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Guten Morgen, lieber @angstrabe,

ich glaube, dass die meisten Menschen Angst vor dem Älterwerden haben. Viele schon mit 40 oder 50, bei anderen setzt das Unbehagen erst mit 60 oder 70 ein. Die Strecke "nach hinten" wird immer kürzer, und wenn einem das so richtig bewusst wird, löst das Angst aus.
Ich bin sicher, dass jeder in irgendeiner Form irgendwann diese Angst spürt - aber man redet eben nicht darüber; wer gesteht sich schon diese "Schwäche" ein Statt dessen versucht man es mit Ablenkung oder Verdrängung, was ja auch manchmal ganz gut klappt. Diese Strategie funktioniert bei mir gar nicht. Vielleicht bin ich nicht oberflächlich genug. Jedenfalls habe auch ich schon viele Bücher zu diesem Thema verschlungen - wirklich geholfen hat das Lesen nicht. Viel Theorie - aber wie setzt man all das Wissen in die Praxis um? Ich könnte lange Vorträge halten, um anderen etwas zu erklären - nur bei mir selbst scheitere ich kläglich.

Jeder von uns trägt aus seinem Leben etwas davon. Der eine körperlich, der andere seelisch. Ich habe einmal ein schönes (christliches) Gleichnis gehört, in dem es darum ging, dass Jesus (oder Gott o.ä.) mit seinen Jüngern zu einem riesigen Haufen an Kreuzen kam und sagte, dass sich nun jeder ein Kreuz aussuchen dürfe. Da fing das große Meckern an, weil keinem ein Kreuz zu richtig gefiel. Das eine war zu schwer, das andere zu groß, das nächste aus dem falschen Material Am Ende aber trug jeder ein Kreuz davon, und zwar genau das, welches ER TRAGEN konnte.

Mir gefällt die Vorstellung, das für mich vorgesehene Kreuz tragen zu sollen. Es macht mich auf eine Art auch stark. Ich werde es schleppen, weil ich es kann.
Wir können ge- und erlebtes Leben nicht ausradieren. Es anzunehmen, so wie es war (und noch kommen wird) ist eine wichtige Aufgabe.
In schwierigen Zeit, wenn mir das Kreuz viel zu schwer wird, wünsche ich mir am meisten eine Art Geländer, woran ich mich festhalten kann. Das Geländer sollte ein Mensch sein, der mich stützt und hält, damit ich nicht falle.
Ich glaube, dass ein schützender Arm, eine Schulter zum Anlehnen, eine haltende Hand oft viel mehr bewirkt als alles andere. Jemand, der zuhört und versteht; jemand, der Sicherheit gibt; jemand, der einfach da ist.

Und vielleicht funktioniert das sogar auch umgekehrt: Vielleicht kann man sich sein angehäuftes Wissen (=Lebenserfahrung) zunutze machen, um anderen seine Hand zu reichen. Dann macht gelebtes Leben -mit all den Höhen und Tiefen- auch Sinn. Es MUSS junge und ALTE Menschen geben, eben damit Wissen und Erfahrung weitergegeben werden kann und nicht jedes Kind das Rad neu erfinden muss.
In anderen Kulturen werden die Alten -und deren Wort- oft viel mehr geschätzt, ja sogar verehrt. Bei uns ist das leider nicht (mehr) der Fall. Dadurch gerät man auch schnell ins Abseits und muss sich seinen Stand erkämpfen. Trotzdem bleibt uns Älteren ein entscheidender Vorteil, nämlich der, dass wir bereits einmal jung waren - die Jungen hingegen waren noch nie alt.
Machen wir also nicht den gleichen Fehler gegenüber uns selbst, das Alter nicht wert zu schätzen. Etwas zu sammeln, ist doch eigentlich eine schöne Leidenschaft - sammeln wir einfach Lebensjahre!

