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Kennt ihr das, wenn ein Gedanke den nächsten jagt? Kaum ist ein „Problem“ gelöst sucht man schon nach dem nächsten. Bzw. Macht sich durch das ständige Denken selbst Probleme. Immer wieder „was wäre wenn“ Szenarien.
Ich weiß, dass das ein Schutzmechanismus ist, welches man erlernt hat. Oft ärgere ich mich über mich selbst. Geht es euch manchmal genauso? Was tut ihr dagegen?

10.08.2024 11:45 • 14.08.2024 #1


40 Antworten ↓


Zitat von Lizzy_Lizz:
Ich weiß, dass das ein Schutzmechanismus ist, welches man erlernt hat

Wieso sollte das ein Schutzmechanismus sein und wovor soll das dann schützen, außer dass man etwas nicht tut und eben stattdessen nur darüber nachdenkt und denkt und denkt.
Es ist eher eine Vermeidungstaktik. Natürlich kann etwas zu vermeiden auch schützen, aber dazu braucht es keine Gedanken die sich in Szenarien gebären. Ich will mir nicht die Finger verbrennen, also vermeide ich es, etwas heißes anzufassen. Hab ich das gelernt, ja sicher. Nur ich muss deswegen nicht Anfangen darüber nachzudenken was da noch kommen kann, wenn ich was heißes anfasse, also das es schmerzhaft wäre oder zu Verbrennungen führt und was sonst noch daraus resultieren könnte. Denn da bewege ich mich im rein spekulativen Bereich und der ist eben ungewiss. Mich jedenfalls schützt Grübeln vor garnichts, aber es hindert mich daran, etwas anderes zu tun.

A


Dinge kaputtdenken / zerdenken - Overthinking

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Das übermäßige Denken ist der Versuch, einer Sorge durch eine Art Gedankenkontrolle entgegenzuwirken: Je mehr Möglichkeiten eine Person abwägt, was passieren, wie etwas ablaufen könnte oder wie sie sein wird, desto höher denkt sie, sei die Chance, auf kommende Situationen vorbereitet zu sein, grübeln gibt Sicherheit – so zumindest die Vorstellung. Das Paradoxe: Die Sorge soll die eigentliche Angst eindämmen. Dabei geht es häufig darum, unangenehme Gefühle zu vermeiden oder nicht spüren zu müssen: Zurückweisung, Verlust, Scheitern, Scham … all das soll über die vermeintliche Kontrolle durch bestmögliche gedankliche Vorbereitung verhindert werden.

Das viele Durchdenken, Grübeln und Analysieren stellt oft einen Schutzmechanismus dar, nach dem Motto: Wenn ich alles genau durchdacht habe, kann mir nichts passieren. Es geht also im Grunde darum, Sicherheit herzustellen und sich selbst vor unangenehmen Gefühlen wie z. B. Scham zu bewahren.
Und genau dieser Schutzmechanismus wird sehr früh erlernt in Situationen, die man nicht unter Kontrolle hatte.

@Lizzy_Lizz ich kenne das. Ich hab sehr oft das was wäre wenn im Kopf. Ich bin grad dabei versuchen zu lernen die Dinge zu akzeptieren die ich nicht mehr ändern kann. Es ist schwer und ein langer Weg aber irgendwann muss man anfangen.

Ich habe in meinem Leben schon so viel gegrübelt und nur eins dabei gelernt, eine Sorge lässt sich nicht wegdenken. Entweder kann ich handeln um etwas zu ändern oder ich kann es nicht. Durch das alleinige Denken, bewirke ich nichts. Aber es ist eine Möglichkeit Zeit zu verbraten. Mir hat auch schon mal geholfen, meine Gedankenkreise und die daraus resultierenden Szenarien aufzuschreiben um dann nachzulesen, wie Absurd sie waren, als sich etwas überhaupt nicht so entwickelt hat, wie ich es mir Vorgestellt hatte.

