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Zitat von Siebert:
Ich weiß, dass man das nicht pauschal auf alle umwälzen kann, aber mir fällt eben aus meiner Erfahrung auf, dass die mit psychischen Problemen sehr oft die sind, die gute Jobs haben und finanziell nicht schlecht dastehen.

Ich habe die Erfahrung eher anders herum gemacht, dass gerade die mit psychischer Erkrankung finanziell nicht gut dastehen, weil sie halt wegen der Erkrankung nicht mehr richtig arbeiten können.

Zitat von Toth:
Puh, zu dem T kann ich nur sagen dass ist ja wohl jammern auf sehr hohem Niveau. Ist für mich fast gar nicht zu gl.

Das sehe ich anders. Diese Menschen tun mir leid, wirklich!

A


Führt zu viel Wohlstand zu psychischen Erkrankungen?

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Zitat von Pauline333:
aber eine zwischen ungesundem Lifestyle und psychischen Erkrankungen. Stress, Hektik, Mediensucht, Effizienzwut, Schönheitswahn

Das natürlich auch

Das Problem sehe ich leider etwas darin, dass die, die noch nie wirklich viel Wohlstand hatten, glaube ich schwer beurteilen können, wie beschissen das sein kann bzw. dass gerade diese Freiheit einem den Antrieb nimmt. Es ist halt einfach nicht logisch/leicht nachvollziehbar, was ich auch verstehe.
Sprüche wie jammern auf hohem Niveau etc sind nur verständlich.

Wenn ich höre, wie hart und durchgehend unsere Eltern teils arbeiten mussten, dann ist mir klar, dass deren Köpfe gar keine Zeit hatten, um sich krank zu denken.
Körperlich und finanziell waren das harte Zeiten, aber mental hatte man offensichtlich seine Aufgabe und einfach keine Zeit, sich viele Gedanken zu machen.

Ich glaube nicht, dass es uns nicht zu gut geht. Es ist wirklich ein schwerer Vergleich zwischen armen Kindern in anderen Ländern, Kriegsflüchtlingen und den psychische Erkrankungen in Europa. Es ist für den Menschen Leid. Es hilft mir auch nicht zu wissen, dass es Menschen gibt, denen es noch schlechter geht als mir. Das halte ich eher für gefährlich. Es wertet wieder psychische Erkrankungen als ernst genommene Erkrankung ab. Das sind ja genau die Sprüche die einige Menschen daran hindert sich Hilfe zu suchen.

Ich kenne psychische Erkrankungen in allen gesellschaftlichen Schichten. Es macht vor niemanden Halt. Egal ob arm oder reich mit Familie oder ohne. Ich denke auch, dass die Menschen in armen Ländern psychische Probleme haben dafür aber einfach kein Raum ist, dass zum Thema zu machen zwischen Hunger und Durst.

Zitat von Siebert:
Wenn ich höre, wie hart und durchgehend unsere Eltern teils arbeiten mussten, dann ist mir klar, dass deren Köpfe gar keine Zeit hatten, um sich krank zu denken.
Körperlich und finanziell waren das harte Zeiten, aber mental hatte man offensichtlich seine Aufgabe und einfach keine Zeit, sich viele Gedanken zu machen.

Depressionen gab es auch schon zu deren Zeiten. Da haben sich manche das Leben genommen, weil es noch keine Anerkennung für psychische Krankheiten gab und noch keine passenden Medikamente. Meine Großmutter hat mit 80
Trigger

einen Suizidversuch gemacht.



Und sie kommt aus der Kriegsgeneration, also 1915 geboren. Nur hat man früher da nicht so offen drüber gesprochen.

Im dritten Reich wurden

Trigger

psychisch Kranke ermordet.



Es hat nur heute viel mehr Akzeptanz und Toleranz.

Was mich persönlich anbelangt, ist es genau umgekehrt: je besser ich finanziell abgesichert bin, umso besser geht es mir psychisch, ich kann gut schlafen und habe keine Ängste. Sobald meine finanzielle Sicherheit in Gefahr gerät, wie z.B. durch die wirtschaftlichen Folgen von Corona und jetzt auch noch die wirtschaftlichen Folgen des Kriegs für uns, liege ich oft nachts wach und male mir Worst Case Szenarien aus.

