Hallo Sky,
ich hatte auch schon einige EMDR-Sitzungen, zumindest immer mal wieder Anläufe unternommen. Habe die Vorbereitungssitzungen dazu gemacht, und ein paar Mal haben mein Therapeut und ich es denn gemeinsam versucht, konkret reinzugehen. Er ist sehr erfahren in dieser Methode, bei mir hat es trotzdem nicht geklappt. Bei Komplex-Trauma bzw. kPTBS läuft das Protokoll bzw. der Ablauf ja ein kleines bisschen anders, viele sagen ja auch, dass es bei kPTBS wenig bis gar nicht funktioniert. Ich gehöre bislang noch zu letzterer Gruppe, ich dissoziiere zu automatisiert, darum geht es bei mir (noch) nicht.
Aber: Das war jetzt auch kein größeres Drama. Wir haben halt einfach aufgehört, er hat mich wieder re-orientiert und damit war es das. Kein großes Problem. Dann ein paar Monate ein erneuter Versuch, gleiches Resultat. Ein paar Jahre später ein erneuter Ankauf: gleiches Resultat. Alles lief ruhig und wenig dramatisch ab, es passiert ja nichts Schlimmes, und auch eine Dissoziation ist ja weder schlimm noch gefährlich, und das ist, soweit ich es mitbekommen habe, das am häufigsten auftretende Problem, und dieses Problem ist ja wirklich gut händelbar.
Aber es war kein Grund, die Therapie deswegen abzubrechen, ich glaube, ich verstehe auch noch nicht so ganz, wie Du auf diesen Gedanken kommst? Ich meine, EMDR ist ja nur ein spezielleres Trauma-Verfahren, es gibt ja aber auch viele andere und die meisten Trauma-Therapeuten haben Kenntnisse in mehreren Verfahren.
Und: Du hast ja bereits 2 Sitzungen erfolgreich absolviert, warum sollte es jetzt anders sein? Und was genau meinst Du mit Eskalation? Es funktioniert oder es funktioniert nicht, und wenn es nicht klappt, kann man sich entweder nicht wirklich einlassen (und bricht dann ab) oder man dissoziiert, und das ist ja jetzt auch keine größere Sache, damit können Tramatherapeuten ja gut umgehen. Und Dein Therapeut ist ja dabei und beobachtet Dich, es ist ja keine Hypnose oder so, was soll also genau passieren? Ganz konkret?
Es kann helfen, sich genau aufzuschreiben, was Deiner Sorge nach denn ganz konkret passieren könnte und diese Liste mit zum Therapeuten zu nehmen und mit ihm zu besprechen. Konkretisierung kann helfen, diffuse Ängste zu reduzieren, denn oftmals ist gerade dieses Diffuse der größte Angst-Faktor.
Haben Dir andere Patienten irgendwelche wilden Geschichten erzählt, was da passiert? Woher kommen diese Ängste?
Und Du schriebst ja, dass Du bereits Erfahrungen hast, warum sollte es jetzt dieses Mal anders sein?
Ich würde einfach wirklich gerne etwas besser verstehen, was genau Dich dieses Mal so beunruhigt.
Ich würde einfach gerne verstehen, wo genau Deine Sorgen herkommen bzw. wie diese genau aussehen, denn aus Deinem Text konnte ich diese Aspekte nicht wirklich herauslesen, bisher habe ich ich Schwierigkeiten, Deine Ängste und Sorgen genau zu verstehen, gerade auf dem Hintergrund dessen, dass Du ja bereits 2 erfolgreiche Sitzungen hattest und auch bereits mit Deinem Therapeuten über Deine Sorgen gesprochen hast. Vielleicht kannst Du das nochmal etwas näher erklären?
Vielleicht solltest Du Dich eher darauf fokussieren, was Du bereits erlebt hast: Es hat bereits 2 x gut funktioniert, Du hast Deine Sorgen mit Deinem Therapeuten besprochen.
Vielleicht kannst Du versuchen, Deine Aufregung etwas herunterzufahren, indem Du einen Realitäts-Check machst. Wirklich mit den Fragen: Wovor genau hast Du eigentlich Angst (ganz konkret) und wie wahrscheinlich ist es aufgrund Deiner eigenen persönlichen Erfahrung, dass das passiert? Und selbst wenn es passiert, ist das wirklich so schlimm, wie Du jetzt glaubst?
Und denk' immer daran: Wenn Du es nicht machen möchtest, musst Du ja auch nicht. Es zwingt Dich ja niemand. Dann sagst Du das Deinem Therapeuten einfach und dann macht ihr einfach etwas anderes in der Stunde, das ist ja keine große Sache. Vielleicht brauchst Du auch noch eine oder zwei weitere Stunden, um die EMDR-Sitzung mit ihm vorzubereiten.
Es ist völlig normal, dass man vor diesen Stunden ein bisschen nervös ist, das war ich auch immer und das ist auch völlig ok so.
Es ist völlig ok und total normal, vor solchen Stunden nervös zu sein. Nervosität ist total normal und ok und gehört bei vielen mit dazu.
Nur solltest Du Dich der Angst, die sich jetzt bei Dir eingestellt hat, mit Erfahrung und Realität-Check entgegenstellen. Es ist ja eigentlich ein freundlicher Mechanismus Deines Gehirns, um Dich vor einer eventuellen Gefahr zu warnen, und dem kannst Du Dich bewusst entgegenstellen und diesem Mechanismus klar machen, dass da eben keine große Gefahr lauert.
Aber wenn Du Dir unsicher bist, sage das Deinem Therapeuten und besprich' es mit ihm.
Aber falls Dir das hilft: Ich kenne ganz, ganz viele Patienten, bei denen die Methode ganz wunderbar funktioniert hat und bei denen sich das Trauma, so wie @Grace_99 es auch beschrieben hat, aufgelöst hat.
Ich habe viele Patienten während einer EMDR-Therapie erlebt, bei niemandem gab es Eskalationen, es hat vielleicht mal nicht so gut funktioniert und hinterher waren viele auch sicherlich etwas emotional ausgelaugt (das ist ja auch anstrengend), aber ganz viele haben sehr profitiert.
Und die, bei denen es nicht gut funktioniert hat, haben dann in der Therapie einfach etwas anderes gemacht, mit der EMDR erstmal (oder ganz) aufgehört und ggf. ein anderes spezielles Trauma-Verfahren ausprobiert, es gibt ja eine ganz Reihe an Möglichkeiten.
Ich wünsche Dir viel Erfolg für die dritte Sitzung!
LG Silver
01.06.2022 22:09 •
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