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Hallo ihr Lieben,

Mein Studium fängt an und zugegebenermaßen ist das mein dritter Versuch hinzugehen.
Ich bin jetzt seit einem Jahr in Therapie und habe recht große Fortschritte gemacht.
Dazu muss ich sagen, dass meine Angststörung oder überhaupt meine Angst nicht so ist, wie das normale Krankheitsbild. Ich habe in meinem Alltagsleben inzwischen durch die Therapie überhaupt keine Angst mehr. Vorher auch nur sehr, sehr vereinzelt. Wenn dann hat sich das nur als soziale Phobie geäußert und auch nur abgeschwächt. Inzwischen selbst das kaum noch. Das heißt, abseits von dem Studium kann ich ein ganz normales Leben leben. Ich habe kein Problem damit allein auszugehen, regele alle meine Angelegenheiten selbstständig, war alleine in Australien, treffe mich mit Freunden etc. etc.
Darüber sollte ich eigentlich glücklich sein, aber tatsächlich fühle ich mich dadurch eher schlechter. Es kommt mir vor, als wäre es meine Schuld, dass das mit dem Studium nicht funktioniert. Alles andere klappt doch. Mein Fachabi habe ich mit Einserschnitt absolviert und klar, zwischendurch war das mal stressig, aber ich hatte nie das Gefühl, es nicht bewältigen zu können.

Und jetzt? Ich hatte mich so auf ein Studium gefreut. Ich weiß auch, dass es die richtige Wahl für mich ist und trotzdem...
Sobald es losgeht kommt da ein riesiger Block. Ein unüberwindbarer Widerstand, den ich nicht erklären kann. Mir nicht erklären kann. Weil alles läuft, alleine leben läuft, ich traue mir das zu. Ich weiß, dass ich es kann. Und doch, wenn ich es soll, funktioniert es nicht. Ich verzweifele langsam aber sicher. Ich weiß, dass es hier schon Beiträge gibt, die dieses Thema behandeln, aber irgendwie gibt es dort keinen, der auf meine Situation passt.

Ich habe dieses Mal extra vorgesorgt, im Wissen, dass es eventuell wieder nicht klappen könnte und mich zu einem weiteren Jahr Schule angemeldet in dem ich mein allgemeines Abi erwerben könnte. Ich weiß, dass ich das kann. Und so hätte ich dann quasi etwas, was ich tun könnte, wenn es nicht klappt, damit ich nicht völlig ohne alles dastehen würde. Allerdings wäre ich dann 26 wenn ich mein Abi hätte. Andere Leute sind da schon fest im Berufsleben, heiraten, bauen Häuser und bekommen Kinder. Und in meinem Lebenslauf sähe das auch furchtbar aus. Ich wäre dann ja erst mit ungefähr 30 Jahren fertig. Eher mit 31, wenn ich meinen Master mache.

