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Hallo alle zusammen,

ich bin neu hier und habe gleich eine Frage an euch...
Ich bin 50 Jahre alt, weibl, und leider seit Teenagerzeiten an Ängsten. Bis Mitte 30 konnte ich damit leben, dann wurde es schlimmer. Ich habe dann mit Therapien begonnen, hatte 4 Verhaltenstherapien, die haben immer für eine begrenzte Zeit geholfen. Dann kam die Trennung von meinem Mann, zusätzlich eine Depression. Dann tiefenpsych. Therapie und Medikamente. Mit der Therapeutin bin ich nicht gut klar gekommen, die Medikamente musste ich absetzen, meine Leber wurde angegriffen. Dann wieder der Einbruch mit Depression und Ängsten. Es folgten 6 Wochen Tagesklinik und (leichte) Medikamente. Während der Zeit wurde ich ständig mit den Ängsten (Versagensängsten, Verlustängsten, einfach auch generell Angst ohne zu wissen, wovor) konfrontiert. Jeden Tag ging es um Konfrontation und Provkation. Die Ängste blieben, sind nach den 6 Wochen eher schlimmer geworden. Ich habe jetzt gelesen, dass Konfrontation bei lang bestehenden Ängsten gar nicht so gut sein soll...

Jetzt zu meiner Frage: arbeitet ihr mit den Ängsten? Ich soll Montag wieder anfangen mit einer Wiedereingliederung... keine Ahnung, wie ich das packen soll, meine Ängste beziehen sich ja auch auf die Arbeit. Ich habe dem zugestimmt, weil ich keine Alternative weiß. Meine Psychiaterin meinte vor ein paar TAgen, mir helfe keine Therapie. Damit müsste ich mich abfinden... ich muss alleine weiter machen...

Ich würde mich über Antworten freuen...

Viele Grüße
Moni

03.12.2016 10:11 • 09.02.2018 #1


21 Antworten ↓


Hallo Moni, willkommen bei uns.

Unter welchen Ängsten leidest du denn?

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Arbeiten bei generalisierter Angststörung

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Früher waren es Ängste vor Krankheiten. Jetzt sind es Versagensängste. Ich habe das Gefühl, mir ist alles zuviel, ich schaffe nichts mehr. Das lähmt mich total. Und es bezieht sich auf alles mögliche... eben auch auf meine Arbeit. Ich habe große Angst, wieder einen Blackout zu bekommen (hatte ich im August, Panikattacke, brauchte 4 Tage, um einigermaßen wieder runter zu kommen). Ich habe Angst, meine Arbeit nicht mehr vernünftig erledigen zu können, die Grundlagen zu vergessen. Die Angst bewirkt ja auch, dass ich unkonzentriert bin und tatsächlich dadurch schlechter arbeite.

Geb ich dir recht. Aber bei der Angst zu Versagen steckt auch ein grosser Leistungswille und Antrieb dahinter.

Nur dann, hat man Angst zu versagen.

Ergo, ist nicht Hopfen und Malz verloren, sondern nur der Umgang mit sich selbst ist ein Problem.

Unsere Ängste resultieren auch auf unsere Wahrnehmung von uns selbst. Und der Umstand, mit psychischen Problemen umgehen zu müssen, macht nochmals Druck.

Dabei bleibt es doch nur bei der Tatsache, dass das Funktionieren eben nicht mehr vorhanden ist. Nicht mehr so, wie es mal war.

Nimm das an. Was hast du zu verlieren? Du hast Einschränkungen, na und?

Ich spreche jetzt nur von deiner Arbeit, vor der du dich wieder fürchtest. Du bist doch ein sog. erfahrener Angsthase.

Also, was tun wir alten Hasen? Wir tun es und warten ab. Wenns nicht geht, geht es nicht.

Ein Schritt nach dem andern. Lass den Stress Zuhause. Versuch macht klug.

Was wäre die Alternative, wenns nicht funktioniert?

Danke für die Antwort. Die Versagensägste, Ängste bei der Arbeit, sind relativ neu für mich, daran muss ich mich wohl erst gewöhnen.
Du hast recht, es hat viel mit (falscher) Wahrnehmung meiner selbst zu tun. Immer 200% geben, aus Angst, man wird sonst nicht geliebt. Ich habe in der letzten Zeit auch einige Menschen verloren, durch Trennung, Umorganisation im Job, Wegzug von Freunden, das hat das Problem bei mir verstärkt. Das hat natürlich nichts mit meiner Leistung zu tun, aber mein Gehirn verknüpft das wohl irgendwie.
Eine Alternative zur Arbeit sehe ich zurzeit nicht... Meine Psychiaterin sagt ja, dass bei mir eben keine Therapie anschlägt... nur zuhause sitzen und grübeln macht es ja nur schlimmer.

