App im Playstore
Pfeil rechts
50

Guten Abend

ich drehe mich im Kreis und lerne nichts dazu. Sozialphobie und Ängste seit vielen Jahren.
Hatte Verhaltenshterapie und in Jugend Tiefenpsych. Th.

Mir ist klar wie ich meine sozialen Ängste loswerden kann. Indem ich durch sie durch gehe und durch stehe. Einfach aushalten.
Wurde mir so immer gesagt. Hatte Expositionstraining.
Aber ich lerne es einfach nicht. Bin ich therapieresistent?

So gehts bei mir ab:
1000x bei Discounter eingekauft, immer noch Herzrasen, Schwitzen, Zittern, Übelkeit, Pulsdruck wenn ich vorm Laden stehe.
1000x mit Hund Gassi trotzdem jedes Mal totale Aufregung wenn er runter muss
1000x Auto gefahren, trotzdem an jeder roten Ampel Versagensangst ob ich Motor abwürgen könnte
1000x bei Arzt ins Wartezimmer gegangen, trotzdem zerstören mich die Blicke der andere Patienten, weil sie mich mustern
. . . will damit sagen ich übe und übe und geht in die Angst rein. Aber es tut sich nix. Jeden tag übergebe ich mich, habe Bluthochdruck, zittere, zucke ich, verkrampft sich Arm und Bein.

Was soll ich denn noch üben? Wann wird das besser? Ich trainiere seit keine Ahnung 20 Jahre? Will so nicht mehr. Kann mir noch jemand jemals helfen?

07.04.2023 03:04 • 10.06.2023 x 2 #1


34 Antworten ↓


Zitat von ForzaH5:
Guten Abend ich drehe mich im Kreis und lerne nichts dazu. Sozialphobie und Ängste seit vielen Jahren. Hatte Verhaltenshterapie und in Jugend ...


Zunächst mal: auf deine Disziplin und dein Durchhaltevermögen kannst du mega Stolz sein. Immer wieder im die Situationen reingehen und trotzdem keine Besserung spüren, da würde andere schon längst aufgegeben haben und in die Vermeidung gegangen sein.

Diese Art der Exposition klappt nicjt bei jedem. Ich persönlich würde sogar behaupten: bei den wenigsten.
Meiner Meinung nach verfestigt man auf diese Weise die neuronalen Strukturen, die zu deinen negativen Gefühlen in der Situation führen.

Du musst gerüstet in die Situationen gehen. Deine Einstellung zu den dich ängstigenden Situationen bearbeiten, daran arbeiten, möglichst entspannt reinzugehen. So, wie du es machst, übst du ja immer auf die gleiche Weise: rein in die Situation und durchhalten.
Das ist so, wie wenn du eine ganz schwere Kunstturnerübung schaffen willst, du dafür aber gar nicht trainiert bist: dann kann das nicht (gut) klappen.

Vielleicht musst du dir nochmal einen Therapeuten suchen, der mit dir deine Einstellung zu den Situationen bearbeitet, dass sie dir weniger Angst machen oder du die Angst besser akzeptieren kannst. Auch können Entspannungsverfahren helfen, dass du weniger hochgefahren in die Situationen gehst und wenn du drin bist weniger stark hochfährst.

Wenn du so vorbereitet in die Situationen gehst, wirst du sie immer weniger schlimm empfinden und nur dadurch wird die Angst weniger.

A


Bin ich therapieresistent? Meine Übungen helfen nicht!

x 3


Hej,

fühl Dich erstmal fest umarmt. Das klingt wahnsinnig anstrengend, was Du da beschreibst.

Darf ich fragen, ob Du Dir auch Fluchtmöglichkeiten zugestehst? Expo ist im Prinzip nicht verkehrt, doch es klingt für mich so, als wenn Dein Nervensystem da kaum Ruhe bekommt, aufgrund des Durchquälens ist es vermutlich durchgehend auf Anschlag bei Deinen Übungen. Hast Du mal versucht Dir zuzugestehen die Situation zu verlassen, um Deinem System zu zeigen: “Ach guck mal, ich darf Pausen machen und kann gehen, die Angst ist unbegründet.” ?!

Wenn Du auf Teufel komm raus mit einer irrational großen Angst jedes Mal wieder da durch gehst, kann Dein System nicht zur Ruhe kommen.

Spürst Du die Panik auch, wenn Du jemanden vertrautes bei Dir hast in dem Moment?

Alles Liebe
Sarah

Ich habe z.B. zeitweise massive Schwierigkeiten gehabt, alleine mit dem Auto zur Arbeit zu fahren. Ich bin das stufenweise angegangen: erst Visualisierung der Strecke, dann mit meinem Mann im gleichen Auto, dann ist mein Mann im Auto hinter mir gefahren, dann ist er zeitversetzt losgefahren und dann ging es alleine. So hatte ich bei jeder Stufe genug Herausforderung, um danach den Erfolg zu spüren, habe mich aber nicht völlig ausgelaugt, was die Angst vorm nächsten Mal ja geschürt hätte.

