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Zitat von Marc_Sky:
in beiden Fällen ist das Schlüsselwort Abgrenzung.

Für mich lautet das Schlüsselwort, das Zauberwort ganz einfach nur NEIN.
Auch damit setzt man Grenzen.

Zitat von Marc_Sky:
Was ist Abgrenzung?
Wo fängt Abgrenzung an?
Wann wird Abgrenzung schädlich?
(Wie zeigt sich das?)
Trotz oder wegen aller Abgrenzung: Brauchen wir andere Menschen und wenn ja warum/in welchem Kontext?

Kluge Fragen!
Ich taste mich mal langsam u. vorsichtig heran mit der Feststellung, dass im Wort Abgrenzung das Wort Grenze steckt, also damit: Grenzen setzen, aber nicht abschotten.

Zusätzlich erinnere ich an meine Worte im 1. Post:
Zitat von Hicks:
Dabei geht es übrigens nicht darum, der totale Egoist zu werden, also nur noch zu 100% an sich zu denken, allen anderen Menschen ein NEIN zu erteilen, sondern darum, ein vernünftiges Maß einzuhalten, seine Grenzen zu erschließen

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Fremdsteuerung im Leben - Erfahrungen, Beispiele und Tipps

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@Hicks Genau in die Richtung wollte ich auch Von daher die Fragen - ich wollte die mal für jeden zum selber drüber nachdenken in den Raun stellen und mal schauen wer welche Erkenntnisse dazu hat, bekommt oder eigene und andere vielleicht auch korregiert

Ich glaube:
So wie bei allen Problemen im Leben, ist die Brechstange auch hier nicht die Lösung.

Alle sozialen Kontakte vermeiden, den Job komplett hinwerfen oder auch nie wieder ein Smartphone nutzen, ist vermutlich der falsche Weg.

Den für sich vernünftigen Mittelweg oder das richtige Maß zu finden, dürfte die Lösung sein, aber das ist eben viel schwerer als gedacht.

BALANCE wäre hier mein Wort der Stunde. Wenn das passt und zwar in vielen/fast allen Bereichen des Lebens, dann funzt es wohl.

Ich persönlich kenne einige Worcaholiker, die keineswegs psychisch angeschlagen sind. Die arbeiten sicher nicht für sich selbst, also auch fremdgesteuert. Denke ich zumindest. In der Gesellschaft funktioniert man ja doch mehr fremdgesteuert oder? Die Labilen oder Sensiblen halten das nur nicht so gut aus. Klingt komisch, aber ich denke, dass das eben so ist. Unser Fell integriert uns je nach Grad besser oder schlechter. Da spielen viele Faktoren ineinander. Aber das Thema an für sich ist sehr interessant und hilfreich.

Wenn ich die Fragen stelle muss ich die glaube auch selber beantworten.Um andere nicht zu sehr in ihjrer eigenen Findung zu beeinflussen oder zu viel zu spoilern, wed ich die mal als Trigger reinsetzen

Was ist Abgrenzung und wo fängt diese an?
Trigger

Wie Hicks schon sagt:
Allerdings denke ich, dass da ein wenig mehr zu gehört.
Dazu gehört auch zu allerserst sich Wissen anzueignen, eine Meinung zu bilden und diese dann auch zu vertreten, wenn man die aus eigener Überzeugung vertritt
Das zählt auch für den eigenen Lebensweg und Entscheidungen unter der Voraussetzungen, dass man die von Zeit zur Zeit je nach Lebenslage und der eigenen Lebenssituation auch nochmal hinterfragt und ggf korregiert. Nur kann man dann eine eigene Mündigkeit entwickeln, diese dann auch glaubhaft vermitteln und sich gegen den Zwang wehren abgrenzen, den andere einem auferlegen wollen.



Wann wird Abgrenzung schädlich?
Trigger

Gut, da muss ich auch noch etwas drüber nachdenken, aber im ersten Denkansatz ist es dann schädlich, wenn man Meinungen anderer völlig ignoriert und ausblendet und jeglichen Dialog zu jeglichem inhaltlich gut geführtem Thema blockiert.
So kann es zu keiner Meinungsbildung kommen, zu keinem Austausch und führt demnach zwangsweise irgendwann zur Isolation. Diese kann dann sogar zu Hass überschlagen, da man dadurch auch ein überzogenes Selbstbild entwickeln kann Ich habe mit allem Recht was ich sage und Recht alle anderen zu ignorireren, die nicht meiner Meinung sind und diese übernehmen und vertreten wie ich es wiill!
Zudem ist fehlendes Verständnis gegenüber anderen und Empathie ein wichtiger Punkt. Wenn die nicht exsistent ist oder absichtlich durch eigenen Hass unterdrückt wird, ist es dann auch keine gesunde Abgrenzung mehr sondern nurnoch hasserfüllte Vorwürfe. Die entstehen in der Regel dann, wenn man sich wie oben schon gesagt nicht selbst hinterfragt z.B. Was habe ich zu diesser Situation beigetragen? Habe ich dem anderen wirklich zugehört und mich in ihn hereingesetzt oder doch nur irgendwleche Worte gehört? Erkenne ich die Meinung des anderen an, auch wenn es meine Erfahrungen oder Meinung NICHT wiederspiegelt?
Ergo: Schädlich wird die u.a. dann, wenn es Richtung Überzogenem Selbstbild, Egozentrik oder sogar krankhaftem Narzissmus geht. Das kommt und führt zur Selbst- Isolation und verstärkt sich gegenseitig.



