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Zitat von Cbrastreifen:
Wenn das wirkt, schön.
Aber wir leben ja nicht in einer rein äußeren Welt, sie ist immer ergänzt oder sogar dominant (manche sagen sogar ausschließlich) mit unseren inneren Annahmen versetzt.
Dass einem im Supermarkt im Grunde nichts passieren kann, weiß man auch so, trotzdem kann man eine gewaltige Angst haben, ihn zu betreten.

Das stimmt ohne wenn und aber. Trotzdem, ich spreche nicht von dem Gefühl der Angst, dass einen befällt, denn das ist ja nunmal dann da. Aber sich vehement dagegen zu wehren, die aber gerade nicht gefährliche Situation als solche nicht zu akzeptieren, kann ja nicht die Lösung sein. Oder kurz gesagt, es spricht nichts dagegen Angst ohne Grund zu haben, aber es wird keine „Heilung“ erzielt werden können, wenn nicht akzeptiert werden kann, dass es eine akut grundlose Angst ist. Denn erst dann ließe sich an den Symptomen und idealerweise an der grundsätzlichen Ursache arbeiten. Ob die dann auf einem Trauma oder was auch immer liegt, das wäre dann eventuell in einer Therapie herauszufinden. Und auch ob und wie, medikamentöse Maßnahmen dazu beitragen können, diese grundlose und / oder übersteigerte Angst in den Griff zu bekommen.

Zitat von Disturbed:
Oder kurz gesagt, es spricht nichts dagegen Angst ohne Grund zu haben, aber es wird keine „Heilung“ erzielt werden können, wenn nicht akzeptiert werden kann, dass es eine akut grundlose Angst ist.

Das glaube ich nur bedingt, also das mit der Grundlosigkeit.
Die Angst hat einen Grund, es liegt nur oft nicht an der Stelle, an der sie sich dann manifestiert.
Auch Projektionen und sonstige Abwehrmechanismen haben ihren Grund, genau dieses Gefüge wird in einer Therapie ja aufgearbeitet.

Dass die Heiung nun zentral davon abhängt, dass man erkennt, dass die Angst grundlos ist, weiß ich nicht. In dem Sinne, dass man auch noch oder vor allem an anderer Stelle suchen muss, natürlich schon.

Zitat von Disturbed:
Ob die dann auf einem Trauma oder was auch immer liegt, das wäre dann eventuell in einer Therapie herauszufinden. Und auch ob und wie, medikamentöse Maßnahmen dazu beitragen können, diese grundlose und / oder übersteigerte Angst in den Griff zu bekommen.

Ja.
Ich glaube, auch hier sind wir grundsätzlich sehr ähnlicher Meinung.

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Angst vor Ukraine und Russland Krieg

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Zitat von Cbrastreifen:
Das glaube ich nur bedingt, also das mit der Grundlosigkeit.

Vielleicht etwas differenzierter betrachtet. Ich meine mit „grundloser“ Angst nicht, dass jemand nicht Angst vor einem Hund haben könnte oder dürfte. Im Gegenteil. Aber es würde nix bringen, zuhause zu sitzen, wo weit und breit kein Hund ist und Angst vor einem Hund zu haben. Und das ist grundlose Angst, denn Angst als Gefühl hat überhaupt nur einen Grund, der evolutionär bedingt ist, kämpfen oder flüchten zum Zweck der Selbsterhaltung. Gegen einen gedanklichen Hund kämpfen zu wollen oder vor ihm flüchten zu wollen ist genau so selbsterhaltend, wie das eben nicht zu tun. Den Unterschied müsste man halt erkennen und erfassen, bevor man eine Strategie entwickeln kann, damit umzugehen.

Zitat von Disturbed:
Vielleicht etwas differenzierter betrachtet. Ich meine mit „grundloser“ Angst nicht, dass jemand nicht Angst vor einem Hund haben könnte oder dürfte. Im Gegenteil. Aber es würde nix bringen, zuhause zu sitzen, wo weit und breit kein Hund ist und Angst vor einem Hund zu haben.

