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Hallo Zusammen,

seit meiner frühen Jugend belasten mich diffuse Ängste, wie Versagensängste,Verlassenheitsängste oder auch Angst vor Veränderungen, ohne aber genau zu wissen, woher diese stammen könnten. Im Laufe der Zeit wird einem immer mehr bewußt, daß diese Ursachen allen Übelns tief in der Kindheit vergraben sind, was auch meine Psychologin bestätigte.
Dann kam der Tag, an dem meine Frau überraschenderweise im TV eine Talkrunde über das Thema Kriegsenkel gesehen hat. Mehr oder weniger zufällig, habe ich im Videoportal YouTube genau diese Sendung wiedergefunden ! Hervorzuhebend sind die Ausführungen von Frau Bode, wobei ich mich, aber auch meine Frau, absolut mit unseren Biographien dort wiedergefunden haben:



Vielleicht sind einige unter Euch, die sagen: Der Krieg ist seit über 70 Jahren vorbei, was hat das mit meinen Ängsten zu tun? Genau dieser Krieg sorgte dafür, daß ca. 60% der Bevölkerung mittel bis schwer traumatisiert worden sind und häufig dieses Traumata an die nächste Generation, also den Kriegsenkeln, weitergegeben haben!

07.02.2016 19:23 • 16.06.2019 x 3 #1


20 Antworten ↓



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Eine Quelle von Ängsten

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Hallo,

hier ein weiterer recht aufschlußreicher Vortrag zu dieser Thematik :





Fogchild

Ich denke auch dass da was drAn ist. Habe die beiträge nicht gesehen aber die erzählungen meines vaters erklären vieles was mich belastet. Die Angst davor morgen mittellos sein zu können. Nicht mehr genug zu essen zu haben. Sozialen abstieg erleben zu muessen. Das sind solche kindheitserlebnisse die sich einprägen und Ängste schueren.

Ich denke auch schon lange darüber nach, ob meine Ängste etwas mit den Geschichten meiner Oma zu tun haben. Bei mir handelt sich um eine Angst vor Feuer, bzw. Bränden. Meine Oma hat mir früher als ich etwa 5 Jahre alt war oft davon erzählt, wie das damals war, als die Bomben fielen. Eines Tages wurde auch ihr Haus getroffen und sie mussten ihre Bettsachen unter den Arm klemmen und zu den Nachbarn fliehen. Das Haus brannte dann ab. Ich habe dieses Szenario für mich gespeichert, als wäre ich dabei gewesen, ich könnte sogar beschreiben, welches Muster die Bettwäsche hatte. Aber Fakt ist eben, dass ich nicht dabei war. Ein paar Jahre später hatten mein Bruder und ich Räuchermännchen von Freunden meiner Eltern geschenkt bekommen und wir durften sie dann auf der Terasse mal anzünden. Meinem Bruder fiel dieser kleine Rauchkegel ausversehen auf die Plastiktischdecke und hinterließ dort ein Brandloch. Daraufhin lief ich ins Kinderzimmer und warf mich auf den Boden weil ich panische Angst hatte. Meine Mutter wusste garnicht was los war, da es sich ja um eine Bagatelle handelte. Ich konnte es seit diesem Tag nicht mehr ertragen, dass diese Decke wieder auf dem Tisch lag. Sofort hatte ich wieder Angst. Ewigkeiten wusste ich nie warum, aber irgendwann habe ich überlegt, ob es einen Zusammenhang zwischen den Geschichten meiner Oma und meiner Angst gibt...

Ein Bericht aus der Sicht der Kriegskinder, der bewußt macht, wie Krieg das ganze Leben beeinflussen kann :






Fogchild

Buchvorstellung zum Thema Kriegsenkel vom Künstler Raymond Unger


Ein weiteres, sehr empfehlendwertes Buch von Matthias Lohre Das Erbe der Kriegsenkel



Fogchild

Nebelkinder - Kriegsenkel treten aus dem Traumaschatten der Geschichte

Schon ein etwas ältere Beitrag, trotzdem immer noch hoch aktuell :




Fogchild

@Fogchild
Das ist ein super interessantes Thema. Und ja klar, der Krieg (und die Folgen) ist für diese Menschen allgegenwärtig. Nur im Fernsehen oder als Egoshooter.
Mein Vater wurde mit 16 Jahren eingezogen und an die FLAK gestellt. Er wollte flüchten und man hat ihn deswegen fast bestraft. Er kam in ein Russisches Arbeitslager. Dort war er seinen Erzählungen nach 7-9 Jahre.
Das ist halt nicht spurlos an ihm vorbei gegangen, sondern mit weitreichenden Folgen für sein Umfeld.

Nachkriegsenkel sind halt nicht wirklich friedensverwöhnt. Selbst ich kann mir (zum Glück) Krieg nicht wirklich vorstellen, so wie die welche ihn live miterlebt haben. Und ehrlich - ich möchte das auch nie können.

