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Hallo Leute,

ich habe eine Frage. Ich habe bei mir ein Muster festgestellt, das sich häufig wiederholt. Irgendwie strebe ich bei Dingen, die mir wichtig sind, eine hohe Unantastbarkeit an.

Beispiel: Ich habe mir vor ein paar Wochen neue Balkonmöbel kaufen wollen. Genau in dem Moment, als ich den Vertrag für die Bestellung unterschrieben habe, klingelte mein Telefon und eine Freundin hatte mir eine schlimme Nachricht übermittelt. Ergebnis war, dass ich die Balkonmöbel wieder loshaben wollte, weil ich irgendwie dachte: Immer wenn ich jetzt an die Möbel denke, muss ich an dieses Geschehnis denken. Ich habe dann tatsächlich storniert.

Das komische ist aber, dass es zeitgebunden ist. Wäre der Anruf bei den Balkonmöbeln ein Tag später gekommen wäre alles gut.

Und davon gibt es ein paar Dinge. Wenn sie nicht ideal sind, komme ich damit nicht klar, weil es in dem Moment irgendwie assoziiert ist.

Das ist für mich total schlimm, weil ich eigentlich die Sachen haben möchte. Aber irgendwie ist es nicht mehr möglich für mich.

Ich verstehe nur gar nicht, was das ist. Der Anruf hat doch null komma null mit den Balkonmöbeln an sich zu tun. Was ist das denn? Habt Ihr eine Idee?

Viele Grüße

Tex

01.11.2021 11:24 • 19.12.2021 #1


46 Antworten ↓


Für mich klingt das sehr nach einr Zwangsproblematik, wo ja auch ein magisches Denken vorherrscht. Dingen und Gedanken wird ein Einfluss unterstellt, der gar nicht existiert.
Das Stornieren der Bestellung wäre dann natürlich klassisches Meideverhalten. Es verschafft kurzfristig Erleichterung, verschlimmert langfristig aber das Problem.
Das Überprüfen der eigenen Befürchtungen könnte aus dem Kreilauf herausführen. Aber das ist natürlich leichter gesagt als getan..................................

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Assoziationen mit Gegenständen - Was ist das?

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Netterweise kann man Aberglaube dazu sagen, oder mehr in psychologischer Hinsicht drückt sich hier ein Zwang aus.

Alles was man selbst als negativ empfindet sollte man mal vom Fachmann anschauen lassen.

Kannst aber auch selbst mal in dich gehen und dich fragen, warum deine Sicherheit oder dein Seelenfrieden davon abhängt, dich über solch oberflächlichen Rituale beruhigen zu können und dir überlegen, ob es immer mehr ausartet, oder du damit noch gut leben kannst.

Hallo,

vielen Dank Euch erstmal. Ich hatte tatsächlich früher einen Waschzwang, habe den aber gut im Griff. Ist das dann dasselbe? Also ich verstehe diese Assoziationen nicht. Vom Kopf her ist mir klar, dass die Sachen nichts miteinander zu tun haben.

Ich habe bspw. auch neulich mit einem Bekannten Schmuck für mich gekauft. Er war mit dabei, hat mich beraten und nun kam raus, dass er in der Zeit gar nicht gut für mich war. Er hat mir im Hintergrund sehr geschadet. Nun will ich unbedingt den Schmuck loswerden, obwohl ich ihn eigentlich mag. Gefällt mir gut, aber ich habe keine Freude mehr damit, weil er involviert war. Das ist total ärgerlich. Ich kann ja nicht immer alles wegwerfen, nur weil ich es mit irgendwas assoziiere.

Danke Euch

Tex

Hallo,

ich habe nochmal nachgedacht. Aber ich verstehe nicht, wieso das etwas mit Zwängen zu tun hat. Also ja, ich verstehe, dass der innere Drang etwas mit Zwang zu tun haben kann. Aber ist die Sorge nicht berechtigt?

Also konkret: Mit den Balkonmöbeln sind ja Assoziationen vorhanden gewesen. D.h. es ist ja berechtigt zu sagen: Die Balkonmöbel erinnern mich nun an diese schlimme Nachricht, die ich erhalten hatte. Deswegen wollte ich sie ja nicht mehr. So wie uns Glücksbringer an positive Ereignisse vielleicht erinnern und uns Kraft geben hatte ich Bedenken, dass die Balkonmöbel mich dann belasten, weil ich an etwas schlimmes erinnert werde.