`Denken`ist nur ein Teil unseres (Selbst)Bewußtseins.Mit dem Anspruch allwissend zu sein,was uns selbst angeht.Ein Irrtum,genauso wie die Vorstellung das Irgendjemand sein Leben `führt`.Glaube ich wirklich Die/Der zu sein,was mir mein Bewußtsein vorgaukelt? Es gibt immerhin Wahnvorstellungen,Notlügen,Schönreden,und,und,und.Wie ehrlich kann ich zu mir selbst sein? Kann ich nur mit `Lebenslügen`überleben? Was sagt mein Gehirn dazu?Oder mein Körper? Beides keine Skla. meines Bewußtseins,sondern gleichberechtigte Partner,denn ich bestehe als Mensch nicht nur aus meinem Bewußtsein.Da gibt es noch ein Gehirn und einen Körper......... Kindesleid

Hallo Lizzy_Lizz,

Zitat von Lizzy_Lizz:
Kennt ihr das, wenn ein Gedanke den nächsten jagt?

natürlich kenne ich das.
Zitat von Lizzy_Lizz:
Was tut ihr dagegen?

Du kannst mal lesen, was ich dagegen gemacht habe und auch weiterempfehle.
Klicke mal bitte den Link an.

agoraphobie-panikattacken-f4/gedankenkarussell-stoppen-tipps-wie-man-es-schafft-t123286.html#p3090546

Falls Du Fragen dazu hast, dann frage mich bitte.

Viele Grüße
Bernhard

Zitat von Lizzy_Lizz:
Ich weiß, dass das ein Schutzmechanismus ist, welches man erlernt hat.


Nachdenken ist halt in gewisser Hinsicht immer ein Schutzmechanismus, den man unterschiedlich konditionieren kann.

Zitat von Lizzy_Lizz:
Geht es euch manchmal genauso? Was tut ihr dagegen?


Unterbewusst, ja.

Ich versuche so weit es mir möglich ist gegenzusteuern, indem ich mir bewusst mache, was mich warum beschäftigt und wieso ich deshalb zB aufgeregt bin.

Was ist dort im Unterbewusstsein abgelegt, das mich so nervös macht.

Wenn ich das Gefühl hab, dass ich dem Unterbewusstsein genug Antworten gegeben habe, zwinge ich mich bewusst abzulenken, um eine Pause zu machen.

Das Unterbewusstsein hat ja dann erstmal ein paar Antworten bekommen, die es neu ablegen kann, während ich mich um andere Dinge kümmere.

Das klappt nicht hundertprozentig, aber es wird besser und steter Tropfen höhlt den Stein.

Zitat von Lizzy_Lizz:
Je mehr Möglichkeiten eine Person abwägt, was passieren, wie etwas ablaufen könnte oder wie sie sein wird, desto höher denkt sie, sei die Chance, auf kommende Situationen vorbereitet zu sein, grübeln gibt Sicherheit – so zumindest die Vorstellung.
[ ... ]
Wenn ich alles genau durchdacht habe, kann mir nichts passieren. Es geht also im Grunde darum, Sicherheit herzustellen und sich selbst vor unangenehmen Gefühlen wie z. B. Scham zu bewahren.
Und genau dieser Schutzmechanismus wird sehr früh erlernt in Situationen, die man nicht unter Kontrolle hatte.

Das Problem ist doch eher: wo hört das sinnvolle Nachdenken auf und wo fängt das kontraproduktive Grübeln an?

Es ist ja nicht komplett falsch, sich auf bestimmte Situationen vorzubereiten und mögliche Szenarien zu durchdenken oder Sachen vorab zu planen.

Schwierig wird es,
- wenn das Denken zu keinem Ende führt, weil jede Erkenntnis wieder neue Fragen aufwirft
- wenn man gar keine Kompromisse oder Risiken eingehen kann
- wenn man auf Dauer nicht aus den Erfahrungen der Vergangenheit lernt

@Lizzy_Lizz ich bin eine Meisterin des Unglücklichseins, so nennt mich meine Therapeutin . Ich zerdenke auch alles, der Kopf rattert auch den ganzen Tag

@Katrin88 ich hasse es

@Angstmaschine klar! Deswegen belastet es mich ja auch und ich möchte dieses Verhalten verlernen

Zitat von Angstmaschine:
Das Problem ist doch eher: wo hört das sinnvolle Nachdenken auf und wo fängt das kontraproduktive Grübeln an? Es ist ja nicht komplett falsch, ...

Ich würde sagen der Grübelzwang beginnt mit mir dort, wo ich das Gefühl habe mit negativen Emotionen besetzte Gedanken denken zu müssen, weil sie mir Angst machen.

Wenn ich darüber nachdenke, ob ich noch genug Salz habe, ist der Gedanke ja idR nicht negativ emotional aufgeladen und wenn ich feststelle, ja oder nein, denke ich über die Lösung nach oder akzeptiere, dass die Kartoffeln heute fade schmecken. Punkt.

