App im Playstore
Pfeil rechts
39

Guten Abend allerseits,

Ich schreibe einfach drauf los, ich habe absolut keine Ahnung wie man sowas sonst anfangen soll. Das ist mein erster Beitrag in einem Forum, jedoch denke ich, dass ich einige Worte von erfahrenen Menschen brauche.

Mich plagt die Angst, dass ich nichts in meinem Leben erreichen werde.
Ich habe 2019 die Realschule abgeschlossen, relativ gut sogar, mit 2,2.
Nachdem ich das Zeugnis in der Hand hatte, bin ich sofort zum Gymnasium gegangen und habe mich dort angemeldet.
Nun ja, um es einigermaßen abzukürzen: ich bin dieses Jahr, 2022, durch das Abitur gefallen. Es war wie ein brutaler Schlag ins Gesicht. Ich habe die Abiturprüfungen komplett verhauen.

Dies habe ich Ende Juni erfahren, also vor knapp 2 Monaten. Anfangs war alles gut, natürlich war ich enttäuscht, doch mit der voranschreitender Zeit ist es immer schlimmer geworden.
Aus einem Gefühl der Frustration ist ein Gefühl der Wehleidigkeit geworden.

Anstatt mich hinzusetzen und in Selbstmitleid zu ertrinken dachte ich mir; "Such dir einen Job, bau dir dein Leben auf. Versuch es wenigstens!". Gesagt, getan. Ich habe einen Aushilfsjob gefunden. Zwar ist es mir unangenehm, dass man mich dort anblickt, als wäre ich ein Vollversager, es macht mir jedoch nichts aus. An Scham und Unwohlsein wächst man bekanntlich.

Doch nun kommt mein eigentliches Problem; ich finde in diesem Jahr höchstwahrscheinlich keine Ausbildung mehr. Ich habe schon einige Vorstellungsgespräch für eine Ausbildung im nächsten Jahr auf dem Terminkalender stehen. Jedoch denke ich mir oft, dass ich zu alt bin. Ich meine, zum Zeitpunkt des Ausbildungsstartes bin ich 20 Jahre alt. Nimmt man die knapp 3 Jahre noch hinzu bin ich 23.
Mit 23 stehen viele andere schon fest im Berufsleben. Und dieser Gedanke nagt an mir. Dieser Gedanke lässt mich nachts nicht schlafen. Es macht mich wirklich fertig.

Meine Freunde sagen mir, dass ich mir keine Sorgen machen solle, aber nun ja. Ich glaube ich muss gerade euch nicht sagen, dass man diese Worte schneller vergisst als man sie mental erfassen kann.

Ich hoffe darauf, dass ihr mir einige wertvolle Erfahrungen aus eurem Leben mitgeben könnt, sodass ich mir bewusst machen kann, dass noch nicht alles verloren ist. Eventuell haben es einige Leute von euch ja auch schon einmal durch so eine Situation geschafft.

Durch diese ganzen Sorgen werde ich krank, ich werde ein anderer Mensch. Nicht im positiven Sinne. Meine Gedanken verändert sich konsequent. In einem Moment denke ich mir; "Komm, hab dich nicht so. Viele vor dir haben es geschafft, wieviele schaffen ihr Abi nicht?", doch im anderen Moment kommt wieder dieser Gedanke, dass ich bisher nichts im Leben gerissen habe.

Wenn ich euch ehrlich bin, klar, ich möchte einen guten Job. Aber wenn es nicht funktioniert, dann würde ich auch 10 Stunden am Tag putzen gehen und mich dafür vom halben Land auslachen lassen.
Egal wie sehr ich mich für meinen Misserfolg und meine Historie schäme, würde ich arbeitslos sein, würde ich mich noch mehr schämen.

Ich danke euch für eure Zeit und eure Nerven, dieses bemitleidenswerte Geschwafel gelesen zu haben.

Danke vielmals!

20.08.2022 02:06 • 20.08.2022 #1


13 Antworten ↓


Guten Morgen anonym13
In dieser nächtlichen Stunde bin ich nicht in der Lage, ausschweifend zu schreiben.
Du bist zu absolut nichts zu alt.
Wer hat Dir diesen Floh ins Ohr gesetzt? Nur 2 Vorschläge. Zum Abi nachholen kannst Du an eine Berufsbildende Schule gehen das machen vereinzelt sogar noch 40zigjährige.
Wenn Du keinen Ausbildungsplatz finden solltest, kannst Du das Jahr überbrücken mit einem sog. Freiwilligen Jahr das man in verschd. Richtungen machen kann.
Gute Nacht

A


Aussichtslose Zukunft?

x 3


Hallo anonym13,

Du bist definitiv nicht zu alt, da kann ich @SaskiaSerena nur zustimmen!

