Durch meine damalige erste Vollzeitmaßnahme habe ich große Zukunftsängst entwickelt.
Ich habe wegen psychischen Problemen und Phobien noch nie in meinem Leben richtig gearbeitet. Als ich dann vor einigen Jahren Harz4 beantragt habe, kam ich prompt in eine Maßnahme zur Berufsfindung. Das Jobcenter meint, meine psychischen Probleme und Phobien ständen der Jobfindung nicht im Weg. Die Maßnahme war in Vollzeit, sodass ich immer erst nach 17:00 Zuhause war. Oft musste ich dort putzen und mich auch körperlich anstrengen. Ich war danach immer so müde, dass Haushalt, Einkauf etc. nur am Wochenende erledigt werden konnte. Ich habe eine Abneigung gegen Kantinenessen und mir daher jeden Abend ein schnelles Fertiggericht mit heißem Wasser zubereitet, um meinen Hunger irgentwie loszuwerden. Irgendwann war ich auch am Wochenende so erschöpft, dass ich mich an den Tagen nur noch ausruhen wollte, sodass meine Mutter kam, um sich um Haushalt usw. zu kümmern. Ich habe oft geweint, weil ich keine zeit mehr für schöne Dinge hatte; mein Leben bestand nur noch aus Arbeit, essen, schlafen, Arbeit, essen, schlafen....
Bis diese Maßnahme dann zu Ende war.
Im Anschluss darauf kam ich in eine neue Maßnahme. Allerdings dauerte diese täglich nur bis 14:00. Dort gings mir deutlich besser. Durch die 3 Stunden mehr freie Zeit am Tag habe ich endlich wieder geschaft, alles alleine zu bewältigen. Konnte richtig kochen, mich um mich selbst kümmern und dazu auch noch Dinge tun, die mich glücklich machen. Mir gings so gut, dass ich schon damals richtige Panik davor hatte, dass dies irgendwann vorbei sein würde.
Allerdings war auch diese Maßnahme irgendwann zu ende, und nun bin ich wieder in einer neuen VollzeitMaßanhme, bei der ich samt Busfahrt um 16:00 Daheim bin. Die Busfahrt daurt eine Stunde.
Dies mache ich jetzt ein Jahr, aber gewöhnen konnte ich mich immer noch nich daran. Sobald ich daheim bin, verzehre ich ein ungesundes Fertiggericht und muss mich ausruhen. Gucke dabei einen Film, der mich vom Alltag ablenkt und bestenfalls zum Lachen bringt; auch wenn der Drang zu weinen stärker ist. Nach ungefähr zwei Stunden fühle ich mich besser, aber dann ist der Tag zu Ende und ich bleibe im Bett und schlafe ein. Ich schlafe immer früh ein, weil ich morgends schon um 5:00 aufstehen muss, weil mein Bus so früh losfährt.
Wenn ich an meine Zukunft denke, wird mir schwarz vor Augen! Wenn ich mir vorstelle, dass das normaler Alltag in meinem Leben sein soll, so lange bis ich in Rente gehe, wird mir übel und schwindelig. Oft weine ich mich auch in den Schlaf. Tage die nur aus Arbeit, essen, schlafen bestehen sind für mich verlorene, wertlose Tage, an denen viele depressive Gedanken entstehen.
Ich traue mich aber nicht zu sagen, dass ich nicht Vollzeit arbeiten mag, weil ich Angst vor den Vorurteilen und bösen Blicken habe, die mich als Faul abstempeln.
Ich weiß dass Vollzeit in der Gesellschaft normal ist und es sehr schwieirig ist, einen Job zu finden, von dem man auch in Teilzeit Leben kann.
Aber ich brauche nicht viel Geld und das einzige, was ich mir kaufen wollen würde, wäre kein schickes Auto und keine Reise, sondern mehr Zeit! Doch dies ist das einzige, was man nicht kaufen kann.
Was meint ihr dazu und was würdet ihr an meiner Stelle tun?
06.06.2018 06:05 • • 15.05.2019 x 4 #1