Wenn ich jetzt aber zB Angst davor hätte kein Salz zu haben, endet der Gedanke kein Salz zu haben nicht in einer Lösung, sondern in der Emotion, die den Gedanken ja überhaupt erst angestoßen hat.

Ich habe Angst kein Salz zu haben, und habe ich kein Salz, habe ich Angst, weil ich kein Salz habe.

In der Realität sind die Gedanken natürlich vielschichtiger, aber der Fokus auf und durch die negative emotionale Bewertung zwingt mich diese Gedanken immerwieder denken zu müssen, gerade wenn es keine richtige Lösung in dem Sinne gibt, sondern nur Vermutungen oder Ungewissheiten, die solange akzeptiert werden müssen, wie sie existieren.

Und dort liegt der Schweinehund mMn begraben. Ich muss mit einer Unsicherheit leben und die Emotion, die die Gedanken angestoßen hat mag keine Unsicherheiten.

Was sie, die Angst aber mag, ist wenn Ungewissheiten aus eigenen oder fremden Erfahrungen komplettiert werden, die allesamt eskalieren.

Und diese gedachte Eskalation kann ich nur verhindern, indem ich über die skizzierten Katastrophen nachdenke und sie aus der Sicht einer anderen Person beurteile, die mit der Emotion nichts zu tun hat.

Nur eben nicht als formlose undistanzierte Gedanken, sondern als inneren Dialog, damit diese sachlichen Gedanken vom Unterbewusstsein auch wirklich als Distanz zwischen den Perspektiven wahrgenommen werden können wie bei der Autosuggestion.

Zitat von Lizzy_Lizz:
Das übermäßige Denken ist der Versuch, einer Sorge durch eine Art Gedankenkontrolle entgegenzuwirken:

Das sehe ich anders.
Zunächst einmal sehe ich es wie Du. Die Angst, die uns grübeln lässt, versucht uns letztendlich
Sicherheit zu suchen und finden zu können. Dabei erfolgt aber ein entscheidender Denkfehler.
Unser Unterbewusstsein ist nur ein Gedankenspeicher.
Wenn Du die Tür vom Kühlschrank öffnest, siehst Du alles, was dort drin liegt. Alles schreit Dich an.
Nimm mich, nimm mich, nimm mich, ich schmecke gut. Die Dinge im Kühlschrank können selbst aber
nicht entscheiden, was Du zuerst isst.
Dafür braucht es das bewusste Denken, weil nur der, nur der Beobachter entscheiden kann, was er sich
nun aus dem Gedankenvorrat herausnimmt.

Wählt der Beobachter aber nicht aus, also, entscheidet er nicht, was er essen will, kann er im Extremfall
vor dem vollen Kühlschrank verhungern.

Zitat von Lizzy_Lizz:
Je mehr Möglichkeiten eine Person abwägt, was passieren, wie etwas ablaufen könnte oder wie sie sein wird, desto höher denkt sie, sei die Chance, auf kommende Situationen vorbereitet zu sein, grübeln gibt Sicherheit

Das glaubt man. Aber auch das scheint ein Irrtum zu sein.
Fast alle kennen folgende Situation. Du sitzt im Restaurant und bekommst die Speisekarte. Du beginnst zu
lesen, willst (kannst) Dich aber nicht entscheiden. Nach immer 10 Minuten kommt der Kellner vorbei und
fragt Dich. Was möchten sie essen? Du antwortest. Ich habe mich noch nicht entschieden.
Im Extremfall bestellst Du Dir dann nach einer halben Stunde ein Nudelgericht, jammerst dann irgendwann,
dass das mit dem Essen so lange dauert. Und wenn das Nudelgericht nicht gut war, sagst Du Deinem Partner
wenn ihr bezahlt. Ich hätte heute doch lieber das Schnitzel nehmen sollen.
So entsteht Unzufriedenheit.

Zitat von Lizzy_Lizz:
Die Sorge soll die eigentliche Angst eindämmen.


Soll die Angst vor der Entscheidung eigentlich. Sie macht es aber fast nie.

Zitat von Lizzy_Lizz:
Dabei geht es häufig darum, unangenehme Gefühle zu vermeiden oder nicht spüren zu müssen: Zurückweisung, Verlust, Scheitern, Scham … all das soll über die vermeintliche Kontrolle durch bestmögliche gedankliche Vorbereitung verhindert werden.