Zitat von Coru:
Ich kenne psychische Erkrankungen in allen gesellschaftlichen Schichten. Es macht vor niemanden Halt.

Das sehe ich auch so.

Zitat von Islandfan:
Ich habe die Erfahrung eher anders herum gemacht, dass gerade die mit psychischer Erkrankung finanziell nicht gut dastehen, weil sie halt wegen der ...

Hier sollte man aber unterscheiden, ob die psychische Erkrankung der Grund war, warum es ihnen dann anschließend finanziell nicht gut geht. Falls das so ist, ist es natürlich nachvollziehbar und logisch, dass es viele solcher Fälle gibt.

Meine Kern-Überlegung ist ja, dass psychische Erkrankungen bei einigen erst dadurch entstehen, dass es ihnen einfach insgesamt im Leben zu gut geht. Das klassische Beispiel sind unzählige Prominente, die immer wieder in Dro. etc. abstürzen, gerade, weil sie den Erfolg nicht verkraften oder so gesättigt sind, dass die Reize im Leben nicht mehr gegeben sind, die einen antreiben können.

Ich möchte nochmal betonen, dass ich vollends verstehen kann, wenn einige meine Überlegung aus ihrer Perspektive teils überhaupt nicht nachvollziehen können.

Es gibt ja auch die vererbliche Variante, in meinem Fall ist es so, Vater und Großmutter depressiv, Großvater Angststörung. Da spielt es keine Rolle, ob man reich oder arm ist, es kommt dann einfach.
Es ist auch schwer, da überhaupt pauschal was zu zu sagen, weil solche Dinge ja auch durch Traumata oder genereller Überforderung entstehen können.

Zitat von Islandfan:
Depressionen gab es auch schon zu deren Zeiten. Da haben sich manche das Leben genommen, weil es noch keine Anerkennung für psychische Krankheiten ...

Danke für deine Schilderungen.

Meine Eltern und auch Schwiegereltern sind allerdings der Meinung, dass die heutige Zeit für unsere Gesellschaft eindeutig mehr Stress und Leistungsdruck beinhaltet als zu deren Zeiten. Einen Teil trägt auch dieser extreme Konsumwahn bei. Zu viele Entscheidungs-Varianten, zu viel Angebot, zu viele Überlegungen, die das Hirn zu sehr arbeiten lassen.

Zitat von Siebert:
Meine Kern-Überlegung ist ja, dass psychische Erkrankungen bei einigen erst dadurch entstehen, dass es ihnen einfach insgesamt im Leben zu gut geht. Das klassische Beispiel sind unzählige Prominente, die immer wieder in Dro. etc. abstürzen, gerade, weil sie den Erfolg nicht verkraften oder so gesättigt sind, dass die Reize im Leben nicht mehr gegeben sind, die einen antreiben können.

Naja als zu gut würde ich es dann nicht betrachten. Ob es mir gut geht, hängt ja vom Inneren ab (Gefühlszustand) und nicht vom Reichtum (materiell). Die Umgangsweise ist das entscheidende. Wie gehe ich mit Reichtum um oder mit Armut oder generell mit Belastungen, insofern ich sie als solche wahrnehme. Das ist ja von Mensch zu Mensch ganz unterschiedlich. Aber ich verstehe ganz gut, was du meinst.

Zitat von Siebert:
Das Problem sehe ich leider etwas darin, dass die, die noch nie wirklich viel Wohlstand hatten, glaube ich schwer beurteilen können, wie beschissen das sein kann bzw. dass gerade diese Freiheit einem den Antrieb nimmt.


Wenn man nicht gerade ein heiß begehrter Promi ist, der nirgends ohne Personenschutz hinkann, ist das aber hausgemacht.
Mit Wohlstand umgehen bzw mit z.B. dem hochdotierten Job kann man lernen. Und dann ist der Wohlstand nicht der Auslöser sondern der falsche Umgang mit dem Setting.
Ich bin sicher, dass du mit einer anderen Einstellung auch mit deinem Job wieder happy werden könntest und wenn das gar nicht geht, dann wechseln, klar.