LG
Moni

Kenn ich auch. Dieses: ohne Leistung keine Liebe.

Hat mich und kostet mich immer noch innere Überzeugungsarbeit. Ist, wie ein in die Seele eingebranntes Muster, das immer und die immer wieder hervorschaut.

Mir hilft folgendes: ich weiss, dass ich so gepolt bin. Es hat Jahre meines Daseins gekostet, das überhaupt mal zu erkennen. Dann weitere Jahre, es zu akzeptieren, und den Umgang damit zu lernen.

Ich funktioniere jetzt nur noch nach meinen Bedingungen. Ich entscheide alles selbst. Auch, wenn ich mich dafür entscheide, dass ich eben Stress aushalten will, und es mir jetzt eben antue und schaue, wohin es mich führt.

Meine Entscheidung. Wenn ich wieder in mein Fahrwasser komme, WEISS ich, dass ich mal wieder im Schema F hänge.

Dann überleg ich meine Alternativen. Ich habe mich mit 57 Jahren in einer Arztpraxis beworben. Hatte ich mal gelernt..

Dachte, ist ja easy, mit Menschen kann ich. Bin ich auf die Schnauze geflogen. Nix, konnte ich mehr, null Ahnung von allem.

Und in meinem Alter lernt man definitiv wie eine Schnecke. Ich war dann einfach ehrlich. Wenn ihr mich haben wollt, dann nehmt mich mit meinen Fehlern. Ansonsten ist es okay, wenn ich wieder gehe.

Bin jetzt 1 Jahr dabei. Aus irgendeinem Grund mögen die mich. Vielleicht auch, weil ich über mich lachen kann.

Ich selbst hätte mich schon gegen ein jüngeres Modell ausgetauscht, die Tuns nicht.

Ist weiter so eine Geschichte mit der Selbstwahrnehmung.

Mach dir also nur ein bissle Stress, es kommt eh, wie es kommen soll. Und wenns nicht funktioniert, hast du es versucht.

Weisst du, man wird auch gemocht, wenn man einfach nur sich selbst ist. Ehrlich, freundlich, bemüht, bissle dusslig, bissle doof und bissle was Besonderes. Normal kann jeder, will ich gar ich mehr sein.

Und Zuhause rum hocken ist definitiv ätzend.

Packs an und schaue, wohin die Reise geht.

Ganz lieben Dank für deine Worte! Ja, ich werde es morgen trotz allem versuchen. Und wenn die Angst stärker wird, einfach mal zulassen und beobachten. Da ist sie ja sowieso fast immer.
Vorgestern war auf arte ein Spielfilm über eine Frau mit Angststörungen. Fand ich sehr gut. Wie der Arzt sagte: Sie haben ständig das Gefühl, vor einem Erschießungskommando zu stehen. Ja, von morgens bis ca. 17h empfinde ich es auch so.
Ich habe mich vorhin drangemacht, trotz des fehlenden Antriebs und der Versagensangst , einen Kuchen zu backen. Ist mir echt schwer gefallen, zu beginnen. Das liegt evtl. an der Depression, keine Ahnung. Aber jetzt ist er im Backofen . Den nehme ich morgen mit zur Arbeit.
Wie mutig von dir, dich in der Arzpraxis beworben zu haben! Toll! Ich glaube, dass eine Veränderung im Leben auch so manches bewirken kann. Irgendwie ist die Angst ja auch ein Warnsignal, weil irgendwas schief läuft...
LG
Moni

Genau, probiere es aus. Und vielleicht kannst du ja offen auf der Arbeit mit deinen Problemen umgehen. Dein Kuchen wird schon mal gut ankommen..

Struktur im Alltag und wieder dazugehören ist das positive daran. Lass es langsam angehen, ich wünsche dir viel Erfolg dabei..

Kannst uns ja schreiben, wie es so war. Und mach dir jetzt im Vorfeld keinen Kopf. Du gehst hin und versuchst es.

An mehr denkst du einfach mal nicht.