LG und einen schönen Tag

Hallo. By myself
Du hast einen sehr schönen Beitrag geschrieben,herzlichen Dank.
Ich bin 62Jahre alt und habe sehr grosse Angst vor der Zukunft,die mir noch bleibt.
Seit meiner frühen Jugend habe ich Depressionen mit Angst und Zwangsgedanken.
Dadurch ist vieles,,schiefgelaufen,was ich nicht rückgängig machen kann.
Irgendwie ist es immer weiter gegangen,doch meine Familie und Beziehungen haben unter meiner Krankheit gelitten,sodass ich jetzt ziemlich einsam bin.
Momentan arbeite ich noch etwas.
Ich muss meine Krankheit akzeptieren.
Auch in besseren Phasen war sie immer im Hintergrund vorhanden.
So,ich muss mich jetzt zum Arbeiten fertig machen.
Ich schreibe vielleicht heute nachmittag
nochmal.
Erstmal wünsche ich dir ein schönes Wochenende!
Herzliche Grüsse von Reinhild

A


Angst vor körperlich / geistigem Verfall im Alter

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Zitat von By_myself:
dass wir bereits einmal jung waren - die Jungen hingegen waren noch nie alt.

Danke für dieses schöne Bild!

Hallo By myself,

recht herzlichen Dank für Deinen konstruktiven und sehr interessanten Beitrag.
Bei mir verhält es sich so, dass ich Hobbies habe (Fotografieren, Musik hören) und ich mich damit von düsteren Gedanken (an die Vergänglichkeit usw. ...) gut ablenken kann. Natürlich löst das nicht mein Grundproblem (und auch wohl nicht das von vielen anderen!). Würde ich jedoch nur zuhause sitzen und (noch mehr!) Grübeln, würde es mir bestimmt nicht besser gehen.

Gut, dass Du darauf hingewiesen hast, dass die Lektüre sogenannter Selbsthilfebücher in den meisten Fällen nicht weiterhilft. Das ist nämlich auch mein Eindruck! Allerdings kann ich ein (kleines) Buch sehr empfehlen, auf welches ich hier bereits hingewiesen habe und welches durchaus auch die positiven Aspekte des Älterwerdens/Alters erwähnt. Zwei Zitate seien erlaubt:

Trigger

Das Älterwerden ist einem auf den Fersen wie ein Stalker, der sich an kein Distanzgebot hält und dafür nicht einmal belangt werden kann. Seite 23



Gelassenheit ist das Gefühl und der Gedanke, sich in einer Unendlichkeit geborgen zu wissen, für die es nicht wichtig ist, welchen Namen sie trägt. (Seite 106)

Gerade beim letzten Zitat merkt man (meiner Meinung nach), dass dieses Büchlein von einem Philosophen geschrieben wurde. Allerdings ist es auch nicht im Sinne eines Selbsthilfebuches zu verstehen, obwohl die Lektüre hilfreiche Aspekte haben kann. Hier nochmal der Hinweis auf das kleine, aber feine Buch von Wilhelm Schmid: Gelassenheit - Was wir gewinnen, wenn wir älter werden.

Soviel für heute,
allen ein schönes ( grübelfreies)
Wochenende
mfG angstrabe

@ By myself, ein sehr schöner Beitrag , Danke !

Hallo
Ich bin wirklich total durch den Wind.
Habe bei der Arbeit festgestellt,beim Blick auf den Dienstplan,dass ich das Wochenende frei habe und erst Donnerstag nächste Woche wieder arbeiten muss.
Es muss was geschehen.
Am 12. habe ich zum Glück einen Termin bei meiner Psychiaterin,die mich schon über 20Jahre kennt.
2018 und2019 ging es mir um für meine Verhältnisse gut.
Im April2020 kam von einem auf den anderen Tag der Rückschlag.
Es hilft mir,wenn ich hier schreiben kann.

