Zitat von Oxuz: Ich bin dennoch der festen Überzeugung, das jede Wirkung eine Ursache hat. Plötzlich auftauchende Panikattacken aus dem nichts kann ich mir echt nicht erklären oder andere Dinge. Irgendwas muss doch da sein was die Nerven strapaziert. Ob es nun ein Mangel ein Tumor oder sonst was ist.
Lese ich da bei dir auch immer noch unterschwellig heraus, dass es nicht sein kann, dass all diese Symptome von der Psyche ausgelöst werden ?
Ich weiß, dass das schwer zu glauben ist, aber genau das ist unser Problem.
Es ist aber in der Tat so, dass es sehr wahrscheinlich bis gesichert ist bei uns allen, dass wir rein organisch gesund sind und die Psychosomatik hier volle Kanne einschlägt und ja, auch eine Panikattacke kann einfach so aus dem Nichts kommen ohne vorherige Ankündigung.
Es ist das berühmte Fass, welches sich über Jahre oder Jahrezehnte langsam füllt und dann reicht ein Tropfen und das ganze System kollabiert.
Zitat von weyoun: Bei Dir klingt es für mich stark danach, als ob Du immens unter Strom stehst, nicht nur wegen dieser Geschichte. Irgendwas triggert Dich stark. Am Job scheint es nicht zu liegen. Existieren andere 'Baustellen', in Familie, Partnerschaft, Finanzen, Freundschaften usw.? Zurückliegende schlimme Erfahrungen, Schicksalsschläge o. ä.?
Genau die aufgezählten Dinge müssen in einer Therapie gut analysiert werden.
Zitat von Chris_79: Dabei geht's um meine Kinder. Das würde hier aber jeglichen Rahmen sprengen.
Ein paar Stichpunkte wären :
Ein Gerichtstermin nach dem anderen. Sie bekommt alles bezahlt und ich muss es selbst bezahlen.
Tochter will bei mir leben und nicht mehr heim. Nach den Ferien wurde der Umgang einfach eingestellt. Nun wieder Gerichtstermin.
Und leider noch vieles mehr...
Und hier scheint mir schon ein Ansatzpunkt zu liegen. @Chris_79 - ist schon einmal sehr gut, dass du selbst erkennst, wo dein Energieräuber liegen könnte. Das, was du erzählst, ist kein Zuckerschlecken. Trennung samt Streit um die Kinder sind auch in unserer Selbsthilfegruppe bei zwei Leuten der Grund gewesen, warum es sie komplett zerbröselt hat. Bei anderen ist es der (falsche) Job (war bei mir ein Teil), der Tod oder die Erkrankung naher Angehöriger (war bei mir auch) oder eine ungesunde Beziehung und und und... meist reicht nicht ein Baustein aus, sondern es müssen sich zwei oder mehr bündeln, oft über Jahrzehnte und dann erst haut es einen (aufgrund gewisser Prägungen in der Kindheit) um.
Wie gesagt muss das in einer Therapie analysiert werden und dann werden Lösungen und Übungen erarbeitet, wie du damit besser umgehen kannst. Du schaffst das!
Zitat von Oxuz: Wenn’s nach mir ginge würde ich ein ganzkörper MRT veranlassen mit Kontrastmittel.
Halte ich für nicht nötig bei ihm und ist auch nicht allgemein bei jedem nötig.
Das Muster einer Angststörung ist einfach viel zu klar und klassisch. Zudem wurde er schon so gut durchgecheckt in verschiedenen Bereichen, dass da zu 99,99% nix mehr anderes auffindbar ist.
Paar Mineralien und Vitamine kann man noch checken, aber dann war es das.
Die Sache mit der Trennung ist zudem ein klarer Hinweis, dass ein stressiges und belastendes Ereignis im Leben vorliegt. Zählt man alles zusammen, ist die Sache eigentlich wie gesagt ein absoluter Klassiker. Man muss einfach mit Wahrscheinlichkeiten und Statistiken denken und arbeiten und da ist es einfach unfassbar unwahrscheinlich, dass bei Chris körperlich irgendwas übersehen wurde...und das wissen auch meistens die Ärzte (er war ja nicht nur bei einem). Ganz blöd sind die auch nicht.