Es geht mir auch so, dass ich mich von früh morgens bis ca. 17.00 Uhr fühle, als würde ich vor einem Erschießungskommando stehen. Komischweise ist es so, dass ich kurz nach dem Aufwachen ok bin, dann wenn ich anfange zu denken und richtig wach werde, die Anspannung und Beklemmung los gehen. Ich habe in der letzten Woche dann Dinge unternommen, die ich normalerweise nicht mache. Mich mit Leuten treffen, schon gegen Mittag z.B. Am Anfang ist es komisch, aber während ich unterwegs war, war es eigentlich ok. Dann am Abend das Gefühl, mal ganz normal am Leben teilgenommen zu haben und ich war richtig glücklich. Heute morgen wieder, aufwachen, Beklemmung und Anspannung. Den FIlm auf ARTE fand ich ganz gut. Jedoch fand ich es etwas unrealistisch, dass die Frau relativ schnell 1. Medikamente bekam, 2. diese anscheinend vertrug und 3. dann auch relativ schnell wieder am Leben teilnahm. Vielleicht ist das ja auch bei anderen Leuten so, dass die nach 6 Wochen eine Bessserung merken.

Ja klar, der Frau ging es relativ schnell besser, war halt ein Spielfilm. Habe es aber so verstanden, dass es am Ende noch nicht alles wieder gut war.

Ich versuche auch, normal zu leben, mich zu verabreden, raus gehen. Ich mach das , aber alles eben mit Angst. Die Angst wird auch nicht weniger mit der Zeit. Das ist mir ja immer in der Tagesklinik erzählt worden: Stellen sie sich der Angst, sie wird dann weniger. Stimmt bei mir leider nicht. Die Konfrontationen dort waren heftig und ich habe die Angst nur heftiger gespürt. Ich versuche , jetzt Schritt für Schritt mehr zu machen, nicht mit der Holzhammermethode.

Habe ja heute einen Kuchen gebacken ohne Perfektionsanspruch, und der ist ganz gut geworden . Das ist schon mal ein erster Schritt.
Ich nehme übrigens auch Medikamente, aber eher gegen die Depression (Sertralin 50mg), gegen die Ängste hilft es nicht, und die Depression wird dadurch auch nur leicht gebessert, aber immerhin...

Versuche dich mal komplett von deinen Perfektionsanspruch zu lösen.
Dann ist der Druck raus. Statt dessen versuche dich vielleicht gut vorzubereiten.
Ich lasse es auch immer langsamer angehen, mache lieber ein Schritt mehr,
mache mir kein Stress und bringe alles in Ruhe zu Ende.

So nach den Motto, gut vorbereitet ist halb gewonnen und langsam ist präzise und präzise ist schnell.
Es ist sehr schwer davon los zu kommen, aber man sieht schnell Erfolge. Mit den Erfolgen kommt die Routine und damit die Gelassenheit.

Hallo monimoni,

ich kann @Icefalki nur zustimmen. Selten habe ich besseres gelesen.

Zitat von monimoni:
Während der Zeit wurde ich ständig mit den Ängsten (Versagensängsten, Verlustängsten, einfach auch generell Angst ohne zu wissen, wovor) konfrontiert. Jeden Tag ging es um Konfrontation und Provkation. Die Ängste blieben, sind nach den 6 Wochen eher schlimmer geworden. Ich habe jetzt gelesen, dass Konfrontation bei lang bestehenden Ängsten gar nicht so gut sein soll...

Eine Therapie ist immer eine Art Konfrontation, da Du dich den Gefühlen, Erinnerungen und Situationen stellst.
Was dabei absolut mandatory ist:

- Ein geschützter Rahmen
- Eine vorgeschaltete Stabilisierungsphase
- ein absolutes Vertrauen, dass der Therapeut oder Du dich selbst aus einer unangenehmen Situation nehmen kannst.
- Angepasste Schritte.

Ist man nicht vorbereitet, kann eine emotionale Überforderung - sprich ein weiteres Trauma - entstehen. Das habe ich am eigenen Leib erfahren (müssen). Ich dachte die wissen schon was sie tun. Tja Pustekuchen

Vor zwei Minuten habe ich eine interessante Seite gefunden:

gestalttherapieluebeck.wordpress.com/2012/10/03/traumatherapie-techniken-methoden-teil-i
gestalttherapieluebeck.wordpress.com/2012/08/05/traumatherapie-die-drei-phasen-der-traumatherapie/

ja, ich glaube Konfrontation oder vielmehr Aktivität ist schon gut, aber halt so wie man es verträgt. Die Holzhammermethode hilft bei mir auch nicht. Es hat lange gedauert, bis ich akzeptieren konnte, dass ich eine Angststörung habe und wollte immer nur wieder so sein, wie ich mal war. Wenn ich es schaffe auf mich zu achten und so lebe, dass es mir gut tut, dann geht es mir am Besten. Leider lasse ich mich dann doch wieder oft unter Druck setzen oder will einfach zu viel. Bei mir ist es ein ganz langsamer Lernprozess. Ich habe aber immer die Hoffnung, dass ich es irgendwann schaffe so zu leben, dass die Angststörung wieder in den Hintergrund tritt und mein LEben weniger bestimmt.

