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Hallo,

ich bin 25w und schreibe derzeit mein Diplom und habe damit ein sehr akutes Problem.
Ich leide seit dem Studium an Prüfungsangst und allgemeiner Versagensangst das Studium betreffend. Unlogischerweise nahm diese Angst im Verlauf des Studiums zu, obwohl die Noten besser wurden und die Wahrscheinlichkeit das Studium in den Sand zu setzen eigentlich von Semester zu Semester abnimmt. Ich hatte auch gehofft, dass diese Ängste Geschichte sind sobald ich die letzten Prüfungen hinter mir hätte, doch dem ist leider nicht so. Jetzt schreibe ich mein Diplom und schiebe den ganzen Tag und jeden Tag Panik, erst begann es mit Aufschieben hier und da, immer wenn's zu Problemen kam, brauchte ich erst Mal Ablenkung, dann schwanden die Wochen und Tage dahin und mittlerweile bekomme ich Herzstechen und Schwindelanfälle wenn ich auch nur meine Arbeitsunterlagen öffne, mir ist den ganzen Tag so als ob ich gleich umfalle vor Angst.
Ich brauche dringend Hilfe, denn im Moment kann ich kaum weiterarbeiten und bei dem Arbeitstempo werde ich die Arbeit in der vor gegebenen Zeit nicht schaffen.

Ich bin verzweifelt. Weiß jemand ob und wo man schnelle Hilfe erhalten kann?

28.12.2010 22:25 • 30.12.2010 #1


3 Antworten ↓


Hi,

unlogisch ist an diesen Versagensängsten nichts. Im Gegenteil, nach dem erfolgreichen Studium geht's doch erst richtig los. Bis jetzt ist es noch einigermaßen reglementiert, die Anforderungen sind klar. Danach kommt die Jobsuche, evtl. irgendwelche Karriereplanungen, die Frage nach Kindern und der Vereinbarkeit von Kindern und Beruf. Überhaupt - weiteres Erwachsenwerden, finanzielle Unabhängigkeit von den Eltern etc. Höchstwahrscheinlich gelten deine Ängste gar nicht deinem Studium, sondern dem Rattenschwanz, der da dranhängt. Oder du hast extrem hohe Leistungsansprüche und tendierst zu Perfektionismus. Das wäre auch nicht hilfreich. Du könntest jedenfalls versuchen, dir darüber klar zu werden, wovor genau du Angst hast. Denn wie du richtig schreibst, hast du jetzt kaum noch eine realistische Möglichkeit, dein Studium in den Sand zu setzen. Mit der Diplomarbeit geht das nur noch theoretisch, mit Attest, Betteln und anderthalb zugedrückten Augen lassen die dich kaum durchfallen, wenn es nur noch daran hängt.

Zum akuten Stress: Versuch' v.a., den Druck rauszunehmen. Erkundige dich, wieviel Aufschub du mit einem Attest bekommen kannst. Kläre ab, ob du im Katastrophenfall den angefangenen Versuch folgenlos annullieren könntest und was du dafür tun müsstest. Sprich mit deinem Betreuer und bekenn' dich zu deiner psychischen Verfassung. Dort bekommst du auch Rückmeldung über das bisher Geleistete. Da das vermutlich nicht so schlecht ist, wird dich das hoffentlich ein wenig beruhigen.

Zur Arbeitsorganisation: Mach dir einen genauen und realistischen Plan für dein Tagespensum (erstmal ungeachtet der Angst und Aufschieberitis ), kalkuliere dabei unbedingt Pausen ein und - superwichtig - freie Tage. Du musst dich erholen können und ein Schnupfen sollte nicht zur Katastrophe werden. Wenn du schon mit dem Schreiben begonnen hast: Zwing' dich, pro Tag ein gewisses Pensum (ausformuliert) zu schreiben, auch wenn du meinst, dass es nicht gut wird. Es wird dir später vergleichsweise leicht fallen, an den Formulierungen und an der Struktur zu feilen. Deshalb ist es wichtig, erstmal Inhalte zu schaffen.