@Pauline333 das klingt so super! Richtig toller Tipp. Step by step.

@ForzaH5 Ich finde es super, dass du in diese Situationen hinein gehst und es aushälst, damit hast du schon viel geschafft. Du beschreibst deine körperlichen Symptome, was sind deine Angstgedanken in der jeweiligen Situation? Die Konfrontation kann bedeuten, nicht nur die Situation zu betreten, sondern auch das Gefürchtete entweder gedanklich durch zu spielen oder real herbei zuführen. Beim Supermarkt z.B. wenn jemand Angst hat unangenehm durch seine Erkrankung aufzufallen, reicht es nicht unbedingt nur denn Supermarkt zu betreten, man sollte auch das Gefürchtete proben und zulassen. Im Supermarkt z.B. ganz bewusst mal zu Boden gehen und schauen was passiert oder extra laut reden, Leute auf Dinge hinweisen etc. Oder eben gedanklich die Situation durchspielen und die Angst zulassen.

Vielleicht hilft es dir, wenn du dich mehr auf deine Hintergrundängste einlässt. Dich fragst, warum du diese Ängste hast, wodurch sie entstanden sind und dir generell mal eingestehst, dass du, evtl. aufgrund deiner Lebensgeschichte, ja durchaus Angst haben darfst.

Dazu gehört auch, dass dieses Nicht wahrgenommen werden wollen, daher kommt, dass in der Kindheit evtl. Negativität mit verbunden wurde.

Unsere Ängste haben alle ihre Ursachen und weiss man die, kann man besser daran arbeiten. Und du bist ja obermutig. Insofern könnte es daran scheitern, dass du nur noch nicht deinen Weg gefunden hast.

Aber dein Mut zur Konfrontation wird dir weiterhin helfen, jetzt eben eher in Richtung zu dir selbst.

@pauline, wie meinst du das mit Einstellung ändern? Ich habe Jahre gelernt dass ich die Angst nur loswerde wenn ich sie durch stehe und aushalte. Wie sollte meine Einstellung dazu denn aussehen?

@sarah, guter Punkt, eigentlich gibt es nur rein in die Angst, durchhalten und hoffen sie wird weniger. Rückzug gab es nie, habe immer alles bekämpft. Umso niedergeschmetterter bin ich weil sie Übungen nichts helfen. Wozu noch üben? der 1001. Versuch wird es auch nicht heilen. Wenn jemand bei mir dabei ist, bin ich die Männlichkeit pur und absoluter Anführer. Bin ich alleine, breche ich zusammen und habe Angst auch nur ins Wartezimmer zu gehen.

nochmal @pauline: Ach so Etappen, ja klingt gut, ich bin mehr so schwarz oder weiß, also sofort in 100% schwere Situation rein. Die schaffe ich meistens, aber ich werde nicht cooler dabei. Hatte vor Jahren aber mal Training im riesen Einkaufszentrum. zu weit durchlaufen, zu zweit aber 5m Abstand, bis ich dann ganz alleine durch bin.

@Malee: Du meinst also gezielt diese Angst mal herbeischwören um zu sehen ob sie überhaupt berechtigt ist? zum Beisp. absichtlich mal Geld fallen lassen und schauen ob das wirklich so peinlich ist?!

@Icefalki: Naja ich möchte mich halt nicht blamieren. Beim gassigehen, einkaufen, Auto fahren, Wartezimmer. Deswegen habe ich davor Angst. Alles was in sozialen Situationen eben ist. Dort könnte ich auffallen. Was falsch machen.

@ForzaH5 Ja, entweder in Gedanken durchspielen, bei gewissen Ängsten geht es nicht real (z.B. Angst vorm Tod) oder real die Situation herbei führen, Konfrontation meint leider die Auseinandersetzung mit dem konkreten Angstgedanken. Ich hatte vor einiger Zeit auch plötzlich Probleme im Supermarkt und immer versucht möglichst normal da durchzugehen, besser wurde es erst, als ich einmal demonstrativ mit der Hand am Herz stehen geblieben bin und auf die umstehenden Leute nen sch.... gegeben habe. Danach wurds besser.

@ForzaH5 Kennst du die Website von Hans Morschitzky, er hat ne extra Seite zur sozialen Phobie (über google findbar), da wird diese Konfrontation näher beschrieben.

Sehr interessant, mir geht es teilweise auch so und bespreche dies grad in meiner Therapie. Wie hier schon erwähnt, reicht es nicht in die Angst kopflos reinzurennen und auszuhalten. Wenn es gut geht: Noch mal Glück gehabt. So lernt das Gehirn nicht, gelassener damit umzugehen. Vorbereitung ist da echt wichtig, Skills zurechtlegen und nicht aushalten, sondern einen Weg finden es so angenehm wie möglich für dich zu erleben. Ohne zu vermeiden, aber auch den Weg offen halten, wenn es nicht geht, die Situation verlassen zu dürfen. Es geht ja eher darum, gelassener/cooler damit zu werden. Das muss trainiert werden. Aushalten klingt hart, ist es auch. Das ist schon ein gravierender Unterschied. Die Angst loswerden zu wollen sollte nicht das Ziel sein, besser ist akzeptieren und damit leben lernen, so, dass es kaum noch belastet.

