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Mir geht es die letzten Wochen schon ziemlich schlecht. Weiß aber jetzt was es genau aus. Egal ob ich so oft Lob auf der Arbeit bekomme, es geht an mir vorbei. Egal wieviel 1 und 2er ich schreibe, es interessiert meinen Kopf nicht. Andauernd habe ich im Kopf:was ist wenn ich versage?. Die Noten langen nicht. Ich muss perfekt sein. ich versage andauernd.
Habe echt Angst Fehler zu machen, solche Fehler, dass keiner mehr was mit mir zu tun haben möchte. Bin am Anfang der Ausbildung. Viele denken, ich wäre schon ausgebildet, so gut bin ich. Für mich langt es aber nicht. wird es je aufhören? Wird es je aufhören, dass streben nach Fehlerloses Arbeiten? Ich kann die Gedanken nicht abschalten, will das ganze so gerne annehmen und mich auch selbstbewusster fühlen, doch es geht nicht. Ich stehe mir voll und ganz im Weg. Das lässt die Stimmung sinken und allgemein den Spaß am Leben. Andauernd Vergleiche ich mich. Langen mir meine Leistungen nicht, habe ich so Angst zu versagen. Die Angst nimmt mich ein. Was kann ich tun? Ich weiß einfach nicht mehr weiter
Bitte, ich brauche hilfe mich zu ordnen

25.06.2021 08:47 • 25.06.2021 x 1 #1


5 Antworten ↓


Grüß Dich Sky,

vielleicht kann es zur geistigen Einordnung beitragen: Es ist erstmal ein Unterschied, ob man

a) Angst vor Kritik
oder
b) Perfektionsdrang

verspürt. a) fällt in die Kategorie Aversion/Flucht/Hass, b) gehört zu Begehren/Trieb/Sucht. Wo würdest Du Dich da charakterlich einordnen? Es kann natürlich auch sein, dass beides zutrifft, aber es sind zwei verschiedene Dinge.

Gemäß Deiner kurzen Schilderung trifft in Deinem Fall wohl vorwiegend b), also Perfektionsdrang zu. Ist er extrem ausgeprägt, stellt er eine Art von Zwangserkrankung dar.

Zwangserkrankungen haben vielerlei meist unbewusste Ursachen: Erziehung, Religion, Traumen, frühkindliche Erlebnisse, Beziehungsmuster der Eltern etc. Hast Du Dich hiermit schon mal beschäftigt oder gar therapeutische Erfahrung?

Wenn nicht, rate ich erstmal zur Literatur. Über Zwänge gibt es sehr gute Bücher, die Betroffenen mit echtem Willen zur Läuterung tatsächlich gut weiterbringen können.

Als Vorgeschmack könntest Du mal definieren, was aus Deiner (heutigen) Sicht ein Fehler ist.

A


Angst vor dem Versagen

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Hi, klingt nach einer ganz schönen Belastung obwohl ja scheinbar alles rund läuft so sieht es zumindest vermutlich dein Umfeld.
War das zu Schulzeiten auch schon ein Problem, vielleicht abgeschwächter oder eine völlig neue Erfahrung?

Ist das die Ausbildung die du machen wolltest und dir Spaß macht?

Keiner ist perfekt aber scheinbar hat irgendwas oder Irgendwer bei dir einprogrammiert, du genügst nicht du bist nicht gut genug. Das stimmt aber nicht!

Bist du in Therapie bzw. hast das mal in Erwägung gezogen?

Zitat von Sky007:
Wird es je aufhören, dass streben nach Fehlerloses Arbeiten?

Das liegt in deinen Händen.

Der entscheidende Schritt ist, zu akzeptieren, dass es fehlerloses Arbeiten nicht gibt. Niemals. Egal, wie sehr man sich anstrengt. Ob etwas, was man tut, als perfekt oder fehlerlos betitelt wird, ist primär eine Sache der Wahrnehmung. Und es wird immer jemanden geben, der der Meinung ist, dass das, was du getan hast, nicht perfekt war, weil seine Ansprüche nicht erfüllt wurden.