Trotz oder wegen aller Abgrenzung: Brauchen wir andere Menschen und wenn ja warum/in welchem Kontext?
Trigger

Gut, jetzt wirds komplex ich halte es mal kurz, weil das schon ein Thea für sich selbst ist und ich gerade ziemlich erschöpft und müde bin. Zuallererst: Der Mensch ist ein Herdentier, ergo braucht er andere Menschen für das Zusammengehörigkeitsgefühl. Menschen ergänzen sich wie Bienchen und Blümchen in der Natur: Bienen brauchen den Nektar der Blume um zu überleben, die Blume die Biene um ihre eigene Gattung zu erhalten Thema Bestäubing.
Ähnlich und wesentlich komplexer ist es beim Menschen: Jeder hat zwar seine eigene Vorstellungen, Meinungen und ansichten. Aber auch seine individuellen Fähigkeiten bzw Stärken und Schwächen. Falls Person A ein guter Jäger, Fischer oder Sammler ist, aber nicht weiß wie er das geschossene Tier, den Fisch öder Früchte/Gemüse/Kräuter verarbeiten soll, brauch er einen Koch. Der koch wiederum hat keine Ahnung wie man schießt, fischt oder wo er die anderen Zutaten Sammeln kann. So kann er aus den anderen Berufen die Zutaten bekommen undim Ausgleich die anderen drei bewirten und denen eine Lebensgrundlage und somit Sicherheit geben. Das Prinzip ist nicht nur beruflich, sondern auch sozial, psychologisch, zwischenmenchlcih und auf vielen anderen Wegen übertragbar. Von daher: Ja, wir brauchen andere Menschen, alleine schon aus dem Fakt um nicht zu vereinsamen siehe Link über Jenkes Experiment: Einsamkeit



Zum Abschluss stellt sich mir dann eben auch eine neue Frage. Mit aller Abgrenzung, dem Für und Wider und allen toxischen Plattformen (Re TikTok Instagram und Co):
Was können WIR (ich meine JEDE einzelne Person für sich) tun, um miteinander auszukommen? Worauf kommt es wirklich dabei an?
Was kann ich selber tun, damit die andere Person nicht AUSgegrenzt (excludiert) wird?
Und warum sind bestimmte soziale Medien gute Beispiele, wie es nicht geht? (Re Video Thilo Mische über TikTok und Co)

Zitat von Hicks:
Ich bin mir nämlich ziemlich sicher, dass man es kaum bis gar nicht schafft, seine psych. Erkrankung in den Griff zu bekommen, wenn man sich dem Thema nicht widmet.

Ich würde es eher so ausdrücken: Die Themen sollten im Zuge einer (Eigen-)Therapie mitgelöst werden. Mir fällt bei einigen Beiträgen auf, dass auf die Themen Fremdsteuerung bzw. Fremdbestimmung draufgeschaut wird statt von innen heraus. Das erinnert mich an z. B. an Familienaufstellungen. Für intellektuelles Verständnis von Zusammenhängen und Verwicklungen ist dies unfraglich von hohem Wert aber m. E. genügt das nicht, um wirkliche Veränderungen herbeizuführen und ich glaube, darauf hat @Marc_Sky vielleicht angespielt.

Ein Beispiel:
Zitat von Hicks:
MUSS man das wirklich alles oder glauben wir für uns innerlich nur, dass wir es müssen?

Von innen her betrachtet, müssen wir nicht, sondern wir wollen! Sich das einzugestehen ist nicht leicht, denn wer muss, kann (darf / will?) sich unterschwellig als Opfer begreifen...

Dadurch erschafft man automatisch den Kontext eines Täters, der - so konkret oder nebulös er auch wahrgenommen wird (Partner, Eltern, Umstände, Politik, Gesellschaft, Schicksal, Gott usw.) - außerhalb unserer Einflussnahme liegt. Und somit ist die Verantwortung, die man angeblich so gerne selber übernehmen würde (= Eigensteuerung, Selbstbestimmung), sicher außer Reichweite...

Zitat von Phoebe2022:
Nur ich selbst will es erledigt wissen, meiner Familie wäre es tatsächlich egal...

Das nenne ich eine ehrliche Bestandsaufnahme! Ich meine, wir sollten erstmal grundsätzlich zu diesem Wollen stehen. Und zwar vollständig, denn der Mensch will halt mal (vermeintlich) Angenehmes erleben und will nicht (vermeintlich) Unangenehmes erleben.

Es geht stets um die Bewertung, die bedingt ist vom etablierten Mögen oder Nicht-Mögen. Wir sollten also mal eher unser Wollen und die dahinter stehende Bewertung betrachten statt (vermeintlich) äußere Auslöser, die dafür verantwortlich gemacht werden könnten. Es geht letztlich nicht um Verantwortung, sondern um unser gewolltes Getriebensein. Und hier kommt unvermeidlich das Ego ins Spiel.
Zitat von Hicks:
Ich glaube, dass unsere Ticks eher den Zwangsstörungen zuzuordnen sein könnten. Die Unterscheidung zwischen Fremdsteuerung und Zwangsstörung ist nicht immer so einfach.

Sehe ich auch so. Und diese Einordnung zielt m. E. auch deutlicher auf das erlebende Subjekt als Dreh- und Angelpunkt ab als auf - letztendlich beliebige und oft auch austauschbare - Objekte.
Überdies sehe ich auch starke Parallelen zwischen Zwang und Sucht und glaube, dass eine diesbezüglich ausgerichtete Beschäftigung beide Bereiche heilen kann.
Zitat von Phoebe2022:
Gebe ich aber Verantwortung ab, auch bezüglich der Kinder, wird zb das Kind zur Schule geschickt aber Trinken und Essen vergessen...