Da kommen wir zu meinem zweiten Problem. Von meiner Familie aus, im speziellen von meinem ältesten Bruder und früher meinem Vater, der jetzt aber verstorben ist, stand ich immer unter einem großen Druck Karriere zu machen. So früh wie möglich, so schnell wie möglich und das Beste war gerade gut genug. Zugegebenermaßen habe ich mir das auch aufdrängen lassen. Ich fand das gut. Eine gute Arbeitseinstellung, denn wenn man schließlich etwas anfängt, dann sollte man es auch mit Bestnoten abschließen. Also es ist nicht so als ob ich hier das Opfer wäre, das darunter gelitten hat. Obwohl ich das wahrscheinlich schon irgendwie bin. Denn die Probleme und meine Angst fingen dadurch erst an. Und meine Angst ist auch nur rein auf das berufliche bezogen. Meine soziale Phobie, die durch früheres mobben entstand, habe ich gut gemeistert, bin nahezu vollends gesund. Aber die andere Angst, von der ich nicht weiß, wie ich sie bezeichnen soll ist umso stärker.
Mein Bruder sagte mir außerdem, dass mein Fachabi nichts wert wäre. Er sagte, er würde mich nicht einstellen und ich wäre schon viel zu alt.
Mein Therapeut sagt, dass solche Aussagen totaler Quatsch sind und versucht den Druck von mir zu nehmen, indem er meint, ich soll versuchen meinen eigenen Weg zu gehen und nicht den meines Bruders. Und ich soll es nicht so hart nehmen, wenn das mit dem Studium nicht klappt oder es sich verzögert, denn momentan würde ich das nicht für mich machen, sondern für meinen Bruder, also dass es Teil meines Krankheitsbildes ist und ich deshalb davon erstmal wegkommen soll. Aber irgendwie kann ich das nicht glauben. Ich kann nicht es nicht lockerer sehen und einfach mal machen. Ich habe immer das Gefühl, ich versaue mir mein Leben, wenn ich jetzt nicht in die Puschen komme und bisher habe ich den Eindruck, auch von Beiträgen im Internet, die ich dazu lese, dass alle anderen es auch so sehen. Aber gerade, wenn ich mir denke: Los jetzt. Mach doch einfach wird mein Widerstand größer und meine Angst auch. Ich verstehe es einfach nicht. Alles andere in meinem Leben klappt so gut.
Ich würde ganz gerne das allgemeine Abi noch nachmachen, aber dann weiß ich auch wieder nicht, ob da mein Bruder aus mir spricht oder ich. Ich weiß auch nicht, ob ich dann bloß fliehe. Das will ich auch nicht. Ich könnte mich da echt selbst ohrfeigen. Wenn ich das Studium nicht schaffe, komme ich mir vor als hätte ich im Leben versagt und sei nichts mehr wert.
Aber ich kann gleichzeitig auch nicht einfach hingehen, weil der Widerstand zu groß ist.
Ich komme mir deshalb vor wie das größte Weichei überhaupt.

Was sagt ihr? Was wäre euer Tipp? Ich weiß ehrlich nicht mehr, was ich machen soll.

Danke an jeden, der bis hierhin gelesen hat und mein ganzes durcheinander reden ertragen hat.
Ich würde euch bitten vorsichtig beim Beantworten des Beitrages zu sein, einfach, weil ich harte Worte gerade schlecht ertrage. Formuliert es einfach nett, aber sagt schon an wenn ihr meint, ich mache etwas falsch.

Liebe Grüße,
Weißichauchnicht

18.03.2018 17:45 • 19.03.2018 #1


20 Antworten ↓


Hallo, hast du mal darüber nachgedacht,warum das Studium so angstbesetzt ist, und ein 1 Jahr normale Schule, problemlos machbar wäre?

A


Angst vor dem Studium

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Hi, also eines kann ich dir sagen, wenn du gut bist und dein Fachgebiet gesucht ist, brauchste dir keine Sorgen um deinen Lebenslauf zu machen.

Ich habe das Gymnasium nach der 10. abgebrochen, bin dann jobben gegangen oder war arbeitslos, anschließend habe ich eine wertlose schulische Berufsausbildung gemacht. Dann habe ich das Abitur nachgeholt und war danach ein Jahr krank, das ist auch mein Eintrag im Lebenslauf. Anschließend endete ein halbes Jahr Studium der Luft- und Raumfahrttechnik mit nicht einer geschriebenen Prüfung. Ich wechselte in die Elektrotechnik und zog das Studium in Regelstudienzeit mit Auszeichnung durch. 5 Jahre dauerte das bis zum Master, da war ich gerade 32 Jahre geworden. Bei der Einstellung fragte niemand nach meinem Lebenslauf, ich blieb in der Firma, in der ich die Masterarbeit geschrieben hatte. Während des Studiums heiratete ich, inzwischen haben wir 2 Kinder und ein, in unseren Augen, absolutes Traumhaus gebaut. Ich bin letzten Monat 37 geworden.