Zitat von Hoffnungsstrahl:
Ich bin 62 Jahre alt und habe sehr große Angst vor der Zukunft, die mir noch bleibt. Seit meiner frühen Jugend habe ich Depressionen mit Angst und Zwangsgedanken. Dadurch ist vieles ,,schiefgelaufen, was ich nicht rückgängig machen kann


Hallo Hoffnungsstrahl,
ich möchte Dir gerne kurz schreiben, da auch ich mit Depressionen und Ängsten (zeitweise) zu kämpfen habe. Leider habe auch ich noch keine zufriedenstellende Lösung meiner Problematik gefunden. Allerdings habe ich mir vorgenommen, (möglichst!) jeden Tag etwas Sinnvolles zu machen (Fotografieren, Beiträge über mein Hobby Eisenbahn/en im Internet zu veröffentlichen ....). Das erfüllt ja auch mein Leben, aber leider habe auch ich Angst vor dem was noch (negativ) kommen kann (ich bin auch schon 68). Mein größter WUnsch wäre es übrigens - wenn es schon sein muss - abends im Bett friedlich einzuschlafen (aber selbst das kann frau/man sich ja nicht aussuchen ....)

Ich kann Dir nur empfehlen - falls Deine Depris nicht zu stark sind - ein Hobby auszuüben und/oder Dir ein Haustier anzuschaffen. (Letzteres ist bei mir leider nicht möglich, da ich in einem Wohnheim lebe!). Ich weiß, dieses sind relativ oberflächliche Ratschläge/Tipps - und bei schwereren Depris leider kaum umsetzbar! -, aber auch für mich selbst habe ich (noch?) keine bessere bzw. zusätzliche Lösung gefunden bzgl. des Umgangs mit dem Alt-/Älterwerdens ....

Fragen beantworte ich immer sehr gerne und ich würde mich freuen, wenn in diesem Thread ein reger Kontaktaustausch stattfinden würde.

Soviel für heute,
allen noch ein schönes Wochenende,
bleibt alle gesund,
herzliche Grüße

Raimund [der angstrabe]

Ich bin ja erst 50 Jahre und ich habe nie sehr an meinem Leben gehangen. Es war meistens ein tiefer Wunsch einfach nicht mehr zu leben. Einfach einschlafen und gut. Ich habe nie verstanden, warum jemand so an einem Leben hängt, warum so viele kämpfen und Angst vor dem Tod haben. Vor einigen Jahren habe ich mich aber für das Leben entschieden, weil der Tod einfach nicht von selber kam. Es kam der Gedanke auf, dass es vielleicht doch noch zu viele Jahre sind es einfach aussitzen zu wollen.
So nach und nach habe ich immer mehr Freude am Leben und komischerweise kommen jetzt ab und zu Gedanken wie, hoffentlich habe ich noch eine Weile. Angst macht mir der Tod immer noch nicht, aber ich habe auch nichts dagegen, wenn er noch eine Weile wartet.

Vielleicht hilft euch der Gedanke, dass wenn ihr Angst vor dem Tod habt, ihr noch am Leben hängt und somit Freude habt und euch dann auf die Freude konzentriert?
Vielleicht haben aber auch einige Angst, dass sie noch zu wenig Zeit haben, weil sie das und das noch erleben möchten? Dann sollte man auf die Erfüllung seiner Träume hin arbeiten und sich nicht mit dem Thema Tod auseinandersetzen.

Zitat von hereingeschneit:
Es war meistens ein tiefer Wunsch einfach nicht mehr zu leben. Einfach einschlafen und gut. Ich habe nie verstanden, warum jemand so an einem Leben hängt, warum so viele kämpfen und Angst vor dem Tod haben.


So war es bei mir auch lange Zeit.
Zitat von hereingeschneit:
So nach und nach habe ich immer mehr Freude am Leben und komischerweise kommen jetzt ab und zu Gedanken wie, hoffentlich habe ich noch eine Weile. Angst macht mir der Tod immer noch nicht, aber ich habe auch nichts dagegen, wenn er noch eine Weile wartet.


