Zitat von Steef:Hast du deine ADs mittlerweile abgesetzt? Und wie steuerst du dagegen? Merkst du trotzdem noch Symptome?
Nehme schon sehr lange keine ADs mehr.
Um es mal so auszudrücken, ich hab mein ganzes Leben lang schon einen Knall gehabt. Wer in extrem jungen Jahren sein Bambi mit voller Wucht an die Schlafzimmer - Verbindungstüre seiner Eltern wirft, weil der Vater laut schnarcht, hat echt einen Knall. Kann schnarchen bis heute nicht ertragen. Null Ahnung, warum.
Wollte das nur mal schreiben, um dir zu sagen, wie intensiv ich in meine Kindheit zurückgegangen bin um Antworten zu bekommen. Kam bis ins Alter von ca. 2,5 Jahre.
Jetzt zu den Symtomen. Nach der 1. Attacke, die mir auf einer Bundesstrasse beinahe das Licht ausgeblasen hat, war kurz davor, ohnmächtig zu werden, gab es nur noch Highspeedlevel. Schalter war umgelegt, ein Leben in Todesangst hat begonnen. Und alle Symtome, die andere sehr gut beschreiben können, waren vorhanden. Ich konnte das damals gar nicht, hatte einfach keine Worte dafür. Es war nur noch Chaos.
Und es war überall. Draussen, drinnen, egal, sobald ich daran dachte, wuuuuusch fing es an. Gut, mit den Jahren wusste ich irgendwann, dass ich daran nicht sterbe. Und wurde auch Meisterin im Vermeiden, Schlupfloch suchen, Ausreden, und Ablenken mit Gegenreizen: (auf die Backe beissen, Faust auf Oberschenkel hauen beim Autofahren) hat schon mal was gebracht.
Psychosomatisch hab ich über die Zähne reagiert. (und das als Zahnphobiker!). Beinahe jeder Urlaub hatte im Vorfeld eine Wurzelbehandlung nötig gemacht, oder zumindest ein Gefühl als ob. Hölle. Ungelogen. Mussten auch Urlaube absagen, weil Madame am Rad gedreht hat.
Als ich endlich in Therapie gegangen bin, war das wegen einer Depression. Durch das Antidepressiva kam Ruhe rein. Hab mich da auch beruflich verändert und habe sehr viel über Ursache und Wirkung nachdenken können.
Hauptsächlich ging es darum, zu verstehen, was mir überhaupt Angst gemacht hat. Und Angst war eben, nicht zu genügen. Deshalb meine extreme Anstrengung, besser und toller und taffer und nix belastet mich, eben so stressig. Und ich war wirklich nach aussen hin zu beneiden. Toller, erfolgreicher Mann, toller Job, 2 Kinder, Haus, Pferd. Jetzt kapiere mal einer, warum so jemand ständig am Rad drehen muss.
Im Prinzip ist es ganz einfach. Wer kapiert, dass das aussen schei. ist, dass sich alles im Inneren abspielt, hat schon die halbe Miete. Und um das zu erreichen, braucht es den Prozess der Veränderung. Aktives handeln in Situationen, die einen belasten. Und meine Belastungen auch erkennen können. Nix mit, wird schon. Nee, Maul aufmachen und ändern. Tempo drosseln, sich im Hier und Jetzt befinden. Akzeptieren, dass man einen Knacks hat, und sich dessen nimmer schämen. Mein Knacks, mein Problem. Mein Leben.
Ist wie abnehmen. Entweder ich mag mein Moppel-Ich. Gut so. Mag ich es nicht, dann hilft kein Jammern und Klagen, dann hilft nur Sport und weniger essen. Einen negativen Zustand kann man nur ändern, wenn man sich damit auseinandersetzt und dann ans Eingemachte geht. Zauberwort: Selbstreflektion, und ganz ehrlich, das macht kein Spass.
Und mit dieser Selbstreflektion kann ich jetzt Situationen händeln, die mich früher aus der Bahn geworfen haben. Frag dich doch immer, will ich das wirklich? Und je nach Erkenntnis handelst du dann. Und lebst dann mit den Konsequenzen deines Handels.