Ich bin 45 Jahre alt. Biologisch. Im Kopf bin ich aber nicht über einen Anfangsdreissiger hinausgekommen und habe wohl einige Entwicklungsphasen verpasst...
In der Psychologie sagt man - so hörte ich es einmal -, dass sich Menschen bis zum dreissigsten Lebensjahr nicht bewusst sind, dass sie sterben werden.
Wie dem auch sei, für jeden ist das Thema Sterben und Tod ein persönliches. Ich habe schon Geschichten von Zen-Meistern gelesen, die auf dem Totenbett weinten und nicht sterben wollten. Obwohl ihr Leben doch genau auf diesen Moment hin ausgerichtet war. Immer das Leben im Hier und Jetzt und nicht anhaften, fetshalten wollen an Dingen (oder dem Leben). Wir sehen also, dass es gar nicht so einfach ist, das Thema zu vereinheitlichen.
Fest steht, dass jeder von uns zu 100% wird sterben müssen.
Mir macht das auch Angst. Zumal ich in einem Alter bin, wo mir weniger Zeit bleibt, als einem Zwanzigjährigen. Dann kommt meine persönliche Angst dazu, dass ich meine Zeit nicht so nutze, wie ich gerne möchte und im Hintergrund kann ich dann auch noch die Lebenszeit verinnen hören.
Ich beneide Menschen, die ganz in ihrem Glauben aufgehen und an ein Leben nach dem Tod glauben. Ich kann das leider nicht und so ängstigt mich nicht nur die Art und Weise, wie ich einmal gehen werde (Unter Schmerzen, allein im Heim, im Vollbesitz meiner geistigen Kräfte?), sondern auch die Frage (immer ohne Antwort!): Könnte es ein danach geben? Ich glaube nicht. Leider.
Mein Rat: Lebt!
Lebt intensiv, macht euch weniger Gedanken, was andere über euch Denken, denn euer Leben kann nur von euch gelebt werden! Niemand (leider!) kann dir sagen, was deine Leidenschaft im Leben ist- welcher du nachgehen solltest. Es kann sein, dass deine Eltern, deine Freunde, oder wer auch immer dich für verrückt halten, wenn du deinen Träumen folgst.
Aber, am Ende, auf dem Sterbebett, musst du nur dir selbst Rechenschaft ablegen.
Wirst du da sagen: Ach, hätte ich doch mal mehr Zeit im Büro/auf der Baustelle/am Arbeitsplatz verbracht? Oder beim sauber machen? Oder dabei, so zu sein, wie andere mich gerne hätten?
Ich glaube das nicht.
Dazu kann ich dir den Augenöffner empfehlen, in Buchform:
Dieser Mensch war ich von Christiane zu Salm
Das Buch beinhaltet Interviews - Rückschau ihres Lebens - (immer nur ein oder zwei Seiten) mit Menschen, die sterben, durch Krankheit oder einfach, weil sie sehr alt sind. Das Ergebnis ist für mich jedesmal wieder ein Augenöffner mit Aha-Erlebnis. Denn viele Aussagen gehen in die Richtung, dass die Menschen eben nicht ihr Leben gelebt haben, sondern fremdbestimmt. Oder sie haben die Liebe nicht gelebt, nicht ihre Bestimmung gefunden, sich für andere verbogen...
Wirklich interessant! Nach der Lektüre möchte man direkt losgehen und Bäume ausreissen.
Aber jetzt schwätze ich hier klug daher und sitze trotzdem zu Hause mit meinen Alltagsängsten und dem Nichtwissen wohin meine Reise gehen soll...
Um mein Geschreibsel über das Thema Angst vor dem Tod hier abzuschließen, möchte ich mit einem meiner Lieblingszitate enden. Wer sich die Frage sinnvoll beantworten kann, wird ein gutes Leben führen.
Von Karl Kraus
Gibt es ein Leben vor dem Tod?