@RoseLoomis
Zitat:Und zu mir hat mal eine SChwester in der Taesklinik gesagt, ich solle bitte endlichaufhören zu denken ich sei die ärmste Sau auf diesem Planeten.... weil ich eben aus diesen endlosen Angstschleifen und was wäre wenn Gedanken etc. einfach nicht herauskomme.
Stell dir vor die Krankenschwester hätte schwere Gewichte an den Füßen, die sie selbst nicht abmachen könnte, und sie müsste damit tagtäglich ihr Leben auf die Kette kriegen. Der Weg zur Arbeit, Einkaufen, Körperpflege und vieles mehr und selbst der Gang zur Toilette ist eine Herausforderung. Nach einem Tag wäre die Krankenschwester erschöpft, am zweiten Tag fix und fertig, am dritten Tag verzweifelt, weil die Gewichte permanent und rund um die Uhr an ihren Füßen sind und sie nicht weiß ob und wann sie die Gewichte wieder los wird. Über die folgenden Tage brauchen wir nicht zu spekulieren oder vielleicht doch. Die Gewichte an den Füßen der Krankenschwester sind für andere unsichtbar. Schließlich kommt die Krankenschwester in eine Tagesklinik und trifft dort auf sympathische Mitpatienten. Die können die Gewichte zwar auch nicht sehen, merken aber das ihre Mitpatientin (die Krankenschwester) wirklich Probleme hat. Auch in dieser Klinik blitzen für Momente, wenn sich Ärzte, Therapeuten und Pflegekräfte mal für einen Moment nicht unter Kontrolle haben, Unverständnis und Ignoranz auf. Die Patienten haben langsam aber sicher die Nase voll davon und überlegen sich, was ihnen helfen könnte. Gruppentherapie könnte man ja auch mal ohne Therapeut versuchen, Bewegungstherapie ist in Ordnung, Ergotherapie auch. Es bräuchte noch etwas zum Bewegen und machen. Die Patienten beschließen in der nächsten Orga (Besprechung in der Organisatorisches für die kommende Woche geklärt wird) zwei Vorschläge zu machen. Der erste Vorschlag ist eine Ladung Sand zu bestellen und auf den Klinikparkplatz kippen zu lassen. Der zweite Vorschlag ist, dass alle Mitarbeiter der Tagesklinik bis auf die Ergotherapeutin und den Bewegungstherapeuten ab sofort Urlaub bekommen.
Beim Oberarzt, der in der Orga mit seinen Mitarbeitern sitzt und Freiwillige für den Küchendienst und die anderen Dienste sucht, steigt der Blutdruck als die Patienten mit den beiden Vorschlägen um die Ecke kommen. Natürlich geht das gar nicht! Aber manchmal kommt es anders als man denkt. Der Sand wird geliefert und alle bis auf die freundlichen beiden Therapeuten sind im Zwangsurlaub. Der Sand wird auf dem Parkplatz von A nach B gebracht und selbst bei Regen gibt es immer jemanden, der sich Schaufel und Schubkarre schnappt um den Kopf zu beruhigen und zu sehen was der eigene Körper zu leisten vermag. Ansonsten wird das selbstgemachte Programm gemacht. Es läuft gut, besser als einige befürchtet hatten so ganz ohne Ärzte, Psychologen und Pflegepersonal.
Angehörige argwöhnen, das in der Tagesklinik möglicherweise ein neues Medikament getestet wird.
Als die Klinikmitarbeiter aus dem Zwangsurlaub zurückkommen erwarten sie eine Katastrophe. Etwas pikiert sind sie schon als die schwer depressive von Ängsten geplagte Patientin Frau X. schwungvoll mit einer mit Sand beladenen Schubkarre um die Ecke kommt und „Achtung, aus dem Weg!” ruft. Ihnen schwant nichts Gutes als sie einen Patienten, der es immer allen recht machen will, in der Küche streiten hören und als dann auch noch ein Patient meint es wäre in den letzten vier Wochen richtig gut in der Tagesklinik gewesen (d.h. während des Zwangsurlaubs) ist das Maß voll. Aber es war offenbar noch nicht voll genug, denn die Patientin mit den „schweren” Füßen hüpft an ihnen vorbei auf dem Weg zur Bewegungstherapie. Da überkommt das Klinikpersonal bleierne Müdigkeit. Eine Ärztin stöhnt „Sie haben es ohne uns geschafft und sie sind sogar gesund oder zumindest viel gesünder geworden! Was haben wir bloß falsch gemacht?”
Der Psychologe, der ganz blaß geworden war, murmelt „Sand, es ist der Sand und die Selbstachtung.”
„Genau, eine sinnvolle Aufgabe und ein sichtbares Ergebnis, mehr braucht es nicht. Lasst uns die Medikamente in die Tonne kloppen, die braucht kein Mensch mehr.” sagt ein Pfleger.
Was ist der Sand oder die Aufgabe, Ablenkung oder wie man es sonst nennen kann, was hilft den Kopf zur Ruhe zu bringen? Für jede und jeden kann es etwas anderes sein. Als ich tief in der Erstarrung feststeckte, bin ich gegangen. 1 bis 3 Stunden je nach Tagesform. Es gab keinen Wald in meiner Umgebung, in dem ich noch nicht alle Wege mindestens einmal abgelaufen bin. Holzhacken ist auch nicht schlecht. Ich meine das ernst. Ich hoffe, dass sich niemand durch meinen Post veräppelt vorkommt, denn ich will ganz bestimmt niemanden veräppeln. Das Leben ist zu kurz und zu kostbar um nicht umgehend den „Sand” zu finden den man braucht, um sich zu stabilisieren. Ich hoffe, dass alle etwas finden, was für sie passt und was für sie gut ist.