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Liebe Mitglieder und Betroffene,

ich heiße Lukartis, bin 45 Jahre und seit fast 22 Jahren verheiratet. Meine Kinder sind 20 und 21, aber noch nicht wirtschaftlich selbstständig. Da ich schwer krank bin (Autoimmunerkrankung), bin ich von meinem Mann finanziell und auch emotional stark abhängig.

Unsere Ehe hatte-wie sicher viele Ehen- ihre Höhen und Tiefen. Als die Kinder noch klein waren, hatte mein Mann zahlreiche Affären, nach seinen Angaben aber nichts von Bedeutung. Erst als er sich in eine Affäre verliebt hatte, beichtete er mir alles.
Wir haben dann gemeinsam einen Neuanfang gemacht, bei mir war es sicher die Angst vor Alleinsein, Ablehnung und auch der finanziellen Abhängigkeit.

Nun ist es so, dass mein Mann seit einigen Wochen häufig mit seinem Handy telefoniert und dazu auch noch in den Garten geht. Er ist sonst ein sehr sparsamer Typ und würde eigentlich nur das Festnetz nehmen. Vorhin bin ich (ich gestehe, mit Absicht) in den Garten gegangen. Vorher habe ich geguckt, ob sein Handy weg war, und es war weg. Als ich dann in den Garten kam, hat er telefoniert, mich aber nicht gesehen. Ich habe ihn kurz beobachtet und als er mich sah, war er sehr erschrocken, er ließ das Handy unbemerkt in die Hosentasche gleiten und tat so, als ob er sich am Kopf kratzt. Als wir dann aus dem Garten gingen, ich habe total normal getan, bin ich zum Händewaschen und als ich aus dem Bad kam, lag das Handy wieder an seinem Platz.

Ich weiß, dass dis eventuell ein blödes Verhalten von mir ist, aber ich habe auch Angst, ihn darauf anzusprechen. Denn er würde es abstreiten. Ich kann auch nicht mit meinen Eltern drüber reden, die machen sich schon genug Sorgen um mich wegen meiner Erkrankung. Und ich fürchte auch, dass ich einfach nur eifersüchtig bin. Aber das Ganze erinnert mich an die Situation der Beichte vor 12 Jahren.

Wir wohnen auch in einem alten Haus, das meinem Mann gehört. die ganzen Jahre haben wir renoviert und fast immer wegen diesem alten Kasten auf Urlaub verzichtet.

Durch meine körperlichen Einschränkungen finde ich auch nicht so leicht einen neuen Partner (würde ich auch nicht wollen) und dann habe ich auch wieder die Angst vor der Wahrheit (oder der Ablehnung).

Ich weiß einfach nicht, was ich tun soll. Hat jemand von Euch einen Rat für mich?

Ich danke Euch für Euer Interesse und bin froh, dass ich dieses Forum gefunden habe!

Liebe Grüße!
Eure Lukartis

11.07.2009 11:57 • 12.07.2009 #1


7 Antworten ↓


Willkommen hier!

Erstmal würd ich gerne wissen, was du für eine Erkrankung hast?
Ich leide nämlich auch an einer Autoimmunerkrankung!
Ich bin auch körperlich eingeschränkt, aber hab trotzdem mein Abi geschafft (wenn auch mit 2 Jahren Rückstand, weil ich immer durchfiel, wenn eine größere OP anstand oder die Erkrankung mal wieder besonders böse verlief) und fange jetzt zu studieren an.
Ich finde schon, dass man trotzdem ein einigermaßen normales Leben führen kann. Mit Einschränkungen, ja, aber trotzdem unabhängig.

Zu deinem eigentlichen Problem:
Ich sehe, du bist hin und hergerissen. Zwischen ihn auf die Sache ansprechen und die Wahrheit erfahren und wohl einer Trennung, und einfach Alles ignorieren und so weitermachen wie bisher und eine scheinbar normale Ehe führen.
Ich würde das machen, was dich glücklich macht, bzw. abwägen, ob dir die Ehe mit ihm überhaupt noch was gibt.
Anscheinend nutzt er es aus, dass du ihm jede Affäre verziehen hast, die er bisher hatte -was ich z.B. niemals könnte, ich wär sofort weg. Denn ein Mann, der Andere mehr schätzt als mich, den brauch ich nicht.
Wenn er einmal merkt, dass er machen kann, was er will, stehen Tür und Tor offen für weitere Affären und Seitensprünge.
Ich denke nicht, dass sein Respekt dir gegenüber noch sehr groß ist.
Ehrlichkeiot und Kommunikation scheinen in eurer Beziehung auch nicht zu funktionieren. Wieso hast du denn so große Angst, ihn zur Rede zu stellen, ihn zu fragen, was er dir da verheimlicht?
Ich meine, was wäre denn das Schlimmste, was dir passieren könnte?
Wieso bleibst du bei ihm, wenn er dich doch anscheinend so verletzt?
(Oder verletzt dich das nicht? Du schreibst in einem so desinteressierten Tonfall, aber Schreiben und Reden sind ja immer zweierlei Dinge.. bei mir kommt es nur so an.)
Wieso bist du mit einem Mann zusammen, der dir andauernd fremd geht?
Das verstehe ich überhaupt nicht.