Ich habe dir das alles aber nicht erzählt, weil ich mit meinen Erfolgen hausieren gehen wollte, sondern um dir Mut zu machen. Ich sehe einige Parallelen zwischen uns, ich habe auch fast nur sehr erfolgreiche und gebildete Menschen in meinem Umfeld. Ich hatte immer Angst ihren Ansprüchen nicht zu genügen und eine schlimme soziale Phobie, die mich von der ersten Klasse an isoliert hat. Nach Ende der Pupertät kam noch eine abscheuliche Neigung dazu, die ich nur mit blankem Selbsthass, Dro. und Alk. ertragen konnte.

Ich will sagen, dass du es schaffen kannst und mit deiner Therapie bist du auf einem guten Weg. Wenn du noch ein Jahr Zeit brauchst und du es überbrücken kannst, dann mach das. Deinem Lebenslauf verzeiht man mehr als du denkst, besonders wenn du die Zeit sinnvoll nutzt.

Zitat von Icefalki:
Hallo, hast du mal darüber nachgedacht,warum das Studium so angstbesetzt ist, und ein 1 Jahr normale Schule, problemlos machbar wäre?


Uff, ja, hab ich. Lange und oft. Und bin zu keiner befriedigenden Antwort gekommen.
Mein Tipp wäre, dass es daran liegt, dass dies irgendwie eine eigene Entscheidung wäre. Ich weiß nicht ganz, wie ich's erklären soll. Aber da Studium hat unheimlich viel in meinem Kopf mit den Erwartungen meines Bruders zu tun. Und mit dem Abi nachholen, starte ich nochmal neu, sozusagen? Ich weiß es auch nicht ganz, ehrlicherweise. Vertraue mir da selbst nicht so ganz.

Zitat von Fuma:
Hi, also eines kann ich dir sagen, wenn du gut bist und dein Fachgebiet gesucht ist, brauchste dir keine Sorgen um deinen Lebenslauf zu machen.

Ich habe das Gymnasium nach der 10. abgebrochen, bin dann jobben gegangen oder war arbeitslos, anschließend habe ich eine wertlose schulische Berufsausbildung gemacht. Dann habe ich das Abitur nachgeholt und war danach ein Jahr krank, das ist auch mein Eintrag im Lebenslauf. Anschließend endete ein halbes Jahr Studium der Luft- und Raumfahrttechnik mit nicht einer geschriebenen Prüfung. Ich wechselte in die Elektrotechnik und zog das Studium in Regelstudienzeit mit Auszeichnung durch. 5 Jahre dauerte das bis zum Master, da war ich gerade 32 Jahre geworden. Bei der Einstellung fragte niemand nach meinem Lebenslauf, ich blieb in der Firma, in der ich die Masterarbeit geschrieben hatte. Während des Studiums heiratete ich, inzwischen haben wir 2 Kinder und ein, in unseren Augen, absolutes Traumhaus gebaut. Ich bin letzten Monat 37 geworden.

Ich habe dir das alles aber nicht erzählt, weil ich mit meinen Erfolgen hausieren gehen wollte, sondern um dir Mut zu machen. Ich sehe einige Parallelen zwischen uns, ich habe auch fast nur sehr erfolgreiche und gebildete Menschen in meinem Umfeld. Ich hatte immer Angst ihren Ansprüchen nicht zu genügen und eine schlimme soziale Phobie, die mich von der ersten Klasse an isoliert hat. Nach Ende der Pupertät kam noch eine abscheuliche Neigung dazu, die ich nur mit blankem Selbsthass, Dro. und Alk. ertragen konnte.

Ich will sagen, dass du es schaffen kannst und mit deiner Therapie bist du auf einem guten Weg. Wenn du noch ein Jahr Zeit brauchst und du es überbrücken kannst, dann mach das. Deinem Lebenslauf verzeiht man mehr als du denkst, besonders wenn du die Zeit sinnvoll nutzt.



