nach langer Überlegung habe ich mich dazu entschlossen, mich hier anzumelden und mein Problem mit euch zu teilen, in der Hoffnung, dass sich jemand mit ähnlichen Erfahrungen und möglichen Lösungsvorschlägen findet. So könnten wir vielleicht anderen wie mir weiterhelfen. Ich möchte jedem, der meinen langen Text gelesen hat, meinen Dank aussprechen, da alleine das mir schon sehr viel bedeutet.
Ich gebe mir Mühe, mein Problem so kurz wie möglich, jedoch mit so vielen wichtigen Infos wie möglich zu beschreiben:
Zu mir: Ich bin Anfang 20 und gerade dabei, mein Studium zu beenden. Es fing alles damit an, dass ich anfangs relativ verspannt war. Ich war 2 Jahre lang zuhause, habe mich wenig bewegt, falsche Schlafenszeiten gehabt und viel am Schreibtisch gearbeitet. Irgendwann hatte ich langsam beim Atmen richtig spürbare Verspannungen, etwa oben am Brustbein. (Beim Vorlehnen der Schultern waren diese aber weg.) Ich habe mir anfangs immer nur wenig dabei gedacht, da ich sowieso leicht hypochondrisch veranlagt bin. Zunehmend hatte ich auch öfter ein Fremdkörper-Gefühl im Hals. Manchmal war dieses größer, manchmal kleiner.
Meine größten Probleme haben jedoch folgendermaßen angefangen:
Ich kann mich richtig gut daran erinnern, als wäre es gestern gewesen. Ich war wieder zuhause und sah mir ein YouTube-Video an. Mir wurde ein Video vorgeschlagen, in dem ein YouTuber, den ich immer gesehen habe, vermittelte, dass bei ihm Krebs diagnostiziert wurde. Das Video hat mich grundsätzlich schon sehr geschockt, da es sich um einen Shisha-YouTuber handelte, den ich länger gesehen hatte. Ich habe bis dahin auch ab und zu Shisha geraucht (bisher ohne Probleme) und mir wahrscheinlich deshalb Sorgen gemacht. Wichtig zu erwähnen: Der Krebs, der ihn betrifft, hat laut Diagnose in erster Linie nichts mit dem Rauchen zu tun gehabt.
Jedenfalls habe ich daraufhin einen Selbstcheck durchgeführt und mir dennoch dabei gedacht, wie sinnlos das wäre, da es mit mir eigentlich nichts zu tun hatte. Ich habe dann den Drang bekommen, tief einzuatmen und zu überprüfen, ob da alles in Ordnung ist. Wie sich herausstellte, ein großer Fehler, denn zunächst kam ein Verspannungssymptom, welches leicht schmerzte, ganz oben beim Endpunkt. Da ich das Verspannungsgefühl kannte, dachte ich mir grundsätzlich nichts dabei, versuchte es aber den ganzen Tag irgendwie dennoch immer wieder so einzuatmen, um zu überprüfen, ob diese Verspannung noch da ist.
Die Probleme fingen jedoch am nächsten Morgen an: Ich bin aufgewacht und habe erneut überprüft, ob die Verspannung noch vorliegt. Mir ist aufgefallen, dass die Verspannung tatsächlich verschwunden war, jedoch habe ich, warum auch immer, den ganzen Tag weiterhin versucht, tief einzuatmen bis zu dieser Schwelle. Immer und immer wieder. Das Problem war; Ich konnte damit nicht aufhören. Der Drang kam immer und immer wieder. Irgendwann hat es sich so angefühlt, als würde ich es machen müssen, damit ich überhaupt erst genug Luft bekomme. Wichtig zu wissen: Manchmal verschwand das Gefühl komplett, wenn ich zum Beispiel unterwegs war und draußen etwas ganz anderes gemacht habe, was mir Spaß gemacht hat. Es kam jedoch nach einer Zeit dann sofort wieder und ging dann irgendwann lange nicht mehr weg. Das hat mir Unbehagen bereitet. Irgendwann fragte ich mich tatsächlich, ob da nicht eine ernst zu nehmende Krankheit stecken würde bzw. habe mich davor gefürchtet. Nach ca. 1-2 Monaten war es immer noch da und an dem Tag, an dem ich mich leicht mit meiner Freundin gestritten habe, war es abends so heftig, dass ich irgendwann den Notdienst gerufen habe, da ich im Bett lag und wirklich das Gefühl hatte, keine Luft mehr zu bekommen und zu sterben. War vermutlich meine erste richtige Panikattacke.