Wäre irgendwo noch eine übersehene Sache im Körper, wäre die zudem so unauffällig, dass es nicht reichen würde, so eine Sammlung an Symptomen auszulösen.
Außerdem (und das bestätigen eben fast alle hier): Das Muster von uns allen hier im Forum ist einfach zu deckungsgleich. Wer hier schon einige Zeit dabei ist und etliche Themen liest, erkennt recht schnell immer wieder 1:1 die gleichen Geschichten. Das ist zu auffällig und kein Zufall.
Ich halte diese Deckungen hier im Forum übrigens für die größte Hilfe für uns. Man erkennt einfach, dass man kein Sonderfall ist und dann fällt es auch leichter, zu akzeptieren, dass man einer von vielen ist, welche die gleiche, psychische Erkrankung haben.
Zitat von Hazy: Wenn ich in meiner langen Angstkarriere (21 Jahre) eines gelernt habe ist es, dass die belastete Seele unheimlich kreativ werden kann, wenn es um körperliche Symptome geht.
Exakt! Ich bestätige das nochmal 1:1 (meine Symptomliste kann jeder mal in meinen Thread nachlesen).
Anfangs kann man sich nicht vorstellen und glauben, was psychosomatisch alles möglich ist.
Ich habe letztens in einem anderen Thema beschrieben, dass (festhalten!) ich bei extremem Stress sogar das Symptom habe, dass im Bereich meines linken Schlüsselbeines und etwas darunter die Muskulatur anschwillt und leicht brennt (das ist auch ganz leicht sichtbar). Es ist sehr wahrscheinlich das Tietze Syndrom (ist harmlos), aber der Zusammenhang rein mit meiner Psyche ist eindeutig.
Zitat von Oxuz: das mit dem verkriechen geht schon seit 7 Monaten. Wie lange will der Körper das noch tun ?
Er wird es so lange tun, bis man aktiv etwas dagegen tut oder es schafft, seine inneren Probleme (also die, welche tief im Kopf vergraben liegen) zu lösen. Leider ist das leichter gesagt als getan.
Bei einigen geht das aber sogar relativ flott (nicht jeder Fall ist gleich schwer), bei anderen dauert es Jahre oder Jahrzehnte (ich bin wohl leider Letzteres).
Daher nochmal:
Angststörungen gehen immer Hand in Hand mit einem anderen Wort: KONTROLLE
Die Angst vor der Zukunft = Drang, eine mögliche, negative Zukunft zu verhindern, führt zu Kontrolle / Kontrollzwang = das geht aber nicht, weil wir nicht alles im Leben kontrollieren können = unterschwellig weiß unsere Psyche das = Problem aufgrund der Erkenntnis, dass es nicht möglich ist = System streubt sich und spinnt = körperliche Symptome / Akku lädt nur immer bis maximal 20% usw
AKZEPTANZ wäre der erste Schritt in die richtige Richtung, aber leider auch der schwerste.
Akzeptanz, den Ärzten zu vertrauen und nicht mehr immer und immer wieder zu zweifeln, dass doch irgendwo organisch was krank ist.
Akzeptanz, sich als psychisch kranker Mensch anzunehmen (das ist kein Aufkleber wie Loser etc!). Leider haben besonders Männer da immer noch ein riesen Problem damit und viel mehr als Frauen.
Der nächste Schritt wäre dann das Aufgeben der KONTROLLE in wichtigen oder vielen Bereichen des Lebens...ein wirkliches LOSLASSEN.
@Chris_79
Darf ich fragen, was für eine Art Mensch du bist charakterlich?
Warst du schon immer recht perfektionistisch drauf, sehr genau, sehr korrekt, sehr effektiv, sehr ordentlich, sehr gewissenhaft, sehr moralisch, sehr gerecht ? Gehe die Begriffe mal durch bitte.
LG
Hicks