Oh, ich danke dir so sehr für diese Antwort!
Habe das gar nicht so empfunden, dass du mit deinen Erfolgen hausierst, sondern genauso wie du's gemeint hast. Du hast mir damit sehr Mut gemacht!
Ich freue mich sehr für dich, dass alles bei dir so geworden ist. Das hört sich nach einem sehr schönen Leben an.
Das ist nämlich wovor ich mich fürchte - dass ich mir jetzt schon alles verbaut habe. Aber danke für diese Perspektive. Ich hoffe sehr, dass es bei mir ähnlich ausgehen wird.


Wie du das erzählst, sehe ich auch einige Parallelen. Ich habe sehr lange überlegt hier etwas zu veröffentlichen, aber im Endeffekt tut es doch gut zu wissen, nicht alleine zu sein.

Dankeschön noch einmal für deine lieben Worte. Noch weiß ich nicht genau, wie es weitergehen wird, aber du hast mir mehr geholfen als du vielleicht annimmst.

Es freut mich sehr, dass ich dir einen Lichtblick geben konnte. Ich bin oft sehr unsicher wie ich auf andere wirke, aber das ist halt die soziale Phobie.

Und du hast recht, es ist ein schönes Leben, das allerdings gleichzeitig zur Besserung und Verschlechterung meines Seelenleids beiträgt. Aber das ist bei mir schon etwas sehr spezielles.

Ich wünsche dir, dass du deine Zukunftsängste in Schach halten kannst, deine Therapie erfolgreich ist und du dann voll im Studium durchstarten kannst. Wenn das Fach stimmt, habe ich Studieren als sehr befreiend empfunden. Keine Zwänge wie in der Schule, öfter mal einen Vormittag frei, wo andere arbeiten müssen, man ist nie verlegen darum ein Bierchen trinken zu gehen und das Campusleben im Liegestuhl direkt an der Spree war auch nicht schlecht. Aber selbst das Lernen in der Bibliothek habe ich sehr genossen, aber das lag vielleicht auch daran, dass Elektrotechnik für mich eine Passion ist.

Ich wünsche dir, dass du in 5-6 Jahren auch so auf dein Studium zurückblicken kannst.

PS: Schon wieder diese Ungewissheit, wie mein Text auf dich wirkt. Es ist echt zum Mäusemelken.

Hallo Fuma,

Das ist bei mir nicht anders - ich bin auch immer ungeheuer unsicher, wie ich auf andere wirke, überanalysiere mich und lege jede Bemerkung auf die Goldwaage. Aber mach dir keine Sorgen, bei mir kommt alles richtig an. Und ich denke, da wir beide Sozialphobiker sind, sollten wir uns doch eigentlich verstehen. Jedenfalls entweder das oder wir potenzieren auf

Darf ich fragen, weshalb? Wenn nicht überlies das hier einfach!

Ich habe es heute tatsächlich zu meinem Studienbeginn geschafft, was ich nie gedacht hätte. Es hat mich enorm Überwindung gekostet und ja, eigentlich sollte ich das feiern, aber jetzt fühle ich mich irgendwie verpflichtet dazu das weiterzuführen, auch wenn ich merken würde, dass das mit dem Abi nachholen besser für mich wäre. Ich weiß nicht, ob ich wirklich Sinn mache, wenn ich so rede.
Ich weiß nicht, was richtig für mich ist. Noch habe ich ein bisschen Zeit.
Mein Problem beim Studium ist halt auch der enorme Sozialdruck. Ich habe nicht das Gefühl mein Studium gestalten zu können, wie ich gerne wollen würde, weil ich mir immer Gedanken darüber mache, was andere denken könnten. Mal sehen, mal sehen.
Aber schau, da zeigt sich auch eines meiner Probleme wieder: Kaum einen Tag geschafft, muss beinahe zwanghaft meine komplette Zukunft feststehen. Ayayay.

