@Hasena
Hast du denn noch keine Therapie gemacht?
Ich könnte mir vorstellen, dass die Diagnose bei dir in etwa die gleiche sein könnte wie bei mir: ängstliche (vermeidende) Persönlichkeitsstörung. Ich habe auch ständig Angst, Fehler zu machen, mich zu blamieren, kiritisert zu werden, vor Publikum zu reden, derjenige zu sein, der den Boss spielen muss, andere zu kritisieren, für Disziplin sorgen zu müssen usw. Ich konnte mich zwar immer zusammenreißen und trotzdem alles machen, aber bei mir hat sich das dann alles in Form von Schlafstörungen gerächt. Krank gemeldet habe ich mich nur dann, wenn ich mehrere Nächte hintereinander so gut wie nicht geschlafen habe. Nur vor 4 Jahren habe ich einmal für 6 Wochen gefehlt, vor 3 Jahren 8 Wochen Reha und dann am Schluss war ich 10 Monate krank geschrieben, bis ich meinen neuen Job angefangen habe.
Übrigens habe ich vor 13 Jahren angefangen, schlafanstoßende Antidepressiva zu nehmen, die einige Jahre wirklich gut halfen, aber dann nicht mehr. Meine Therapie mache ich jetzt schon seit anderthalb Jahren, habe ich nur noch 2 Sitzungen vor mir (von 50 + 5 Probesitzungen). Sie ist hauptsächlich ressourcenorientiert, d.h. sützt sich auf die vielen Erfolge, die ich früher im Leben hatte und auf das sehr große Selbstbewusstsein, das ich in meiner Kindheit hatte.
Ein Klinikaufenthalt ist viel zu kurz, um das Problem zu beheben. Mir hat das gar nichts gebracht. Dort hat man ja fast ausschließlich Gruppentherapien, wo Leute sitzen, die zwar gleiche oder ähnliche Symptome haben, aber aus völlig unterschiedlichen Ursachen, und da ich kein großer Redner bin, ging es immer um die anderen, nie um mich.
In meiner jetzigen Arbeit gibt es zwar auch dauernd Dinge, vor denen ich Angst habe, aber ich kann trotzdem meist gut schlafen, weil ich dort allein in meinem Büro sitze und nicht vor einer Klasse von 30 Schülern stehe und voll fit sein muss, um mich zu konzentrieren.
Mit Übelkeit hatte ich bisher nie zu tun, und Herzrasen und Schweißausbrüche machen mir nichts aus. Übrigens habe ich jeden morgen bevor ich zur Arbeit aufbreche Durchfall, muss oft 5-6 Mal aufs Klo, aber das macht mir auch nichts aus. Hauptsache schlafen können. Und wenn ich dann angekommen bin und die Kollegen treffe, ist alles OK.
Laut meinem Therapeuten gehört das zu meinen größten Stärken, auf die ich mich immer zurückbesinnen soll, dass ich so zäh bin und mich den Situationen immer gestellt habe, die von mir abverlangt wurden, auch wenn ich mir vor Angst in die Hose mache.
Also, wenn du bisher noch keine Therapie gemacht hast, kann ich dir nur anraten, eine zu machen um dein Selbstbewusstsein zu stärken. Ach ja, und Sport, mir hilft das auch sehr gut (Joggen, Fahrradfahren, Schwimmen, Walking).
Viele Grüße
26.08.2012 16:16 •
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