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Angst, Körper, Kontrollverlust
Hallo Ihr!
Ein andere Titel ist mir ad hoc nicht eingefallen. Im Allgemeinen beschreibt der auch schon mein Problem.
Ich weiß gar nicht recht, wo ich anfangen soll.
Vor einigen Wochen fing alles mit einem Magen - Darm - Infekt (nehme ich jedenfalls an) an. Ich war mit meinem Freund und meinem Sohn zusammen unterwegs auf einen Besuch und mitten in der Fahrt bekam ich Durchfall. Kreislaufprobleme und ein extrem schlechtes Körpergefühl. Wir mussten 2 x anhalten, fuhren zu meinem Freund nach Hause und dort legte ich mich erstmal hin. Am nächsten Tag fuhr ich nach Hause.
Ich muss dazu sagen, dass ich es schon immer sehr sehr schlecht ertrage, jemanden um mich zu haben (bis auf meinen Sohn - da ist es komischerweise nicht schlimm), wenn es mir schlecht geht.
Die Woche über ging es wieder. Ein oder zwei Wochen später war ich am Wochenende nach der Arbeit wieder bei meinem Freund. Normal gegessen und danach ging es wieder los. Von jetzt auf gleich.. Durchfall, Kreislauf, immense Unruhe, extremes Unwohlsein ect. Ich kann dann auch NICHT stillsitzen, auch wenn ich totmüde bin. Nachts war es dann soweit, dass der ärztliche Notdienst zum ersten Mal in meinem Leben kommen musste. Der hat mir eine Spritze gegeben, daraufhin konnte ich schlafen. Kreislauf war normal.
Am nächsten Tag sollte Besuch kommen, was mich dermaßen nervös machte, weil es mir blöd ging, dass ich mich schön reingesteigert habe. Ich bin dann nach Hause gefahren und sobald ich allein bin, geht es schon besser.
Es folgten wochenlang Kreislaufprobleme, plötzlich aufgetretene Extrasystolen, Durchfall, schlechte Konstitution, LangzeitEKG (Extrasystolen werden nochmal abgeklärt im Januar, sind aber wohl harmlos), ein Harnwegsinfekt mit Antibiotika, wieder Durchfall, Magenspiegelung und Teildarmspiegelung (alles in Ordnung soweit). Zwischendurch war ich mal arbeiten, mal krank geschrieben. Es gab gute Tage und dann war wieder alles Mist. Und keiner hat so recht was gefunden.
Ich hatte darunter ziemlich zu leiden, war letztlich 2 oder 3 Wochen krank geschrieben und dann bin ich wieder zur Arbeit. Das ging allerdings gar nicht. Konnte mich nicht konzentrieren, Aussendienst machte mich schon beim Gedanken nervös und das schlimmste: Ich bemerkte immer mehr, dass meine Stresstoleranz bei 0 lag/liegt.
Die Tage hatte ich ein Gespräch mit meinem (sehr nette) Chef. Da hab ich zu heulen angefangen. Sowas ist mir seit 20 Jahren noch nicht passiert. Ich wusste einfach nicht mehr, was ich machen soll, was nicht mit mir stimmt, was mit mir los ist.
Kurz zuvor habe ich panisch ein lang geplantes WE abgesagt, wo 4 ganz liebe Freunde zu Besuch kommen sollten. Es kam mir schlichtweg unmöglich vor, dass ich es schaffe, die 4 in meiner Wohnung zu haben und so drauf zu sein. Hatte Angst, dass es mir dann wieder schlecht geht, ich nicht funktioniere ect. Ab da war mir klar: Das ist nicht nur Körper. das ist auch was psychisches.
Ich bin ein ziemlicher Kontrollfreak, was mich selbst angeht. Ich weiß nicht, ob organisch nicht doch auch Mitursache sein kann (gefunden wurde nix), oder ob das inzwischen zumindest, nur noch psychisch ist. Ich kann meinem Körper irgendwie nicht mehr über den Weg trauen...
Inzwischen manifestierte sich, dass ich mit meinem Freund nicht mehr zusammen Auto fahren konnte, ohne, dass mein Körper durchdreht. Ich mache mich total verrückt. Das Ganze wurde immer schlimmer.
Arzttermine und Termine, wo ich irgendwo hin muss, werden zu Qual.
Ich war schon immer jemand, dem Stress auf den Maagen/Darm schlägt, z.B. bei Prüfungen ect. aber so krass kenn ich das nicht. Bislang halt nur situationsbedingt wie Prüfungen und Zahnarztangst. Da war es ähnlich, aber immer danach sofort weg und auch nur bei diesen Einzelsituationen.