Ich könnte mir vorstellen, dass genau dieser Zwang es ist, der dich so festsetzt.
Ich würde mich fühlen, wie in einer Falle. Hab ich erst was angefangen muss MUSS ich es durchziehen und dann noch mit bestnoten.
Mit dem Vater und dem Bruder im Ohr kann man sich ja nur genau so fühlen.

Du lässt dir damit keinen Spielraum.
Und ich vermute, dass deswegen einJahr Abi nacholen so viel leichter gewesen wäre. Oh ja ein Jahr schaffe ich schon durchzustehen. Aber gleich ein ganzes Studium?
Wenn ichs angefangen habe, kommeich aus der Misere nicht mehr heraus. Und dann bin ich so und so alt und KANN gar nichts neues mehr anfangen wenns mir noicht gefällt was ich tue. ich bin doch dann zu alt....lalalalala Leier.

Klapp Falle zu.

da kann manja nur ins rotieren kommen.

Versuchdir Freiraum zu schaffen. Und den Dämon aus deinem Ohr zu bekommen. Oder ihn anzuhören aber ihm ncihtzustimmen zu müssen.
Es ist DEIN Leben und es ist wie es ist. Egal was du anfängst oder nicht. Und egal was du zuEnde bringst der eben auchnicht.
DU musst in diesem Leben leben. Und da geht es keinen etwas an.

Vielleicht hilft dir die Einstellung schon etwas besser zu schaffen. Vielleicht ist es am Ende aber auch trotzdem nichtganz das richige. Du hast jede Wahl offen.

Liebe Grüße

Hallo liebe Weißichauchnicht!

Du hörst dich an wie ich vor acht Jahren!
Ich habe mein Studium eigentlich auch auf den Wunsch meines Vaters hin begonnen, obwohl ICH für MICH damit nicht sehr glücklich war anfangs. Ich wusste noch gar nicht wer ich bin, wo meine Stärken liegen und meine Schwächen. Aber das war eine ähnliche Situation. Ich war die Erste und Einzige in der Familie, die studieren konnte, dementsprechend hoch war der Druck. Mein Vater ist auch eher der Typ Leistungs- und Erfolgsdenken und generell vom Wesen her eher autoritär. Ich hatte Angst, dass ich ohne seine Unterstützung nicht überleben kann, also habe ich das Studium widerwillig begonnen, natürlich viele Prüfungen aus Trotz und aus mangelnder Motivation verbummelt usw. usf.

Irgendwann habe ich meinen Partner kennen gelernt und mit 22 dann ein Kind von ihm bekommen. Da brach das ganze System erstmal wie ein Kartenhaus in sich zusammen, aber für mich war das das Beste, was passieren konnte. Ich nahm mir drei Jahre Kinder-Auszeit vom Studium und konnte im erneuten Anlauf ENDLICH SELBST für mich und ganz persönlich entscheiden: Ja, ich will studieren. Erst ab diesem Zeitpunkt habe ich die Motivation aufbringen können, meine Aufgaben gut zu erledigen.

Von dem ewigen Leistungsdruck habe ich mich komplett frei gemacht. Es reicht im Notfall auch eine drei. Ich werde deshalb nicht unter der Brücke schlafen müssen.

Ich glaube, DU musst DIR selbst klar werden, ob das Studium auch das ist, was DU willst - oder ob es das ist, was dein Vater/Bruder von dir und für dich wollten. Das klappt manchmal durch eine Auszeit, manchmal aber auch durch einen willensstarken Entschluss.