Auch in diesem Punkt geht es mir so. Seit es mir wieder gut geht, möchte ich noch lange leben und denke, dass es mir zusteht, sehr alt zu werden und dabei sowohl geistig als auch körperlich fit zu bleiben, nachdem ich in meinen besten Jahren so viel gelitten habe

Ja, mir geht es ähnlich, nachdem ich früher extrem unter Ängsten und Schlaflosigkeit die mir viel Energie nahm litt, ist es heute so als sei ich aus einem Dornröschenschlaf erwacht.
Bei anderen läßt die Vitalität im Laufe der Zeit nach, bei mir hat sie sich erhöht.

Ich mache neue Erfahrungen, stelle fest, dass ich Probleme bewältigen kann denen ich früher hilflos gegenüber stand.

Danke für die Buchempfehlung, lieber @angstrabe.
Für die Philosophie bin ich durchaus aufgeschlossen - habe mich oft und lang damit beschäftigt. Vielleicht auch zu oft. Ich denke heute, dass ich möglicherweise in meinem ganzen Leben auch zu viel (nach-)gedacht habe und bin deshalb fest entschlossen, mehr zu TUN als zu denken.
Ich teile Dein Hobby des Fotografierens. Es ist so erhellend festzustellen, wie sich ein Bild verändert sobald man die Perspektive wechselt. Die Dinge auch mal aus einem anderen Blickwinkel zu beleuchten, sollte man sich zum Grundsatz machen.

Liebe Reinhild @Hoffnungsstrahl,

auch wenn Du gerade etwas durch den Wind bist - versuche, ruhig zu bleiben! Manchmal sind wir alle etwas schusselig, und ich verstehe, wenn man darüber selbst ganz entsetzt ist. Aber man könnte es auch mit einem Lächeln abtun und milde mit sich sein.

Ich will Dir mal von einem kleinen Projekt erzählen:
Vor ein paar Jahren habe ich mir mal ein großes Blatt Papier genommen und einen Zeitstrahl gezeichnet. Ich wollte wissen, wann genau (und warum) es eine glückliche Zeit in meinem Leben gab.
Ich habe begonnen im Jahr 1964 -da war ich gerade 6 Jahre alt-, weil ich mich erst ab diesem Alter so richtig erinnern kann.
Ich ging mit dem Zeichnen in Etappen vor: Kindheit, Jugend, frühes Erwachsensein usw. Zunächst habe ich versucht, mich nur daran zu erinnern, in welchem Alter ich mich gut und glücklich fühlte - und habe das mittels einer Kurve (mit mehr oder weniger hohem Ausschlag) dargestellt. Danach habe ich hinterfragt, warum ich in der einen oder anderen Phase glücklich war - gab es Gründe dafür oder gab es schlichtweg keinen Grund unglücklich zu sein.
So habe ich mich vorgetastet und jede Lebensphase versucht, zu bewerten.
Manchmal habe ich mir dazu alte Fotos herausgekramt, um mich besser erinnern zu können. Dabei ist mir aufgefallen, dass ich auf diesen Fotos nie herzhaft gelacht habe; immer hatte ich einen eher verzweifelten oder auch melancholischen Gesichtsausdruck. Natürlich kenne ich die Gründe dafür. Ich habe mich u.a. von meinen Eltern nie geliebt gefühlt, obwohl ich mich so angestrengt habe, ihnen zu gefallen und es ihnen recht zu machen.
Auf meinem Zeitstrahl gab es plötzlich einen Glücksausschlag. Da war ich schon verheiratet, vielleicht Mitte 30. Meine Eltern hatten -während ihres Türkei-Urlaubs- mich von einem Straßenmaler anhand eines Passfotos malen lassen. Dieses Öl-Gemälde bekam ich dann zu Weihnachten von ihnen geschenkt. Bis heute ist dies das schönste Geschenk in meinem Leben. Warum? Weil es mir sagt, dass meine Eltern doch an mich dachten, mich doch wahrgenommen haben. Vielleicht auf eine ganz andere Art als die, die ich mir immer erhofft und gewünscht hatte Aber ich existierte für sie und sie hatten mich malen lassen - unfassbar! Und diese Erkenntnis machte mich eine große Weile glücklich.