Zitat von Siebert:
Hallo in die Runde, ich mache mir seit einiger Zeit, aufgrund der aktuellen Krisen (Corona, Krieg etc) und auch aufgrund meiner Erfahrungen sehr viele Gedanken darum, ob es vielen von uns Psychos vielleicht einfach zu gut geht in Deutschland. Aufgefallen ist es mir vermehrt in der Corona-Krise letztes ...

Du sprichst mir aus dem herzen, ganz genau so geht es mir.

Schönes Thema aber ich denke @Siebert, hier wird das Pferd evtl. von hinten aufgezäumt. Wissenschaftliche Studien sind immer so aussagekräftig wie sie interpretiert werden wollen (oder sollen, wie wir seit knapp zwei Jahren nahezu täglich erleben).

Wohlstand ist ja erstmal Ermessenssache. Ich kenne Leute, die mit extrem dürftigen Mitteln ein durchaus zufriedenes Leben führen und ich kenne das krasse Gegenteil bei äußerst begüterten Bekannten. Doch daraus eine These abzuleiten würde mir echt nicht einfallen. Ich schätze es sehr, nicht auf jeden Cent achten zu müssen und mich möchte gerne zugeben, dass dies nicht unerheblich zu meiner Gesundung beiträgt. Nicht zu übersehen ist dabei jedoch, dass meine aktuell (!) relativ stabile finanzielle Lage eben vorwiegend von 25 Jahren teils sehr aufreibender Selbstständigkeit herrührt, die durchaus den Burnout mit begünstigte. Also wie zerronnen so gewonnen

Ich sehe eher in der ungesund zügigen Digitalisierung unseres Alltags ein große Gefahr, mit der man unbedingt lernen muss, umzugehen. Die Beschleunigung, der wir uns alle täglich ausgesetzt sehen, ist ein m. E. sehr ernstes Thema und jeder sollte sich auf Herz und Nieren prüfen, wie lange er dem standhalten kann und will. Bei mir hat dies 2015 ebenfalls dazu geführt, das Zepter abzugeben und mich in ruhigere Gefilde, unters Radar, zu begeben.

Ich persönlich komme immer wieder auf die Notwendigkeit einer persönlichen Lebenssinnhaftigkeit zurück. Um was es sich dabei konkret bei jedem Einzelnen handelt ist zweitrangig, doch die Achtsamkeit und Eigenverantwortung zu entwickeln, diesen Sinn zu finden und das Leben danach auszurichten, erachte ich als das oberste Ziel an. Wahrlich keine leichte Aufgabe, aber langweilig wird´s einem dabei ned...

Zitat von Gaulin:
Naja als zu gut würde ich es dann nicht betrachten. Ob es mir gut geht, hängt ja vom Inneren ab (Gefühlszustand) und nicht vom Reichtum (materiell).

Zur Klarstellung: Mit zu gut meinte ich in erster Linie materiell.

Zitat von moo:
Ich sehe eher in der ungesund zügigen Digitalisierung unseres Alltags ein große Gefahr, mit der man unbedingt lernen muss, umzugehen. Die Beschleunigung, der wir uns alle täglich ausgesetzt sehen, ist ein m. E. sehr ernstes Thema und jeder sollte sich auf Herz und Nieren prüfen, wie lange er dem standhalten kann und will

Absolut! Alles wird zu schnell. Auch ich sehe in der Digitalisierung mehr Nachteile als Vorteile, rein für die Seele des Menschen.

Zitat von moo:
Wohlstand ist ja erstmal Ermessenssache. Ich kenne Leute, die mit extrem dürftigen Mitteln ein durchaus zufriedenes Leben führen und ich kenne das krasse Gegenteil bei äußerst begüterten Bekannten.

Natürlich hast du da recht.
Meine Frau und ich leben wenig Luxus und zelebrieren seit einiger Zeit sogar Minimalismus.
Aber allein die Möglichkeit, gewisse Freiheiten zu haben/sich alles leisten zu können, ist oft schon zu viel bzw. war es, weshalb wir jetzt eben vieles anders machen.