Dann lernt z. B. das Kind, sich diesbezüglich akut selbst zu helfen, indem es andere Mitschüler um Teilung bittet. Egal wie es ausgeht: der Umstand, dass das Kind Hunger oder Durst bekommt, wird seine eigenen Folgen zeitigen. Vielleicht sogar die Einsicht, dass es selber die verantwortliche Person beim nächsten Mal an das Pausenbrot erinnern könnte... Unsere (vermeintlichen) Fehler würden dann sozusagen zu mehr Selbstständigkeit der Anderen führen, oder sie zumindest ermöglichen.
Zitat von Minime:
Es ging darum, dass man keinesfalls so frei ist wie man gern möchte, wenn man grundsätzlich das Gegenteil von dem tut, was andere tatsächlich oder vermeintlich von einem erwarten.

Auf diesen Einwurf habe ich beim Lesen des Fadens schon länger gewartet. Nicht das, was man tut, befreit uns sondern aus welchem Antrieb heraus man es tut. Das Objekt des Tuns (Handeln, Sprechen, Denken) ist in therapeutischer Hinsicht eher zweitrangig.

Danke für den Thread, @Hicks - solche Themen können viel bewegen.

Zitat von Gaulin:
Ich persönlich kenne einige Worcaholiker, die keineswegs psychisch angeschlagen sind. Die arbeiten sicher nicht für sich selbst, also auch fremdgesteuert. Denke ich zumindest. In der Gesellschaft funktioniert man ja doch mehr fremdgesteuert oder? Die Labilen oder Sensiblen halten das nur nicht so gut aus. Klingt komisch, aber ich denke, dass das eben so ist. Unser Fell integriert uns je nach Grad besser oder schlechter. Da spielen viele Faktoren ineinander.

Ich glaube, dass fast jeder Deine genannten Workaholics im Umkreis hat oder jemanden kennt. Ob diese wirklich alle psychisch so stabil sind, wie es nach außen aussieht, ist die Frage. Ich glaube es nicht. Keiner von uns kann wirklich wissen, was im Inneren der anderen Leute vor sich geht. Ich war zwar kein Workaholic, aber mir hat man es auch nie angesehen, dass ich Probleme hatte psychisch. Die meisten meiner Freunde und Kollegen fielen aus allen Wolken, als ich mich geoutet hatte. Von Dir hätte ich das am wenigsten erwartet - solche Sätze hörte ich nicht nur einmal.

Auf der anderen Seite ist es natürlich auch so, dass viele diesen Dauerstress sehr gut aushalten bzw. manchmal sogar ihr ganzes Leben lang, ohne Probleme zu bekommen. Man kann es positiven Stress nennen (manchen macht ihr Job eben sehr viel Spaß etc).
Das mit dem Fell ist ein guter Betriff. So wird es wohl sein. Jeder hat einen anderen Kippunkt, an dem es zu viel wird. Einige knicken im Job flott ein, andere, wenn es im privaten Bereich Probleme gibt und die nächsten gehen vielleicht an Einsamkeit oder gesellschaftlichen Probleme zugrunde.
Wie Du richtig schreibst, ist es immer eine komplexe Sache und selten nur ein einziger Grund. Wenn ich so nachdenke über alle Leute, die ich kenne mit psychischen Problemen, dann kann ich eigentlich eindeutig bestätigen, dass bei keinem von denen eine einzige Sache zum Zusammenbruch geführt hatte. Es war nie nur der Job oder nur die Scheidung etc. Immer mussten mehrere Faktoren zusammenkommen oder sich überschneiden und das oft über längere Zeit. Kurzzeitige oder auch mittelfristige Fremdsteuerung ertragen die meisten noch sehr gut glaube ich. Langfristig knabbert so etwas aber wie ein Hamster an der Nuss und irgendwann entstehen Symptome (z.B. Kopfschmerzen, Nackenverspannungen, chronische Hyperventilation usw). Das wird dann auch nicht selten ignoriert oder auf das schlechte Wetter abgetan. Irgendwann wird es immer schlimmer und dann....Bähhhm.


Zitat von Marc_Sky:
Zum Abschluss stellt sich mir dann eben auch eine neue Frage. Mit aller Abgrenzung, dem Für und Wider und allen toxischen Plattformen (Re TikTok Instagram und Co):
Was können WIR (ich meine JEDE einzelne Person für sich) tun, um miteinander auszukommen? Worauf kommt es wirklich dabei an?
Was kann ich selber tun, damit die andere Person nicht AUSgegrenzt (excludiert) wird?
Und warum sind bestimmte soziale Medien gute Beispiele, wie es nicht geht? (Re Video Thilo Mische über TikTok und Co)

Guter Post mit Deinen drei Triggern!
Finde ich alles sehr gut erklärt. Leider erkenne ich (besonders mein früheres Ich) auch sehr gut in einigen Zeilen. Ich konnte andere Meinungen vor gut einem Jahr auch noch nicht besonders akzeptieren und habe mich bei Diskussionen unfassbar hineingesteigert. Das ist nun besser geworden. Das Problem haben oder hatten aber viele Menschen. Wen wundert es aber auch? Die letzten Jahre gab es auch politisch und gesellschaftlich so viele Themen, die Anlass gaben, zu streiten (ich sage hier bewusst streiten und nicht diskutieren).
Mittlerweile finde ich es schade.

Die Gefahr in sozialen Medien finde ich ein bisschen, dass sich bestimmte Gruppen gegenseitig hochschaukeln. Das ist gefährlich. Es wird selektiv wahrgenommen und nicht selten mit Suchtpotential danach gegiert, seine Meinung bestätigt zu bekommen. Wenn man da mal richtig drin hängt, ist es fast nicht mehr möglich, offen für andere Meinungen zu sein.

Zitat von moo:
Ich würde es eher so ausdrücken: Die Themen sollten im Zuge einer (Eigen-)Therapie mitgelöst werden. Mir fällt bei einigen Beiträgen auf, dass auf die Themen Fremdsteuerung bzw. Fremdbestimmung draufgeschaut wird statt von innen heraus. Das erinnert mich an z. B. an Familienaufstellungen. Für intellektuelles Verständnis von Zusammenhängen und Verwicklungen ist dies unfraglich von hohem Wert aber m. E. genügt das nicht, um wirkliche Veränderungen herbeizuführen und ich glaube, darauf hat vielleicht angespielt.