Ich verstehe das. Man differenziert ja auch zwischen Furcht (vor Konkretem, etwa dem Hund vor mir, der die Zähne fletscht) und Angst, diesen unkonkreten diffusen Gefühl, was sich auf nichts richtet. Das ist es ja, was viele Angstgestöerte umtreibt, die sogenannte generalisierte Angst, die eine prinzipiell hohe Angstbereitschaft meint, die sich bei manchen, immer mal wieder in verheerenden Panikattacken austobt, die oftmals aus heiterem Himmel kommen.

Zitat von Disturbed:
Und das ist grundlose Angst, denn Angst als Gefühl hat überhaupt nur einen Grund, der evolutionär bedingt ist, kämpfen oder flüchten zum Zweck der Selbsterhaltung.

Erzählt man sich so, ja, ich weiß das.
Vieles wird aus Evolutionsgeschichten abgeleitet, egal wie sinnvoll oder schräg die sind. Ich kann damit nicht immer etwas anfangen, weil sehr viel (Sex, Essen, m.E. auch Angst) längst evolutionär entkoppelt ist.

Zitat von Cbrastreifen:
Erzählt man sich so, ja, ich weiß das.
Vieles wird aus Evolutionsgeschichten abgeleitet, egal wie sinnvoll oder schräg die sind. Ich kann damit nicht immer etwas anfangen, weil sehr viel (Sex, Essen, m.E. auch Angst) längst evolutionär entkoppelt ist.

Erzählt man sich so? Okay, ein Gedankenspiel. Stell Dir vor, Angst erhöht nicht den Puls, hat keine Auswirkungen auf Blutdruck, Magen und Darm Funktion, spannt keine Muskeln an und sorgt nicht für verstärkte Durchblutung der Peripherie, ändert nicht die Atmung um mehr Sauerstoff zu erhalten, was wär Angst dann? Wäre sie überhaupt existent? Und der Gedanke, das ist jetzt Angst, wäre nur der Gedanke von etwas das ja nicht existiert.

An Evolution muss man aber nicht glauben, auch wenn die Mechanismen, chemischen Prozesse und Reaktionen des Körpers bei Mensch und Tier nachzuweisen sind. Dann aber hätte halt ein Schöpfer die Angst in den Menschen montiert und das hätte vielleicht einen Sinn gemacht um zu bewirken was es bewirkt, oder es wurde mal so aus Spaß an der Freude gemacht. So wie der dann Schokostreusel oder Zuckerguss auf einem Muffin hätte platzieren können, den er gemacht hat.

Zitat von Disturbed:
Und der Gedanke, das ist jetzt Angst, wäre nur der Gedanke von etwas das ja nicht existiert.

Ich bezweifle nicht, dass es Angst gibt, die kann jeder erleben, insofern wissen (besonders) wir, dass es sie gibt. Was ich bezweifel ist, dass die evolutionsbiologischen Geschichten als Garnierung immer hilfreich sind.
Oft ergibt die daraus eine Art moderne Schicksalsgläubigkeit der negativen Art. Mit den Göttern konnte man wenigstens noch in Ansätzen handeln, mit 'unserer Biologie' angeblich nicht.
Allein wenn man guckt, wie oft sich diese Einstellungen schon verändert haben, sollten einem Zweifel kommen.
Früher war mal alles 80/20, einfach so, aus der hohlen Hand. 80% genetisch, 20% biografisch, Letzteres konnte man ändern, für den Rest war die Messe gelesen. Joo, bis dann die Epigentik kam. Dann machte man alles am Hirn fest, alles Neurotransmitter, wieder oft versehen mit der Botschaft: 'Ist eben so, da machse nix.'
Aber dann doch wieder Neuroplastizität, aber nicht in der Amygdala usw. usf., wobei man heute dann doch wieder sieht, dass das was den einen lebenslang schwer traumatisiert, die andere zu einem kurzen Schütteln veranlasst und dann geht das Leben weiter.
Also, prüfe, wer sich ewig bindet, an Erzählungen, die greifen nämlich nachweislich in die Biologie ein.