Und glaub mir: schau nicht auf die Anderen, die erzählen zu 80 % sowieso kompletten Mist. So Sachen wie Ich habe nichts gelernt und trotzdem eine 1 +, Oh ja, man muss mit 22 Jahren fertig studiert haben, am besten innerhalb 4 Semestern und Natürlich möchte ich Karriere machen und keine Familie mit Haus und Garten! glaube ich einfach nicht mehr. Das ist Schwachsinn. Die allerwenigsten (!) schaffen ihr Studium innerhalb der Regelstudienzeit und wenn doch, fallen sie spätestens nach den ersten Berufsjahren in ein Loch. Ich bin mittlerweile 27 Jahre und schreibe gerade Staatsexamen. Aber was soll's? Ich werde in meinem Leben noch lange genug arbeiten. Überlege gerade sogar, evtl noch ein Studium draufzusatteln. Was die Anderen denken kann uns egal sein - sie stecken nicht in unserer Haut.

Liebe Grüße!

PS: Das: Das ist bei mir nicht anders - ich bin auch immer ungeheuer unsicher, wie ich auf andere wirke, überanalysiere mich und lege jede Bemerkung auf die Goldwaage. klingt irgendwie auch komplett nach mir

Zitat von Weißichauchnicht:
Hallo Fuma,

Das ist bei mir nicht anders - ich bin auch immer ungeheuer unsicher, wie ich auf andere wirke, überanalysiere mich und lege jede Bemerkung auf die Goldwaage. Aber mach dir keine Sorgen, bei mir kommt alles richtig an. Und ich denke, da wir beide Sozialphobiker sind, sollten wir uns doch eigentlich verstehen. Jedenfalls entweder das oder wir Poten. auf

Darf ich fragen, weshalb? Wenn nicht überlies das hier einfach!

Ich habe es heute tatsächlich zu meinem Studienbeginn geschafft, was ich nie gedacht hätte. Es hat mich enorm Überwindung gekostet und ja, eigentlich sollte ich das feiern, aber jetzt fühle ich mich irgendwie verpflichtet dazu das weiterzuführen, auch wenn ich merken würde, dass das mit dem Abi nachholen besser für mich wäre. Ich weiß nicht, ob ich wirklich Sinn mache, wenn ich so rede.
Ich weiß nicht, was richtig für mich ist. Noch habe ich ein bisschen Zeit.
Mein Problem beim Studium ist halt auch der enorme Sozialdruck. Ich habe nicht das Gefühl mein Studium gestalten zu können, wie ich gerne wollen würde, weil ich mir immer Gedanken darüber mache, was andere denken könnten. Mal sehen, mal sehen.
Aber schau, da zeigt sich auch eines meiner Probleme wieder: Kaum einen Tag geschafft, muss beinahe zwanghaft meine komplette Zukunft feststehen. Ayayay.


Hey, also auf jedenfall werden wir sehr sensibel auf die speziellen Eigenarten eines Sozialphobikers reagieren.
Also, vielen Dank, dass du so sensibel darauf reagierst, es erleichtert mir das sehr.

Ja, du darfst fragen, aber ich darf dir das nur sehr vage erzählen, weil ich inzwischen realisiert habe, dass diese spezielle psychische Störung hier nicht gern gesehen ist.
Ich glaube, dass ich dieses schöne Leben, dieses viele Glück nicht verdient habe, weil ich etwas in mir trage, das potentiell ungeheuren Schaden verursachen kann. Und die Schuld, die ich mir bereits aufgeladen habe, trägt ihr übriges bei.

Gratulation, du startest als wie ich mit dem Sommersemester, ein gutes Omen.

Meinst du mit sozialem Druck beim Studium den finanziellen Aspekt, oder eher den Druck möglichst schnell und gut da durchzukommen? Ein Kommiliton von mir hätte wie ich in Regelstudienzeit fertig werden können, hat sich dann aber entschieden den Master um 2 Semester zu verlängern, damit er noch andere Kurse machen kann, die ihn interessieren und um mehr Zeit für die Masterarbeit zu haben. Finanziert hat er das als Werkstudent bei Siemens. Der Gestaltungsspielraum ist im Grundstudium sowieso stark eingeschränkt, da wirst du kaum jemand enttäuschen können. Je weiter du kommst, desto mehr Freiräume bekommst du, aber dann wirst auch sicherer sein. Ich bin durch den Master gehetzt, weil ich Existenzängste bekam, aber im Grunde lernte ich erst dort so richtig das Wissen aus dem Bachelor anzuwenden, was den Horizont plötzlich stark erweiterte.
Anfangs viel Disziplin, aber dann öffnet sich dein Spektrum schnell...zumindest war es bei mir so.