Bist du mit ihm zusammen, weil du Angst hast, Allein zu sein und auf eigenen Beinen stehen zu müssen, oder, weil du ihn wirklich liebst?

Immer, wenn ich vor dem Aus einer Beziehung stand, hab ich rückblickend überlegt, was mir die Beziehung in den letzten Wochen und Monaten gegeben hat. Meistens kam ich dann zu dem Schluss, dass ich wegen meiner Beziehung mehr traurig als fröhlich war. Und dann hab ich sofort Schluss gemacht. Denn eine Beziehung soll gut tun, nicht traurig machen!

Vielleicht solltest du wirklich mal in dich gehen und überlegen, ob es dir gut tut, mit ihm zusammen zu sein, oder, ob es dich nicht verletzt.
Und vor allem auch den Mut haben, ihm deine Gefühle und deine Ängste bezüglich dieser geheimnisvollen Telefonate zu beichten.

Und dann solltest du eine persönliche Bilanz ziehen.

Angst vor dem auf-eigenen-Beinen-stehen sollte kein Grund sein, sich an einen anderen Menschen zu klammern. Denn jeder kann auf eigenen Beinen stehen, ein gesunder wie ein kranker Mensch. Man kann auch trotz Einschränkungen Geld verdienen und finanziell unabhängig sein.
Wenn Andere bereits mit 18 von Zuhause ausziehen und auf eigenen Beinen stehen können -wieso sollte es dir dann mit über 40 nicht gelingen?

Alles Gute,
Pilongo

A


Angst vor der Trennung-mache ich mir selber Panik?

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Hallo Pilongo,

vielen Dank für Deine Hinweise. Möchte aber gleich etwas dazu schreiben. Deine Ausführungen sind für mich nachollziehbar, aber bedenke bitte, dass ich eine Familie habe, die im Falle einer Trennung auch darunter leidet. Hat nicht jede Beziehung das Recht auf eine weitere Fortführung?
Ich hatte eigentlich gehofft, einen Tipp zu bekommen, ob ich besser dran bin, ein offenes Gespräch zu führen oder die Sache zu ignorieren. Ich bin kein Ex-und-Hopp-Typ, der sich sofort trennt, wenn mal was außer den Bahnen läuft. Wenn man über 22 Jahre zusammen ist und auch Tiefen mitgemacht hat, wie natürlich Jeder von uns, dann wirft man das gemeinsam Erlebte nicht einfach weg.
Ich habe absichtlich einen neutralen Schreibstil gewählt, damit man sich ein objektives Bild machen kann und ich nicht als Jammerlappen dastehe.
Trotzdem bin ich ziemlich emotional aufgewühlt, wie Du sicher verstehen kannst, nur sind eben Wut und Zorn nicht die besten Ratgeber und daher suche ich einen Rat. Daher bin ich dafür dankbar, Unterstützung zu bekommen und auch mal eine andere Sichtweise der Dinge zu sehen.
Danke für Deinen Beitrag und dir persönlich alles Gute!
Viele Grüße!
Lukartis

Naja, mit 20 und 21 sind deine Kinder ja aus dem Gröbsten schon raus

Ich kenne viele Scheidungskinder, und das ist sicher eine schwierige situation für die Kinder, aber du darfst auch mal an dich denken.
Auf keinen Fall solltest du mit einem Mann nur der Kinder wegen zusammen bleiben. Das macht dich doch auf Dauer kaputt.