Du hast eine tolle Ressource in Dir: Du bist ein Steh-auf-Männchen, Du lässt Dich nicht entmutigen und schaffst es auch nach Rückschlägen, wieder nach vorne zu blicken, Du packst Dinge an, das finde ich wirklich super !
Und diese Eigenschaft wird Dir auch helfen, etwas für Dich Passendes zu finden und weiterzukämpfen!

Und Du würdest Dich wundern, wie alt manche Leute nach Abschluss ihres Studiums sind, wenn sie dann in die konkrete Arbeitswelt einsteigen, da sind nicht wenige Anfang 30, wenn es richtig losgeht.

Und Du kannst Dein Abi jederzeit nachmachen, wie @SaskiaSerena schon schrieb: Das machen auch 30, 40 oder 50jährige noch.

Und wenn Du zum Abi zugelassen worden bist, also die Prüfung antreten durftest, hast Du doch vorher bereits die Fachhochschulreife bekommen, damit kann man doch auch an einigen Fachhochschulen bestimmte Fächer studieren, oder ist das nicht mehr so?

Also: Mach' Dir keinen Stress, Du wirst es packen! Ich kenne so viele Leute, die sich nach so einer verpatzten Prüfung nicht, so wie Du, wieder aufgerappelt haben und weitergekämpft haben, das ist wirklich eine große Stärke von Dir!

Und wenn Du erst im nächsten Jahr anfangen kannst: Egal, ein Jahr macht später nicht viel aus.
Ich habe in Kliniken viele junge Menschen erlebt, bei denen sich die Ausbildung gleich um mehrere Jahre nach hinten verschoben hat, das macht gar nichts! Dadurch, dass Du sogar arbeitest, hast Du ja noch nicht einmal eine Lücke im Lebenslauf, also: alles gut, setz' Dich nicht so unter Druck! Und lass' Dich nicht von irgendwelchen Geschichten, die man Dir erzählt hat, verunsichern.

Ich wünsche Dir alles Gute, gib' nicht auf, kämpfe weiter, Du wirst es schaffen !

LG Silver

Zitat von anonym_13:
Nun ja, um es einigermaßen abzukürzen: ich bin dieses Jahr, 2022, durch das Abitur gefallen. Es war wie ein brutaler Schlag ins Gesicht. Ich habe die Abiturprüfungen komplett verhauen.

Wenn du nur die Prüfung verhauen hast und die Noten vorher einigermaßen im grünen Bereich waren, kannst du beantragen, dass dir das Zeugnus des schulischen Teils der Fachhochschulreife ausgestellt wird. Dann machst du ein Jahrespraktikum und anschließend kannst du an einer Fachhochschule studieren. Oder du kannst natürlich das Abi noch einmal versuchen.

Ich würde mir da keinen Druck machen. 23 jahre ist kein Alter. Ich hatte in der Ausbildung einen 37 jährigen sitzen, der KFZ Helfer war und nach 10 Jahren hat der eine verkürzte Ausbildung zum Gesellen gemacht.

In der heutigen Zeit ist das sowieso nicht mehr so kritisch. Wir driften eh Richtung amerikanische Verhältnisse.

Und abi heisst heute nix mehr. Das Handwerk sucht überall Leute.

Ich kenne so viele junge Leute, die erst in Deinem Alter oder später eine Ausbildung begonnen haben.
Und warum hast Du manchmal Gedanken, in Deinem Leben noch nichts gerissen zu haben? Ich finde schon, dass Du bereits einiges geschafft hast. Da musst Du Dich nicht verstecken. Was ich toll finde, dass Du arbeitest und nicht den Kopf in den Sand steckst.

Dass man Dich auf der Arbeit als Vollversager sieht, kann ich mir nicht vorstellen. Jeder kann mal durch eine Prüfung rasseln, das hat nichts mit mangelnder Intelligenz oder Unvermögen zu tun.

