ich weiß nicht mehr weiter. Irgendwie hab ich mein Leben bisher geregelt bekommen, aber gerade läuft alles aus dem Ruder und ich bin so verunsichert, dass ich nach Jahren der relativen Panik-Freiheit wieder täglich mit Ängsten zu kämpfen habe und am liebsten nur noch weinend unter der Decke liegen will.
Meine Kindheit/Jugend war nicht schön, Missbrauch, psychisch kranke Eltern, lange Klinikaufenthalte nach Suizidversuchen, Mobbing. Offiziell wurde mir Depression bescheinigt.
Angefangen hat es mit einer fast 2-jährigen Arbeitslosigkeit aufgrund von psychosomatischen Beschwerden. Obwohl ich mich bei meinem Arbeitgeber gut aufgehoben fühlte, wurde ich immer wieder krank, fehlte oft, nahm konstant Schmerzmedikamente, um den Alltag zu überstehen, bis mir schließlich gekündigt wurde. War lange verzweifelt, bis ich das akzeptieren konnte, doch irgendwann kam dann ein Lichtblick - ich bekam eine Ausbildungsstelle angeboten, in meinem Traumberufsfeld. Ich wollte die Stelle unbedingt, und mein Ehrgeiz beflügelte mich regelrecht. Ich nahm keine Schmerzmedis mehr, machte Sport, und siehe da, viele meiner Beschwerden verschwanden. Ich war, zum ersten Mal nach zwei Jahren, richtig glücklich.
Doch die Stelle entpuppte sich als Reinfall. Nach wenigen Wochen war abzusehen, dass ich dort keine Zukunft hatte. Es bestand null Interesse daran, mich auszubilden. Ich lernte nichts, durfte nichts fragen, nur in der Ecke sitzen und froh sein, einen Job zu haben. So hatte ich mir das nicht vorgestellt. Dazu kamen interne Streitigkeiten der Kollegen, auch über meine Ausbildungsinhalte, bis mir schließlich sogar verboten wurde, mit Kollegen aus anderen Büros zu sprechen. Ohne Erlaubnis meines Ausbilders durfte ich schließlich nicht einmal mehr zur Toilette, und ich gab auf. Nach mehreren Gesprächen mit Kollegen und Vorgesetzten entschloss ich mich schweren Herzens, die Ausbildung abzubrechen, da auch das Gehalt nicht einmal für meine Miete reichte und sich rein gar nichts änderte.
Also ging ich wieder auf Arbeitssuche. Klug war es nicht, zu kündigen ohne eine neue Stelle zu haben, doch ich hätte es keinen Tag länger dort ausgehalten. Im Nachhinein bereue ich das sehr. Vor allem, weil es meine langjährige Beziehung aufs Spiel setzte. Meiner Partnerin, ebenfalls noch in Ausbildung, machte der finanzielle Druck mehr zu schaffen als mir bewusst war, und wir stritten immer wieder heftig über meine Arbeitslosigkeit, bis sie mich schließlich fast aus der gemeinsamen Wohnung schmiss. Bisher hatte sie immer beteuert, in finanziellen Engpässen für mich da zu sein und auch meinen Teil der Miete für ein, zwei Monate zu übernehmen, gar kein Problem. Doch nun erklärte sie mir, dies überhaupt nicht zu wollen. Und ich sei ein Monster, weil ich das von ihr verlangen würde, nur weil ich zu faul zum Arbeiten sei.
Dieser Moment wird mir für immer im Gedächtnis bleiben. Irgendwie habe ich es in den darauffolgenden Tagen geschafft, mit meiner letzen Kräftereserve, super kurzfristig eine neue Stelle zu finden, mit guter Bezahlung. Und was soll ich sagen? Zwei Wochen sind vergangen und ich kann nicht mehr. Tägliche Panikattacken, Schwindel, Atemnot, noch dazu rauche ich übermäßig viel, obwohl ich es aufgeben wollte. Ich schlafe kaum, ich kann nichts essen, meine Gedanken kreisen nur noch um die Arbeit und meine damit verbundenen Ängste. Ich bin ein totales Wrack und beim Gedanken daran, wieder zur Arbeit zu müssen, verkrampft sich mein Herz regelrecht. Ich will nicht. Ich will mir das nicht antun müssen. Es sind gerade mal zwei Wochen rum und ich zweifle an allem.
Schuld daran ist die immense Verantwortung, die ich übernehmen soll. Ich war nicht darauf vorbereitet, und es gehört auch nicht zu meinem eigentlichen Aufgabenfeld. Ich fühle mich damit vollkommen überfordert, und die mir zur Seite gestellte Kollegin ist jünger als ich und verbal sehr ausfallend. Sie schreit mich an, nennt mich dumm, kritisiert konstant und ich habe das Gefühl, absolut alles falsch zu machen. Sie erwartet sehr viel Fachwissen von mir, das ich nicht besitze, da ich auch keine dementsprechende Ausbildung gemacht habe. Natürlich könnte ich mit ihr diskutieren, doch warum? Ich fühle mich wie ein Kind, wenn sie mich heruntermacht. Auf professioneller Ebene können wir uns kaum unterhalten. Anfangs habe ich einfach genickt und gelächelt und versucht, mein Bestes zu geben, aber nach zwei Wochen in einem neuen Betrieb bin ich in vielen Dingen noch sehr unwissend, und das wird ausgenutzt. Oft sagt sie auch Du bist nicht mehr in der Ausbildung, das musst du doch wissen!, aber meine Ausbildung hatte damit gar nichts zu tun. Diese Unfairness setzt mir zu.
Ich werde das Gespräch mit meiner Vorgesetzten suchen und ihr beichten, dass ich mit meinem Aufgabenfeld komplett überfordert bin. Vielleicht können wir eine Alternative finden. Aber vor diesem Gespräch graut es mir jetzt schon, und was ist, wenn sie mir einfach kündigen (Probezeit)? Oder noch schlimmer, sie kündigen mir nicht, nichts ändert sich, und ich muss mich weiterhin den ganzen Tag als nutzlos beschimpfen lassen?
05.02.2018 09:32 • • 10.04.2018 #1