Um noch ein anderes Beispiel zu bemühen, meine Schwester hat einen ähnlichen Weg hinter sich, wie ich. Realschulabschluss, Ausbildung zur Röntgenassistentin abgebrochen, Ausbildung zur Zahnarzthelferin abgeschlossen, 2 Jahre gearbeitet, dann Abitur nachgeholt und Chemie und Bio auf Lehramt studiert. Das dauerte bei ihr echt ewig. Als sie mit 35 auf der Suche nach einem Referendariat war, begnete sie einem Schuldirektor, der sie zunächst super fand, bis er zum Lebenslauf kam. Da ließ er sie plötzlich fallen wie eine heiße Kartoffel. Sie hat das sehr getroffen, aber kurz darauf bekam sie eine Stelle bei einem sehr angesehen Gymnasium gleich bei ihr um die Ecke.

Ich will sagen du wirst immer auf Leute treffen die ein verbohrtes Weltbild haben. Ich kann das als Mann nicht wirklich beurteilen, aber ich denke, dass Frauen es da auch noch schwerer haben. Die Kunst dabei ist wieder aufzustehen und weiter zu machen. Aber ich weiß, das ist leichter gesagt als getan.

Zitat von kopfloseshuhn:
Ich könnte mir vorstellen, dass genau dieser Zwang es ist, der dich so festsetzt.
Ich würde mich fühlen, wie in einer Falle. Hab ich erst was angefangen muss MUSS ich es durchziehen und dann noch mit bestnoten.
Mit dem Vater und dem Bruder im Ohr kann man sich ja nur genau so fühlen.

Du lässt dir damit keinen Spielraum.
Und ich vermute, dass deswegen einJahr Abi nacholen so viel leichter gewesen wäre. Oh ja ein Jahr schaffe ich schon durchzustehen. Aber gleich ein ganzes Studium?
Wenn ichs angefangen habe, kommeich aus der Misere nicht mehr heraus. Und dann bin ich so und so alt und KANN gar nichts neues mehr anfangen wenns mir noicht gefällt was ich tue. ich bin doch dann zu alt....lalalalala Leier.

Klapp Falle zu.

da kann manja nur ins rotieren kommen.

Versuchdir Freiraum zu schaffen. Und den Dämon aus deinem Ohr zu bekommen. Oder ihn anzuhören aber ihm ncihtzustimmen zu müssen.
Es ist DEIN Leben und es ist wie es ist. Egal was du anfängst oder nicht. Und egal was du zuEnde bringst der eben auchnicht.
DU musst in diesem Leben leben. Und da geht es keinen etwas an.

Vielleicht hilft dir die Einstellung schon etwas besser zu schaffen. Vielleicht ist es am Ende aber auch trotzdem nichtganz das richige. Du hast jede Wahl offen.

Liebe Grüße


Es ist erstaunlich wie sehr du das hier auf den Punkt gebracht hast. Es ist exakt genau wie ich mich fühle, nur ich konnte es einfach nicht so in Worte fassen. Beinahe ein wenig unheimlich wie präzise du das beschrieben hast.