Gut erklärt.
Wer das Glück hat, einen Therapeuten oder eine Therapie zu finden, welche(r) das auch so sieht und gut umsetzt, der hat fast einen 6er im Lotto finde ich. Die Wahrheit ist nämlich leider, dass sehr viele Therapeuten zu oberflächlich kratzen oder es nicht schaffen, jedem Patienten die Sache so zu vermitteln, dass es auch verstanden wird. Ich meine das jetzt überhaupt nicht böse, aber nicht jeder Patient hat die gleiche Fähigkeit, Dinge zu verstehen oder zu verinnerlichen. Ein Therapeut muss sich daher immer möglichst auf das Niveau des Patienten begeben und nicht von oben herab ein Standard-Programm herunterfaseln.
Mich erinnerten einige Therapien bei mir immer an den Fußballtrainer von meinem Sohn.
Der Trainer trainiert normalerweise Erwachsene, labert die 8-jährigen Kinder stundenlang mit wunder was voll (Taktiken, Aufstellungen usw). Das mag alles toll klingen in der Theorie und nicht falsch sein, aber die Kids können das nicht verarbeiten oder aufnehmen. Daher verlieren sie auch ständig, weil sie auf dem Platz total verwirrt sind und zu viel nachdenken. Einfach Fußball-Spielen und Spaß haben, Tore schießen und abspielen -das würde reichen bei denen, aber es klappt nicht.
Peinlich, dass ich das sagen muss, aber von all meinen Therapeuten war die beste noch eine Heilpraktikerin für Psychotherapie und ein Online-Kurs über 12 Monate, der kostenpflichtig war (Anti-Angst-Akademie). Meine vier diplomierten Psychiater und Psychologen waren alle von katastrophal bis geht so.



Zitat von moo:
Von innen her betrachtet, müssen wir nicht, sondern wir wollen! Sich das einzugestehen ist nicht leicht, denn wer muss, kann (darf / will?) sich unterschwellig als Opfer begreifen...

Dadurch erschafft man automatisch den Kontext eines Täters, der - so konkret oder nebulös er auch wahrgenommen wird (Partner, Eltern, Umstände, Politik, Gesellschaft, Schicksal, Gott usw.) - außerhalb unserer Einflussnahme liegt. Und somit ist die Verantwortung, die man angeblich so gerne selber übernehmen würde (= Eigensteuerung, Selbstbestimmung), sicher außer Reichweite...

Sehr interessant und wohl auch wieder wahr.
Ich hatte in meinem Faden drüben oft die Wort benutzt: Leben wir wirklich das Leben, welches wir leben wollen! Die Frage mag banal klingen. Ich finde, dass sie aber viel mehr beinhaltet.
Sich als Opfer sehen ist in der Tat nicht der richtige Weg.


Zitat von moo:
Wir sollten also mal eher unser Wollen und die dahinter stehende Bewertung betrachten statt (vermeintlich) äußere Auslöser, die dafür verantwortlich gemacht werden könnten. Es geht letztlich nicht um Verantwortung, sondern um unser gewolltes Getriebensein. Und hier kommt unvermeidlich das Ego ins Spiel.

Ego ist wohl ein wichtiges Wort.
Natürlich kann man sagen, dass wir für all unsere Entscheidungen und Fremdsteuerungen selbst verantwortlich sind und auch selbst Schuld tragen.
Für einige Dinge sind manche eben mehr empfänglich (durch Prägung der Eltern oder auch einfach....und auch das ist nicht böse gemeint!....weniger Intelligenz), andere weniger.
Die Industrie nutzt hier doch vieles aus bei uns. Firmen haben schon seit Ewigkeiten Psychologen im Marketing sitzen, welche genau erforschen, wie man die Menschen am besten fremdsteuern kann. Man sieht es doch an jeder Straßenecke, dass fast jeder z.B. nur noch in sein Smartphone glotzt, wenn er mal eine Minute nichts zu tun hat. Mir kommt das manchmal vor wie in diesen SciFic-Filmen mit Aliens, wo dann eine Menschenmasse da steht und alle sehen nach oben und staunen wie erstarrt.

Wenn man es also nicht schafft, solche Manipulationen zu erkennen, dann ist man denen hoffnungslos ausgeliefert, eben fremdgesteuert. Facebook und Co sind damit die wertvollsten Unternehmen der Welt geworden. Sie haben es nicht wie früher andere Firmen (McDondalds, Cola) durch den klassischen Konsum (Essen, Trinken) geschafft, sondern durch das Anzapfen des mentalen Konsumzentrums im Gehirn von uns, als ob ein Alien von oben mit der Fernsteuerung auf uns alle zugreift.


Zitat von moo:
Dann lernt z. B. das Kind, sich diesbezüglich akut selbst zu helfen, indem es andere Mitschüler um Teilung bittet. Egal wie es ausgeht: der Umstand, dass das Kind Hunger oder Durst bekommt, wird seine eigenen Folgen zeitigen. Vielleicht sogar die Einsicht, dass es selber die verantwortliche Person beim nächsten Mal an das Pausenbrot erinnern könnte... Unsere (vermeintlichen) Fehler würden dann sozusagen zu mehr Selbstständigkeit der Anderen führen, oder sie zumindest ermöglichen.