Interessant. Vor allem das mit der Angst vor dem brennenden Haus. Das hab ich nämlich auch. WEnn meine Eltern früher Streit hatten, hatte ich immer Angst mein Vater würde das Haus anzünden, oder er würde es dann anzünden, wenn wir weg sind. Wir sind wenn es ganz arg war immer zu meiner Tante.
Als Kind habe ich mir auch oft überlegt, wie ich was zuerst retten würde. Ich habe nie einen HAusbrand erlebt, nicht mal einen gesehen, außer im TV, was natürlich ein Kind auch sehr beeinflussen kann.

Gerade wir Deutschen werden ja immer damit konfrontiert ..sei es im TV oder in anderen Medien.
Ich finde das auch gut ..es sollte nie vergessen werden.
Gerade in der heutigen zeit finde ich es wichtig der Jugend zu zeigen was passieren kann wenn man nicht aufpasst.
Das schürt natürlich auch Ängste.
Meine Ängste sind aber auch ein produkt meiner Kindheit.
Ich war ein ängstliches Kind und hatte kein Selbsbewusstsein.
Meine Eltern haben sich immer gestritten und vor meinem Vater hatte ich Angst.
Das begleitet einen das ganze Leben.
Habe auch Angst vor Veränderungen da ich nichts falsch machen möchte .
Angst falsche Entscheidungen zu treffen und es hinterher zu bereuen.
Das lähmt einen schon ziemlich stark.
Manchmal ärgert es mich ....aber man kann nicht so leich aus seiner Haut.
In letzter Zeit musste ich einige wichtige Entscheidungen treffen .
Aber ich denke immer an die Folgen ...hoffe das richtige zun tun.

Zum Thema Selbstbewußtsein:

Selbstbewußtsein kommt von Selbstvertrauen, Selbstvertrauen von Vertrauen, genauer dem Urvertrauen. Das ist das uneingschränkte Vertrauen der Mutter, absolut ohne jegliche Forderungen an das Kind, sprich: Als Kind geliebt zu werden, so wie man ist !

Ist dieses nicht ausreichend vorhanden gewesen, schleichen sich Ängste ein !

Fogchild

Ich finde es sehr gut, dass das Thema hier in den Vordergrund rückt! Danke Fogchild dafür!

Die transgenerationale Weitergabe von Traumen ist für mich eine der Ursachen, warum es heute in solchem Maß Burn-Out, Ängste usw. gibt!

Ich bin überzeugt, dass die Generation unserer Eltern unbewusst eine Menge an Belastung mitbekommen hat, die wir wiederum weitergegeben bekommen. Die jeweilige individuelle Ausprägung, also wie sich das bei Betroffenen manifestiert, ist völlig unterschiedlich.

Ich kann dazu u.a. auch Prof. Franz Ruppert empfehlen, der in München genau an diesem Thema seit Jahren (Jahrzehnten) forscht, Psychoanalyse dazu anbietet und das auch im Rahmen einer eigenen Therapieform in die Welt streut. Die Bücher von ihm sind absolut empfehlenswert für jeden, der z.B. an einer Angststörung leidet!

Für mich zeigt das auch, dass die Schulmedizin viel zu wenig Aufmerksamkeit solchen Dingen schenkt und ebenfalls, wie andere hier im Forum und auch ich propagieren, nicht aufzuhören mit der Suche nach Ursachen und vor allem, Therapiemöglichkeiten!

Tabletten schlucken und die x-Verhaltenstherapie zu starten kann keine Lebensperspektive sein! Und ist bei weitem auch nicht alles, was die Welt zu bieten hat, um z.B. Angststörungen wieder so weit in den Griff zu bekommen, dass ALLES im Leben möglich ist.

Buchvorstellung vom bekannten Reisereporter Andreas Altmann welcher gnadenlos über seine Kindheit und Jugend berichtet !

Absolut empfehlenswertes Buch u.a. zum besagten Thema !





Fogchild

Kriegsenkel - Vererbte Traumata






Fogchild
Sponsor-Mitgliedschaft

Danke nochmals an HeikoEN für den Hinweis zu Prof. Franz Ruppert !

H. Ruppert stellt in folgendem Videovortrag die Zusammenhänge von Trauma, Angst und Liebe dar und gibt ebenso Therapieansätze zur Traumabewältigung . Absolut empfehlenswert auch das gleichnamige Buch zu diesem Thema !



Radiobeitrag vom 30. März 2018 zum besagten Thema


http://www.ndr.de/info/sendungen/forum_ ... 48440.html

Radiobeitrag von 07.09.2018 (Deutschlandfunk)

https://www.ardmediathek.de/radio/Leben ... d=55837348

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Mira Weyer
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