Ein Freund unserer Familie, der hat seine Frau nur geheiratet, weil sie schwanger wurde und ihre eltern dehr streng waren und das niemals ohne Hochzeit geduldet hätten, und hat dann auch 20 Jahre mit ihr verbracht, obwohl er sie nicht wirklich geliebt hat -der Kinder zuliebe.
Die letzten 5 Jahre seiner Beziehung hat er damit verbracht, Abends nach der Arbeit sich im Keller in seinem Hobbyraum zu verstecken und zu heulen. Nun hat er die Scheidung gewagt -und ist wie neu geboren. Er ist ein neuer Mensch, er lacht wieder, er hat ne neue Freundin, er hat sich ein Haus gekauft, ein Motorrad, geht viel öfter weg -er lebt einfach wieder.
Ich sag nicht, dass du sofort deine Koffer packen und gehen sollst.
Ich sag nur: Zieh eine persönliche Bilanz. Für dich. Lass die Kinder und die Ehe mal beiseite. Denk mal bloß an dich und wie es dir geht, und wie du dich fühlst. Und dann entscheide.

Und ansprechen würde ich ihn an deiner Stelle auf alle Fälle.
Gerade, wenn du ihm früher schon mehrmals Fremdgehen verzeihen musstest.
Du musst ihm ja keine riesen Szene machen.
Sprich ihn einfach drauf an, dass du das Gefühl hast, er würde dir das verheimlichen, und dass du ein Recht drauf hast, zu erfahren, wieso er da heimlich im Garten am Handy telefoniert und vor Allem mit wem.

Ich wünsch dir den Mut, es anzusprechen!

Alles Gute,
Pilongo

Liebe Pilongo,

als ich heute Deine Antwort las, musste ich schon ein wenig schmunzeln. Denn ich habe mir gestern genau die Strategie überlegt, zu der Du mir geraten hast.

Als ich mit 24 Jahren schwanger wurde, bin ich zu meinem Mann aufs Land gezogen. Bin eigentlich ein typischer Städter. es fiel mir sehr schwer, zumal ich ein sehr strenges Eltenhaus hatte und nun in ein Haus mit strengen Schwiegerelten kam, die mich sehr ablehnten, eben weil ich aus der Stadt kam und eben nicht aus dem Ort.

Zur Feier am Polterabend sagte sogar mein Schwiegervater zu einer Frau, die bei uns am Tisch ein Geschenk abgab, dass er bedaure, dass sein Sohn sich für mich entschieden habe, aber man da ja leider nichts machen kann. Ich saß daneben und habe, wie so oft, daran geglaubt, dass man auch verzeihen und überhören sollte.

Nachdem ich gestern abend richtige Magenschmerzen von dem unbewältigten Problem bekam, habe ich mich (ich gestehe heulend) in den Garten verzogen, habe eine Zig. geraucht (eigentlich rauche ich nicht mehr, aber es tat so gut) und habe meine Gedanken geordnet. Ganz passend zu meiner Stimmung fing es auch noch an zu regnen und so heulte ich in meiner Gartenecke mit dem Himmel zusammen und wurde erstmal den inneren Druck los.

Ich habe dann meinen Mut zusammengenommen und bin zu meinem Mann. Da er mein vom heulen verquollenes Gesicht sah, fragt er, was denn los sei. Ich habe ihm dann sachlich gesagt, dass ich es schade finde, wenn man nach so langer Ehezeit Geheimnisse voreinander hat. Und das man wenigstens miteinander ehrlich sein soll.

Er war zuerst verwundert und ich habe ihm dann erklärt, dass ich ihm beim telefonieren zugeschaut habe und er so erschrocken war, als er mich sah. Und das mich dies an die Situation vor 12 Jahren erinnere. Und ich gern eine ehrliche Antwort haben möchte, ob er eine Affäre hat.

Bei seiner Antwort ist er von der Couch aufgestanden und er meinte, dass es ein entfernter Arbeitskollege wäre, dem er wichtige Tipps gibt. Als ich meinte, das man aber dazu nicht unbedingt in den Garten gehen müsse und das auch nicht mindestens 2mal täglich sein muss, kam keine Antwort. Ich habe dann darauf hingeiwesen, dass man auch normal über Festnetz telefonieren kann und wenn es was dienstliches oder sehr privates ist, ich auch rausgehen würde, aber man solle doch bitte ehrlich miteinander sein.

Er hat dann gemeint, dass er ja wohl mit seinem Kartentelefon, auf dem maximal 30 € drauf sind, keine langen Gespräche führen kann. Aber da kann man ja auch kurz was Nettes zu Jemanden sagen, wenn man sich am Wochenende nicht sehen kann. Mein Mann fährt nämlich Motorrad und das oft mehrere Stunden.