Ist das nicht eine sehr übliche Denkweise? Vielleicht könnt ihr mir hier nochmal einen Tipp geben, an welcher Stelle ich vielleicht falsch denke?

Danke Euch

Tex

Also das mit dem Schmuck kann ich nachvollziehen. Ich denke das macht jeder irgendwie, teilweise. Sachen die man gemeinsam positiv erlebt und dann kommt ein Bruch, dann will man nicht an die positiven Dinge erinnert werden, weil es dann weh tut. Wenn sich zwei trennen, dann trennen sich auch viele von den Geschenken, Bildern etc.
Nicht alle, aber bestimmt viele. Es ist also soweit ganz normal, dass man Assoziationen macht mit Gegenständen würde ich jetzt mal behaupten.
Bei deinem Schmuck kannst du dir überlegen, ob du ihn dir auch ausgesucht hättest, wenn dein Bekannter nicht dabei gewesen wäre. Wenn du das mit ja beantworten kannst, dann schaffst du es vielleicht auch die Verbindung zu ihm zu lösen, weil du es ja gekauft hast weil es dir gefällt und nicht weil er dich beraten hat.

Dein Beispiel allerdings mit den Möbeln kann ich nicht nachvollziehen, außer der Inhalt der Nachricht lässt sich irgendwie mit Geld oder Möbel in Verbindung bringen. Nur der zeitliche Zusammenhang empfinde ich dann nicht mehr als normal, wenn man da eine Verbindung konstruiert.

Hallo,

ok erstmal vielen Dank! Dann noch ein anderes Beispiel, da würde mich auch noch sehr Deine / Eure Einschätzung interessieren:

Ich habe mir vor einiger Zeit mein Lieblingsmotorrad bestellt. Ich habe darauf viele Jahre gespart, nun konnte ich es mir leisten. Abends habe ich mit dem gleichen Bekannten darauf angestoßen, wir haben diesen Kauf richtig gefeiert. Das war ebenfalls zeitgleich während er mich hinterrücks ziemlich mies behandelt hat. Wenige Tage später sind wir getrennte Wege gegangen.

Hier ist es so, dass ich die Entscheidung für den Kauf alleine getroffen habe, aber auch automatisch so eine negative Assoziation hatte. Es liegt nicht nur alleine an der Person, sondern einfach daran, dass ich nun weiß, was er in der Zeit hinterrücks alles getan hat. D.h. ich habe mit einer Person gefeiert, die während dieser Zeit richtig, richtig mies zu mir war (wie sich leider erst später zeigte). Hier habe ich nun den gleichen Effekt. Ist das nachvollziehbar oder ist das wieder eine eher übertriebene Assoziation? Ich kann ja nun schlecht meine Bestellung stornieren. Also geht schon theoretisch. Vor allem ist es so: Wenn ich es nun stornieren und nochmal neu bestellen würde, würde es mir gut gehen. Ich verstehe nur nicht wieso?

Danke Euch!

Tex

Vielleicht noch ergänzend: Das Motorrad ist seit Jahren mein Traum und sollte eigentlich Freudentränen in mir auslösen. Aber nun habe ich diese negative Assoziation und das macht mich soooo traurig... weil es eigentlich mein Traum ist und nun das....

Meine erste Reaktion ist, dass dies nicht üblich ist.
Ich lass das zu einem späteren Zeitpunkt noch mal wirken und schreibe dir dann noch mal. Im Moment fehlt mir dazu die Muse

Ich könnte mir aber vorstellen, dass es etwas mit dem zu tun hat, was du von deinem Bekannten erwartet oder erhofft hast und das irgendwie nun in Verbindung steht.
Zum Beispiel Freud und Leid teilen und weil er jetzt die Freud mit dir nicht mehr teilt kannst du dich nicht mehr freuen?
Irgendwie so.

Jetzt habe ich doch mehr geschrieben wie gedacht

Hallo, also ich kenn das von jemandem, nicht von mir.
Da isg es so, dass die unangenehme Sitation, das unangenehme Wort oder so aber im zeitlichem Zusammenhang mit dem eigentlich positiven steht.

- Lieblingstorte essen - kurzer Streit -- Streit ist dann mit der Lieblingstorte konditioniert, bei der nächsten Torte wird sich dann an die unangenehme Streitsituaton erinnert .

Dir Gartenmöbel müssten da gerade ausgepackt werden wenn der Anruf kommt.