Das sehe ich wie Du. Aber es geschieht fast nie. Die Freude bleibt am Ende zu oft aus.

Zitat von Lizzy_Lizz:
Das viele Durchdenken, Grübeln und Analysieren stellt oft einen Schutzmechanismus dar, nach dem Motto: Wenn ich alles genau durchdacht habe, kann mir nichts passieren. Es geht also im Grunde darum, Sicherheit herzustellen und sich selbst vor unangenehmen Gefühlen wie z. B. Scham zu bewahren.

So ist es. Aber kann man verstehen, dass man selbst dabei häufig Denkfehler begeht?

Zitat von Lizzy_Lizz:
Und genau dieser Schutzmechanismus wird sehr früh erlernt in Situationen, die man nicht unter Kontrolle hatte.

Da kann man drüber diskutieren. Ich vermute, jeder Mensch versucht sich fälschlicherweise an dieser
Stelle etwas zu lernen. Übertreibt der Mensch es damit, immer eine perfekte Entscheidung haben zu wollen,
rutscht er in das Grübeln hinein, obwohl er es gar nicht wollte.
Und einige möchten dann mit der Unterstützung von Medikamenten aus dieser Denkfalle wieder
herausfinden.
Können Medikamente dann dabei helfen, Dein bewusstes Denken wieder hervorzuzaubern?
Oder kannst Du das nur selbst?
Und wie kannst Du es lernen, zu ertragen, dass Du am Ende häufiger sagst. Wenn ich jetzt mal ruhig
überlege, hatte ich mich damals vermutlich falsch entschieden. Zumindest aus heutiger Sicht.

Hallo Lizzy_Lizz,

weitere interessante Themen findest du hier:

kummerforum-f31/das-problem-alles-zu-zerdenken-etc-t106040.html

depressionen-f99/das-zerdenken-von-jeder-kleinigkeit-t111865.html

kummerforum-f31/unnoetiges-zerdenken-und-sich-alles-kaputt-denken-t109269.html

Du kannst in diesen Rubriken ebenfalls schreiben, und die relevanten Mitglieder werden informiert.

Beste Grüße
Carsten

Zitat von illum:
Was sie, die Angst aber mag, ist wenn Ungewissheiten aus eigenen oder fremden Erfahrungen komplettiert werden, die allesamt eskalieren.


Ein echtes Beispiel aus meiner Angstkarriere:
Wir fahren in den Urlaub. Normalerweise packe ich immer eine kleine Werkzeugtasche mit ein, denn ich KÖNNTE ja mal einen 12 Schraubenschlüssel brauchen. Diese Werkzeugtasche ist ein Kompromiss. sie ist klein und frisst kein Brot, d. h. sie ist schnell verstaut, nimmt praktisch keinen Platz weg und ich bin beruhigt.

Was aber, wenn ich sie vergesse? Dann passiert das, was Du in dem ersten zitieren Absatz beschreibst: aus meinen Erfahrungen, denen anderer und vor allem meiner Fantasie entwickeln sich alle möglichen Szenarien, die nach und nach eskalieren. Das ist jetzt etwas übertrieben, aber grundsätzlich sind das so die Gedanken, die sich auf einer Fahrt in den Urlaub in meinem Kopf abgespielt haben:

Was ist, wenn ich jetzt in der Nacht irgendwo stehen bleibe, weil etwas am Auto ist? Ich könnte einen Pannendienst rufen – eine Versicherung dafür habe ich. Aber gilt die auch im Ausland? Was, wenn nicht? Ich könnte einen anderen Autofahrer anhalten damit er mir hilft! Ja, aber was wenn da nachts keiner ist? Ich müsste dann doch einen Pannendienst anrufen. Und wie mache ich das mit der Sprache? Was wenn die mich nicht verstehen? Und was, wenn jemand anhält und mir helfen will, indem er mich zur nächsten Tankstelle oder Werkstatt bringt ? Ich müsste das Auto mit allem Gepäck stehen lassen. Aber das Wichtigste müsste ich schon rausnehmen. Also Geld usw. Und das Laptop. Ist das ganz unten im Kofferraum? Ich müsste erstmal alles ausräumen. Was, wenn ich so aufgeregt bin, dass ich das vor Herzklopfen gar nicht schaffe? Es könnte auch passieren, dass wir überfallen werden. Ich müsste wenn möglich dann die Polizei rufen. Aber wüsste ich denn dann, wo ich genau bin? Wenn ich es zu einer Werkstatt schaffe, ist die aber bestimmt nachts geschlossen. Wo / wie sollen wir dann übernachten? Und wenn das Auto in Zwischenzeit geklaut wird? Ich müsste auf jedenfalls auch die Medikamente aus dem Auto mitnehmen. Habe ich die überhaupt eingepackt? Ja, bestimmt. Glaube ich. Unten in der grauen Tasche. Aber darüber liegen glaube ich die Wasserflaschen. Könnten die platzen und auslaufen? Was, wenn das alles in die Tasche läuft, und die Medikamente sich auflösen? In der grauen Tasche sind auch die Äpfel. Was, wenn die Medikamente sich auflösen und in die Äpfeln eindringen. Und ich merke das nicht? Könnte ich dann eine Überdosis aller Medikamente gleichzeitig abbekommen?

Solche Gedankengänge laufen ja immer blitzschnell ab, viel schneller, als man das lesen kann und manche Zwischenschritte werden einem gar nicht erst bewusst.

Ich höre jetzt aber mal auf, denn ich will ja noch auf deine Lösung eingehen:
Zitat von illum:
Und diese gedachte Eskalation kann ich nur verhindern, indem ich über die skizzierten Katastrophen nachdenke und sie aus der Sicht einer anderen Person beurteile, die mit der Emotion nichts zu tun hat.

Nur eben nicht als formlose undistanzierte Gedanken, sondern als inneren Dialog, damit diese sachlichen Gedanken vom Unterbewusstsein auch wirklich als Distanz zwischen den Perspektiven wahrgenommen werden können wie bei der Autosuggestion.

DAS ist mir immer nur teilweise gelungen, weil sich der oben beschriebene Irrsinn extrem schnell abläuft und ich gar keine Möglichkeit habe, da irgendwie gedanklich vernünftig und distanziert drauf zu reagieren.

Die einzige Möglichkeit die sich letztlich als praktikabel für mich rausgestellt hat ist die, darauf zu vertrauen dass ich in der jeweiligen Situation das richtige tun werde und dass ich – wenn es soweit ist – eine Lösung finde. Ich mir aber um die Lösung des Problems erst dann Gedanken machen muss, wenn es wirklich da ist.

Das bedeutet NICHT, einfach alles an solchen Gedanken über Bord zu werfen und wie Hans guck in die Luft durchs Leben zu gehen. Ich nehme auch heute noch die Werkzeugtasche mit – aber ich sterbe nicht mehr an einer Überdosis Medikamente, wenn ich sie mal vergesse.

Zitat von Angstmaschine:
Die einzige Möglichkeit die sich letztlich als praktikabel für mich rausgestellt hat ist die, darauf zu vertrauen dass ich in der jeweiligen Situation das richtige tun werde und dass ich – wenn es soweit ist – eine Lösung finde. Ich mir aber um die Lösung des Problems erst dann Gedanken machen muss, wenn es wirklich da ist.


Sehr gut beschrieben! Auch ich finde, das ist die Lösung!

darauf zu vertrauen dass ich in der jeweiligen Situation das richtige tun werde und dass ich – wenn es soweit ist eine Lösung finde. Ich mir aber um die Lösung des Problems erst dann Gedanken machen muss, wenn es wirklich da ist.

Ich finde, Du beschreibst hier die einzige, wirklich funktionierende Lösung. Das ist bewusstes Denken.
Sponsor-Mitgliedschaft

@Hotin
Danke!
Vor allem ist es doch auch so, dass unsere eigene, erlebte (nicht ausgedachte) Vergangenheit bisher immer gezeigt hat, dass wir eine Lösung finden und mit der jeweiligen Situation umgehen können. Man fokussiert sich aber gerne auf die (schlechten) Erfahrungen anderer und natürlich die eigenen Fantasie.

Zitat von Angstmaschine:
Vor allem ist es doch auch so, dass unsere eigene, erlebte (nicht ausgedachte) Vergangenheit bisher immer gezeigt hat, dass wir eine Lösung finden und mit der jeweiligen Situation umgehen können. Man fokussiert sich aber gerne auf die (schlechten) Erfahrungen anderer und natürlich die eigenen Fantasie.