Und damit sind wir beim Kern: Der Wunsch, fehlerfrei zu arbeiten, hängt damit zusammen, dass du vermeiden möchtest, von anderen Menschen negativ bewertet und/ oder angegriffen zu werden. Indem du dich darum bemühst, nicht nur 100 Prozent sondern 150 oder besser noch 1000 Prozent zu geben, hoffst du, nicht angreifbar zu sein.

Auch das wird niemals funktionieren, denn zum einen wird es, wie gesagt, immer jemanden geben, für den auch deine 1000 Prozent nicht genügen, zum anderen können die meisten Menschen es nicht besonders leiden, mit jemandem zu tun zu haben, der immer alles perfekt macht. Schon in der Schule werden Mitschüler mit guten Noten schnell zu Strebern oder gar Schleimern stigmatisiert, denn der Vergleich mit jemandem, der besser ist als man selbst, führt einem immer die eigene Unzulänglichkeit vor Augen.

Deswegen sind Perfektionisten meist nicht besonders beliebt, zumal sie meist im Umgang auch anstrengend sind, weil sie nicht entspannt und gelassen mit Situationen umgehen können.

Den allermeisten Menschen sind Menschen, die ebenso unperfekt sind, wie sie selbst, weit lieber, denn es erspart ihnen, sich messen und vergleichen zu müssen.

Dein Wunsch danach, nicht angegriffen zu werden, wird sich viel eher erfüllen, wenn du dein Perfektionsstreben gegen Gelassenheit tauscht.

Andernfalls wirst du immer wieder gnadenlos vor die eigene Wand rennen, die du dir selbst aufgebaut hast. Es gibt keinen perfekten Menschen und auch du wirst niemals einer werden. Anzustreben, ein normaler Mensch unter anderen normalen Menschen zu sein, was den Leistungsanspruch betrifft, ist ein gutes Ziel, wenn man Freunde haben und von anderen akzeptiert sein möchte.

Zitat von Sky007:
was ist wenn ich versage?.


Genau, was wäre dann? @Calima hat es dir schon geschrieben, Stress entsteht, wenn man mit Versagen nicht umgehen kann. Deshalb meint man, je besser man ist, desto weniger Angriffsfläche bietet man. Das Ergebnis ist der reine, pure Stress, der so hoch wird, dass Körper und Seele die Grätsche machen und dann ist genau das passiert was gefürchtet wird, nee, noch schlimmer, dann geht überhaupt nix mehr.

Also Stopp mit dieser bescheuerten Selbstsabotage, und rein in die Leichtigkeit des Seins. Perfektionisten werden nie schlecht, 100 % reichen völlig aus.

Und denke bitte darüber nach, dass du dir durch deine Angst vor Kritik das Leben zur Hölle machen kannst. Denn, gut wird nie perfekt sein und hört deshalb nicht auf, dich zu stressen.

Ich denke, dem liegt ein Minderwertigkeitsgefühl oder schwaches Selbstbewusstsein zugrunde. Zumindest ist das bei mir so. Ich habe extreme Versagensangst, so schlimm, dass ich Angst habe, nach dem Studium ins Arbeitsleben zu starten. Es gibt soooo viele Gelegenheiten, bei denen ich versagen kann! In meinem Examen habe ich schon versagt, ich habe nicht bestanden und darf eine Ehrenrunde drehen.
Leider gehört Versagen zum Leben. Aber sich damit abzufinden, ist so schwer! Es hat jetzt einen Monat gedauert, mein nicht bestandenes Examen zu akzeptieren. Ich habe danach 4 Stunden geheult und war wochenlang aggressiv. Aber es hat mich weitergebracht. Ich kann mich nun selbst damit annehmen. Denn ich habe keine Wahl, ich muss damit leben. Man muss leider versagen, um zu lernen, sein Versagen zu akzeptieren. Vielleicht geht das auch anders. Aber jedes Versagen ist eine neue Chance zu lernen. Und viele Fehler führen auch nicht zum sofortigen (sozialen) Tod. Es kann nicht so viel Schlimmes passieren! Es gibt immer eine neue Chance, einen neuen Job, einen neuen Freund...Es ist wichtig zu trauern, wenn man etwas davon verloren hat. So ein Verlust ist schrecklich! Aber das Leben geht nach dem Versagen immer weiter. Vielleicht hilft dir das ja.





Mira Weyer
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