Vollste Zustimmung!
Kennen wir selbst auch mit unseren Kids und wir versuchen ständig, hier auch loszulassen. Kinder müssen Fehler machen und auch Enttäuschungen erleben. Es ist sonst nicht möglich, dass sie Lösungen finden oder sich entwickeln. Meine Eltern haben mir (ich bin Einzelkind) leider alles zu sehr auf den goldenen Teller gelegt und mich zu behütet erzogen. Das war ein Punkt für meine spätere Erkrankung.
Sei vorsichtig! Falle nicht runter! Vergiss das nicht! Sei pünktlich! Warte, ich helfe Dir! Soll ich das für Dich tragen? Es regnet - ich fahre Dich zur Schule! Solche Sätze sind kontraproduktiv für die Entwicklung von Kindern. Leider läuft die Gesellschaft immer noch sehr in diese Richtung. Man sieht es doch jeden Tag.
Helikopter-Eltern ist einer von vielen Begriffen dafür.


Zitat von moo:
Danke für den Thread, - solche Themen können viel bewegen.

Mich hat es ehrlich gesagt gewundert, dass es einen solchen Faden nicht schon gab.
Ich finde es so wichtig dieses Thema und auch das gemeinsame Analysieren und posten von Erfahrungen.
Ich lerne ja auch ständig dazu. Einige Punkte hier im Faden haben mir auch wieder etwas die Augen geöffnet.

PS: Gestern hatte ich meine Frau nochmal gefragt, wie das mit meinen Ticks im Urlaub ist.
Dass ich entspannt bin im Urlaub weg von daheim, also keine Fremdsteuerung verspüre, hatte ich ja beschrieben. Meinen Ordnungswahn (Aufräumen, Geschirrspüler usw) konnte ich dagegen nicht so recht einordnen und hatte eher vermutet, dass ich das im Urlaub auch noch habe. Meine Frau verneinte das aber sofort. Ich sei auch in diesem Punkt im Urlaub ganz anders. Ich lasse dort anscheinend auch Sachen länger herumstehen und auf Sauberkeit (putzen usw) achte ich da auch nicht so wie daheim.
Sie meint, dass es daran liegt, dass die komplette Grundanspannung, welche ich daheim habe, im Urlaub komplett weg sei. Das würde wohl dazu führen, dass ich insgesamt viel lockerer bin und dann würden wohl auch meine Zwänge (das oder das muss noch erledigt werden) wegfallen oder nicht mehr so durchkommen. Ich habe mich da natürlich gefreut, dass sie das so festgestellt hat.

Bevor ich es vergesse (das fiel mir gestern ein):

Wie geht ihr mit der Fremdsteuerung um, welche sich auf Messenger-Dienste und Apps bezieht bei Gruppen?

Ich meine damit die üblichen whatsapp-Gruppen für Vereine, Schule usw.
Wir haben Schulmanager-Apps für drei Schulen und zig whatsapp Gruppen (Sportvereine, Musikverein, Freundeskreis usw).
Das meiste führt meine Frau, weil ich diesen Stress dort nicht mehr ertrage.

Das Problem ist, dass man in vielen dieser Bereiche ja eben keine Wahl mehr hat.
Man kann nicht einfach sagen: Ne, da mach ich nicht mit bzw. bin nicht dabei!.
Grenzt man sich hier aus, bekommt man keine Infos oder nur über Umwege, was zu noch mehr Stress führt. Ohne Schulmanager-App kriegt man nix mit, ohne whatsapp-Gruppen ist man blind und der Idiot. Wisst ihr, was ich meine?
Ich finde diese Abhängigkeit furchtbar, womit wir wieder bei meinen Zeilen oben sind (die FIrmen haben uns in der Hand in der Hinsicht).

Einige aus dem Freundeskreis haben sich lange gegen whatsapp oder auch ein Smartphone gestreubt, aber irgendwann ging es einfach nicht mehr ohne. Sie sind eingeknickt und haben dem gesellschaftlichen Druck nachgegeben. Ich finde das schlimm.
Es gab Zeiten (vor ca. zwei Jahren) , da hätte ich mein Smarphone samt allen Apps am liebsten zertreten. Eine Therapeutin riet mir damals auch, wieder zu einem normalen Handy zurückzuwechseln. Ich bin daran gescheitert. Was ich zumindest geschafft habe:

- Alle Newsletter gekündigt (Email)
- Empfangsbestätigungen deaktiviert bei whatsapp
- Email-App entfernt (nur noch 1x am Tag am PC)
- Gebimmel von NAchrichten deaktiviert
und noch einige andere Dinge
Das half mir schon ein wenig.

Ein Nebenpunkt bei diesen whatsapp-Gruppen ist noch:
Viele Leute schreiben überhastet aus der Emotion heraus und kotzen sich oft einfach mal aus. Gemecker und Gejammer ist nicht selten an der Tagesordnung (besonders in Sport- oder Musikvereinen).
Das ist ein riesen Nachteil der digitalen Schreiberei mit sofortigem Zugriff. Der Mensch denkt nicht mehr nach, bevor er was kommuniziert. Er hackt einfach das rein in das Gerät, was er gerade fühlt. Später tut es ihm nicht selten leid, dass er übertrieben hat. Das führt oft zu Streit, schlechter Stimmung und Probleme in diesen Gruppen finde ich. Sicherlich wisst ihr, was ich meine.

Zitat von Hicks:
Die Wahrheit ist nämlich leider, dass sehr viele Therapeuten zu oberflächlich kratzen oder es nicht schaffen, jedem Patienten die Sache so zu vermitteln, dass es auch verstanden wird. Ich meine das jetzt überhaupt nicht böse, aber nicht jeder Patient hat die gleiche Fähigkeit, Dinge zu verstehen oder zu verinnerlichen. Ein Therapeut muss sich daher immer möglichst auf das Niveau des Patienten begeben und nicht von oben herab ein Standard-Programm herunterfaseln.