Den zweiten Ausschlag gab es im Jahr 2005. Nach einem überaus schwierigen Jahr 2004 voller Tragödien, kam ich 2005 langsam wieder auf die Beine. An einem Samstagmorgen machte ich mich bei schönstem Wetter zu einem Stadtbummel auf. Mit allen Sinnen habe ich es genossen, dass ich nicht -wie bislang immer üblich- mit Putzlappen und Staubsauger durch die Wohnung hetzte und eine Maschine Wäsche nach der anderen anstellte. Zu Mittag saß ich in einem Straßencafe und genoss meinen großen Salat und das Gläschen Wein. Ich war frei - so frei wie nie. Und ich war tatsächlich ein bisschen glücklich.
Die Welt, die noch im Jahr zuvor für mich zusammen gebrochen war, weil mein Mann mich verließ, puzzelte sich langsam wieder zusammen. Ich erkannte, dass es auch etwas Gutes an sich hatte, sich nur um sich selbst kümmern zu müssen.

Insgesamt hat mir das Zeitstrahlprojekt viele Erkenntnisse gebracht. Aber es lohnt sich insbesondere deshalb, weil man dem eigenen Empfinden gut nachspüren kann.
Vielleicht findest Du ja auf diesem Weg eine Erklärung dafür, warum es bei Dir im April 2020 einen Rückschlag gegeben hat bzw. warum es in den Jahren davor ganz gut ging. Ich würde es Dir sehr wünschen!

Liebe Grüße an alle

Liebe By myself
Herzlichen Dank für deine lieben Zeilen.
Ich bin zZt.sehr unruhig und kann kaum was machen oder mich konzentrieren.
Bei mir besteht die Krankheit ja schon so lange.
Ich bin wirklich sehr verzweifelt.
Schön,dass du dich mit einem Hobby ablenken kannst.
Mittwoch gehe ich wieder zur Psychiaterin,die mich schon über 20 Jahre kennt.
Sertralin wirkt einfach nicht mehr.
Ausserdem muss ich am19.diesen Monats zum MRT Kopf,da ich ein kleines Aneurysma habe,das kontrolliert werden muss.
Heute habe ich meinen jüngsten Sohn(25J.)per Whats App nicht erreicht
Er ist seit April 2019 in Australien für work and travel.
Bis Ende Mârz 2019 habe ich mit ihm zusammen gewohnt.
Mit dem Alleinsein komme ich nicht klar.
In der Wohnung mache ich nur das Allernötigste.
Für mich zu kochen habe ich auch kein Interesse.Es gibt dann Fertiggerichte aus der Tiefkühltruhe.
Heute nachmittag kommt mein ältester Sohn(35J.),zu dem ich kaum Kontakt habe trotzdem wir im selben Ort wohnen.
Mein mittlerer Sohn(32J.) wird mich heute auch besuchen.
Darf ich später nochmal schreiben?
Ich wünsche dir erstmal einen schönen Sonntag!
Herzliche Grüsse von Reinhild

Zitat von By_myself:
In anderen Kulturen werden die Alten - und deren Wort - oft viel mehr geschätzt, ja sogar verehrt. Bei uns ist das leider nicht (mehr) der Fall. Dadurch gerät man auch schnell ins Abseits und muss sich seinen Stand erkämpfen. Trotzdem bleibt uns Älteren ein entscheidender Vorteil, nämlich der, dass wir bereits einmal jung waren - die Jungen hingegen waren noch nie alt. Machen wir also nicht den gleichen Fehler gegenüber uns selbst, das Alter nicht wert zu schätzen. Etwas zu sammeln, ist doch eigentlich eine schöne Leidenschaft - sammeln wir einfach Lebensjahre!


Ja, danke By myself, für Deinen konstruktiven Beitrag. Auch ich glaube, dass heute noch Ältere/Alte hierzulande oft nicht richtig ernstgenommen werden. Die heute Jungen sollten aber bedenken, dass auch sie (wahrscheinlich) einmal älter werden ...