Auf meine erste Frage, warum er denn so erschrocken war, als ich ihn beim telefonieren überrascht habe, reagierte er erst mit einer Gegenfrage, so als würde er Zeit benötigen.

Ich glaube ihm jedenfalls nicht, das es ein Kollege ist, den ich nämlich auch nicht kennen würde (so kann ich ja auch nichts nachprüfen). Und ich will eigentlich auch nicht was nachprüfen. Ich werde mich und meine Gedanken ordnen und wie Du mir geraten hast, eine Entscheidung treffen, allerdings in Ruhe.

Als mein Mann seine Lehrgänge für seine berufliche Zukunft machte, habe ich ihm den Rücken freigehalten, seine Probleme von ihm abgewandt und mich um die (damals noch kleinen) Kinder gekümmert. Nun bin ich mal mit meinem Leben dran.

Ich habe übrigens Systemischen Lupus Erythematodes mit Herz-, Nieren- und Gelenkbeteiligung. Jede Aufregung oder Stress löst einen Schub aus und das muss ich mir nicht antun, diese Schmerzen und Müdigkeit.

Vielen Dank, dass Du mich in meinem ersten Schmerz und meiner Verzweiflung so gut aufgefangen hast!

Ich wünsche Dir alles Gute und werde weiter berichten, wenn sich was Neues ergibt!

Liebe Grüße von Lukartis

Schön, von dir zu hören!

Ich war traurig, zu lesen, dass es dich derartig belastet, dass du deswegen sogar schon weinen musstest
Und dann auch noch still und heimlich und alleine im Garten.. das klingt nicht schön.

Aber ich freue mich, dass du danach den Mut hattest, mit deinem Mann zu sprechen!
Es war bestimmt nicht leicht, und es ist ganz toll, wie sachlich und klar und überlegt du an die Sache rangegangen bist, dass du deine Gefühle, Gedanken und Ängste einfach so offen legen konntest.
Respekt!

Berichte weiter, wie es dir ergeht, und welche Gedanken du dir machst.

Ich wünsche dir Alles Alles Gute,
Pilongo

Achja, ganz vergessen:
Gerade, wenn du wegen deiner Krankheit sehr empfindlich auf Stress und seelische Belastung reagierst, solltest du wirklich ganz genau entscheiden, was dir gut tut, und was nicht.

Liebe Grüße,
Pilongo

Liebe Pilongo,

das Gespräch mit meinem Mann ist mir sehr schwer gefallen. Aber meine Heulerei davor hat erstmal den ganzen inneren Druck von mir genommen und hätte ich das nicht gemacht, wäre mein Gespräch zu emotional und vorwurfsvoll geworden und damit hätte ich nichts bezweckt.

Ich bin mir tief im Inneren nicht sicher, ob er die Wahrheit gesagt hat und es sich wirklich um einen Kollegen mit Problemen handelt. Aber ich habe für mich eine ganz persönliche Strategie entwickelt, an der ich zwr ständig arbeiten muss, die ich aber unbedingt durchziehen will.

Durch meine Krankheit hat sich viel verändert und ich mich als Person auch. Um meine Rente, Erhöhung der Schwerbehinderung und Merkzeichen musste ich ganz alleine über 2 Jahre kämpfen. Das hat mir sehr viele Nerven gekostet, so dass ich in mancherlei Hinsicht ziemlich dünnhäutig bin. Aber das heißt ja nicht, dass ich mir alles bieten lassen muss und will.

Nun habe ich erstmal mit einer Ernährungsumstellung angefangen, um mein Erscheinungsbild zu verbessern, das ist mein Wunsch. Durch verschieden Chemotherapien und Basistherapeutika mit Immunsuppressiva habe ich ziemlich zugenommen und weil ich ständig Entzündungen hatte, durfte ich mich nur so wenig wie möglich bewegen. Im Moment geht es mir gut und so will ich versuchen, das zum Positiven zu wenden.

Auch möchte ich mich als Person und Persönlichkeit stabilisieren, damit ich mich emotional nicht so abhängig mache von anderen Personen, da ich ja deren Emotionen nicht beinflussen kann. Doch das klärende Gespräch, auch wenn ein Rest von Mißtrauen bleibt, war für mich ein guter Anfang.

Ich wünsche dir alles Gute und werde weiter berichten. Vielen Dank für Dein Interesse und Deine tolle Begleitung!

Liebe Grüße von Lukartis





Mira Weyer
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