So sehr ich Dir zustimme sollte man dabei aber nicht vergessen: auch das Leben und die Arbeit eines Psychotherapeuten oder Psychiaters wurde in vergleichbarem Maße komplexer. Sowohl Therapeut als auch Patient finden m. E. immer schwerer zueinander. Das Grundprinzip, das einst Irvin D. Yalom forderte (Der Therapeut sollte generell ein bezahlter Freund sein) verschwindet leicht hinter den heute verfügbaren vielen therapeutischen Formaten und den Eingriffen sogenannter Leitlinien der Schul(d?)medizin.

Zitat von Hicks:
Peinlich, dass ich das sagen muss, aber von all meinen Therapeuten war die beste noch eine Heilpraktikerin für Psychotherapie und ein Online-Kurs über 12 Monate, der kostenpflichtig war (Anti-Angst-Akademie). Meine vier diplomierten Psychiater und Psychologen waren alle von katastrophal bis geht so.

Gar nicht peinlich, nur logisch. Zeit und Verständnis sind m. E. das Fundament jeglicher erfolgreicher Bemühung. Und mit Verständnis ist gerade im psychisch-seelischen Kontext nicht nur Sachkunde gemeint. Sofern dies einem HP Psych zur Verfügung steht, liegen die Chancen gut, relativ zeitnah auch Erfolg zu generieren. Ich kenne zwei Fälle, denen eine einzige (!) 2-stündige Sitzung bei einer erfahrenen HP Psych geholfen hat, über Jahre wieder auf Spur zu kommen. Die übliche Variante via Gesundheitssystem hätte wohl 1-2 Jahre gedauert - mit unabsehbarem Ergebnis...

Das liegt m. E. nicht an den Behandlern, sondern am System. Für einen Schularzt ist es viel schwieriger, sein eigenes System zu erhalten bzw. zu entwickeln. Einer meiner Psychiater hat seinen Weg erst wenige Jahre vor Praxisaufgabe gefunden - zu spät, wie er selber meinte...
Zitat von Hicks:
Meine Eltern haben mir (ich bin Einzelkind) leider alles zu sehr auf den goldenen Teller gelegt und mich zu behütet erzogen. Das war ein Punkt für meine spätere Erkrankung.

Diesbezüglich sind wir Zwillinge ...
Zitat von Hicks:
Mich hat es ehrlich gesagt gewundert, dass es einen solchen Faden nicht schon gab.
Ich finde es so wichtig dieses Thema und auch das gemeinsame Analysieren und posten von Erfahrungen.

Der Aspekt taucht in vielen Threads mit auf, wurde aber soweit ich weiß bislang nicht als Kernthema in den Mittelpunkt gestellt. Gerade diese unterschiedliche Gewichtung in der Betrachtung kann m. E. stark wirksame Einsichten fördern - eben dafür noch mal vielen Dank an Dich.
Zitat von Hicks:
Wie geht ihr mit der Fremdsteuerung um, welche sich auf Messenger-Dienste und Apps bezieht bei Gruppen?

Bei mir relativ einfach: Ich umgehe sie... Wer jahrelang Suchttherapie und SH-Gruppenarbeit diesbzüglich hinter sich hat, sollte auch hier seine Konsequenzen ziehen, wenn er merkt, dass er es einfach nicht im Griff haben kann...(will? ).

@Azure Falls dieser Thread hier noch nicht Deine Aufmerksamkeit erlangte, hier eine Einladung - denke, das Thema passt zu uns... Grüße!

Zitat von moo:
Das liegt m. E. nicht an den Behandlern, sondern am System. Für einen Schularzt ist es viel schwieriger, sein eigenes System zu erhalten bzw. zu entwickeln. Einer meiner Psychiater hat seinen Weg erst wenige Jahre vor Praxisaufgabe gefunden - zu spät, wie er selber meinte...

Absolut.
Traurig, das zu beobachten auch bei vielen Bekannten, welche Deine Zeilen bestätigen.
Unser Gesundheitssystem ist mittlerweile leider viel zu starr und fliesbandmäßig gestrickt.
Wer das Glück hat, selbst Therapien bezahlen zu können, sollte auch mal über den Tellerrand schauen und nicht nur aus reinen Geldgründen/Sparsamkeit die Therapien in Anspruch nehmen, welche von der Kasse bezahlt werden. Das ist nicht nur eine persönliche Empfehlung von mir.
Es ist sehr schade, dass man das so feststellen und aussprechen muss aber es ist wirklich die Realität. Dies bedeutet nicht, dass es in der normalen Schulmedizin oder bei von den Kassen bezahlten Therapien keine guten Therpeuten gibt, aber das System führt dazu, dass es pures Glück ist, was man bekommt. Das geht ja schon bei den Wartezeiten los.

Zitat von Hicks:
fliesbandmäßig

Ahhhh.
Rechtschreibfehler!
Fließband!
Ich kann es nicht mehr ändern.
Folter! Grausam!

Es wäre jetzt ein bisschen viel nachzulesen...
Daher weiß ich nicht, ob folgendes schon geschrieben wurde.
Zur Fremdbestimmung oder Fremdsteuerung gehört ja die Voraussetzung, dass man es mitmacht, sich gefallen lässt.
WARUM auch immer.
(oder eben eine Grenze zieht, ziehen kann)

Sich fremdbestimmt fühlen oder sich anpassen, Erwartungen erfüllen....es können auch Kompromisse hilfreich sein.
Irgendwo sich einig WERDEN. Also drüber reden.
Es muss nicht nach der Schnauze des anderen Parts gehen aber auch nicht zwingend nach MEINER.
Ob nun Eltern-Kind in der Jugend oder im Alter, ein Lebensgefährte oder im Beruf.

Zitat von UlliOnline:
Zur Fremdbestimmung oder Fremdsteuerung gehört ja die Voraussetzung, dass man es mitmacht, sich gefallen lässt.

