Zitat von toolate:Es ist doch so, jeder braucht jemanden, früher oder später, ich auch.
Das Problem ist, dass es die selbstlose Zuwendung, die du dir erhoffst, nicht gibt. Niemand tut Dinge aus rein altruistischen Motiven. Selbst wenn der Lohn nur in dem Gefühl besteht, ein guter, hilfsbereiter Mensch zu sein, bedient das Handeln unterm Strich immer nur die eigenen Bedürfnisse.
Das ist nicht unbedingt verwerflich, jeder hat das Recht, sich mit dem, was er tut, selbst Gutes zu tun, hat aber in der Regel zur Folge, dass bestimmte Bedingungen an das Handeln geknüpft werden. Dankbarkeit ist eine häufige, auch wenn das selten so benannt wird. Man beschreibt dann gerne das *glückliche Lächeln* oder die *strahlenden Augen*.
Indem du eine Art selbstverständliche Zuwendungsenergie erwartest, wirst du diesen Anspruch schon mal nicht erfüllen. Eine andere Erschwernis könnte sein, dass viele Menschen um allzu offensichtliche emotionale Bedürftigkeit einen Bogen machen. Die - nicht unbegründete - Angst dahinter ist eine zu starke Vereinnahmung durch die betreffende Person.
Du suchst im Grunde nach einem Freundschaftsdienst, scheinst aber nicht in der Lage, Freundschaften aufzubauen und zu pflegen. Und ich glaube, du unterschätzt das, was nötig wäre, um dir eine Hilfe zu sein, da vorher ja eine Menge Angst und Vorbehalte aus dem Weg geräumt werden müssen. Mit *ein wenig menschliche Zuwendung und Wärme* ist das sicher nicht getan.
Das bedeutet für den Helfer eine Menge Energie. Der Umgang mit psychisch Kranken ist extrem anstrengend, da in der Regel wenig Raum für die andere Person bleibt. Selbst in einer Liebesbeziehung ist das für den gesunden Menschen kaum auf Dauer zu ertragen.
Wenn du für die Unterstützung nicht bezahlen kannst und willst, musst du dir wohl überlegen, was du denn im Austausch zu bieten hast. Du suchst nach einer zwischenmenschlichen Beziehung- und die braucht immer auch eine Geben-Seite.
Als bedürftiger Bittsteller wirst du eher abschrecken - und das solltest du auch nicht sein, denn das wäre unter deiner Würde. Du bist viel mehr als deine Angst, und es könnte eine gute Idee sein, nach dem zu graben, was du zu bieten hast. Dann findet sich auch ein Mensch, den das interessiert. Und du wärst nicht emotionaler Almosenempfänger, sondern gleichberechtigter Beziehungspsrtner.
16.09.2020 05:57 • x 2 #21