Zitat von Petra12345:@sure: danke, dass du mir eins deiner beispiele genannt hast! aber, wie genau habt ihr das denn dann angestellt (falls dir das nicht zu persönlich ist, das verstehe ich natürlich auch!)? habt ihr dann gemeinsam (und du dann allein zu hause) immer wieder deine angstgedanken hinterfragt? oder habt ihr die situation mündlich durchgespielt oder so?
an alle anderen hier mit generalisierter angststörung: so im allgemeinen, was macht ihr denn so in eurer therapiestd.? auch vor allem einen anderen umgang mit euren gedanken lernen?
Sagen wir Mal so: Es gibt grob gesagt zwei Arten von Menschen, die eine Therapie machen. Die Einen gehen zum Therapeuten und sagen Mach das es weggeht!. Die Zweiten gehen zum Therapeuten und sagen Ich will wissen, warum mir das passiert und wie ich wieder mit mir selbst klar komme. Ich gehöre zur Zweiten Gruppe. So sehr mich die PA`s damals in Todesängste versetzt haben, so sicher war ich mir, dass mein Körper mir damit etwas sagen wollte. Und ich wollte wissen, was.
Im Schnelldurchlauf zusammengefasst, haben wir bei Adam und Eva angefangen: Wofür brauchten unsere Vorfahren Angst und Panik (Stichwort Säbelzahntiger )? Was passiert im Körper während einer Panikattacke? Welche Nährstoffe/Hormone benötigt der Körper dafür und wo geht Blut hin und wo wird es abgezogen? Was passiert davor und danach? Alle diese Fragen wurden auf körperlicher Ebene betrachtet, nicht auf der Gefühlsebene. Das war bei mir ein bisschen wie in der Schule: Der Therapeut hat fragen gestellt und ich habe versucht so gut es ging zu kombinieren. Wenn ich falsch lag, hat er mich korrigiert. Über manche Punkte haben wir auch diskutiert
Dann hat mein Therapeut mir beigebracht, Panikattacken selbst auszulösen. Das habe ich über Monate mehrmals täglich praktiziert (also nicht in den Sitzungen, sondern allein), um (blöd ausgedrückt) meinem Körper eine Alternative zu seinen eigenen Panikattacken anzubieten. Ich gebe ihm quasi das was er will, aber ich bestimme den Zeitpunkt selber, mehrmals täglich.
Während dieser Zeit habe ich ein Energietagebuch geführt, in dem ich ebenfalls meine Panikattacken und meine Stimmung eingetragen habe. Außerdem habe ich meine Tage durchgeplant. Die Tagesplanung und das Energietagebuch habe ich dann zusammen mit meinem Therapeuten verglichen und haben in meinem Fall selbst erkannt, dass ich z.B. viel mehr tue, als ich eigentlich zu leisten im Stande bin. Und das bestimmte Dinge, die ich regelmäßig tue, dazu führen, dass es mir total dreckig geht, z.B.: Ich versacke abends gerne vor dem Fernseher und gehe dann spät ins Bett. Am Wochenende schlafe ich gerne aus. Fühlt sich im ersten Moment nicht falsch an. Mein Tagebuch zeigt aber ganz klar, dass es mir wesentlich besser geht, wenn ich abends zeitig ins Bett gehe und morgens (auch am Wochenende) früh aufstehe. Meine Stimmung ist dann wesentlich entspannter und es geht mir viel besser. Das war für mich nicht einfach umzustellen (mein Freund ist eher eine Nachteule), aber es ist es Wert.
Während der oben genannten Veränderungen/ Methoden bin ich so oft es ging Auto gefahren, mit ausgewählten Fahrern, die mein Problem kannten. Konfrontation hat bei mir die größten Veränderungen bewirkt. Zusammen mit der Umstellung einiger Gewohnheiten und harter Arbeit daran, meine Wunschvorstellung an mich selbst, dem was ich leisten kann anzupassen, habe ich mein Ziel erreicht.
Ich denke man kann aus diesem Text erlesen, dass das keine Sache von ein paar Wochen war. Die Autofahrgeschichte habe ich tatsächlich relativ schnell abgearbeitet, aber das war nur die Spitze des Eisbergs.
Mein Therapeut hat die Therapiestunde eigentlich immer wie eine Schulstunde aufgebaut: Er ließ mich eigene Thesen entwickeln und Hinterfragen und hat (wenn nötig) in eine andere Richtung gelenkt. Und ich habe tatsächlich auch immer Hausaufgaben bis zur nächsten Stunde bekommen Was in dem Fall natürlich in eine Richtung ging wie: Welche Aktivitäten rauben mir Energie? Aus welchen Aktivitäten kann ich Energie ziehen? Wie kann ich täglich die Wage halten?
Vielleicht hilft dir das ja etwas weiter. Viele konkrete Probleme lösen sich, wenn man an einer ganz anderen Stelle ansetzt. Mein Autofahrproblem hat sich auch dadurch schnell aufgelöst, dass ich an meiner Tagesstruktur gearbeitet und mich nicht mehr permanent überfordert habe. So hatte mein Körper/ Kopf immer weniger den Drang, mich durch Panikattacken auf die ständige Überforderung aufmerksam zu machen.