So ist es.
Ich würde hier aber noch unterscheiden, ob man die Fremdsteuerung bemerkt oder sie nicht bemerkt. Es gibt nämlich auch viele Fremdsteuerungen, die vielen Menschen nicht bewusst ist.
Deshalb sollte man sich ja damit beschäftigen und in vielen Therapien geschieht das ja auch recht gut.
Wir machen das hier ja auch und einige waren ja schon überrascht, was sie da so herausgefunden haben.

Fremdsteuerungen, die man bemerkt und weiß, dass sie nicht gut für einen sind, geben dann die Chance, anzusetzen und etwas zu verändern.

Zitat von UlliOnline:
Irgendwo sich einig WERDEN. Also drüber reden.
Es muss nicht nach der Schnauze des anderen Parts gehen aber auch nicht zwingend nach MEINER.
Ob nun Eltern-Kind in der Jugend oder im Alter, ein Lebensgefährte oder im Beruf.

Das ist eigentlich der Kerngedanke einer guten Ehe und auch die Basis einer vernünftigen, gesellschaftlichen Struktur. Leider haben das einige Menschen wohl mittlerweile vergessen (?) und es scheint, dass man dies erst wieder beibringen oder erklären muss.

Ihr könnt mich gerne kritisieren, aber ich habe bei solchen Gedanken immer wieder im Kopf, dass es uns vielleicht hier im Land einfach im Schnitt (!) zu gut geht. Man liest auch immer wieder wissenschaftliche Thesen dazu in Richtung Wohlstandsproblem.
Die moderne Welt bietet im Vergleich zu früher zu viele Möglichkeiten, zu viel Auswahl, zu viel Input, zu viel Freiheit, zu viel Kritikmöglichkeiten, zu viel Lücken, zu viel Anstrengung und Stress fürs Gehirn, zu viele Möglichkeiten, um Angst zu entfalten (z.B. Abhängigkeit vom (Ehe)Partner).
Dagegen ist Schwäche zeigen immer mehr erschwert, weil die Angst in uns es verhindert, diese Schwächen zu zeigen. Die Gesellschaft hat sich da aus der Balance gebracht glaube ich.

Es gibt auch Dinge, die ich NICHT mag, aber dennoch tue.
Um jemandem einen Gefallen zu tun oder eine Freude zu bereiten.
Albernes Beispiel: Ich koche das Lieblingsessen eines anderen, obwohl ich es selber nicht mag.

Ist das dann ein fremdgesteuerterter Gefallen oder Liebe ?
Sponsor-Mitgliedschaft

Zitat von UlliOnline:
Es gibt auch Dinge, die ich NICHT mag, aber dennoch tue. Um jemandem einen Gefallen zu tun oder eine Freunde zu bereiten. Albernes Beispiel: Ich ...

Nein, das ist dann auch Hilfsbereitschaft oder Freundlichkeit.

Letztendlich ist es doch so:
Sofern jemand keine Probleme oder psychischen Erkrankungen bekommt, ist es eigentlich völlig egal, was er tut. Jeder macht auch Dinge, die er nicht so gerne tut. Die meisten denken da bestimmt an manche Tage in der Arbeit. Man kann sich nicht alles im Leben aussuchen, aber es gibt eben gewisse Grenzen und diese muss man auch erspüren und akzeptieren. Wenn diese Grenzen überschritten werden und das eigene Leben und das der eigenen Familie den Bach herunter geht, dann sollte man handeln und nicht einfach weitermachen, weil die Gesellschaft oder andere Außeneinwirkungen es einem aufdrücken.
Dieser Schritt ist für viele glaube ich nicht leicht. Ich habe es ja bei mir selbst gesehen.

Wow, hier ist ja eine Menge interessanter Input zusammengekommen.

Zitat von moo:
Nicht das, was man tut, befreit uns sondern aus welchem Antrieb heraus man es tut.

Das gehört meiner Meinung nach in güldenen Lettern groß und breit an die Wand. Ich überlege wirklich, ob ich mir dazu ein Bildchen gestalte. Ähnliche Gedanken hatte ich auch schon und sie haben mir sehr geholfen, aber so kurz und einprägsam habe ich es noch nie gelesen.

Wenn der eigene Antrieb auch wirklich der eigene ist, man ganz und gar hinter den Gründen für sein Handeln steht, können einen auch Fehlentscheidungen nicht so massiv aus der Bahn werfen. Man kann sich ärgern, feststellen das man da gerade Mist gebaut hat, Dinge nicht so gelaufen sind wie sie sollten. Aber es bleibt einem der tröstliche Gedanke, dass man zu dem Zeitpunkt nach besten Wissen und Gewissen gehandelt hat und es vielleicht wieder täte. Hinterher ist man eh immer schlauer...blöderweise muss man oft vorher eine Entscheidung treffen.

Zitat von Hicks:
Wie geht ihr mit der Fremdsteuerung um, welche sich auf Messenger-Dienste und Apps bezieht bei Gruppen?

Ich gelte als faul, diesbezüglich. Bin ich auch. Wenn ich keinen Bock habe, kann es klingeln und bimmeln bis der Akku leer ist. Ich hab allerdings auch keine wirklich wichtigen Gruppen. Unsere Vereinsgruppe ist eher ruhig, da tut sich nicht viel. Und ich bin da eh nur eine Art Randerscheinung. Unsere Dorfgruppe ist eher ein Nachrichtenportal wo nur die Admins schreiben. Ich gehöre aber auch zu den Freaks, die die Türklingel ausstellen wenn sie keinen Bock haben . Fun Fakt am Rande, nach dem Entfernen der Stromzufuhr klingelt es noch genau ein mal. Vermutlich ein kontaktfreudiger Kondensator, wer weiß. Also, Stecker raus und einmal selbst klingeln, dann ist das Wochenende gerettet. Was meine Zeit angeht, bin ich geizig.