Zur Aufschieberitis: Ich selbst habe meine Diplomarbeit in der allerletzten Sekunde abgegeben, auf die Aufschieberitis könnte ich wohl ein Patent anmelden... Leider ist das nervenzerrüttend und daher nicht weiterzuempfehlen. Halte dich an deinen Arbeitsplan (deshalb muss der unbedingt realistisch sein und ausreichend Pausen enthalten), was die Arbeitszeiten angeht. Wenn du dann an ein Problem kommst, das dich normalerweise dazu verführt, dich abzulenken, dann leg' diese Sache tatsächlich beiseite und arbeite an einem anderen Punkt der Arbeit. Dem Problem widmest du dich frühestens nach der nächsten geplanten Pause wieder. Dann hast du etwas Abstand und das Problem könnte dadurch schon geschrumpft sein. Ist das nicht der Fall, überleg', ob du dafür Hilfe brauchst, dich mit jemandem austauschen möchtest, weitere Literatur brauchst etc. - worin das Problem eben genau liegt. Und belohne dich unbedingt für deine geleistete Arbeit, egal ob du mit dir zufrieden bist oder nicht. Jeden Arbeitstag.

Universitäten haben üblicherweise psychologische Beratungsstellen. Wende dich an die, du bist garantiert nicht die Einzige mit diesen Problemen.

Und zur Not kannst du zum Hausarzt gehen und dir ein Medikament zur Beruhigung geben lassen, das du gelegentlich (!) nehmen kannst. Was beruhigt, verbessert selten die Konzentration, ist also eh nicht optimal. Aber es könnte dir helfen, mal von der Dauerpanik runterzukommen.

Liebe Grüße
Christina

A


Bräuchte schnelle Hilfe bei akuten Versagensängsten

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Hallo Christina,

danke für die schnelle Antwort.
Ja Ängste keinen anständigen, halbwegs interessanten Job zu finden und finanzielle Ängste, sowie Perfektionismus kommen noch hinzu. Obendrein noch ein nicht verarbeitetes Praktikum, das für mich im wahrsten Sinne des Wortes fast tödlich langweilig geworden wäre und dass Bewerbungen schreiben, für mich im Moment eine Tortur ist, da ich mich nicht mehr richtig einschätzen kann.

Punkt ist der, dass ich mittlerweile schon im 13 Semester bin und mir das Geld ausgeht.
Von daher möchte ich eigentlich gar nicht erst die Möglichkeit eingeräumt bekommen, die Bearbeitungsphase zu verlängern oder die Arbeit zu wiederholen, denn dann nehme ich sie garantiert wahr, was mich eigentlich noch weiter die Angstspirale nach unten treibt.

Die Rückmeldungen zum bisherigen Schriftgut sind sehr positiv, nur ist eben der Umfang zu gering. 1 von 4 Kapitel fertig die fertig hätten sein sollen.

Planung ist mein große Problem. Ich versuche es krampfhaft seit Jahren mein Leben oder zumindest die wichtigen zeitlich abhängigen Teile davon zu planen. Es funktioniert nicht. Fragt mich nicht warum, ich habe alles versucht, ich habe über 12 Ratgeber von Simplify your life über Wie besiege ich meinen inneren Schweinehund und Co durchexerziert.
Ich hänge jedem Zeitplan hinterher, sowohl meinem großzügigen eigenen und an den meines Betreuers will ich gar nicht denken.


Die Psychologische Hilfe an der Uni habe ich vor einigen Jahren bereits aufgesucht und man kann sie getrost vergessen. Das ist mehr ein Alibi für die Uni, falls sich wirklich mal jemand aufhängt. Die Dame (es ist nur eine Betreuerin) führt kein Gespräch sondern hält eher ganze Referate, die allerdings komplett am eigentlichen Problem vorbei gehen. Selbst mit energischen Unterbrechen ist es mir nicht gelungen mehr als ca. 3min Gesprächszeit der halbstündigen Sitzung an mich zu reißen. Ist ja nett zu wissen, welche Probleme Medizinstudent X und BWLStudentin Y hatte, aber mein Problem hatten sie nicht, nicht mal in abgewandelter Form.