Meinst du sowas?

Vielleicht war sowas mal dein Anfang und du befürchtet nun immer schon vorher, dass du etwas negativ konditionieren könntest und willst es dann lieber gleich nicht mehr, bzw es passiert dann auch so weil du dich im Vorfeld so damit beschäftigt hast.

Ich könnte mir vorstellen, dass du in deinem Leben einmal ein für dich sehr bedeutendes Erlebnis hattest, das dich dahingehend nun geprägt hat, dass du dich nicht mehr freuen kannst/darfst. (Ist doch nichts besonderes?)

Meine Vermutung geht in etwa in so eine Richtung.
Du hast dich auf etwas gefreut (Vorfreude) und hast dich dafür auch bemüht und Zeit oder Geld investiert und hast gedacht, dass das super toll ist und sich darüber bestimmt jemand freut oder stolz ist....

Könnte z. B. eine Theateraufführung in der Schule sein. Total viel geübt und tolles Kostüm und dann kommen die Eltern nicht zur Vorführung, weil sie keine Lust haben oder sie waren da und sagten, dass du das und das besser machen hättest können und dass sie die Zeit lieber anders verbracht hätten.

Oder du hast etwas gebastelt und hast dir ganz viel Mühe gegeben und fandest, dass es dir super gelungen ist und als du es verschenkt hast, dann war die Reaktion in der Richtung. Was soll dass denn sein? Und es ist dann zeitnah im Abfall gelandet?

Oder du wolltest unbedingt irgendwohin, Urlaub bei Oma oder Freizeitpark oder.... und damit das gelingt musstest du das und das machen und als es dann soweit war, dann klappte es nicht und als du deswegen enttäuscht warst, dann wurde es abgetan, stell dich nicht so an, ist doch nicht so schlimm....

Kannst du mir in etwa folgen? Und kannst du dich vielleicht sogar an etwas erinnern?
Könnte sein, dass du deshalb immer unbewusst an das erinnert wirst wenn bei dir große Freude mit Enttäuschung beieinander liegen und der Schmerz darüber so groß ist, dass du nicht mehr daran erinnert werden möchtest. Und wenn deine Freude jetzt mit einem Gegenstand zusammenhängt und zeitgleich eine Enttäuschung kommt, dann verbindest du unbewusst diese traurige Erfahrung von damals mit dem Gegenstand und du willst ihn nicht mehr, weil er dich immer unbewusst an diesen Schmerz erinnert.
Dann hängt es nicht mit Gegenständen oder einzelnen Personen zusammen sondern mit dem Umstand Freude und Enttäuschung. Irgendwie so, vielleicht.

Hallo ihr zwei,

erstmal vielen Dank für Eure so ausführlichen Antworten!

@susanne: Jaaaaa! Genau so ist es bei mir! Es ist der zeitliche Zusammenhang. Das ist mir schonmal aufgefallen. Wenn das Ereignis am nächsten Tag wäre, ist es unproblematisch. Es muss zeitlich zusammenfallen. Das ist ja total spannend!

@hereingeschneit: Du hast bei mir gerade etwas interessantes ausgelöst. Und zwar die Erkenntnis, dass ich einen hohen Anspruch daran habe, dass die Dinge positiv sein müssen. Es darf kein negatives Gefühl dran sein, es muss einfach gut sein. Ich will alle negativen Gefühle los haben mit den mir so wichtigen Dingen wie meinem Motorrad. Es soll positiv besetzt sein, der erste Eindruck muss einfach passen. Vielleicht gehört Dein Ansatz sogar zu dem von Susanne?: Wenn es zeitlich korreliert, dann kommt quasi große Freude und plötzlich Enttäuschung zusammen und vielleicht will ich das genau aufgrund einer Erfahrung von früher vermeiden? Will die Enttäuschung los haben?

Ich bin grad begeistert. Also der zeitliche Zusammenhang ist definitiv das Thema. Dazu diese Reinheit: keine negative Erfahrung zum Zeitpunkt der großen Freude - das darf nicht getrübt werden. Und vielleicht darf die Freude nicht getrübt werden aufgrund dessen was @hereingeschneit geschrieben hat?

Wow, da muss ich weiterdenken, danke Euch!