Nichts ist wertvoller als meine Freizeit für mich, die ich gern so verbringen möchte, wie ich es will. Wenn mir Urlaubstage durch irgendwelche Menschen verhagelt werden, kann ich übelst stinkig werden. Wenn dereinst mal meine Sanduhr abgelaufen ist und der Mann mit der Sense vor mir steht, wird der auch nicht auf sein Tablet glotzen und sagen: So Minime, x Jahre deines Lebens hast du damit verschwendet dir Aktivitäten aufzwingen zu lassen die du nicht braucht, von Leuten die du nicht magst, weil...macht man halt so. Du kriegst die gutgeschrieben, lange Besuche von Schwiegermüttern zählen doppelt, wir sehen uns später.

Man hält mich diesbezüglich sehr gern für einen schrägen Vogel, ich mich auch, aber der schräge Vogel hat seine Ruhe.

Denn:
Zitat von Hicks:
Alle sozialen Kontakte vermeiden, den Job komplett hinwerfen oder auch nie wieder ein Smartphone nutzen, ist vermutlich der falsche Weg.

Scheitert bei mir hauptsächlich an finanziellen Aspekten. Eine Hütte ganz weit draußen, ein Gespann Hunde. Vet und Doc in halbwegs erreichbarer Nähe, aber nicht so nah, dass die Zivilisation bei mir vor der Hütte steht. Hach....unbezahlbar, in jeder Hinsicht.

Zitat von Hicks:
Man sieht es doch an jeder Straßenecke, dass fast jeder z.B. nur noch in sein Smartphone glotzt, wenn er mal eine Minute nichts zu tun hat.


Ui, eine Gelegenheit mich unbeliebt zu machen. Vorsicht in der erste Reihe am Fettnapf, ich komme mit Anlauf .

Ich frage also mal ganz provokant, was soll man sonst tun? Auch wenn ich mein Handy und seine Meldungen eher stiefkindlich behandle, mag ich das Teil doch wenn ich irgendwo dumm rumstehe oder warten muss. Bei den wenigen Gelegenheiten die ich ohne Hund unterwegs bin, werf ich auch mal gerne eine Blick ins Internet. Ansonsten hätte ich mir wohl früher (da wo bekanntlich alles besser war) eine Zeitung, Zeitschrift, einen Zauberwürfel, Walkman (ja so alt bin ich) oder sonst was eingepackt. So halt das Handy. Warum nicht, Menschen haben sich die Zeit schon immer gern mit etwas vertrieben. Ob im Wartezimmer oder beim Straßenverkehrsamt, was soll ich sonst tun? Die bauliche Schönheit der Arztpraxis bewundern oder die landschaftlichen Reize eines Industriegebietes?

Wenn öffentliche Verkehrsmittel unausweichlich sind, hab ich meist Musik über Kopfhörer an und nehme mir fest vor mein Verhältnis zu einem Auto endlich in den Griff zu bekommen. Auf aufgezwungene Unterhaltungen kann ich absolut verzichten.

Ich halte dieses oft gepredigte wenn es das Smartphone nicht gäbe, würden die Menschen viel mehr miteinander reden für einen Trugschluss. Leider für einen weit verbreiteten an dem sich viele festgebissen haben und da die Ursache für was auch immer zu sehen. Menschen die miteinander sprechen wollen tun es, solche die es nicht wollen finden einen Weg es zu lassen.

Ja alle tun das gleiche, die glotzen in den kleinen Kasten. Dabei wird aber oft vergessen, was die kleinen Kisten alles können. Ich habe also keine Ahnung ob derjenige gerade eine Nachricht von einem Freund liest, eine Zeitung, ein Buch, sich ein Foto ansieht, versucht rauszufinden wo er langlaufen muss, seinen nächsten Urlaub plant, noch schnell etwas reserviert oder einen Einkauf tätigt. Eine Pauschalverteufelung halte ich da nicht für angebracht. Ich habe in meinem Alter schon zu viele das vernichtet die Zivilisation hinter mir, um das noch ernst zu nehmen. Bestimmte Musikrichtungen sind des Teufels, das Fernsehen verdirbt die Jugend ganz schlimm, Computerspiele sind ganz böse (sind sie noch böse ?) und jetzt ist es eben wahlweise das Smartphone oder die Sozialen Medien. Irgendwas ist immer. Großtantchen galt als besonders verdorben, weil sie eine ausgezeichnete Charleston Tänzerin war .


Feuer frei! Vielleicht schreib ich nachher noch was, jetzt hab ich erst mal Bärenhunger und Hund und ich werden gemeinsam die Sonntagsrest als dem Kühlschrank plündern.

Zitat von Minime:
Feuer frei!

Ne, Du hast schon auch Recht.
Gänzlich weiß man nicht, was wer gerade macht im Smartphone.

Bissl frage ich mich aber halt manchmal: Wie stressig muss das Leben sein, wenn ich an der Bushaltestelle im Smartphone einkaufen muss?

Ihr wisst schon was ich meine.

Musikhören etc ist ein anderes Thema. Habe ich früher mit Walkman auch oft getan.

Es fällt mir nur auf, dass kein Mensch mehr ohne diese Dinger leben kann. Erscheint mir daher bissl wie eine Sucht oder einfach ein bisschen zu viel des Guten.
Bissl zu viel fremdgesteuert eben.
Ich beobachte da lieber Menschen, mache mal die Augen zu und entspanne, z.B. im Wartezimmer beim Arzt.

Andererseits: Die Dinger sind halt wie kleine Fernseher und damit auch Zeitvertreib.

A


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Mira Weyer
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