Das beschreibst Du sehr gut. Ich stimme Dir da voll zu.
Nun aber denke mal an Deine eigene Angstkarriere. Ich finde, es hat weniger etwas mit Phantasie
zu tun. Sondern einfach damit, wie unser Gehirn grundsätzlich funktioniert.
Die Hirnforschung kann das heute messen.
Jeder Mensch entscheidet ständig, ob sie/er lieber schnell und unterbewusst denkt. Dabei
allerdings viele Denkfehler akzeptiert. Oder aber,
ob sie/er lieber zu ihrem/seinem wirklichen Vorteil denkt und entscheidet. Das geht nämlich
nur langsam und bewusst.


Das große Problem, welches beim bewussten Nachdenken ständig entsteht ist Folgendes.
Beim bewussten Denken erkennt man immer wieder, was man falsch beurteilt, falsch gedacht und
auch leider
teilweise auch falsch entschieden hat. Und wer möchte schon gern Fehler zugeben?
Wenn Du mit Menschen redest, kannst Du leicht erkennen, warum Menschen lieber unterbewusst denken.
Beim unterbewussten Denken haben die Menschen immer Recht. Unterbewusst gedacht, kann
man nie Fehler in seiner Denkweise entdecken.
Also hat unterbewusstes Denken doch eigentlich nur Vorteile! Bis auf einen großen Nachteil.
Diese starke, verflixte panische Angst.

Weil man sein eigenes Denken dabei kaum kontrollieren kann.

Und was nun?

Ich glaube, wichtige Lösungsansätze wurden hier bereits genannt, ich wollte dennoch mal meine Perspektive dazu schildern. SORRY, SIE WIRD ETWAS LÄNGER ...

Mein Grübeln hält sich normalerweise in Grenzen. Wenn ich (längere Zeit) hin und her überlege, schlägt bei mir irgendwann der Gedanke durch: Das Hin und Her bringt mir doch nichts. Oder: ist zu aufwendig, zu anstrengend, nimmt mich zu sehr in Beschlag.

Ich glaube, diese Reflexion ist positiv und hilfreich: nach einer gewissen Zeit überhaupt die Aufmerksamkeit zu entwickeln, hey, ich grübele hier (zu sehr/unnötig/unproduktiv).

Dann versuche ich, die beiden extremen Möglichkeiten, das Worst Case Szenario und das Wird schon gut gehen!-Szenario mir bewusst zu machen. Auch im schlimmsten Fall geht es irgendwie weiter, versuche ich dann zu denken; und das Wird schon irgendwie klappen! ist ohnehin der wahrscheinlichere Fall.

Das scheint mir die positive Antwort, die gegen das Grübeln hilft.

Aber mein Aspekt dabei ist eher die Selbstabwertung und der Pessimismus.
Ich für meinen Teil denke oft von mir ich reiche nicht bzw. ich bin nicht gut genug, nicht liebenswert, etc. Die Dinge müssten mir doch viel leichter fallen! Mein Leben müsste viel, viel reicher sein! Ich müsste viel mehr auf die Reihe kriegen! Etc, etc.

Ich glaube, meine Depressivität beruht mindestens zum Großteil auf diesen negativen Gedanken. Und in der Folge führe ich ein Leben auf Schmalspur oder auf Sparflamme. Ich bin wenig aktiv, habe wenig Freunde und Bekannte, wenig Spaß, kaum Ziele, wenig Nähe zu anderen, ständig kreisen meine Gedanken um mich und mein sehr kleines Leben, statt dass ich etwa mal an andere denke.

Weil mich der Druck, dass ich eigentlich mehr hinkriegen müsste, extrem anstrengt, habe ich auch wenig Kraft, die täglichen Konflikte oder Menschenansammlungen oder negative Kritik oder weitere Misserfolge etc. auszuhalten - ich flüchte in meine Komfortzone, in mein Zimmer, in die Depressivität ... Nur, um nicht ständig zu spüren, dass ich RECHT habe mit der Annahme, ich bin ein ziemlicher Loser ...

Nur indem ich mich dem Sozialleben weitgehend entziehe, spüre ich weniger den Schmerz, keines zu haben. Spüre ich weniger die unangenehme Rückmeldung, ja, du bist eine Niete.

