Um wieder konkret zum Thread-Thema zu kommen (Geht es vielen von uns einfach zu gut?):
Sehr wahrscheinlich beruht meine Vermutung natürlich rein auf meinen individuellen Erfahrungen, also genauer gesagt auf meinem eigenen Fall und dem von mittlerweile aber doch nicht wenigen Bekannten (auch aus dem Kreis meiner Frau). Fakt ist, dass die Corona-Zeit viele Fälle mehr oder wenige aufgedeckt hat und man jetzt erkennt, dass es vielen schon länger nicht gut ging und sie eben jetzt eingebrochen sind. Ob es reiner Zufall ist, dass es sich bei den mir bekannten Fällen fast ausschließlich um Leute handelt, die rein auf dem Papier sehr stabil und gut abgesichert im Leben standen/stehen, ist halt die Frage bzw. ist vielleicht tatsächlich so.
So gesehen bleibt meine Kern-Vermutung einfach, dass dieses ständige Streben nach immer mehr (Wachstum, Wohlstand, Geld, Ansehen, Karriere, Luxus, immer mehr arbeiten etc) bei gleichzeitigem Nachlassen anderer, moralischer oder familiärer Grundwerte für keinen von uns gut ist und dies führt unvermeidbar dazu, dass psychische Erkrankungen definitiv eher noch mehr zunehmen werden, anstatt, dass es weniger wird.
Kurz gesagt ist meine Meinung/Vermutung: Immer mehr Wohlstand/wirtschaftliches Wachstum führt nicht zu einem insgesamt besseren Leben, sondern irgendwann gibt es sogar einen Kippunkt, bei dem das Gegenteil der Fall ist.
Im Herzen weiß das glaube ich fast jeder, aber noch zu wenige trauen es sich, offen zu sagen und bleiben weiter im Hamsterrad, weil sie nicht ihr Gesicht gegenüber anderen/der Gesellschaft verlieren wollen.
Ich bin zumindest froh, dass es mir gelungen ist, offen darüber zu reden und bisher bin ich damit überraschenderweise gut gefahren und habe nur positives Feedback bekommen (bei einigen anderen scheint es dadurch sogar nun auch Klick zu machen).
Vielleicht können meine Überlegungen hier zumindest einigen helfen, über gewisse Dinge nachzudenken oder sich bestimmte Dinge zu trauen (Outing vor Freunden, Jobwechsel, Lebensansichten, Umgang mit Geld etc).
22.03.2022 18:29 •
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