Der Notdienst war da, hat mich komplett durchgecheckt, und alles war okay. Sauerstoffwerte waren gut, Lunge war frei, kein Fieber, gar nichts. Ihre Analyse ergab: psychosoziale Krise. Ich war danach irgendwie so beruhigt und habe so viel Energie gelassen, da es mir wirklich so rüberkam, als würde ich sterben, dass mich die Entwarnung vom Notdienst schlafen ließ wie ein Faultier. Am nächsten Tag habe ich zunächst nicht einen Gedanken an dieses tiefe Einatmen verschwendet. Mir kam es so vor, als hätte der ganze Spuk nun endlich ein Ende gefunden.
Ich war friedlich beim Friseur, und mir ging es super. An dem Tag musste ich später meiner Freundin beim Umziehen (innerhalb der Stadt) helfen, was ich auch gerne tat. Ich habe angefangen, die Sachen runterzutragen, und irgendwann beim Treppenlaufen habe ich leicht das Gefühl bekommen, als hätte ich nicht genug Puste dafür (was ja eigentlich irgendwann normal ist). Oben angekommen, hat meine Freundin mich etwas gefragt, und da ich mich plötzlich so sehr auf das Aus-der-Puste-Sein konzentriert habe und es mir Angst gemacht hat, konnte ich ihr nicht auf die Frage antworten, da ich in dem Moment überhaupt nicht überlegen konnte. Dann fokussierte ich mich darauf, warum ich nicht überlegen oder sprechen konnte, bekam noch mehr Angst, und plötzlich habe ich genau die gleichen Symptome bekommen wie in der Nacht davor, nur in einer abgeschwächten Form.
Ab da begann der Spuk. Ich hatte ab und zu (was später deutlich schlimmer wurde) immer mal wieder leichte Formen dieser Panikattacke der ersten Nacht. Das tiefe Einatmen kehrte wieder, war jedoch deutlich reduziert vorhanden, da ich mich über die nächsten zwei Wochen aufgrund der anderen Angstsymptome, die auftauchten, wie zum Beispiel Schwindel, Taubheitsgefühle, Kribbeln und Druck im Kopf, die Angst zu sterben, usw., nicht mehr darauf konzentrierte. Irgendwann hatte ich den ganzen Tag über Angstattacken und unterschwellig ein unwohles und ängstliches Gefühl in der Brust. Dabei wechselten die Symptome sich ab: Wenn ich die ganzen anderen Symptome hatte (worunter auch eventuell eingebildete Kurzatmigkeit zählt), hatte ich das tiefe Atmen nicht. Sobald es mir einigermaßen besser ging, hatte ich wieder dieses tiefe Atmen.
Irgendwann war ich dann beim Hausarzt und habe ihm die Symptome geschildert. Ich dachte / denke ständig, ich hätte eine schlimme Lungenkrankheit und es ist nicht wieder rückgängig zu machen und wird mich umbringen etc. Dieser Arzt hat dann alles abgecheckt: Blutuntersuchung, EKG, Körperuntersuchung - nichts Außergewöhnliches. Die Ergebnisse des Lungenfunktionstests waren in den Werten sogar besser als vorgegeben. Dies war eine große Entlastung für mich und hat mir auch einen ganzen Tag lang völligen Frieden geschenkt. Weder tiefes Atmen noch das Fokussieren darauf, nicht draufzugehen. Einfach nur Ruhe und Glück. Das hielt allerdings nicht lange an, denn irgendwann habe ich zwar verstanden, dass körperlich nichts ist und es sich alles nur in meinem Kopf befindet, jedoch machte es die Probleme anfangs schlimmer, da sie in meinem Kopf und nicht mehr greifbar waren. Da hatte ich wieder viele Panikattacken (jedoch alle nicht mehr so stark wie die anfänglichen), da ich dachte, ich drehe durch und habe eine richtig schlimme psychische Erkrankung, die auch irreversibel ist (ein Thema, das mir anscheinend echt viel Angst macht mit dieser ganzen Irreversibilität). Ich habe mich tagsüber durchgehend benommen gefühlt und gedacht, ich sehe nicht richtig, oder mir ist leicht schwindelig oder so usw. Irgendwann dachte ich dann, dass mir ein Psychologe bestimmt Abhilfe schaffen kann, da dieser professionell ist und mir vielleicht irgendwo Sicherheit spenden würde. Und so war es auch.