Tex

Ergänzend nochmal: D.h. es ist möglicherweise gar nicht die Assoziation mit dem Gegenstand. Es ist eher, weil der Zeitpunkt der Freude getrübt wurde. Weil die Freude nicht mehr ganz ungetrübt war und das darf nicht sein? Deswegen lehne ich es ab? Ich will mich uneingeschränkt freuen?

Zitat von Sinnsucher:
Ich will mich uneingeschränkt freuen?

Ja, könnte ich mir vorstellen. Du willst dir diese Freude nicht kaputt machen lassen, von keinerlei negativen Geschehnissen.

Mir ist heute Nacht eingefallen, dass ich selbst so ein Erlebnis hatte. Ich bring es nicht in Details zusammen, nur gefühlsmäßig, also haben die Umstände bei mir auch nichts damit zu tun, sondern die Tatsache, dass ich mich riesig gefreut habe und mein Bruder mir (weil wohl dadurch genervt) einen heftigen Dämpfer gegeben hat.
Es ging um die Freude auf Heilig Abend und dass ich es nicht erwarten konnte und er wohl mehr die Einstellung hatte, ist doch egal ob früher oder später.... Glaube so in der Richtung.

Ich könnte mir sogar vorstellen, dass dies ein Erlebnis war, was mir in der Zukunft mir nicht mehr erlaubt hat mich kindlich (also rein) zu freuen. Man checkt erst ab ob was es für Auswirkungen haben kann und mit Laufe der Zeit freut man sich immer weniger.... Also so bei mir. So gesehen jetzt für mich auch interessant

Bei dir ist es wohl eher so, dass du dir die Freude behalten hast, allerdings darf sie nicht im Zusammenhang mit etwas Negativen stehen. Vielleicht sind daher meine Beispiele eher falsch und die Enttäuschung steht nicht im Zusammenhang mit deiner Freude.

Also gab es vielleicht mal etwas, worauf du dich richtig gefreut hast und dann kam etwas, was schlimm war. Ein Tod eines Angehörigen oder so. Und du hattest dann ein schlechtes Gewissen, dass du dich gefreut hast, obwohl doch die Umstände eher nicht dafür geeignet waren.

Zitat von Sinnsucher:
Vom Kopf her ist mir klar, dass die Sachen nichts miteinander zu tun haben.

Doch, Du denkst sie zusammen = Zusammenbildung. Aufgrund desselben Zeitpunkts und weil Du Gefühle als übergeordnete Instanz etabliert hast.

Zitat von Sinnsucher:
So wie uns Glücksbringer an positive Ereignisse vielleicht erinnern und uns Kraft geben hatte ich Bedenken, dass die Balkonmöbel mich dann belasten, weil ich an etwas schlimmes erinnert werde.

Hier liegt das Problem. Das Gefühl steht an erster (oberster) Stelle und alle Sinneseindrücke, die während des Gefühls in die Wahrnehmung kommen, werden quasi untergeordnet. Master/Slave - Struktur.

Zitat von Sinnsucher:
Es liegt nicht nur alleine an der Person, sondern einfach daran, dass ich nun weiß, was er in der Zeit hinterrücks alles getan hat.

Hier eindeutig: Zeitfaktor!

Zitat von Sinnsucher:
Vor allem ist es so: Wenn ich es nun stornieren und nochmal neu bestellen würde, würde es mir gut gehen. Ich verstehe nur nicht wieso?

Ebenfalls: Zeitfaktor!

Zitat von Sinnsucher:
Und zwar die Erkenntnis, dass ich einen hohen Anspruch daran habe, dass die Dinge positiv sein müssen. Es darf kein negatives Gefühl dran sein, es muss einfach gut sein.

Klassische gefühlskontrollierte Zwangsgedanken.

Zitat von Sinnsucher:
Also der zeitliche Zusammenhang ist definitiv das Thema. Dazu diese Reinheit: keine negative Erfahrung zum Zeitpunkt der großen Freude - das darf nicht getrübt werden.

Sehr gut analysiert!
Zitat von Sinnsucher:
Wow, da muss ich weiterdenken, danke Euch!

Du bist auf dem richtigen Weg - Gratulation!

Hallo @hereingeschneit und @moo,

vielen vielen Dank! Ich versuche gerade Eure Aussagen zu verbinden und mir daraus etwas abzuleiten aber gar nicht einfach.

Zitat:
Hier liegt das Problem. Das Gefühl steht an erster (oberster) Stelle und alle Sinneseindrücke, die während des Gefühls in die Wahrnehmung kommen, werden quasi untergeordnet. Master/Slave - Struktur.


