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Hallo Forum,

ich habe mich hier angemeldet, um meine Situation zu schildern und eventuell Leute zu finden, die das Selbe oder Ähnliches erleben, um sich gegenseitig vielleicht Rat zu geben.

Ich leide seit etwa drei Jahren unter Panikattacken und Ängsten, die mir einfach nicht aus dem Kopf gehen.
Den Auslöser dessen möchte ich kurz schildern:

Zu diesem Zeitpunkt war ich 18 Jahre alt und hatte gerade meine Abiturprüfung hinter mir.
Ich verbrachte damals einen Tag mit meiner Mutter und ihrem Freund. Auf dem Weg zurück nach Hause fuhren wir schließlich auf einen kleinen Waldweg und hielten dort, weil meine Mutter ein Kriegsdenkmal auf der anderen Straßenseite im Wald anschauen wollte.
Die Straße, die wir nun überqueren mussten, war eine recht breite Landstraße, zur Rechten ein Hügel.
Wir warteten also am Straßenrand auf einen günstigen Moment diese zu überqueren und mehrere Autos fuhren mit etwa 100 kmh an uns vorbei. Als ich kein Auto in nächster Nähe mehr sah, lief ich plötzlich schnellen Schrittes auf die Straße und hörte Sekunden danach meine Mutter laut meinen Namen schreien, auf eine Weise wie ich es noch nie gehört hab.
Ich sah nach rechts, ein silberner Kombi fuhr auf mich zu. Und ich war wie versteinert. Der Fahrer stieg auf die Bremse, die Reifen quietschten und er kam wenns hoch kommt, einen halben Meter vor mir zum Stehen.
Meine Mutter schob mich auf den Gehweg, der Fahrer fuhr rechts ran und erkundigte sich, ob alles in Ordnung wär. Auch ihm stand der Schock ins Gesicht geschrieben und ich fühl mich bis heute schuldig. Ich sagte meiner Mutter und ihm alles wär in Ordnung. Er fuhr weiter, wir gingen zu dem Denkmal. Nach zehn Minuten brach ich dann in Tränen aus.

In den nächsten Wochen danach hatte ich panische Angst Straßen zu betreten und hab kaum geschlafen. Wenn wachte ich mitten in der Nacht irgendwann Schweiß gebadet auf.
Das größte Problem war aber dieser Gedanke: Es war nur beinahe ein Unfall. Mach nicht so ein Drama. Dir ist nix passiert. Anderen Leuten passieren wirklich schlimme Dinge und die bekommen es auch hin. Du hattest schon richtige Unfälle und hast nicht so ein Ding draus gemacht.
Diese Gedanken habe ich bis heute.

Bis heute habe ich Angst vor schnell vorbeifahrenen Autos, bis zu einem Punkt an dem ich mich nicht mehr bewegen möchte und einfach nur an Ort und Stelle am Straßenrand stehen bleibe. An viel befahrenen Straßen brauche ich einige Zeit, um mich irgendwie drauf vorzubereiten rüber zu gehen. Teils wenn weit und breit kein Auto in Sicht ist. Wenn ich mit Leuten unterwegs bin, die nichts von meiner Angst und ihrem Hintergrund wissen (und das sind fast alle), ist das schwierig.

An Straßen rumzustehen, ist aber nicht das Problem. Das Problem ist, meine Angst vorm Tod.
Eine permanente Frage die ich mir danach gestellt hab, war Was wäre wenn?. Was wäre wenn er nicht gebremst hätte. Was wäre wenn mich das umgebracht hätte. Dabei ist nicht mein Tod die echte Angst, sondern das was meine Angehörigen danach durchleben.
Dieser Gedanke macht mich fertig und hat sich extrem verschlimmert, seit ich eine Freundin hab.
Wir sind seit zwei Jahren zusammen und die Angst davor ich könnte sterben und sie alleine lassen, intensivierte sich damals umso näher wir uns kamen und standen. Sie weiß von dem Ursprung dieser Angst und versucht mir beizustehen, wenn es mal wieder heftig wird und steht mit mir am Straßenrand und wartet.
Wenn wir schöne gemeinsame Momente verbringen, ist die Angst und Sorge am Größten und ich kann diese Momente nicht mehr genießen.