Heute ging übrigens so gut wie gar nichts mehr. Ich werd' versuchen morgen mal wieder wandern zu gehen, in der verzweifelten Hoffnung das es etwas bringt....wenn man den Tipp schon von höchster Instanz bekommt, sollte man ihn ausprobieren.

Ja Ängste keinen anständigen, halbwegs interessanten Job zu finden und finanzielle Ängste, sowie Perfektionismus kommen noch hinzu. Obendrein noch ein nicht verarbeitetes Praktikum, das für mich im wahrsten Sinne des Wortes fast tödlich langweilig geworden wäre und dass Bewerbungen schreiben, für mich im Moment eine Tortur ist, da ich mich nicht mehr richtig einschätzen kann.Na, wenn das keine Gründe sind, bewusst Angst vor dem Abschluss des Studiums zu haben und ihn unbewusst vielleicht sogar hinauszuzögern oder zu vereiteln...

Punkt ist der, dass ich mittlerweile schon im 13 Semester bin und mir das Geld ausgeht.
Von daher möchte ich eigentlich gar nicht erst die Möglichkeit eingeräumt bekommen, die Bearbeitungsphase zu verlängern oder die Arbeit zu wiederholen, denn dann nehme ich sie garantiert wahr, was mich eigentlich noch weiter die Angstspirale nach unten treibt.

Die Rückmeldungen zum bisherigen Schriftgut sind sehr positiv, nur ist eben der Umfang zu gering. 1 von 4 Kapitel fertig die fertig hätten sein sollen.Ich weiß ja nicht, wieviel Zeit du insgesamt für die Diplomarbeit noch hast, und ich möchte dir nicht noch mehr Panik machen, aber bei einer bisherigen Erfüllungsquote von 25 % würde ich auf Semesterzahl und Geld sch..... Da kann man sich für die letzten ein oder zwei Semester Geld leihen, das vom späteren Akademikergehalt relativ leicht rückzahlbar sein wird. Was das Schreiben angeht, könntest du es machen wie Autoren oder Schriftsteller mit einer Schreibblockade: Statt stunden- bis tagelang mit leeren Blättern zu kämpfen, reservier dir z.B. eine (oder wenigstens eine halbe) Stunde am Tag, in der du nichts anderes machst als zu schreiben. Egal, wie schlecht das ist, was du von dir gibst. Sogar, wenn du nichts Sinnvolles schreiben kannst. Dann schreibst du eben über deine Schwierigkeiten des Schreibens.

Planung ist mein große Problem. Ich versuche es krampfhaft seit Jahren mein Leben oder zumindest die wichtigen zeitlich abhängigen Teile davon zu planen. Es funktioniert nicht. Fragt mich nicht warum, ich habe alles versucht, ich habe über 12 Ratgeber von Simplify your life über Wie besiege ich meinen inneren Schweinehund und Co durchexerziert.
Ich hänge jedem Zeitplan hinterher, sowohl meinem großzügigen eigenen und an den meines Betreuers will ich gar nicht denken.Da die Planung anscheinend stimmt und ausreichend Intelligenz und Vernunft da sind, sie durchzuziehen, scheiterst du vermutlich an unbewussten Regungen (die können auch ziemlich banal sein, aber ohne Berücksichtigung wirklich jeden Plan zunichte machen). Wenn nichts hilft, dann vielleicht das oder andere Bücher von Maja Storch. Das angegebene kenne ich zwar nicht, halte aber viel von ihrem Ansatz. Sie bezieht als Psychoanalytikerin unbewusste Motive mit ein und zwar auf eine für Laien und Nicht-Analysierte verständliche und anwendbare Form. Falls du die Zeit aufbringen kannst, wäre es lohnend, mal in so was reinzuschauen.

Liebe Grüße
Christina





Mira Weyer
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