Herzlichen Dank aber auch an alle anderen, welche sich bisher rege an diesem Thread beteiligt haben.

Euch allen noch einen schönen Sonntag,

MfG angstrabe

Hab´s nun endlich geschafft,alles mal durchzulesen.
Muss sagen,dass ich sehr froh bin,dass das Thema eröffnet wurde.

Ich hatte immer schon Angst vor Leid,nicht unbedingt auf das Alter bezogen aber auch das macht mir so langsam Gedanken.
Ja,sogar jetzt schon mit 42 Jahren aber ich freue mich inzwischen,wenn ich es frühzeitig bearbeiten (in´s Bewusstsein holen) kann.

Ich bin sehr bei Icefalki,die sagt,dass noch soviel Angst und/oder Grübeleien einen nicht retten vor eventuellem zukünftigen Leid.
Im Endeffekt ist alles nur in unserem Kopf.

Die ,die besonders gesund leben,können sich Chancen ausrechenen auf ein längeres Leben.

Ich selbst lebe nicht gesund.
Ich esse zuviel und rauche und manchmal trink ich auch zuviel.
Für mich ist das jetzt endlich mal in Ordnung und vielleicht muss ich deswegen früher sterben.
Vielleicht aber auch nicht.

Ich persönlich bin in der Angst gefühlt tausend Tode gestorben.
In Wirklichkeit vielleicht nur hundert (Panikattacken) aber die haben auch gereicht.
Schlimmer als das kann sterben nicht sein,denk ich mir dann.

Und ausserdem sind vor mir Milliarden von Menschen gestorben,da werd ich es wohl auch schaffen (auch wenn es nicht auf Freiwilligkeit beruht).

Konkret Angst habe ich vor unerträglichen Schmerzen und Angstzuständen.
Habe eine Patientenverfügung aber was am Ende sein wird,weiss man eben nicht.

Irgendwie will man immer auf alles eine Antwort oder einen Plan.

Ich sage mir manchmal Ich weiss es nicht und dann kehrt Ruhe ein.

Weil es unmöglich ist,in die Zukunft zu schauen.
Die Akzeptanz dessen,dass wir nicht alles wissen können (und müssen) ist sehr befreiend.

Letztens hatte ich echt (fast) wieder Panik,weil meine Frauenärztin meinte,es müsse noch was untersucht werden nach der letzten Vorsorgeuntersuchung.
Bin direkt am nächsten Morgen dahin und dachte schon,sie eröffnet mir,dass ich Krebs habe uns streben muss.

Nun,ich muss zu einer Folgeuntersuchung,die aber Routine ist,ein bisschen darf ich noch leben.
Aber seit meiner Panikzeit weiss ich,dass es jeden Tag vorbei sein kann.
Und wie wertvoll jeder Tag ist.

Ich persönlich habe es nie als hilfreich empfunden zu hören, dass die Dinge nur im Kopf sind oder dass Grübeleien nichts ändern, sie sind dennoch da, die Gefühle richten sich nicht unbedingt nach vernünftigen Erwägungen.

Besser ist es, das Leben zu genießen, nicht immer vernünftig zu sein, einen Dialog mit dem Grübelmonster zu führen, ihm zu sagen, dass es mal die Klappe hält, wenigstens einmal kurz und etwas schönes zu tun.
Von solchen inneren Dialogen halte ich viel.

Ein Mann den ich kenne hat die Phantasie im Alter im Schaukelstuhl zu sitzen, alte Briefe zu lesen, mit Freude an die schönen Dinge zu denken um dann das Gefühl zu haben satt zu sein, gehen zu können.

Zitat von kritisches_Auge:
mit Freude an die schönen Dinge zu denken um dann das Gefühl zu haben satt zu sein, gehen zu können.

Dazu muss man aber erst mal bereit sein, auch schöne Dinge erleben zu wollen.

Und dass für jeden von uns schöne Dinge äusserst unterschiedlich ausfallen,haben wir ja schon gemerkt...
Was für den einen schön ist,ist für andere eine Strafe.