Kannst Du mir das vielleicht noch etwas erläutern? Das habe ich noch nicht ganz verstanden.

Also wo ich nun stehe: Mir ist ein Gedanke immer wieder gekommen Der erste Eindruck. Mir ist total wichtig, dass der erste Eindruck passt. Ich weiß nicht, wieso mir das in den Sinn kommt, aber das taucht dabei immer wieder auf. Ich merke auch richtig, wie sich diese Assoziation festhakt. Ich sehe nun mit dem neuen Motorrad immer den Bekannten (obwohl es noch nichtmal geliefert wurde) und ich will den Bekannten bitte nie nie wieder sehen. Er hat mir so extrem weh getan. Wir sind schonmal auch mit meinem alten Motorrad gefahren, d.h. das hat er sogar angefasst und ist mitgefahren, aber das will ich nicht loswerden, weil das war ja schon immer da.

Ich hab immer den Gedanken: Der Anfang muss gut sein, danach kann kommen was will. Aber der erste Eindruck bleibt für immer. Komischerweise ist der Zeitbezug bei mir so willkürlich. Anscheinend ist es der gleiche Tage. Am nächsten Tag ist alles gut, aber an dem Tag darf das nicht passiert sein.

Aber so richtig komme ich gerade nicht weiter. Ich muss mal weiterüberlegen

Danke!

Tex

Ich merke auch immer wieder den Impuls das Motorrad einfach abzubestellen. Abbestellen, nächste Woche später neu bestellen und das Thema ist vom Tisch. Wieso soll ich mich damit lange beschäftigen? Aber ein Teil in mir sagt, dass das irgendwie auch eigenartig ist

Wobei eine Freundin von mir neulich einen Ring weggeworfen hat, den sie von einem Expartner hatte. Sie hat ihn weggeworfen und neu gekauft. Komischerweise kann ich das gut nachvollziehen Aber mein Motorrad habe ich ja selbst gekauft... Aber eine Parallele ist hier schon vorhanden.
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Zitat von Sinnsucher:
Kannst Du mir das vielleicht noch etwas erläutern? Das habe ich noch nicht ganz verstanden.


OK, da muss ich jetzt ein wenig ausholen... . Ich werde dabei mitunter Textbausteine aus älteren Beiträgen nutzen, also bitte nicht erschrecken über den Umfang...

Um die Verbindung von Gefühlen mit Gedanken zu durchschauen, erstmal zu Letzteren:

1. Gedanken und Denken sind zwei verschiedene Dinge!

Gedanken sind im Geist gespeicherte Sinneseindrücke, die aus bereits stattgefundenen Sinneskontakten (Sehen, Hören, Riechen, Schmecken, Tasten) entstanden. Der Unterschied zu den Sinneskontakten ist lediglich, dass sie von innen (aus dem Geist) kommen.

Denken ist aktives geistiges Gestalten und findet in aller Regel unbewusst statt. Unbewusst bedeutet hier, dass Denken nicht bewusst erlebt und schon gar nicht beobachtet werden kann. Nur sehr weit fortgeschrittene Meditierende sind z. B. in der Lage, den Beginn und das Ende des geistigen Gestaltens zu erkennen, doch ich schätze, das ist bei keinem hier im Forum der Fall

Daraus folgt, dass das was Du oben als wiederholtes Denken beschreibst, lediglich ein Beobachten von Gedanken darstellt.

2. Weshalb die Angst?

Einer der Gründe, weshalb uns wirre Gedanken ängstigen, ist der (vermeintliche!) Kontrollverlust. In Wahrheit ist es aber kein Verlust von Kontrolle, sondern Unwissenheit über Punkt 1 (s.o.).

Da wir glauben, Gedanken seien gleichbedeutend mit Denken beziehen wir die Gedanken auf uns! Es fühlt sich so an, als hätten wir etwas mit unseren Gedanken gemeinsam, wären dafür verantwortlich, ja sogar manchmal schuld daran...

Niemals würden wir so über die anderen Sinneseindrücke (Gesehenes, Gehörtes, Gerochenes etc.) denken! Weshalb ist das so? Weil diese Sinneseindrücke (vermeintlich!) von außen kommen, Gedanken jedoch, wie oben beschrieben, von innen. Der unachtsame Geist meint deshalb, er wäre der Schöpfer derselben.

