochtest...weißt Du was ich meine? Das hilft Dir kein bißchen, wenn Du ihr jetzt im Nachhinein den Vorwurf machst Dass DU sie nicht mochtest und als Mutter für ne Fehlbesetzung hieltst....kann ich das irgendwie verstehen? Sicher...aber mal wieder aus der Distanz angeguckt, könnte das auch nur ne Projektionsgeschichte sein...In Dir hat sich jahrzehntelang alles gesträubt,Du wolltest so wenig wie Möglich Kontakt zu ihr/mit ihr, aber das hätte bedeutet auf ganz viel zu verzichten....jetzt einfach zu sagen: Ja aber nur, weil SIE so und so war... ist gut genug für Dein Hirn, das kann Dich ohne Ende mit Gründen versorgen warum Du Deine Mutter nicht mochtest...aber Deiner Seele, Deinem Unterbewußtsein scheint das lange nicht zu reichen? Also liefert dieses die emotionalen Gründe für Deine emotionale Abwehr gegen sie...Mutter hat mich nie geliebt, hat sich nie gesorgt und gekümmert, hat es mir ganz bewußt durch ihre kalte und berechnende Art unmöglich gemacht sie zu lieben......Weißte, das ist alles richtig und wahr...aber dann auch wieder überhaupt nicht...ich mag Dich nicht, weil Du mich nicht magst funktioniert nicht - schon weil Du keine Ahnung hast, was wirklich in nem anderen vor sich geht
Es ist der absolute emotionale supergau sich als erwachsenes Kind selbst einzugestehen: Ich kann mit meiner Mutter als Mensch nichts anfangen, ich mag sie nicht, egal was sie tut, sie geht mir ohne Ende auf die Nerven und noch mehr geht mir auf die Nerven, dass sie mir sogar auf die Nerven geht, wenn sie gar nicht präsent ist- die schuldet mir ne Entschuldigung dafür dass sie mir ständig auf die Nerven geht und nicht die ist, die ich wollte und will....ich schätze mal, das geht Eltern die derlei Gefühle und Gedanken für ihre Kinder hegen auch nicht anders....
Zitat:Allerdings denke ich,dass mein Vater nur die treibende Kraft war.Meine Mutter sagte mir kurz nach Vaters Tod,dass sie,wenn sie gesund wäre(damals war sie schon schwer herzkrank) ALLES verkaufen würde,was ihr gehört,um auf Reisen zu gehen.Ich fragte sie,was dann wohl mit dem Salon und den Kindern wäre,denn die waren da noch im Kindergarten und Schule.Das sei ihr egal,meinte sie!Wäre sie gesund,würde sie gehen,meinte sie damals.
Also kam die Sicherheit,der Zusammenhalt nur von meinem Vater.Und letztendlich war es nur ihre Krankheit die sie an das Haus fesselte.Mich hätte sie jedenfalls,wäre sie gesund gewesen,nicht mehr unterstützt.
So war sie....Wärme und Liebe konnte sie mir nie zeigen,noch geben
Das hat Dich wirklich geschockt und verletzt, oder? Aber letztlich hat sie Dir mit ihrer Ehrlichkeit auch wiedermal eine weitere Erklärung dafür geliefert warum DU sie nicht leiden magst...warum Du nicht von Dir aus, als erwachsene Tochter sagen konntest Meine Mutter ist gerade sehr jung zur Witwe geworden, meine Eltern hatten von all ihrer harten Arbeit und all den Investionen gar nichts, kein Ruhestand, keine Zeit oder Kraft für private Hobbies und Lebensabendgestaltung etc und jetzt ist sie auch noch viel zu krank und schwach um wenigstens ihre letzten Jahre nach ihren Wünschen und Träumen zu gestalten, die sie immer und immer wieder aufgeschoben hat... Das ist unglaublich traurig - genauso traurig ist es, dass sie sich zum Schluß von Dir unterstützen und pflegen lassen mußte, obwohl sie natürlich genau wußte, dass Du das auch nicht ganz selbstverständlich und aus tiefster Überzeugung und Herzenswärme tust...
Nochmal: Es liegt überhaupt nicht in meiner Absicht, Dir ein schlechtes Gewissen zu machen, es geht einzig und allein darum, dass Du langsam aber sicher davon weggehen kannst, Dir selbst immer und immer zu erklären, warum DU Deine Mutter nicht so gerne hattest, wie Du es Dir von ihr gewünscht hättest...
JETZT ist wichtig, dass DU nicht wieder nachmachst, was sie Dir vorgemacht hat...DU kannst es Dir leisten Dir jetzt und sofort kleinere und größere Wünsche zu erfüllen, die Karriere und das Auskommen Deiner Söhne ist nicht davon Abhängig ob Du und Dein Mann willig, bereit und flexibel genug sind, die Enkel zu versorgen etc. Mit dem versterben Deiner Mutter hat sich der Lebenslauf von Euch beiden Frauen getrennt...durch Deine Bechterew Erkrankung bist Du nicht ganz so flexibel und fit - aber bist Du tatsächlich so gehandicapped, dass Du wie Deine Mutter ans Haus gefesselt bist? Dass Du nichts Neues mehr beginnen kannst? Neue Interessen für Dich entdecken kannst und es jetzt ganz anders und vielleicht sogar viel besser für Dich zu machen, als es Deine Mutter für sich getan hat?
