Ich bin männlich, 22 Jahre alt und habe folgendes Problem:
Vor ziemlich genau 5 Monaten verspürte ich ganz plötzlich an einem (eigentlich ruhigen) Nachmittag zu Hause folgende Symptome:
Einen permanenten, diffusen Betrunkenheitsschwindel, wie schwankend / Benommenheit / Gehirnnebel. Ich kann dieses Gefühl einfach so schwer beschreiben. Als hätte ich am Vortag eine Flasche Vodka getrunken und die Nacht durchgemacht.
Außerdem einen dauerhaften Tinnitus im linken Ohr (Geräusch ähnlich einer Sinuslinie).
Es sind keine Vorerkrankungen bekannt. Ich habe nie geraucht und an den Wochenenden nie mehr als 1-2 B. getrunken, da ich generell kein Fan von Alk. bin.
An Allergien ist lediglich eine Laktoseintoleranz bekannt.
Nach 3 Tagen begab ich mich selbst ins Krankenhaus, dort wurden folgende Untersuchungen gemacht:
großes Blutbild = völlig in Ordnung
EKG = völlig in Ordnung
MRT Gehirn = ohne Befund (bis auf eine 6mm Pinealiszyste)
Danach überstellt ins nächste Krankenhaus mit HNO-Schwerpunkt:
wieder großes Blutbild = völlig in Ordnung
wieder EKG = völlig in Ordnung
Schellong-Test = völlig in Ordnung
Frenzel-Brille = o.B. - kein Nystagmus feststellbar
Sonographie Halsschlagader = völlig in Ordnung
danach durchblutungsfördernde- und Vitamin-Infusionen
Am nächsten Morgen wurde ich mit der Diagnose atypischer Lagerungsschwindel und einem Blatt Papier mit bestimmten Lagerungsübungen entlassen.
Nun gut, ich habe den Göttern in Weiß vertraut und die Übungen brav mehrmals täglich durchgeführt - der Erfolg ließ natürlich auf sich warten, die Symptome waren unverändert.
Danach nahm ich mein Schicksal selbst in die Hand und es folgte eine Ärzte-Odysse:
unzählige Male beim Hausarzt
HWS-Röntgen
Befund: Incipiente Arcuäre linkskonvexe Streckfehlhaltung (Verdacht auf Rotationsblockierung). Gering höhenreduziertes Bandscheibenfach C II / CIII.
Minimal erweiterter Atlanto-Dentalspalt rechts. Engergestelltes Atlanto-Axialgelenk vor allem links lateral. Keine Halsrippen.
BWS-Röntgen
Befund: Initiale linkskonvexe Kyphoskoliose.
Zwölf rippentragende BWK, wobei der Th XII lediglich Stummelrippchen trägt.
Zarte flache muldenförmige Eindellungen der WK-Abschlussplatten vor allem im dorsalen-Abschnitt der mittleren BWK wie bei zarten Schmorlschen Knötchen (fraglich als Ausdruck eines atypischen Morbus Scheuermann).
Keine Verbreiterung der paravertebralen Weichteilzone.
HWS-MRT auf eigene Kosten
o.B.
mehrmals beim Orthopäden
Befund: oberes Cervikalsyndrom
mehrere Blutbilder
o.B.
neurologische Notfallambulanz
Befund: cervikogener Schwindel
Schwindel-Ambulanz
o.B.
Außerdem sagte man mir dort, eine Art Dauerschwindel kann niemals, niemals von der HWS kommen?!
Sonographie Schilddrüse (+TSH, fT3, fT4)
o.B.
Borreliose-Antikörpertest
negativ
3 verschiedene Neurologen
o.B. (vegetative Dystonie)
2 verschiedene HNO-Ärzte
o.B.
3 Heilpraktiker
Befund: Wirbelsäule als Hauptauslöser
Zahnarzt
o.B. (habe auch keine Füllungen o.Ä.)
Knirsche allerdings mit den Zähnen und habe deshalb bereits seit 2 Jahren eine Nachtschiene.
Facharzt für Psychologie
rein psychische Komponente fragwürdig
8 Einheiten manuelle Therapie gemischt mit Osteopathie Cranio-Sacral
sehr heftig reagiert, wurde mir danach zu viel und ich habe abgebrochen (evtl. doch HWS?)