Der Psychologe:
Der Psychologe verwendet bei mir den tiefenpsychologischen Ansatz und versucht, meine Kindheit auszugraben. Meine ganze Familie ist anscheinend auch von Angstproblemen betroffen / war betroffen und hatte / hat ähnliche Probleme mit dem Atmen. Mein Vater war Hypochonder, ist jedoch leider relativ früh gestorben. Der Psychologe bemerkte jedoch bereits in der ersten Sitzung einen starken Kontrollzwang. Er gab mir die Idee, möglicherweise einfach mal loszulassen. Ich ging also aus der Sitzung raus und war erstmal überglücklich, meine ganzen Probleme und sonstiges zum ersten Mal jemandem erzählen zu dürfen. Ich war sehr glücklich, und dieses Loslassen klappte daraufhin automatisch. Es war wirklich befreiend, denn die 3 Tage darauf waren himmlisch. Ich habe meine pflanzlichen Medikamente zur Beruhigung beiseite gelegt, da es mir vorkam, als wäre ich geheilt. Als wäre alles wie früher. Das Atmen wurde immer weniger und schien am 3. Tag verschwunden zu sein. Ich hatte keine Sorgen mehr, sondern war richtig entspannt und glücklich. Doch dann kam etwas dazwischen.
Der nächste Tag:
Am nächsten Tag hatte ich einen Arzttermin. Bei der Untersuchung wegen meiner Atemprobleme fielen lediglich leicht erhöhte Leberwerte auf. Daraufhin bat der Arzt mich zu kommen und eine Ultraschalluntersuchung zu machen. Dort wurde nichts Schlimmes herausgestellt, und alles war eigentlich OK, jedoch war es ziemlich früh, und wir haben miteinander geredet, und der Satz fiel: Es ist nicht heilbar. Dies, wie ich am nächsten Tag erfuhr, hatte nichts mit meiner Diagnose zu tun, sondern handelte von viel schwerwiegenderen Problemen. Am ersten Tag konnte ich es jedoch nicht einordnen, und der ganze Angst-Symptom-Kreislauf fing wieder von vorne an und kam mir heftiger vor als sonst. Der Drang, tief zu atmen, kam extrem stark wieder, ein Schwindelgefühl kam auch verstärkt wieder, etc. Ich war den ganzen Tag damit beschäftigt, herauszufinden, von welchem unheilbaren Symptom der Arzt gesprochen hatte. Nach längerem Googeln fand ich Leberfibrose als mögliche Ursache und war völlig aus dem Häuschen. Am nächsten Tag habe ich meine Fehleinschätzung klarstellen lassen und war danach wieder beim Therapeuten, fühlte mich danach aber nicht sonderlich besser. Es ist niederschmetternd, wenn man das Gefühl hatte: Ja, es ist alles wieder toll und ich bin geheilt, und sich im anderen Moment denkt: Hätte ich das doch bloß richtig verstanden, das ist alles jetzt wieder schlimm und unheilbar. Ich glaube immer noch irgendwie unterbewusst, dass es sich um eine Lungenkrankheit handelt, die die Ärzte übersehen hätten, was durch andere Begleiterscheinungen irgendwie bestätigt wird, wie Schwindel, Benommenheit, Erschöpfung, Sehprobleme, etc.
Heutige Situation:
Ich bilde mir manchmal ein dass ich kurzatmig bin (Wenn ich laufe oder auch nur im sitzen). Ich bilde mir manchmal auch ein dass ich gleich in Ohnmacht falle. Zumindest gehe ich selbst davon aus, dass ich mir diese Dinge einbilde. Ich habe dann auch oft den Gedanken, dass doch die Symptome zuerst sind und dann erst die Angst kommt.
Wenn die anderen Probleme nicht gerade sind, dann konzentriere ich mich irgendwie die ganze Zeit auf meine Atmung was dieses tiefe Einatmen bis über die „Befriedigung bringende Schwelle“ verursacht. Wenn ich es versuche zu unterdrücken habe ich das Gefühl ich habe nicht genug Luft geatmet. Ich denke mir jedes Mal, dass wenn diese Atemprobleme nicht wären, ich viel besser mit den ganzen anderen Angstsymptomen klarkommen würde und meinen Alltag auch leichter führen könnte.
Ich weiß, das war echt viel, aber ich bin dir sehr dankbar dafür, dass du bis hierhin gelesen hast, und freue mich auf jede Antwort und/oder Erfahrungsberichte. Leider stecke ich aktuell genau da drin, wo ich aufgehört habe zu schreiben
02.10.2023 15:30 • • 01.02.2024 x 4 #1