Ich habe vor vier Jahren eine Ausbildung gemacht und hatte damals schon eine ziemlich unsichere Meinung über meinen Arbeitgeber.
Zum Beispiel habe ich mich im ersten Lehrjahr so schrecklich gelangweilt, dass ich den Betrieb wechseln wollte, aber als mir dann in der Berufsschule mehrere davon berichtet haben, dass sie unbezahlt Überstunden machen oder die ganze Zeit auf sich allein gestellt sind, habe ich beschlossen doch dort zu bleiben. Meine Aufgaben wurden dann auch irgendwann wieder spannender.
Dann hatte ich ständig Konflikte mit einem Arbeitskollegen, der selbst nichts macht, aber andere wegen kleiner Fehler sofort zusammenschreit, also wollte ich dann wieder gehen. Aber wieder hatten meine Freunde aus der Berufsschule viel schlimmere Erlebnisse (eine wurde sogar sexuell von ihrem Chef belästigt), weswegen ich mich erneut gegen ein Wechsel entschieden habe. Der streitsüchtige Kollege ist mittlerweile seit der Pandemie nur noch im Homeoffice und wir haben kaum noch Probleme miteinander.
Nach der Ausbildung wurde ich dann letztes Jahr übernommen und zu dem Zeitpunkt hatte ich totale Angst keine Stelle sonst zu finden und war sehr erleichtert, weiterhin Arbeit zu haben. Aber ich war mal wieder gelangweilt von meinen Aufgaben und auch genervt von Kollegen, also wie gesagt einfach nur froh Arbeit zu haben, nicht froh bei dieser speziellen Firma bleiben zu dürfen.
Seitdem denke ich mindestens einmal im Monat über eine Kündigung nach, aber ich habe zu große Angst, dass ich das bereue. Zum einen wollen meine Eltern nicht, dass ich den Job wechsle (dazu gleich mehr), es gibt sehr wenige Stellen (viele meiner Freunde waren nach der Ausbildung arbeitslos oder mussten in ein anderes Bundesland ziehen) und ich würde überall weniger verdienen als bei meinem jetzigen Arbeitgeber (dazu auch gleich mehr). Weiterhin habe ich eben extreme Angst, bei einem richtigen Horrorarbeitgeber zu landen wo ich gemobbt werde oder jeden Tag 10h arbeiten muss oder wo ich dann direkt kündigen will und arbeitslos werde.
Das andere Problem ist, dass ich seit Jahren von zuhause ausziehen will, aber mir das auch Angst macht. Meine Freunde mussten alle wegen Uni/Job ausziehen und keiner von denen ist mit seiner Wohnsituation glücklich.
Bei dem einen schimmelt es, aber der Vermieter macht nichts, und er kann nicht ausziehen, weil es keine freien Wohnungen dort gibt. Die Nächste hat eine nervige Mitbewohnerin und kommt eigentlich nur zum Schlafen in die Wohnung und verbringt den Rest der Zeit in ihrem Elternhaus, weil sie es in der WG nicht aushält. Eine andere Freundin wird von ihrem Nachbarn gestalkt, traut sich aber nicht was dagegen zu unternehmen und will nicht wegziehen, weil ihre Eltern die Wohnung ausgesucht haben und die Miete zahlen. Der andere Kumpel wurde von seinem Vermieter reingelegt und musste die Heizkosten des Vormieters übernehmen, was über 1000Euro auf einmal waren. Er musste danach auch ins Elternhaus zurück, weil er es einfach komplett pleite war. Und und und.
Ich schaue mir seit Mai Wohnungen an, aber bei jeder denke ich Was, wenn der Vermieter irgendein Betrüger ist und mich abzockt und mein Erspartes dann weg ist? Was, wenn ich Psychonachbarn habe und mich das für immer traumatisiert? Was, wenn es irgendein unvorhergesehenes Problem gibt und ich zu meinen Eltern zurück ziehen muss, und die dann total schadenfroh sind, dass es nicht geklappt hat mit dem Ausziehen?. Zwei Wohnungen wurden mir tatsächlich direkt angeboten, weil ich da die einzige Bewerberin war, aber ich habe bei beiden abgesagt, weil ich so Angst hatte, dann nicht zurecht zu kommen.
Und die Beziehung zu meinen Eltern ist sowieso fürchterlich, aber jedes Mal wenn das Thema Ausziehen oder Jobwechsel auf den Tisch kommt gibt es Streit. Meine Eltern denke ich sehe alles zu einfach, dass alle Arbeitgeber mies sind und ich lieber da bleiben sollte wo ich schon weiß wie es läuft statt das Risiko einzugehen, dass was wirklich Schlimmes passiert. Sie haben mir praktisch verboten, den Arbeitsplatz zu wechseln. Und das Ausziehen sehen sie als persönliche Beleidigung, dann wird mir direkt vorgeworfen ich sei undankbar und würde sie im Stich lassen und mein Geld für eine überteuerte Mietwohnung verschwenden, wo sie mir doch alles bezahlen hier.
Das Dumme an der ganzen Sache ist ja, dass beides zusammenhängt. Ohne Arbeit keine Wohnung, aber ohne Wohnung kann ich mein Suchfeld nach einem Job nicht ausweiten. Wenn ich ausziehe, muss ich schon rein finanziell bei meinem jetzigen Arbeitgeber bleiben, wenn ich erst einen neuen Job suche, muss ich wahrscheinlich ewig pendeln. Beides würde zu noch mehr Streit mit meinen Eltern führen. Und dann käme ja bei einer eigenen Wohnung die Gefahr dazu, dass der Vermieter oder die Nachbarn verrückt sind, dass ein Rohrbruch oder ein Brand mein Hab und Gut zerstört, dass ich nach 3 Monaten wieder nach Haus ziehen muss, oder für irgendwas extra Kosten zahlen. Genauso wie der falsche Job dazu führen könnte, dass ich den ganzen Tag unterwegs bin aber davon nicht leben kann oder es auf der Arbeit nicht aushalte und dann pleite bin.
Was soll ich nur machen? Mein Therapeut hat nichts Hilfreiches beizutragen, ich brauche jemanden der auch Angststörungen hat und den Konflikt versteht.
26.08.2023 12:13 • • 11.10.2023 #1