Zitat von Disturbed:

An Evolution muss man aber nicht glauben, auch wenn die Mechanismen, chemischen Prozesse und Reaktionen des Körpers bei Mensch und Tier nachzuweisen sind. Dann aber hätte halt ein Schöpfer die Angst in den Menschen montiert ...

Das ist schon so eine moderne Engführung.
Wir kennen heute noch genau zwei Weltbilder. Das eine, ist die naturwissenschaftliche/naturalistische Erzählung, die von sich selbt glaubt, keine Erzählung zu sein, sondern einfach das 'wie es nun mal ist' abzubilden. Naiv, aber verbreitet und es wird geglaubt.
Dem gegenüber kennt man dann nur noch eine andere Erzählung, eine irgendwie religiöse, von der man meint, dass die nun heillos primitiv sei und nur bei Menschen verfängt, 'die eben noch nicht so weit sind'.
Und weil man meint nachweisen zu können, dass Gott nicht vor 6000 Jahren die Welt geschaffen hat, möchte man daraus nun das Recht ableiten, sich über alles aus diesem Kontext (der nicht meiner ist, das nur zur Abgrenzung) beömmeln zu können.

Aber 'das' wissenschaftliche Weltbild gibt es gar nicht. Die primitiven Versionen eines Klötzchenmaterialismus, eines Dawkins und eines undifferenziert statistischen Ansatzes passen schon ,al nicht zusammen und müssen erheblich ewrweitert werden.

Darüber hinaus gibt es intelligente Stimmen, die nicht grundlos den Materialismus und/oder Naturalismus ablehnen. Für weitergehende Diskussionen würde ich, bei Interesse, eine Verlagerung in den Thread 'Metadiskussionen und Schlammcatchen' empfehlen.

@Cbrastreifen mir geht es nicht um Weltbilder bezüglich dessen woran man nun glauben mag. Körperliche Angstreaktionen lassen sich messen und dadurch anhand von Vergleichsgruppen in ihrer Wahrscheinlichkeit zuordnen. Ausnahmen oder Abweichungen gibt es trotzdem. Ungefähr einen Meter kann man schätzen oder nachmessen, aber nach gängigen Kriterien schätzt wohl nahezu jeder einen Zentimeter nicht als Meter ein.

Angst ist ein Gefühl. Gedanken können das Gefühl verstärken oder mildern. Je nach dem welche Gedanken man dazu hat, kann eine Handlung entstehen. Welche Handlung das Gefühl verstärkt oder mildert, spürt man dann, wenn sich das Gefühl verstärkt oder mildert.

Zitat von Disturbed:
mir geht es nicht um Weltbilder bezüglich dessen woran man nun glauben mag. Körperliche Angstreaktionen lassen sich messen und dadurch anhand von Vergleichsgruppen in ihrer Wahrscheinlichkeit zuordnen.

Dass (nur?) das real ist, was man messen kann, ist bereits Ausdruck eines Weltbildes.
Wenn man meint, dass, wenn etwas messbar ist, es dann kein Weltbild mehr sein kann (weil es ja dann ganz einfach so ist), dann ist man einem Weltbild bereits auf den Leim gegangen, bzw. hat dessen Prämissen geschluckt, was man aber nicht muss.

Zudem ist man bei unseren Empfidungen wie Stress, Schmerz und dann natürlich auch Angst, längst wieder vom biologischen Weltbild abgekommen. Man hat es intensiv vertreten, sich aber therapeutisch und medizinisch die Zähne ausgebissen.

Man lässt heute das Individuum entscheiden, Ausdruck davon sind die Fragebögen, von 0 bis 10.