Gleichzeitig zur Angst vorm Sterben, habe ich aber die Angst die Kontrolle über mich selbst zu verlieren. Auf die Straße vor ein Auto zu rennen zum Beispiel, obwohl ich das gar nicht will. Ich muss dann meistens ein Stück vom Straßenrand weggehen.

Panikattacken habe ich nur noch selten, aber wenn richtig. Ausgelöst durch die verschiedensten Dinge, am Schlimmsten aber dann, wenn über den Tod gesprochen wird. Angst habe ich dennoch fast immer, mal mehr mal weniger.

Der Gedanke, dass ich einfach schwach bin und nicht so ein Drama draus machen sollte, kommt dann auch wieder und selbst in den schlimmsten Momenten, hält mich dieser dann davon ab Hilfe zu suchen.
Ich weiß nicht Recht, was ich machen soll.

15.08.2015 18:54 • 16.08.2015 #1


5 Antworten ↓


Hey Ripley,

willkommen hier im Forum.

Denke das Geschehene ist eine Art Trauma und würde es in einer Therapie versuchen aufzuarbeiten. Wenn man sich mit seelischen Problemen ein wenig auskennt, sind Dein Verhalten/Denke und Ängste verständlich und nachvollziehbar.

Drei Jahre trägst Du jetzt dieses Trauma mit Dir herum. Zeit, was dagegen zu unternehmen.

A


Ein "Fast - Unfall" und seine Folgen

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Danke erstmal für den Beitrag Vergissmeinnicht.

Das Schlimmste ist momentan mal wieder die Angst vorm Kontrollverlust. Bin vor Kurzem in den 10. Stock gezogen und habe jetzt wieder panische Angst, ich könnte die Kontrolle über mich verlieren und vom Balkon springen, obwohl ich das überhaupt nicht will. Ähnlich geht es mir dann halt an Straßen. Halt der Gedanke ich könnte das tun, den ich nicht so richtig wegbekomme.
Während ich das hier schreibe, sag ich mir die ganze Zeit, dass ich mir nichts antun will und es deswegen auch nicht tu. Die Ablenkung gerad, ist auch echt angenehm.

Im Tiefsten Inneren weiß ich, dass ich das alles mal angehen und aufarbeiten muss. Aber es ist schwer.
Ich weiß auch nicht, wie eine Therapie so abläuft....sitzt man einfach da und versucht mal alles in Worte zu fassen? Und dann?
Darf ich fragen, ob du Erfahrung damit hast?

Ripley, das kann man eine posttraumatischen Belastungsstörung nennen.

Du hast dem Tod ins Auge geblickt. Ich fackle nicht lange herum. Geh einfach zu einem Psychiater und bespreche das. Evtl. arbeitest du dein Trauma dort auf, oder du gehst zu einem Psychologen.

Dort erzählst du deine Geschichte und über Gespräche usw. Kannst du deinen Schock, dein Trauma, aufarbeiten..

Warte nicht mehr, denn auf Termine muss man länger warten. Man kann auch die Krankenkasse anrufen, da gibt es Listen, bzw. die sagen einem, wohin man sich am besten wenden kann.

Deine Gedanken, vor dem kontrollverlust sind ganz normal. Wird nichts passieren, keine Angst. Du wirst nicht verrückt und auch nicht sterben.

Dein Auslöser war ein Trauma, da muss man nicht lange suchen. Dieses Trauma musst du verarbeiten lernen. Und das in der Therapie.

Tu es.

Danke. Einiges von deinem Geschriebenen hat mich weiter zur Ruhe kommen lassen.

Ja ich muss das angehen....ich will nicht dass es schlimmer wird, denn das tat es bisher.

Irgendwie kostet es dennoch überwindung. Ich werde aber versuchen und mich informieren an wen ich mich in meiner Stadt wenden kann.

Hi Reipley,

Du kannst bei Deiner Krankenkasse nachfragen wohin Du Dich wenden kannst.

Ich kenne diese Gedanken und meine Angst weitete sich noch aus, das ich anderen auch noch was antue. Nichts ist bislang geschehen.

In der Therapie besprichst Du es so wie Du es hier niedergelegt hast. Der Therapeut wird schon schnell merken, wo er ansetzen muss.

Trau Dich.





Mira Weyer
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