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Hallo ihr lieben,

kennt ihr das wenn so ein großer Druck auf euch lastet, dass ihr am liebsten die Koffer packen und einfach weg wollt. Nur wohin? Diesen Fluchttrieb habe ich das letzte halbe Jahr häufig verspürt. Dabei weiß ich ganz genau dass es mir nicht helfen würde von meinen Problemen wegzulaufen. Wie gesagt: wo sollte ich auch hin ohne Geld? Ich weiß dass ich da durch muss, aber ich habe das Gefühl zu explodieren. So viele Gefühle und Angst, dass ich nicht mehr weiß wohin damit (außer es mal aufzuschreiben).

Falls ihr meine Vorstellung nicht gelesen habt, hier eine kurze Zusammenfassung: letztes Jahr habe ich meine Masterarbeit geschrieben und nebenher gearbeitet. Als das geschafft war gings ans Job suchen und Hartz IV beantragen. Hab mich 4 Monate mit denen rumgeärgert und am Ende nichts bekommen. So lebte ich 6 Monate ohne Job und Geld (was zu gewissen Existenzängsten geführt hat). Im Mai habe ich eine Jobzusage bekommen und soll nun morgen dort anfangen. Leider habe ich erst ab Juli eine Wohnung und werde daher erstmal in eine Pension gehen. Dieser Umbruch macht mir gerade extrem Angst.

Und hier kommen wir wieder zum Thema. Ich würde am liebsten das Land verlassen und mich in einer Höhle verstecken. Einfach meine Ruhe haben und keine Sorgen (ja das wünschen wir uns alle).

Habt ihr irgendwelche Tipps für mich wie ich die Nervosität und die Angst soweit in den Griff bekommen, dass man es mir morgen bei der Arbeit nicht anmerken wird? Ich fühle mich so schwach und bin müde, einfach erschöpft. Auch das Essen fällt mir schwer.

Habe mir rescue Lutschtabletten gekauft, aber das hilft kaum was. Trinke auch viel Tee und lass den Kaffee weg. Kann ich sonst noch was tun?

19.06.2016 07:53 • 05.07.2016 x 1 #1


8 Antworten ↓


Guten Morgen Mikan,

und ob ich das kenne! Gerade in den letzten Wochen überkommt mich das von Dir sehr gut beschriebene Gefühl immer wieder. Ich habe zurzeit sehr belastende familiäre Probleme, die einfach an den Kräften zehren. Dazu kommt dann der normale Alltag und die beruflichen Herausforderungen.

Alles zusammen kann schnell mal zu einem Erschöpfungs- und Überforderungsgefühl führen. Das Fluchtbedürfnis ist biologisch in uns verankert aber wir können vor gewissen Verpflichtungen nicht einfach flüchten. Also müssen wir da durch und dabei aufpassen, uns nicht auch noch selbst zu verlieren.

Leider habe ich auch keine Patentlösung für Dich. Ich finde aber, dass Du das Schlimmste schon hinter Dir hast. Morgen beginnt Dein erster Arbeitstag und dann kommt auch bald Dein erstes Gehalt dafür, das sind doch gute Aussichten. Wenn alles läuft, hast Du in einigen Monaten wieder ein Gefühl der größeren Sicherheit und kannst hoffentlich etwas entspannen.

Was mir in solchen Zeiten Unterstützung gibt sind Entspannung, Yoga und Unternehmungen oder Filme, die mir Freude machen und mich zum Lachen bringen. Ich lese dann auch gerne mal Comics oder schaue mir Zeichentrickfilme an. Eben alles, was unbeschwert ist.

LG, Martina

A


Flucht - einfach weg

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Hallo Martina,

danke für die Tipps. Bei mir ist es im Moment aber eher so, dass ich nicht gerne in die Öffentlichkeit gehe aus Angst vor allen Leuten in Tränen auszubrechen. Aber natürlich hast du recht!
Yoga wollte ich schon lange mal ausprobieren. Aber erstmal muss ich in der neuen Stadt ankommen und mich bisschen umsehen, neue Ärzte finden etc.

Ich hoffe wirklich, dass es in einigen Wochen wieder besser wird. Auf eine generalisierte Angststörung kann ich echt verzichten Aber wenn ich so darüber nachdenke geht es schon seit mehr als 2 Jahren bergab. Ich bin immer seltener aus dem Haus, habe mittlerweile wenig soziale Kontakte. Das lief alles so schleichend, dass ich es erst nicht bemerkt habe! Irgendwie muss ich den Umzug als einen Neuanfang sehen, wieder neue Leute kennenlernen und mein Leben leben. Wenns doch nur immer so leicht wäre wie man sich das vorstellt. Habe schon lange keine richtige Freude mehr empfunden, nicht mal über den gut bestandenen Abschluss...

Danke nochmal für die aufmunternden Worte. Das Forum und die Mitglieder sind wirklich toll. Fühlt euch gedrückt! Wir schaffen das! (irgendwie...)

Du, wenn ich in eine andere Stadt ziehen würde, dann wäre ich auch aufgeregt und am Anfang sicher auch manches Mal etwas überfordert. Da können einem schon mal die Tränen kommen. Das ist ganz normal.

Es ist gut, dass Du erkannt hast, Einiges in Deinem Leben ändern zu wollen. Nur mache es bitte langsam, Schritt für Schritt. Nicht mit der Brechstange daran gehen, dann überforderst Du Dich und der Schuss geht nach hinten los. Komme erst mal an und schaue Dich um. Es gibt so viel zu entdecken! Und dazwischen ruhst Du Dich immer wieder aus.