Sie hat weder Dir noch sich selbst einen Gefallen damit getan, bis zum bitteren Ende all ihre Wünsche und Träume immer wieder aufzuscheiben, aus wirtschaftlichen Gründen ihr ohnehin schon schwaches Herz auch noch als Witwe mit der Versorgung zweier kleiner Kinder zu belasten, sich zeitlebends einen riesen Kopf darum zu machen, ob Du alleine und selbstständig genug bist und bis zum Schluss nicht aufhören konnte Deine Mutter und Erzieherin zu sein...ich finde auch, dass sie viel besser daran getan hätte, nach dem Tod ihres Mannes ein Plätzchen für sich zu suchen, wo sie einfach nur mal sie selbst hätte sein können, wo sie darüber hätte nachdenken müssen ob und was sie als nächstes machen MÖCHTE, mit wem sie Zeit verbringen möchte, wonach ihr der Sinn steht, anstatt immer wieder die Verpflichtunszügel an sich zu reißen...natürlich hätte das auch bedeutet, dass Du und Dein Mann Euch etwas anderes einfallen lassen müssen, aber das hättet ihr auch gepackt...
Zitat:Also bin ich auch nicht ganz unschuldig? Ich hätte ja gehen können.
Vergiss mal diese Schuldfrage...die führt zu gar nix...lange Zeit warst Du überzeugt, Deine Mutter und ihre Persönlichkeit wären Schuld gewesen...und? Geht/Ging es Dir damit besser? Nee, leider gar nicht!
Sicherlich ist es immer angenehmer für einen selbst, wenn man sich sagen kann ICH hab alles versucht und gemacht und war ganz uneigennützig darauf bedacht, dass es ALLEN gut geht...also bin ich nicht Schuld aber 1. tun wir alle nur selten irgendwas aus reiner Gutherzigkeit und 2. ändert/verbessert die Lösung der Schuldfrage rein gar nichts an den Umständen und Konsequenzen...und 3. Schuld an Emotionen und ganz subjektiven Erlebnissen festzumachen funktioniert nicht wirklich ...Schuld setzt per Gesetz auch immer einen bestimmten Vorsatz voraus...aber Schuld, bzgl Beziehungen...wie willst Du die denn feststellen? Natürlich hätten Du und Dein Mann gehen können, natürlich hätten auch Deine Eltern gehen können, natürlich hätte Euch das Allen emotionalen Stress erspart, und natürlich war Dir und Deiner Mutter klar, dass das ständig und dauernd Machtgerangel und Stress geben wird, natürlich war klar, dass keiner von Euch seine Persönlichkeit und seinen Charakter total verändern wird....das ist doch keine Schuldfrage - ihr habt das ALLE in Kauf genommen und andere, wirtschaftliche Ziele auf Eurer gemeinsamen Prioritätenliste nach ganz oben gesetzt...und die habt ihr ja letztendlich auch erreicht...
Die Frage ist doch viel eher war es das alles Wert? Ob Du und Deine Mutter besser miteinander ausgekommen wärt, wenn...ob und wie ihr als junge kleine Familie ohne Deine Eltern klar gekommen wärt, ob es Dir jetzt gesundheitlich/psychisch viel besser ginge, ob und wie Du als vollberufstätige Mutter mit zwei Kindern alleine klar gekommen wärst, wie ihr jetzt wirtschaftlich gestellt wärt, wie Eure Ehe verlaufen wär etc...das sind Fragen auf die es keine Antworten gibt, Sonne ...wer weiß denn, wie Du drauf gewesen wärst, wenn Dich Deine Mutter von morgends vertuttelt hätte, als Du klein warst, wenn sie Dir das Handwerk und die Geschäftsführung auf die ganz sanfte beigebracht hätte, oder wenn sie statt ein Geschäft aufzubauen noch 3 andere Kinder bekommen hätte...Siehste, da kau ich Dir ein Ohr ab und weiß gar nicht, ob Du Geschwister hast...
Aber wirklich wichtig ist doch jetzt nur noch, was Du mit Dir, aus Dir machst...zu gucken, welche Möglichkeiten Du hast, wie sieht es z.B. bei Dir mit Reisen aus? Hobbies, Bekanntschaften, Nachbarschaft etc...Du bist ERST 53, hast n wunderschönes Eigenheim und bist vermutlich auch finanziell so weit abgesichert, dass Du Dir deshalb schon lange keine super heftigen Gedanken mehr machen mußt...das ist Luxus, Sonne...klar hast Du dafür hart gearbeitet...aber das tun andere auch...wenn etwas Freiheit ist, dann das...was Du damit anfangen möchtest und kannst...darüber mach Dir Gedanken...damit tust Du letztlich nämlich auch Deinen Söhnen und Deiner Ehe etwas richtig Gutes.