ich bin auch neu hier und weiß gar nicht genau, wo ich anfangen soll. Vielleicht könnt ihr mir im Zweifel durch geschicktes Nachfragen helfen. Kurz zu mir: Ich bin 41 Jahre alt, ziemlich therapie-erfahren und zurzeit geht es mir mal wieder schlecht. Ich würde hier gerne etwas Austausch finden, vielleicht haben andere schon ähnliche Erfahrungen mit ihrer Störung und ähnlichen Symptomen gemacht und können mir helfen, ein paar Unsicherheiten abzubauen oder einen Ansatz zur Verbesserung empfehlen.
Die Diagnosen gehen bei mir seit 20 Jahren auseinander, aber in der Essenz würde ich es als generalisierte Angststörung bezeichnen, die mir eine gewisse, leichte Grundsymptomatik beschert. Aber in mehrjährigen Abständen drängt sich die Störung durch heftige Krisen in den Vordergrund, und im Moment stecke ich mal wieder in einer solchen Krise. Ich muss dazusagen, dass ich seit 2 Jahren eine tiefenpsychologische Therapie mache.
Angefangen hat es dieses Mal im Mai, mit heftigsten Panikattacken (eine gefolgt von der nächsten). An ein normales Leben war von heute auf morgen gar nicht mehr zu denken.Es kamen dann nach und nach immer mehr Symptome dazu: diffuse Ängste, also richtige Furcht (wie beim Horrorfilme schauen, was ich allerdings nicht tue), ein Gefühl von unerträglicher Unruhe und Getriebenheit, konkrete agoraphobische Ängste, zwischendurch auch depressive Empfindungen (Hoffnungslosigkeit, Verzweiflung, bohrende Angst vor allem) und schlussendlich (darin mündet es immer irgendwann bei mir) starke Derealisation/Depersonalisation. Ich lebe seit 7 Jahren mit meiner Partnerin zusammen, und da ich das letzte Mal so eine Krise vor 9 Jahren hatte, kannte sie das noch nicht von mir.
Ich mache ein Fernstudium und habe dafür auch vor 1,5 Jahren meinen Job gekündigt. Dann kam aber leider Corona, und ich war plötzlich hier zu Hause isoliert in meinem Arbeitszimmer. Meine Freundin war ziemlich zeitgleich im Home-Office (und ist es bis heute noch), d.h. wir waren hier 24-7 zusammen. Irgendwann habe ich das schon als belastend empfunden, weil ich einfach Phasen habe, in denen ich meine Höhle brauche, also niemand um mich herum ist. Mit der aktuellen Krise im Mai ist das komplett gekippt - ich kann es jetzt kaum noch ertragen, wenn sie auch nur 2 Stunden zum Sport geht, geschweige denn sie muss mal ins Büro für einen Tag. Ich kann also praktisch nicht mehr alleine zu Hause sein, ohne dass die Ängste stetig anwachsen und es mir immer beschissener geht. Da meine Freundin jetzt aber wohl ab Oktober/November wieder mehrere Tage pro Woche zur Arbeit muss (80km entfernt, sie wird 2 Home-Office-Tage pro Woche haben) und sie auch wieder mehrtägige Dienstreisen haben wird, ist das gerade mein größter Horror und ich weiß einfach nicht, wie ich dem begegnen soll in meinem Zustand.
Der Therapeut (ist auch gleichzeitig mein Psychiater) geht darauf gar nicht ein, für ihn sind das alles Symptome von Agoraphobie - Aushalten, dann wirds besser, ist da sein Rat (Zitat: Fahren'se mal eine Woche alleine ins Sauerland in eine Hütte, dann gehts Ihnen da 4 Stunden schlecht und danach können Sie sich plötzlich auf Ihr Studium konzentrieren). Hier rächt sich vielleicht, dass es kein Verhaltenstherapeut ist. Insgesamt fühle ich mich in dieser aktuen Krise von ihm nicht genug ernst genommen. Medikamente nehme ich übrigens 75mg Doxepin zur Nacht (damit Schlafen funktioniert und mein Adrenalinspiegel tagsüber etwas gesenkt wird - weniger Unruhe-Attacken). Der Arzt sagt, die Angst sei bei mir nicht die Krankheit, sondern das Symptom, und die Ursachen würden nicht in meinem Hirnstoffwechsel liegen, deshalb würden Medikamente mir hier auch nicht dagegen helfen.
Ok, das wäre mein erster kurzer Einblick, ich hoffe, man kann etwas damit anfangen. Ich könnte wohl in jede erdenkliche Richtung stundenlang weiter erzählen. Würde mich freuen, wenn sich hier vielleicht jemand findet, der sich mit mir darüber austauschen mag.
LG, asdus
18.09.2021 09:15 • • 21.09.2021 x 2 #1