Natürlich ist Rückzug und Rückbesinnung etwas sehr Wichtiges im Alltag. Wir können nicht ständig funktionieren und immer aktiv sein. Es ist gut, sich Rückzugsmöglichkeiten zu wahren und der Welt auch mal den Rücken zu kehren. Nur wenn das fast ständig der Fall ist, nimmt es einen depressiven und kritischen Stand an.

Ich bin nichts wert; mache den ganzen Tag fast nichts; was mein Unwert-Gefühl noch steigert. So läuft die negative Spirale meines Mindsets. (Eigentlich kann ich das Wort wie alle Anglizismen nicht ausstehen ...)

Wieso ich das überhaupt erwähne: Ich glaube, die Selbstabwertung stützt das Grübeln sehr.

Wenn ich mich und meine Art, wie ich zu den Dingen stehe, für okay halte, zweifele ich nicht ständig daran, dass ich schon eine Umgangsweise bzw. eine Lösung für welche Situation auch immer im Fall eines Falles finden werde.

Statt mir und meinen Kompetenzen zu misstrauen, vertraue ich dann auf meine positiven Fähigkeiten.
Interessanterweise haben wir alle manche Bereiche, wo uns das Selbstbewusstsein leicht(er) fällt. Bei mir wäre das exemplarisch das Fußballspielen. Wenn du auf dem Feld stehst und den Ball bekommst, könntest du theoretisch jedesmal ins Grübeln kommen: Mein Gott, was ist bloß die beste Lösung in dieser Situation? Was mache ich nur? Ist es richtig, den Ball nach vorne zu spielen? Nehme ich ihn überhaupt vernünftig an? Was werden die Anderen denken, wenn ich ein paar Schritte mit dem Ball gehe? Überschätze ich nicht meine Fähigkeiten? ... Das alles kann ein Fußballer in fast jedem Moment grübeln.

Es wäre für das Spiel allerdings kontraproduktiv. Im Fußball kommt es auf schnelle und beherzte Entscheidungen an. Im Fußball traue ich mir die Grundkompetenz auch ohne weiteres zu. Weil ich Erfahrung habe. Weil ich das halbwegs gelernt habe. Weil ich von mir WEISS, so übel bin ich gar nicht in dieser Sportart. Also denke ich eher: Ich sehe die Möglichkeit für einen Pass nach vorne. Scheint machbar! Daher mache ich es auch und freue mich daran, das Spiel zu formen, zu gestalten, die Aktion in Gang zu setzen.
So läuft bei mir Fußball: Ich bin drin in der Sache, denke nicht viel nach, mache einfach das, was ich in jedem Moment für angemessen und konstruktiv halte.

Nur diese Haltung auf andere Lebensbereiche zu übertragen, fällt mir sehr schwer. Oft sind da ja auch die Rückmeldungen nicht so direkt und schon gar nicht so positiv wie beim Fußball. Hinzu kommt der Ballast der Kindheitserfahrungen.

Ich habe den Verdacht, dass alle Menschen, die viel grübeln, in ihrer Kindheit eher eingeflüstert bekommen haben: Das Leben sei gefährlich, deine Meinung spielt kaum eine Rolle, du bist eher nicht ausreichend, etc.

Andererseits gibt es auch positive Gegengewichte, bei jedem. Jeder, der es durch eine unschöne Kindheit geschafft hat; jeder, der sich trotz schlechter Startbedingungen im Leben zumindest ein bisschen behauptet hat; jeder, der aus toxischen Beziehungen irgendwie raus gekommen ist und Selbstliebe entwickelt, sei es auch nur in kleinem Rahmen; kann oder könnte ja eigentlich stolz auf sich sein. Und nicht ständig die höchsten oder kritischsten Maßstäbe an sich selbst anlegen.

Für andere Leute und deren Geschichte und Irrwege haben wir oft mehr Verständnis als für uns selber. Also ist die Selbstliebe, die Selbstakzeptanz das Höchste und Wichtigste der Gefühle.

Ich habe Nachsicht mit mir, insbesondere wenn ich mal wieder ins Grübeln gerate. Doch jetzt lasse ich es mal gut sein mit dem Grübeln. Spätestens an dem Punkt, an dem ich merke, es schadet mir mehr als dass es was nutzt. ICH bin kompetent in allen Dingen meines Lebens, ICH bin zuständig dafür, und ich mache es gar nicht so schlecht.

Das wäre m.E. eine gute Haltung.

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Mira Weyer
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