Ein junger Mann aus dem Bekanntenkreis hatte erst mit 20 sein Abitur nachgeholt, weil er wegen schlechter Noten damals vom Gymnasium auf die Realschule wechseln musste . Das Abitur bestand er später mit Bravour und sein anschließendes Studium beendete er mehr als erfolgreich und das, obwohl er nebenher gearbeitet hatte.

Bei Dir sehe ich absolut nicht schwarz für die Zukunft. Du bist momentan noch enttäuscht, weil Du Deine Prüfung nicht bestanden hast. Ist ja noch nicht allzu lange her und von daher verständlich.

Versuche einfach, nicht mehr so streng mit Dir zu sein, sonst stehst Du Dir selber im Weg. Du hast in Deinem Alter wirklich noch alle Möglichkeiten. Du musst sie nur nutzen.

Aufgeben gilt nicht! Denk dran, VORNE wird gewonnen! Alles Gute.

Ich möchte dir gern antworten. Ich bin viele Jahre älter als du und habe einen Sohn. Dessen Freundin hat jetzt auch, mit 20, eine neue Ausbildung angefangen.
Sie hat schon eine beendet, war im Postdienst tätig, aber das war nicht das Richtige. Also jetzt, auf ein Neues.

Du bist doch nicht zu alt, wie kommst du darauf? Die Meisten, die Abitur machen, sind 19 oder 20, bevor sie fertig sind. Viele studieren dann und sind 26 oder älter, bevor sie richtig ins Berufsleben starten.

Wichtig wäre zu wissen, was du möchtest. Du hättest die Möglichkeit, das letzte Schuljahr zu wiederholen und das mit dem Abitur noch einmal zu versuchen.

Wenn du weißt, in welche Richtung eine Ausbildung gehen soll, kannst du auch jetzt noch eine Lehre anfangen. Das Lehrjahr geht gerade erst los. Informiere dich, welche Lehrstellen noch frei sind, im Internet gibt es Seiten dafür oder geh zum Arbeitsamt, die helfen auch weiter.

Eine andere Möglichkeit wäre ein berufsvorbereitendes Jahr, das Jahr für mehrere Praktika zu nutzen, wenn man doch nicht so richtig weiß, wo die Reise hingehen soll oder ein soziales Jahr.
Das machen übrigens auch viele mit Abitur. Oft wissen die Jugendlichen nach der Schule noch nicht, wie es weitergehen soll.
Und wenn du Wert auf einen Zugang zu Hochschulen legst, dass kann man auch anders erreichen.

Mein Sohn hat so einen Weg eingeschlagen. Er hat das Gymnasium nach der 10. Klasse verlassen. Hat dann Elektroniker für Automatisierungstechnik gelernt und nach der Lehre seinen Meister angefangen. Jetzt muss er noch ein Jahr lang zur Meisterausbildung. Hat er diesen dann geschafft, kann er auch in einer Hochschule studieren. Denn der Meister ist dem Abitur gleichgestellt.

Du siehst, viele Wege führen nach Rom. Und für keinen davon bist du zu alt.

@SaskiaSerena Meine Mutter meint oftmals zu mir, dass ich ja schon fast zu alt sei und schon lange ausgelernt sein könnte. Muss dazu sagen, dass wir im Osten leben. Sie ist so aufgewachsen, dass man mit 15/16 in die Lehre zieht, aber ich wollte es zu dem Zeitpunkt in meinem Leben nicht.

Ich komme auch aus dem Osten und ja, , wer damals mit 16 in die Lehre ging, war mit 18 fertig.

Aber erstens hat man im Osten nur 2 Jahre und nicht 3,5 Jahre gelernt und zweitens galt das auch nicht für die, die Abitur gemacht haben.
Die sind auch in der DDR länger zur Schule gegangen.

Die Zeit damals kann man nicht unbedingt mit heute vergleichen.

Hallo Anonym,

alle Firmen rufen nach passenden Auszubildenden. Denke auch, u. a. das du im Handwerk alles machen könntest.
Ist ja nicht so, dass du jetzt ohne Schulabschluss da stehst - und durchfallen ungleich unfähig sein!

Ich denke ja, dass du gerade so mit dir selber im unreinen bist, dass du dich nicht positiv verkaufen kannst und nur deshalb Absagen erhalten hast.