Nur zur Klarstellung, damit hier kein falsches Bild von mir entsteht. Ich bin kein A....loch-Millionär, der einfach nur nicht weiß, wohin mit dem Geld.
Die aktuelle Politik, die immer noch zulässt, dass die Reichen immer reicher werden, kotzt mich unfassbar an. Ich frage mich z.B. sehr oft, wie viele Krisen wir noch brauchen, bis die Superreichen mal wirklich etwas mehr zum Beitragen gezwungen werden. Ich bin bei dem Thema ziemlich links eingestellt, obwohl ich selbst mehr als genug habe. Unseren Beamten-Corona-Bonus von 1300 Euro haben wir z.B. komplett gespendet, weil der unserer Meinung nach völlig an die falschen Leute ging (keinem ging es doch so gut wie den Beamten die letzte Zeit). Das soll keinesfalls prahlen sein, aber ich will, dass man versteht, wie ich denke.

Zitat von Siebert:
Zur Klarstellung: Mit zu gut meinte ich in erster Linie materiell.

Das wird sich in nächster Zeit, ziemlich schnell ändern und auch so bleiben. Lieferengpässe und Mißernten, werden uns wieder lehren, wie dankbar man für sein täglich Brot sein kann.

Zitat von Windy:
Das wird sich in nächster Zeit, ziemlich schnell ändern und auch so bleiben. Lieferengpässe und Mißernten, werden uns wieder lehren, wie dankbar ...

Guter Punkt. Ich sage dir: Das wird nur die Unterschicht bis maximal Mittelschicht betreffen.
Die, die viel Vermögen haben, wird alles nicht viel jucken oder glaubst du ernsthaft, dass gewisse Teile unserer Regierung es zulassen, dass der Wohlstand oben total einbricht und die Reichen am Hungertuch nagen müssen?

Auch hier kann ich dir aus eigener Erfahrung sagen: Wer ab einem gewissen Punkt sehr viel Geld hat, wird sich immer leichter tun, dieses zu behalten oder sogar noch zu vermehren.
Auch hier schäme ich mich, es sagen zu müssen, aber das Vermögen von meiner Frau und mir hat sich während der letzten zwei Jahre Corona Zeit durch entsprechende Anlage in Aktienfonds etc (die sich eben nur Reichere in großer Summe leisten können) massiv vergrößert. Das zeigt doch, wie ungerecht es läuft in diesem Land. Wenn einige Superreiche, wie Antonis Schwarz, schon darum flehen, dass endlich eine sagtige Vermögenssteuer eingeführt wird, sollte einem das zu denken geben.
Sponsor-Mitgliedschaft

Zitat von Siebert:
dass gewisse Teile unserer Regierung

Kann mir gut vorstellen, dass unsere Intelligenzelite so in dieser Form bald nicht geben wird, was einerseits gar nicht so schlimm wäre, wenn besseres als Ersatz vorhanden wäre. Nicht umsonst kann man in der BillundMelindaGatesStiftung nachlesen, dass dort inzwischen ordentlich in Getreideaktien aus Russland investiert wurde, anstatt in medizinische Wohltaten. Bisher konnte man immer sehen, was uns blüht, wie dieser, einer der reichsten Leute der Welt im großen Maßstab investiert.

Zitat von Siebert:
Unseren Beamten-Corona-Bonus von 1300 Euro haben wir z.B. komplett gespendet, weil der unserer Meinung nach völlig an die falschen Leute ging (keinem ging es doch so gut wie den Beamten die letzte Zeit).

Das bezieht sich nicht auf die Lehrer. Die haben das mehr als verdient.
Ich war sehr überrascht, dass ich als Angestellte im öffentlichen Dienst den Bonus bekam ( zwar nur 600 Euro wegen Teilzeit), nachdem ich zwei Jahre lang schon mit so viel Homeoffice belohnt wurde. Aber ich habe das Geld trotzdem gern genommen und natürlich behalten

Zitat von Windy:
Kann mir gut vorstellen, dass unsere Intelligenzelite so in dieser Form bald nicht geben wird, was einerseits gar nicht so schlimm wäre, ...

Wird schwer, weil der Drang nach ständigem Wachstum und Wohlstand in Deutschland mittlerweile so extrem ausgeprägt ist, dass das nur schwer zu kippen ist. Wer will sich schon freiwillig von China lösen, zurückstecken im weltweiten Wettlauf usw?

Dass der Krieg jetzt zumindest einige Dinge offen legt, die fatal schief gelaufen sind die letzten 20 Jahre, ist halt traurig und gut zugleich.

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Mira Weyer
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