Ich glaube, soweit ist das relativ gut verständlich? Nun zum Fühlen und Wahrnehmen:

3. Aus Sinneskontakten entstehen Wahrnehmungen.

Das Phänomen der Wahrnehmung stellt nun das gefühlte Innen und Außen in Frage: Ein Sinneskontakt bedarf immer dreierlei: a) Sinnesorgan (z. B. Auge), b) Sinnesobjekt (z. B. Farbe, Form) und c) Sinnesbewusstsein (z. B. Sehbewusstsein). Nur wenn alle diese drei Faktoren zusammenkommen entsteht Sinneskontakt.

Das geistige Erfassen des Sinnesobjekts nennt man Wahrnehmung. Ich verwende gerne die Begriffe Interpretation oder Vermeinung (von zu meinem machen). Beispiel: Die gesehene Farbe und Form wird als Ding wahrgenommen. "Ding" ist ein Begriff (von Er-Greifen), ein Zugriff, eine Bezeichnung meinerseits. "Das Ding" ist also bereits Ich-gefärbt, sobald er wahrgenommen wird. Ohne Wahrnehmung wäre ein Ding lediglich Farbe und Form, ja, letztlich nicht mal das, sondern nur genau so...

Die letzten beiden Absätze sind wichtig für das Verständnis, dass letztlich sämtliche Wahrnehmung (und damit sowohl Ich als auch Welt) vom Geist ausgehen! Es ist also keine Frage von Innen und Außen. Deshalb haben auch sämtliche Erscheinungen keine Wertigkeit, sie sind leer.

Angstgefühle und ihr Wesen (Begleiter von Gedanken)

Wenn Du nirgends einen begründeten Anlass für Deinen Verdacht findest, solltest Du Deinem Gefühl nicht weiter Beachtung schenken. Gefühle werden bei den meisten Denkvorgängen miterzeugt, sie sind fast immer Bestandteile des Denkens. Trotzdem sind sie meist irrational.

Wenn man sich dieser Tatsache nicht bewusst ist, nimmt der Anteil der Gefühle beim Wahrnehmungsvorgang u. U. einen überrelativ großen Raum ein. In der Folge führt dieses Ungleichverhältnis dazu, dass der Sch wanz mit dem Hund wackelt: Die Gefühle bestimmen die Wahrnehmung und steuern somit die Gedanken.

Um das bildhafter zu verstehen, kannst Du dir ein Kreisdiagramm aufzeichnen. Das kleine Küchenstück stellt normalerweise den Gefühlsanteil dar. Bei Dominanz der Gefühle ist es genau umgekehrt.

Der Weg zurück zum richtigen Kuchenverhältnis führt über eine bewusste Umerziehung des Geistes. Zuerst guckst Du, ob bei anderen Wahrnehmungen auch die selben Gefühle (hier: Angst) mitschwingen. Mache Dir eine Notiz über sämtliche dergestaltigen Denkvorgänge und prüfe, in wieweit die Ängste da begründet (berechtigt!) waren.

Je öfter Du die Unangemessenheit der Ängste beim jeweiligen Thema (z. B. Verbindung Motorrad/Freund) erkennst umso schwächer wird die Angst insgesamt.

Du tust Dich leichter, wenn Du Angst als sozusagen ungerichtete Emotion verstehst: Angst hat keinen echten Bezug, sondern sie ist einfach nur ein Begleitaspekt unserer Wahrnehmung. Letztendlich ist sie neutral.

Um die Position der Gefühle richtig einzuordnen, möchte ich das
Ineinander-Wirken und Gegenseitig-bedingen der Fünf Geistes-Faktoren und somit den Aufbau der Persönlichkeit schildern:

1. Sinneskontakt
2. Gefühle
3. Wahrnehmung
4. Gestaltungen
5. Bewusstsein

Obwohl sie nummeriert sind, ist es kein chronologischer Ablauf der hier stattfindet. Wir neigen dazu, ein Schema oder eine Struktur erkennen zu wollen. Das ist hier schlechterdings unmöglich. Es ist vielmehr eine Art gleichzeitige Verflechtung oder besser Verfilzung. So wie beim Filzen aus einzelnen Fasern z. B. ein Tassenuntersetzer entsteht, wird aus den 5 Geistesfaktoren ein Ich, ein Selbst ge-wirkt (- von Wirken!).