Dinge, die vor Wochen noch möglich waren, gehen nicht mehr, ohne dass mein Geist verrückt spielt und mein Körper daraufhin durchdreht.
Woher das kommt weiß ich nicht. Ob das jetzt nur aus der Verkettung der vorangehenden Infekte stammt? : keine Ahnung. So richtig logisch kann ichs mir nicht erklären..
Ich war beim Hausarzt und habe mit ihm gesprochen. Da bin ich dann selbst zu der Überzeugung gekommen, dass das alles nicht nur körperlich (wie anfangs gedacht) ist, sondern inzwischen derbe auf die Psyche schlägt. Er vermutete eine Angststörung / Depression und überwies mich zum Therapeuten.
Da ich schon einmal bei einem Verhaltenstherapeuten während der Schwangerschaft war (Verdacht auf Schwangerschaftsdepression damals), habe ich zum Glück gleich Termine bekommen.
Inzwischen war ich 3 x da. Nicht, ohne vor den Terminen gleiche Paniksymptome zu schieben. Angeregter Darm, Angst vor Durchfall, Hitze, Kreislauf (gefühlt) totaler Unruhezustand ect.
Ich HASSE das. Das mein Körper nicht mehr so funktioniert, wie er sollte. Das mir die Kontrolle flöten gegangen ist. Das ich das Panikmachen nicht abstellen kann. ich weiß, dass es Selbstgemacht ist in diesen Situationen und kriege es nicht in den Griff. Ich leide darunter sehr.
Ich kann mit niemanden zusammen irgendwo hinfahren. Einkaufen, Kindergarten bringen ect. (alles allein) geht ohne jegliche Probleme. Wenn ich aber zu Terminen muss, oder zu Treffen ect. dreht mein Körper durch. ich weiß nicht, ob das eine Art Panikattacke ist. ich weiß nur, dass es auch mit Atemübung ect. nicht so recht in den Griff kommt. Ich habe auch keine Angst öffentlich unzufallen... ich habe Angst, dass es mir grottenschlecht geht und ich Durchfall kriege. Und GENAU DAS passiert leider auch, weil ich es mir ja selbst herbeirede.
In den Situationen, z.B. dem Therapiegespräch bessert es sich meist. So ähnlich wie früher bei Klausuren. Vorher: Holland in Not. Dann dabei: ging. Hinterher: Völlig fertig, weils vorher so megaanstrengend war.
Ich lerne aber nicht draus, dass ich die Situation irgendwie schaffe. Das es dann im Gespräch besser ist. Kann ich mir vorher 1000x sagen, klappt nicht. Und das macht mich hilflos und ohnmächtig. Was für eine schei..
Ich gehe Konflikten sonst nicht aus dem Weg, auch wenn ich sie nicht sonderlich mag, bzw. sie mich schon innerlich aufwühlen. Aber jetzt ist es so, dass ich nichtmal mehr einer kleinesten Zickerei standhalte und mein Körper sofort übelste Stressreaktionen zeigt. Es ist total krass und für mich beängstigend. Wie kommt denn das nur?
Mein Thearpeut meint, ich solle ein angstlösendes Antidepressivum nehmen... ich bin nicht begeistert davon,insb. weil ich Angst vor den Nebenwirkungen habe und das es dann nicht das richtige Mittel ist usw., mittlerweile aber durch den Leidensdruck gewillt, das zu probieren. Allerdings bekommt man beim Psychiater scheinbar auch nicht vor 3 Monaten einen Termin. Der Thera würde Eschitalopram empfehlen- Ich kenne mich null aus...
Ich bin erstmal bis Ende des Jahres krank geschrieben. Arbeiten geht derzeit gar nicht.
Über eine Kur soll ich auch nachdenken. Auch u.a. um zu schauen, ob ich - raus aus dem Alltag hier - genauso reagiere oder ob es anders ist.
Weit sind wir noch nicht und ich hätte am liebsten diesen naiven Wunsch, dass es einfach wieder weg ist, weil es wirklich blöd ist, wenn es einem so blöd geht. Eine Depression spielt auch rein, vermtl. auf Grund der Angstproblematik. Mensch..wenn ich so überlege...vor 3 Monaten etwa waren Dinge, die jetzt nicht gehen, noch völlig normal.
Kennt jemand von Euch das? Oder sowas Ähnliches? Was hat Euch geholfen? Wie geht ihr damit um? Sind hier vielleicht Leute, die das schon in den Griff bekommen haben und ein bisschen positives Feedback geben könnnen?
Sorry, dass der Text so lang geworden ist!
Ich freue mich über jede Antwort!
LG Tardis
09.12.2015 17:17 •
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