Zitat von ForzaH5:
wie meinst du das mit Einstellung ändern? Ich habe Jahre gelernt dass ich die Angst nur loswerde wenn ich sie durch stehe und aushalte. Wie sollte meine Einstellung dazu denn aussehen?


Die Angst wird man nur los, wenn man in der Situation merkt, wie bzw. dass die Angst nachlässt.
In diese Lage musst du aber erstmal kommen. Einfach hoch nervös in die Situation rein und irgendwie unter Qualen durchhalten bringt im besten Fall nichts und im schlechten Fall eine immer stärkere Angst.

Wie erhöht man die Chance, eine Angst besetzte Situation gut zu meistern?
Man könnte die Einstellung zu der Situation versuchen zu ändern. Z.B. mental, in dem du genau durchdenkst, was an der Vorstellung von xy so schlimm wäre oder was, wenn x tatsöchlich einträfe, dann als nächsten passieren könnte. Oder wie vorgeschlagen: einfach mal das machen wo vor man sich fürchtet in der Situation. Geht nicht mit allen Ängsten, mit sozialen aber schon, denke ich. So kann die Ewartungsangst schon etwas niedriger werden und man geht mit einem niedrigeren Angstlevel in die Situation.
Dies kann man auch mit Entspannungsverfahren im Vorfeld der Exposition erreichen.
Ziel ist nicht mehr so hochzufahren und dadurch möglichst durchgehend das Gefühl von Kontrolle zu haben, was die Situation im Nachhinein schon weniger angsteinflössend macht und fürs nöchste Mal hilft.

Die andere Strategie, die ergänzend durchgeführt werden kann, ist wie gesagt, die Situation in gut machbare Etappen zu splitten und/oder mit Hilfe, die immer weiter runter gefahren wird, durchzuführen.

@ Malee.
OK also merken dass die Situation nicht schlimm ist. Und mir das endlich beweisen dass man es überlebt.
Die Seite schau ich mir mal an. Hatte aber schon Exposition und wie gesagt gehe täglich mit Hund oder fahre Auto, trotzdem Angst wie am ersten Tag als ob ich niemals geübt hätte.

@pauline: Ja klingt gut, vielleicht darf ich nicht so durch die Angst rennen und muss etwas mehr Zeit in der Situation verbringen.

Zitat von ForzaH5:
: Naja ich möchte mich halt nicht blamieren. Beim gassigehen, einkaufen, Auto fahren, Wartezimmer. Deswegen habe ich davor Angst. Alles was in sozialen Situationen eben ist. Dort könnte ich auffallen. Was falsch machen.

Damit gibst Du Dir selbst die Antwort. Der Schlüssel ist eine gesunde LMAA-Einstellung.

Zitat von ForzaH5:
: Ja klingt gut, vielleicht darf ich nicht so durch die Angst rennen und muss etwas mehr Zeit in der Situation verbringen.


Du solltest in der Situation das Gefühl haben, die Kontrolle zu haben, sie gut meistern zu können. Länger drin bleiben gibt unter Umständen nur noch mehr Angst und kostet noch mehr Energie. Nur länger drin bleiben macht es nicht besser, das wie fühlst du dich in der Situation? muss verbessert werden.

Ich finde es völlig normal und gesund, in einer zunehmend egoistisch-egozentrischen Gesellschaft Symptome zu entwickeln.
Um diese wieder los zu werden könnte es helfen, sich klar zu machen, dass wir im Grunde in einem ziemlichen Irrenhaus leben.
Mir geht mittlerweile außer einer Krebsdiagnose alles komplett am Ars ch vorbei und ich lebe gut damit!

Zitat von Überwunden:
Ich finde es völlig normal und gesund, in einer zunehmend egoistisch-egozentrischen Gesellschaft Symptome zu entwickeln.

Was hat das denn damit zu tun? Bei mir zumindest nichts. Bin selbst egoistisch
Sponsor-Mitgliedschaft

Zitat von Schlaflose:
Was hat das denn damit zu tun? Bei mir zumindest nichts. Bin selbst egoistisch

Nicht nur die Empfänger von Egoismus leiden, auch deren Sender. Das Mitmenschliche ist gestört, und das erzeugt Leid.
Du scheinst es als normal zu empfinden, egoistisch zu sein - ist es aber nicht.

@ForzaH5 Weniger Forza 5 zocken und mehr schlafen.Grins

Zitat von Überwunden:
Du scheinst es als normal zu empfinden, egoistisch zu sein - ist es aber nicht.

Ich leide nicht. Und doch, ein gewisses Maß an Egoismus ist notwendig, um nicht ausgenutzt zu werden oder in die Abhängigkeit von anderen zu geraten.

A


x 4


Pfeil rechts




Mira Weyer
App im Playstore