(Wir dürfen hier nicht den typisch menschlichen Fehler machen, sofort zu fragen: Von wem denn gewirkt? Diese automatische Reaktion entspringt bereits wieder der Ich-Illusion (ich nenne sie ab hier mal der Einfachheit halber das Ego). Das Ego kann gar nicht anders, als von einem Zentrum - nämlich sich selbst - auszugehen).

Aufgrund dieser Verflechtung kann man seine Untersuchung an fast jedem beliebigen Faktor (1.- 5.) beginnen, denn wie bei einem Hologramm wird sofort die Wechselwirkung ersichtlich. Jeder Faktor wirkt auf die anderen ein und wird gleichzeitig von ihnen beeinflusst.

Da die Gefühle (2.) den Bereich darstellen, an dem bei der Geistesarbeit echte Veränderungen erreicht werden können (und müssen), fange ich mal dort an.

Im folgenden Beispiel werde ich nun immer die jeweiligen Faktoren nummerieren, damit es übersichtlich bleibt:

Irgendeine Behauptung eines Bekannten (1.) löst einen Gedanken (1.) bei uns mit aus. Denken (4.) und Gedanken (1.) sind zwei verschiedene Dinge - nichtsdestotrotz gehen sie Hand in Hand. Diese Unterscheidung ist wichtig für das Verständnis der Geistesfunktion. Am Denkvorgang (4.) sind neben den Gedanken(objekten) (1.) idR immer auch Gefühle (2.) und damit verbundene Bewertungen (3.) beteiligt. Ebenso bilden und verändern sie die Wahrnehmung (3.) und das Bewusstsein (5.).

Das Bewusstsein (5.) beinhaltet u. a., dass sich irgendeine Sache (1.) so und so verhält - es wurde eine Meinung (3.) gebildet welche für richtig (3.) gilt. In Wirklichkeit ist aber diese Meinung rein subjektiv - sie hat mit der objektiven Lage der Dinge überhaupt nichts zu tun.

Obgleich der letzte Satz bestimmt einleuchtet, verhält sich das Bewusstsein (5.) völlig anders, da nämlich die Gefühle (2.) nun ihren großen Auftritt haben: Im Fall von gegensätzllichen Behauptungen anderer entstehen (automatisch und unbewusst) Gefühle (2.) unangenehmer Art (das Ego fühlt sich bedroht). Hingegen im Fall von bestätigenden Äußerungen von außen entstehen (ebenfalls automatisch und unbewusst) Gefühle (2.) angenehmer Art (das Ego fühlt sich bestätigt). Unmittelbar mit den Gefühlen (2.) entstehen die o. g. Bewertungen (3.).

Gefühl bedingt automatisch Bewertung!

Unsere (Für-)Wahrnehmung (3.) ist bereits von diesen Bewertungen (3.) gefärbt und somit alles andere als neutral oder objektiv. Das alles ist der passive und idR unbewusste Part des Vorgangs.

Der aktive Part sind - und jetzt kommt´s - oftmals sogar bewusste Reaktionen (4.). Diese Reaktionen (4.) können in dreierlei Gestalt erfolgen: Erneutes Denken, Rede und/oder Taten. Sie kann mehrgestaltig auftreten, aber niemals ohne Denken.

Wenn man nun ganz genau hinschaut, erkennt man dass diese Reaktionen (4.) eigentlich eine Art Kompensations- oder Zwangshandlung (4.) darstellt. Wir wollen (müssen!) (4.) uns dazu äußern. Das ist auch der Grund, weshalb viele Psychologen sagen dass wir unserer Meinung Luft machen sollen indem wir sowohl verbal als auch körperlich Klartext reden. Das Bewusstsein (5.) ist also eigentlich ständig getrieben! Getrieben von was? Von den Sinneseindrücken (1.) und der unbewussten, passiven, automatischen (internen) Beantwortung durch Gefühl (2.), Bewertung (3.) und Gestaltungen (4.). Und dies seit anfangslosen Zeiten, wie wir später noch besprechen werden.

Das Ego setzt sich aus diesem o. g. unbewussten Ablauf zusammen. Aus diesem unbewussten Wirkens-Komplex entsteht das Ego. Es ist ein Nebenprodukt dieses Vorgangs und nährt und erhält sich selbst durch ständige Wiederholung. Das ganze Erleben ist durch das Ego Ich-gefärbt, die Welt wird ins Verhältnis zum Ich gesetzt, alles wird vermeint. Hier liegt das ganze Problem begründet.