Wenn du mit dir wieder im Reinen bist und dich authentisch mit deiner Kraft bewirbst (ich würde ja die neuen Wege gehen in Social Media), da musst nicht die lange gewöhnliche Bewerbung abgeben.

Oder gleich zu einer Wunschfirma hingehen und ein Paktikum machen. Ich wäre als AG begeistert!

Und das Nachholen des Abis oder ein Dualweg geht bestimmt auch.

Ich selber habe mit 40 meine 2. Lehre begonnen, wurde dann aber in der Probezeit gekündigt ! Zu spät gibts nicht!

Der Weg - auch mit Umwegen - führt zum Ziel!

Du musst erstmal evlt. Urlaub machen, damit du mit dir wieder glücklich wirst. Dann klappts auch wieder mit der Zuversicht, Elan und vielen neuen Ideen. Und was hindert dich eigentlich jetzt mal so ein Praktikum zu machen?

Alles Gute

Zitat von anonym_13:
Meine Mutter meint oftmals zu mir

Ja, das Problem ist allgegenwärtig. Sie meint es gut aber es ist dein Leben!
Ich kenne Leute die hinterfragen ihr Leben noch viel später und beginnen mit 40 eine Ausbildung.
Oder mein Professor im Studium. Der hat erst eine Ausbildung gemacht, in seinem erlernten Beruf ein paar Jahre gearbeitet und danach das Abi nachgeholt, anschließend studiert und ist Professor geworden.
Es steht und fällt mit dem Willen. Das ist zwar nicht leicht (für mich zumindest) aber steht dir offen.

,Liebe @anonym_13 ,
hör darauf, was Deine Freunde sagen und mach Dir wegen Deines Alters keine Sorgen.
Du hast1hier ja jetzt ne Menge Tips bekommen. Jetzt musst Du Entscheidungen treffen. Ausbildung, Berufsbildende Schule, Freiwilliges soziales oder ökologisches Jahr, Abi nachholen. Zu beachten ist, dass fast alles im September beginnt, aber nach meiner Erfahrung kannst Du fast überall auch als Nachzügling beginnen. Ein guter Kompromis wäre vielleicht die Berufsbildende Schule ( da hat meine Frau gearbeitet ) . Wenn Deine Entscheidungsphase etwas länger dauert dort nehmen sie Auszubildende noch bis zum Oktober auf.
Dir alles Gute und ein glückliches Händchen bei der Berufswahl!

@SaskiaSerena Das stimmt. Vielen Dank erstmal für die ganzen Tipps und Worte! Habe heute morgen beim arbeiten die ganze Zeit an eure Ratschläge gedacht!

Ihr habt ja Recht, man sollte es aus einer anderen Sichtweise betrachten. Vielleicht bin ich mit 23 ausgelernt, aber wen interessiert das, wenn ich mit 24/25 mit beiden Beinen im Berufsleben stehe? Ist ja nicht so, als hätte ich mich 3 Jahre aufs Sofa gelegt und mein Leben verpennt.

Ich habe mir einige Bundesfreiwilligendienste rausgesucht, bei denen ich mich bewerben werde. Auch für den Wehrdienst bei der Bundeswehr habe ich mich gemeldet.

Ich habe auch mal bei einem Unternehmen nachgefragt, ob sie noch freie Plätze hätten. Meinen Wunschplatz haben sie leider nicht mehr. Der Chef hat mir jedoch einige freie Stellen angeboten. Habe mein Interesse geschildert und ihm meine Bewerbungsunterlagen zukommen lassen. Habe auch noch andere freie Plätze gefunden, auf die ich mich morgen bewerben werde.

Irgendwas davon wird schon klappen nehme ich an, falls nicht melde ich mich mal bei der Agentur für Arbeit und lass mir sagen welche Stellen denn noch unbesetzt sind.

Huhu, ich bin auch 23 und fange jetzt meine zweite Ausbildung an. Als versaute Zukunft empfinde ich das nicht.
Kenne auch viele, die jetzt schon heiraten und Kinder kriegen, aber auch noch viele die mit 30 immer noch nicht ganz genau wissen, wo es hingeht.
Meine Mum studiert mit 50 jetzt auch nochmal.
Deswegen musst du dich nicht schlecht fühlen, jeder erreicht die Dinge in seinem Tempo.

A


x 4






Mira Weyer
App im Playstore