Zitat von Disturbed:
Angst ist ein Gefühl. Gedanken können das Gefühl verstärken oder mildern. Je nach dem welche Gedanken man dazu hat, kann eine Handlung entstehen. Welche Handlung das Gefühl verstärkt oder mildert, spürt man dann, wenn sich das Gefühl verstärkt oder mildert.

Natürlich.
Katastrophisieren ist so ziemlich die schlechteste Idee, wenn man Angst hat.
Ich unterstütze ja das, was Du schreibst, hast Du auch unsere Gemeinsamkeiten im Hinterkopf?

Zitat von Cbrastreifen:
Dass (nur?) das real ist, was man messen kann, ist bereits Ausdruck eines Weltbildes.
Wenn man meint, dass, wenn etwas messbar ist, es dann kein Weltbild mehr sein kann (weil es ja dann ganz einfach so ist), dann ist man einem Weltbild bereits auf den Leim gegangen, bzw. hat dessen Prämissen geschluckt, was man aber nicht muss.

Weder habe ich behauptet, das etwas nicht messbares in kein Weltbild passt, noch dass etwas messbares tatsächlich greifbar sein muss, um einem Weltbild zu entsprechen. Ich habe auch kein Interesse über Weltbilder zu diskutieren, weil das zu nichts führt, außer zu einer Diskussion über Weltbilder. Nur nehme ich etwas messbares nicht als solches an, dann brauche ich keinen Tacho im Auto und ne menge Kohle für Geschwindigkeitsüberschreitungen. Wie es zu den einzelnen Maßeinheiten gekommen ist und ob mir das schlüssig ist, oder nicht, spielt keine Rolle. Die wenigsten Menschen, die nichts damit am Hut haben, können mit einer nautischen Meile was anfangen und weshalb sie sich begründen lässt. Wenn jemand glaubt in der Matrix zu leben oder auf einer Scheibenerde, ist mir das egal, solange es mich nicht negativ tangiert. Und bei Weltbildern insgesamt ist das auch so. Da mich aber einige Dinge tangieren, denen ich mich nicht entziehen kann, halte ich selbstverständlich an Regeln und Maßeinheiten. Würde ich nur für mich alleine sein, könnte ich mir alles so ausdenken, wie es mir passen würde. Da wäre dann vielleicht die gängige Währung Fisch und 1 Fisch wären 70 Pilze und ein Pilz 70 Bäume, ein Längenmaß wär dann vielleicht Schuh und Nuss. Keine Ahnung, in meiner ureigensten Welt mit meinem ureigensten Weltbild wäre alles möglich und jemand anderes würde garnicht verstehen was dahinter steckt. Ich lebe aber in einer Welt, in der es zu beachtende Parameter gibt die so festgelegt wurden, weil sie mal so festgelegt wurden.

Zitat von Disturbed:
Wenn jemand glaubt in der Matrix zu leben oder auf einer Scheibenerde, ist mir das egal, solange es mich nicht negativ tangiert. Und bei Weltbildern insgesamt ist das auch so.

Man lebt aber nicht nur deshalb außerhalb von Weltbildern, weil man meint es zu tun oder tun zu können. Das ist der Punkt. Ist so wie das Unbewusste zu leugnen, weil man sagt, es sei einem noch nie begegnet.
Aber, kein Problem, müssen wir nicht vertiefen.

Zitat von Disturbed:
Ich lebe aber in einer Welt, in der es zu beachtende Parameter gibt die so festgelegt wurden, weil sie mal so festgelegt wurden.

Ja, ich ja auch. Kann man sich auch nicht wegwünschen, nur sind die Festlegungen großenteils Willkür. Ist nicht schlimm, weil es entscheidender ist, wie es mit dieser Festsetzung weitergeht.
Eigentlich sehr interessant, muss man aber Bock drauf haben.
Peace, Bro.

A


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Mira Weyer
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