Aus diesem Ich-Bewusstsein heraus leben wir unser (vermeintliches) Leben, bilden unser Weltbild, unseren Glauben, politische Überzeugungen, ethische Einstellungen etc.

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Wenn Du jetzt noch nicht komplett verwirrt bist und eine Frage dazu hast - nur zu. Ich neige zur Detailiertheit, was oft nur schwer zu verdauen ist. Andererseits fehlt mir leider die Fähigkeit, diese Dinge in kurze, griffigere Formulierungen zu pressen. Sorry for that...und schönen Sonntag!

Zitat von Sinnsucher:
Wobei eine Freundin von mir neulich einen Ring weggeworfen hat, den sie von einem Expartner hatte. Sie hat ihn weggeworfen und neu gekauft. Komischerweise kann ich das gut nachvollziehen Aber mein Motorrad habe ich ja selbst gekauft... Aber eine Parallele ist hier schon vorhanden.


Ritual- bzw. Regelglaube ist nicht unüblich und hat sogar in vielen Kulturen Tradition. Wenn Du mit Deiner bisherigen Vorgehensweise kein Problem hättest, wäre ja alles im Butter.

Doch offenbar siehst Du das Verhängnis, das hinter derlei Zwängen lauert - es ist wie eine Sucht und irgendwann kommst Du nicht mehr davon los. Und dann wird es richtig unschön.

Du kannst Zwänge ziemlich gut mit A lk.- oder Tablettenmissbrauch vergleichen: Immer wenn ein Gedanke oder eine Situation Dir Unbehagen bereitet, reagierst Du mit Konsum der D roge. Im Fall von Gedankenmissbrauch hast Du Dir anstelle von Substanzen eben Gedanken oder Handlungen als Reaktion angewöhnt!

Es ist wichtig zu verstehen, dass es sich idR um eine schleichende Entwicklung handelt. Sie durchläuft mehrere Stadien:

1. Hypothetische Gedanken, Fantasien, Wunschgedanken (Was wäre, wenn...?)

2. Wiederholung, Gewöhnung an diese Gedankenreaktion.

3. Adaption (die Gedanken müssen häufiger und intensiver erfolgen, um den beruhigenden Effekt zu erzielen).

4. Kontrollverlust (die Gedanken oder Handlungen werden zum Zwang und erfüllen gleichzeitig nicht mehr ihren Beruhigungszweck).

5. Zwangserkrankung (ein Leben ohne Zwänge erscheint unmöglich. Die freie Handlungsfähigkeit ist stark eingeschränkt und die Lebensqualität sinkt merkbar. Depressionen und Angststörungen entwickeln sich).

In der Regel wird einem die Misere erst ab Stadium 4 so richtig bewusst.

Hallo,

also wieder einmal super vielen Dank! Ich habe jetzt mehrere Tage darüber nachgedacht und ich verstehe das auch mit den Zwängen... denke ich. Aber ist das in meinem Fall wirklich so ein Aberglaube / irgendetwas ausgedachtes? Nach etwas längerem Grübeln komme ich zu dem Schluss, dass es meist immer das gleiche Muster ist:

Muster: Etwas ist mir wichtig. Große Entscheidungen etc., Dinge die mein Leben lange begleiten sollen. Parallel zu diesem wichtigen Ereignis, diesen großen Entscheidungen, passiert etwas, das mich schockiert, was ich am liebsten aus meinen Gedanken haben möchte. Und jetzt entsteht das Dilemma. Ich will diese Sache aus meinen Gedanken haben, will es los haben. Aber weil es zeitnah zu dieser großen Entscheidung, diesem wichtigen Ereignis eingetreten ist, will ich dieses Ereignis zurückdrehen und noch einmal ohne diesen Schock erleben, weil ich sonst denke: Das Ereignis ist entscheidend für mein Leben. Immer wenn ich nun daran denke, muss ich sonst an diesen Schock denken.

Und irgendwie ist das für mich auch total nachvollziehbar. Ich habe ein Motorrad gekauft und dort habe ich mit einer Person gefeiert, die ich aus meinem Leben haben will. Also will ich das Motorrad nochmal kaufen, damit ich in Zukunft nicht immer an diese Person denken muss. Weil ich das damit gekoppelt habe.

Also dank Euch ist mir das nun klarer, aber ich verstehe noch nicht ganz, wie ich das auflöse. Darüber muss ich nochmal nachdenken

Danke!

Tex

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Mira Weyer
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