Icefalki hat mir so ein bisschen rationales Denken beigebracht.
Mir persönlich hilft das,mich aus meinem Gefühlssumpf zu befreien.

Aber manchmal hilft auch nur radikale Akzeptanz oder beten oder meditieren und manchmal hilft auch gar nix.
Dann ist man eben mal wieder ein kleines Häuflein Elend bis man sich wieder gefangen hat...
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Mir hat es auch nie geholfen wenn Freundinnen sagten, es nützt doch nichts wenn du dir Gedanken machst. Ich wurde dann innerlich aggressiv und sagte nichts mehr.

Natürlich nützt es nichts, doch das ändert nichts. Ich erfand eine innere Figur, die Heidi, mit Dauerwelle, Schleifenbluse und dicken goldenen Ohrclips die lachend sagte, wenn man von den Kindern nichts hört, geht es ihnen gut.
Ich holte mir die Heidi die ich eigentlich nicht ausstehen kann als Gegengewicht, streckte ihr die Zunge raus.

Solche inneren Figuren habe ich einige.

Ferner glaube ich, dass die Angst vor dem Tod etwas damit zu tun hat, etwas in seinem Leben zuo vermissen.

Meine angst vor dem tod besteht darin, dass ich angst habe, unendlich leiden zu müssen, langes siechtum ertragen zu müssen und in einem kalten krankenhauszimmer alleine sterben zu müssen und das ganze meiner familie zuzumuten
Lieber würde ich das wie und wo selbst bestimmen können

Der gedanke, dass die angst vor dem tod etwas damit zu tun hat, etwas in seinem leben zu vermissen, trifft auf mich zu. Durch die jahre langen ängste, die glaube ich schon seit meiner kindheit bestehen und durch das nicht für mich sorgen, habe ich vieles verpasst. Der gedanke, hätte ich doch beschäftigt mich dabei sehr und die zeit, die mir vielleicht noch bleibt wird nicht ausreichen, alles nachzuholen
Aber, wenn es denn wieder möglich ist, nach corona, werde ich versuchen, soviel wie möglich nachzuholen.

Vielleicht verliert dann der tod etwas von seinem Schrecken und ich kann doch noch lebenssatt sterben.

Bei mir ist es eher so,dass ich das Leben nach meiner Genesung erst angefangen habe zu lieben.
Vorher hing ich nicht dran und dachte in jungen Jahren sogar oft,dass ich nicht weiss,wie ich noch soviele Jahre Leben überstehen soll.
Habe mich sogar nach Sterbehilfeorganisationen erkundigt,so satt hatte ich das Leben aber im negativen Sinne.
Weil für mich fast alles nur aus Schmerz und Kampf bestand.

In meiner Panikhochphase wäre der Tod für mich oft eine Erlösung gewesen,ich hatte Suizidgedanken mit konkreten Ausführungsplänen.

Aber jetzt,nachdem das alles vorbei ist mit Angst und Depressionen,erkenne ich,dass ich nur eine Gefangene meiner selbst war und dass das Leben wunderschön ist.
Das war die grosse Lehre meiner Leidenszeit und deswegen war sie alles andere als umsonst.

Alles Unnötige loszulassen und sich auf das Wesentliche zu konzentrieren:
Das Leben zu lieben trotz leidvoller Phasen,die immer mal wieder kommen.
Sich selbst bedingungslos lieben zu dürfen und sich aus (unbewusst) selbst gemachten inneren Gefängnissen zu befreien.

Ich kann heute sagen: Ich bin glücklich auch wenn ich und mein Leben alles andere als perfekt sind.
Mein Leben ist vollkommen in all seiner Unvollkommenheit.
Das ist die innere Freiheit,nach der ich gesucht habe,obwohl ich nicht wusste,wonach ich suchte.
Na ja,nach Erfüllung aber wie die aussieht,wusste ich nicht.
Innere Freiheit ist innerer Frieden und der ist für mich Erfüllung.

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Mira Weyer
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