Medikamententechnisch habe ich bisher ohne Erfolg folgendes ausprobiert:
Betaserc (Hausarzt)
Taumea
Vertigoheel (Hausarzt)
unzählige Globulis (Homöopath)
Vertirosan B6 (Neurologe)
Trittico (Psychologin)
Hat mich total matschig gemacht, Schleimhäute sind zugeschwollen, bin ohnehin schon recht antriebslos.
Cipralex (Hausarzt)
Hab ich überhaupt nicht vertragen, die anfänglichen Nebenwirkungen waren wirklich kaum auszuhalten, also wieder abgesetzt.
Was ich derzeit täglich mache ist:
- Progressive Muskelentspannung nach Jacobson
- Yoga
- Mobilisation der Wirbelsäule
- Gleichgewichtstraining
- ausgedehnte Spaziergänge (täglich, ohne Ausreden)
Ich fing halt mit der Zeit an, über den Tellerrand hinauszublicken und zog die absurdesten Sachen in Betracht, also habe ich
- Vitamin B12-Mangel
- Vitamin D-Mangel
- Eisen-Mangel und
- Zöliakie ausschließen lassen.
Danach bekam ich den Tipp mit der Histaminintoleranz im Zusammenhang mit Schwindel bzw. Gehirnnebel, also hielt ich über mehrere Wochen eine Eliminationsdiät = keine Besserung.
Ein Prick-Test ergab ebenfalls keinen Aufschluss über etwaige Allergien.
Außerdem habe ich noch den Schlafplatz gewechselt, mir ein teures Nackenkissen gekauft und bin sogar über Monate wieder zu meinen Eltern gezogen, auch das brachte keine Symptombesserung.
3 Wochen bevor die Symptome begonnen haben, sind ich und meine Freundin umgezogen, haben also viel schwere Möbel geschleppt und ich hatte echt (auch in den Wochen zuvor) extremen Stress, welchen ich mir z.T. natürlich auch selbst gemacht habe, dazu neige ich nämlich.
Vor einigen Wochen ließ ich mich auf die Warteliste zur Psychotherapie setzen (Wartezeit ohnehin 3-4 Monate), weil ich mir einfach dachte Was hast du schon noch zu verlieren?.
Nun ja, an Autofahren oder mit Freunden treffen ist nicht mehr zu denken. Die Benommenheit ist generell ständig anwesend, auch bei Ablenkung. Das Einzige, was mir derzeit noch Hoffnung gibt, sind meine herzensgute Freundin und meine Eltern.
Schlimmer wird die Benommenheit bzw. der Schwindel bei anstrengender Bewegung (auch Sport), nach dem Aufstehen aus dem flachen Liegen, nach dem Aufrichten aus gebückter Haltung als würde man etwas aufheben und was ich bis jetzt so beurteilen konnte auch nach dem Genuss von etwas Alk..
Das Ganze schlägt mir so heftigst auf die Psyche, dass ich tagtäglich nur noch verzweifelt am Weinen bin, weil mir keiner mehr helfen kann und mich ein Großteil der Ärzte aufgrund meines jungen Alters auch nicht ernst genug nehmen. Daraus resultierend habe ich mir über die Monate nun auch noch eine chronische Gastritis gezüchtet, also kommen jetzt noch stechende Magenschmerzen und gelegentliche Übelkeit hinzu.
Ich bin seitdem nicht mehr arbeitsfähig. Den Job habe ich voriges Monat dadurch bereits verloren. Die Krankenkasse macht mir immensen Druck und schreibt mich immer wieder mal gesund, weil ja sämtliche Untersuchungen ständig ohne Befund sind.
Seid ihr der Meinung, ich sollte wieder zur Psychologin und es nochmals mit einem Antidepressivum versuchen? Dass evtl. doch eine psychische Komponente dahintersteckt, wie z.B. eine Angststörung, obwohl sich der Schwindel so verdammt echt und körperlich anfühlt?
Wie schon weiter oben geschrieben, 90% der Ärzte mit denen ich mich unterhalten habe, meinten, dass ein permanenter Schwindel / Benommenheit ganz sicher nicht von der Wirbelsäule kommt bzw. kommen kann?!
Ich habe mit Sicherheit einige kleine erfolgte Untersuchungen vergessen zu schreiben, jedoch kann ich mich auf alles in den letzten 5 Monaten gar nicht mehr genau erinnern.
Mit meinem Latein bin ich mittlerweile am Ende. Vielleicht kann mir ja noch jemand helfen oder Tipps geben - ich wäre euch sooo dankbar!
Danke an alle, die sich die Zeit nehmen das durchzulesen!
LG
03.12.2017 21:38 • • 16.07.2018 x 2 #1