Alles Gute für den morgigen Start und berichte gerne zwischendurch mal wie es Dir so geht. Dafür gibt es ja dieses Forum!

LG, Martina

Zitat von Mikan:
Habt ihr irgendwelche Tipps für mich wie ich die Nervosität und die Angst soweit in den Griff bekommen, dass man es mir morgen bei der Arbeit nicht anmerken wird?


Vielleicht ein Stück weit zulassen, dass man es dir anmerken wird. Ein solcher Umbruch im Leben macht jedem Angst, keiner wird es dir krumm nehmen wenn du morgen ein bisschen nervös bist.

Was mir manchmal hilft in Angstsituationen ist etwas mitnehmen, an dem man sich festhalten kann. Ich habe zum Beispiel ein Armband, das ich von meinen Kindern bekommen habe, das ziehe ich dann an. Könnte auch ein Stein in der Hosentasche sein oder irgendetwas an das du greifen kannst wenn du das Gefühl hast, dass du gleich in Tränen ausbrechen wirst.

Ich wünsche dir auch alles Gute für morgen und drücke die Daumen, dass es gut läuft.

Aller Anfang ist schwer. Bei mir war das auch ähnlich, als ich vor langer Zeit aus dem Nichts durchgestartet bin: Job, Wohnung usw. Alles war neu, überall musste ich große Herausforderungen meistern, die Angst war riesig... Aber da musste ich einfach durch. Was mir geholfen hat, war unter anderem der Blick zurück in die Hölle, aus der ich an die Erdoberfläche aufgestiegen bin, um dann später nach einem langen harten Kampf in den Himmel zu gelangen. Auch wenn damals große Schwierigkeiten vor mir lagen, so war ich doch gleichzeitig glücklich darüber, dass ich die Chance erhielt etwas aus meinem Leben zu machen. Deshalb hatte ich gleich Vollgas gegeben. Auch der Blick auf ein (noch fernes) Ziel kann einem sehr viel Kraft geben und die Angst bändigen. Strebe immer nach mehr, dann wird die Angst weichen.

So, ein kleiner Statusbericht nach dem ersten Arbeitstag:
Die Nacht über habe ich sehr unruhig geschlafen, konnte nicht einschlafen und war oft und früh wach. Morgens ging es mir wie die letzten Tage auch schlecht. Als ich dann dort angekommen bin hat sich mein Körper etwas beruhigt. Mittags wars dann gut und Nachmittags wurde ich sehr müde und habe Kopfschmerzen bekommen. Aber alles in allem hab ichs gut überstanden. Der Chef und die Kollegen scheinen sehr nett zu sein und wirklich was zu tun gabs für mich heute auch noch nicht.
Hoffe, dass es ab heute dann auch mit meinen Nerven bergauf geht.

Ich würde ganz gerne Yoga anfangen, nachdem ich endgültig umgezogen bin. Wie finde ich denn günstige Kurse? Oder kann man das vllt sogar über die Krankenkasse machen (gibts da gewisse Bedingungen)? Hat da jemand Erfahrungen? Und vielleicht finde ich auch endlich wieder die Lust mich künstlerisch zu betätigen. Das habe ich früher sehr gerne gemacht, aber in den letzten Jahren einfach die Freude (am Leben?) verloren und hatte nie die Motivation gefunden. Irgendwie muss ich meinen Weg finden, dass ich wieder stabiler werde und nicht mehr zurückgezogen in meinem Schneckenhaus lebe :/

Ich wollte mich nur schnell mal melden, damit ihr wisst dass ich noch lebe. Bin mittlerweile die dritte Woche in der Arbeit und auch schon mit einigen Möbeln in meiner neuen Wohnung. Mir geht es deutlich besser, wenn auch noch nicht gut. Immernoch recht nervös (schlafe schlecht, essen geht auch nur bedingt). Die Stadt gefällt mir bisher nicht so gut, aber die Leute auf der Arbeit sind immerhin sehr nett. Die Arbeit an sich ist bisher etwas langweilig, aber ich denke das wird sich auch bessern mit der Zeit.

Hallo Mikan,

das klingt doch alles recht positiv. Gib Dir Zeit! Du hat im Moment so viele Eindrücke zu verarbeiten.

Im Moment gibt es überall Malbücher mit den verschiedensten Motiven zu kaufen. Ich habe ein kleines Buch für meine Mittagspause bei Der Arbeit und für zuhause ein großes. Dazu gute Buntstifte kaufen und die Motive ausmalen - ich finde das wunderbar entspannend. Probiere das mal aus. Und weißt Du: Ein bischen Schneckenhaus am Anfang eines Umzugs kann auch ganz erholsam sein. Du musst nicht Dein ganzes Leben innerhalb von ein paar Tagen verändern. Damit überforderst Du Dich nur. Immer schön langsam ....

Ob Deine Krankenkasse Yoga im Gesundheitsförderprogramm hat, könntest Du ja mal erfragen. Schaue Dich auf deren Homepage um oder rufe dort an. Krankenkassen kooperieren i.d.R. mit sehr vielen Anbietern. Lasse Dich von der Kasse mal beraten.

Ansonsten nach Yoga Schulen googeln, meist kann man da erst einmal eine Probestunde machen, bevor man sich entscheidet. Sollte aber in Deiner Nähe sein, damit Du nicht immer hin und her fahren musst. Sonst geht die Lust schnell verloren.

LG, Martina





Mira Weyer
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