@boomerine
Zitat von boomerine: Die im Prinzip gar nicht mehr wollen, können und trotzdem Leben müssen ?
Nun, das sind die Folgen unserer heutigen hochentwickelten Medizin. Dass dennoch die Kraft zu Ende geht, ist dem menschlichen Organismus geschuldet. Es ist klar, dass ein jüngerer Mensch sich wahrscheinlich besser von einer Krankheit erholen kann, als ein älterer.
Ich erinnere mich an meine Großmutter, die mit 97 Jahren starb. Aber viele Jahre zuvor schon sagte sie mir immer, dass sie des Lebens müde sei. Ihr Körper kam dem, was sie eigentlich noch alles tun wollte, nicht mehr nach. Sie brauchte Hilfe, und das war ihr zuwider. Trotzdem gab es auch Tage, die gut und froh waren.
Es gibt ein Buch von H.-J. Fuchsberger mit dem Titel "Altwerden ist nichts für Feiglinge". Ich finde, allein der Titel trifft es schon ganz gut. So wie das Aufwachsen mitunter herausfordernd ist - Laufen und Sprechen lernen, Schule, Pubertät - so kann auch das Alter zur Qual werden. Das Umfeld, sofern man eines hat, kann unterstützen aber diese Phase nicht verhindern. Manchmal ist es auch so, dass sich derjenige, der dabei steht, hilfloser fühlt und leidender ist, als derjenige, den es betrifft.
Zitat von boomerine: Der Mensch eigentlich nur noch muss, müssen, kämpfen ums überleben, egal ob Gesundheit oder Finanziell oder beides zusammen.
Ich kenne diesen Begriff Kampf von meiner Mutter. Sie empfand z.B. die unzähligen Telefonate mit der Krankenkasse, in denen es um Bewilligungen ging, als Kampf und war oft erschöpft davon. Ich denke, dass wir alle -auch in jüngeren Jahren- vielfältige Kämpfe zu bestreiten haben: in der Familie, auf der Arbeit, in Beziehungen. Solange man noch jung ist, ist genug Energie dafür vorhanden; im Alter aber ist man es irgendwann leid.
Insgesamt finde ich aber, dass wir in Deutschland über unser Gesundheitssystem nicht klagen dürfen. Auch wenn es an der einen oder anderen Stelle hakt, so genügt mal ein Blick über die Grenzen in Länder, die davon nur träumen können. Mittlerweile nehmen wir so viel als selbstverständlich hin, was eigentlich nicht einfach so selbstverständlich ist, sondern vielmehr ein großes Glück.
Überhaupt haben wir Glück, in einem Land mit einem sehr guten Sozialsystem zu leben. Das betrifft auch die Hilfe in finanzieller Not. Dass auch hier manchmal die Mittel zu erkämpfen sind, ist dem geschuldet, dass es natürlich auch viele Betrugsversuche gibt. Klar muss aber sein, dass alle Steuer- und Sozialabgabenzahler ein Recht auf Prüfung der Ausgaben haben. Es kann nicht sein, dass jeder nach seinem eigenen Gusto entscheiden kann, ob er etwas nötig hat oder nicht. Deshalb gibt es festgelegte Voraussetzungen.
Daran, ob man -in jüngeren oder älteren Jahren- viel oder weniger Geld zur Verfügung hat, ist nicht der Staat schuld. Es zählt das, was man erwirtschaftet hat. Und selbst von einer Grundsicherung lässt es sich leben. Ich komme mir auch manchmal vor wie ein Hartz IV-Empänger, weil mir im Grunde auch nicht viel mehr bleibt als den Betroffenen. Aber ich habe 40 Jahre lang ununterbrochen gearbeitet; bin jeden Tag, den Gott erschaffen hat, um 5 Uhr morgens aufgestanden und zur Arbeit gefahren und dabei nicht so schlecht verdient. Und trotzdem musste ich meinen Lebensstandard -jetzt in der Rente- gewaltig einschränken. Heutzutage werden die Renten besteuert und als Singlehaushalt muss alles alleine bestritten werden. Wohl dem, der einen Ehepartner hat, mit dem sich die Kosten teilen lassen.
Ich will nicht klagen - deshalb denke ich, dass jeder auch selbst ein Stück Verantwortung für sein Leben und seine Zukunft tragen muss. Kann ja nicht sein, dass alle, die in jungen Jahren ein Lotterleben führen und ihr Geld ausgeben, statt zu sparen oder zu investieren, später von der Gemeinschaft unterstützt werden sollen. Das ist ein Reizthema für mich, weil mich viele Argumente einfach stören. Deshalb Schluss damit.
Ja das Leben ist oft schwer - aber oft auch leicht. Vielleicht sollte man sich öfter mal auf das konzentrieren, was geht und weniger auf das, was nicht geht. Nicht die Verantwortung abschieben, sondern die Dinge selbst in die Hand nehmen.
Leben ist das, was man daraus macht.
LG und einen schönen Tag