So, nun geht es gleich los zur Arbeit.
Gestern Abend habe mich um 20:00 gemütlich hingelegt, Entspannungsmusik gehört und mir positive Zukunftssätze nach Karl Bernhardt vorgestellt (erst den 2.Abend mache ich das), natürlich in der Gegenwart wie er in seinem Buch beschreibt. Ich habe es vielleicht etwas übertrieben, aber ich fand das so entspannend, dass ich das 2 Std gemacht habe und dann irgendwann eingeschlafen bin. Hatte einen total positiven Traum und bin das erste Mal seit Monaten ohne Angstschweiß morgens aufgewacht.
OK, das ist sicher nicht das Allheilmittel für alles, aber ich bin jetzt hoffnungsfroh! Und freue mich auf heute Abend!
Drückt mir die Daumen für den ersten Arbeitstag!
LG
Moni

Wenn dich diese 2 Stunden helfen, sind sie gut angelegt.

Bin jetzt zurück von der Arbeit, 3 Std waren es. Es waren alle sehr nett, aber ich bin erschrocken, wie langsam ich im Denken bin! Wie abgedimmt... das war früher ganz anders.
Ich hoffe, das wird noch besser. Jetzt werde ich mich erstmal erholen...
Die Angst war auf einer Skala von 1-10 auf etwa 4. Das ist super für mich!

So, ich habe jetzt den 2. Tag Wiedereingliederung überstanden. Heute ging es schlechter als gestern. Ich habe aber diesmal gemerkt, die Angst kommt von meinem hohen Anspruch an mich selber. Ich wollte viel schaffen, haha, in der Wiedereingliederung! Wenigstens habe ich kurz vor Feierabend noch eine Kollegin gebeten, etwas für mich zu übernehmen. Das hätte ich früher nie gemacht. Hoffnung !?!
Was mach ich nur gegen meinen Perfektionismus? Es ist ja schon so weit, dass mich normale einfache Tätigkeiten ängstigen. Ich habe Angst, einfache Sachen nicht zu schaffen. Vielleicht kommt das auch von der Depression? Ich kann das nicht trennen...
Jetzt erstmal ne progressive Muskelentspannung...
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Ich kenn das alles.
Ich mach das so.

Heute liegen bei mir 6h Arbeit an.
Ich habe mir vorgenommen nur Gewinde zu schneiden und zu schleifen. Praktische Arbeitszeit ca. 3h.
Wenn ich nach 4h fertig bin, und ich noch Energie und Lust habe sehe ich was ich die nächsten 2h noch so mache.
Wenn ich platt bin, mach ich Feierabend. Genauso siehts auch aus wenn ich nach 3h schon fertig bin.

Bei mir ist das:
Wenn ich den ganzen Berg voller Arbeit sehe bin ich vie gelähmt und habe keine Ahnung wie ich das schaffen soll.
Mein Kopf sagt wohl. Ach schaffste eh nicht. Brauchst gar nich erst anfangen... Ist falsch.
Alles in kleine Etappen gliedern. Dann funzt das gut

Setz dir kleine Ziele die du sicher schaffst. Dann setzt du dich nicht so unter Druck

Danke für die Antwort. Ja, kleine Etappen, das ist ne gute Idee. Habe große Angst, Fehler zu machen, aber wenn ich langsam mache, gehts vielleicht Außerdem sollten Fehler ja nicht schlimm sein... ist eben nur mein eigener Anspruch. Ich hatte heute das Gefühl, ich müsse meinen Job schon wieder 100%ig erledigen. Und es macht mir Angst, dass ich das noch nicht schaffe.

Du wirst immer mit diesem Anspruch an dich zu kämpfen haben. So wurden wir, egal jetzt warum, eben programmiert.

Man kann aber durchaus lernen, damit umzugehen. Und das braucht eben Zeit, Geduld und immer wieder Hirn einschalten, nachdenken, meine Lieblingswort: kognitiv umstrukturieren.

Kennst du doch. Vor dir fährt ein Lahmarsch. Du kannst nicht überholen. Entweder beisst du jetzt in dein Lenkrad, kriegst die Krise, oder du strukturierst gedanklich um und fährst einfach gelassen hinterher.

Hast die Wahl.

Dieses Beispiel beschreibt sehr gut, was wir hier predigen.

Also, wenn dein Gefühl in Richtung Lenkrad beißen geht, tief durchatmen und los lassen. Gemütlich führt auch ans Ziel.

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Mira Weyer
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