Ich versuche, die Stimme zu ignorieren oder mich gegen sie zu wehren, allerdings weiß ich allerdings erst seit einem guten halben Jahr, dass es sie überhaupt gibt. Oder, weil das falsch ausgedrückt ist, eher: Ich habe mir endlich eingestanden, dass es sie gibt und mir nicht länger vorgemacht, es wäre meine eigene. Angefangen mich gegen sie wirklich zu wehren, erst vor zwei oder drei Monaten. Ich musste, so unverständlich das klingt, erst verstehen, dass diese Stimme nicht hilfreich war, sondern das Gegenteil. Das hat mich recht viel Zeit gekostet, einfach weil es mich sehr lange begleitet hat und ich mich nie getraut mich zu wehren. Bzw auch immer dachte, die Stimme hat recht und es liegt einfach nur an mir, dass ich es nicht so umsetzten kann und ich müsste mich einfach nur mehr anstrengen.

Also kann es noch etwas dauern bis ich soweit bin die zu ignorieren bzw mich den Regeln zu entziehen und mein eigenes Leben zu leben.
Nur: hab ich dann jetzt die richtige Entscheidung getroffen?

Man sollte sich nicht fragen, ob man die richtige Entscheidung getroffen hat.
Jede Entscheidung ist für sich in dem Moment, in dem man sie fällt, richtig.
Also ja - du hast die richtige Entscheidung getroffen.

Ha das mit dem unheimlich kenneichhier auch. Manchmal ist das so.
Ich hab vor deinem Text gesessen und mich schon genau so gefühlt!

Richtige entscheidung oder nicht ist egal. das weiß man erst wenn man das probiert hat.
Oder wie willst du wissen, ob dir vanillieeis schmeckt, wenn du es nie probiert hast?

Guck mal, du hast dir das noch nicht lange eingestanden und kämpfst noch nicht lange dagegen an und für ein Selbstbestimmtes Leben.
Es wird Zeit brauchen. Gib sie dir!

Wenn dir das Vanillieeis nicht schmeckt holst du dir eben Schokolade. Aber dann hast du etwas gelernt.

Etwas flachsig aber....trifft vielleicht den Punkt.

Ganz liebe Grüße

Zitat von Fräulein Sorglos:
Hallo liebe Weißichauchnicht!

Du hörst dich an wie ich vor acht Jahren!
Ich habe mein Studium eigentlich auch auf den Wunsch meines Vaters hin begonnen, obwohl ICH für MICH damit nicht sehr glücklich war anfangs. Ich wusste noch gar nicht wer ich bin, wo meine Stärken liegen und meine Schwächen. Aber das war eine ähnliche Situation. Ich war die Erste und Einzige in der Familie, die studieren konnte, dementsprechend hoch war der Druck. Mein Vater ist auch eher der Typ Leistungs- und Erfolgsdenken und generell vom Wesen her eher autoritär. Ich hatte Angst, dass ich ohne seine Unterstützung nicht überleben kann, also habe ich das Studium widerwillig begonnen, natürlich viele Prüfungen aus Trotz und aus mangelnder Motivation verbummelt usw. usf.

Irgendwann habe ich meinen Partner kennen gelernt und mit 22 dann ein Kind von ihm bekommen. Da brach das ganze System erstmal wie ein Kartenhaus in sich zusammen, aber für mich war das das Beste, was passieren konnte. Ich nahm mir drei Jahre Kinder-Auszeit vom Studium und konnte im erneuten Anlauf ENDLICH SELBST für mich und ganz persönlich entscheiden: Ja, ich will studieren. Erst ab diesem Zeitpunkt habe ich die Motivation aufbringen können, meine Aufgaben gut zu erledigen.

Von dem ewigen Leistungsdruck habe ich mich komplett frei gemacht. Es reicht im Notfall auch eine drei. Ich werde deshalb nicht unter der Brücke schlafen müssen.

Ich glaube, DU musst DIR selbst klar werden, ob das Studium auch das ist, was DU willst - oder ob es das ist, was dein Vater/Bruder von dir und für dich wollten. Das klappt manchmal durch eine Auszeit, manchmal aber auch durch einen willensstarken Entschluss.

Und glaub mir: schau nicht auf die Anderen, die erzählen zu 80 % sowieso kompletten Mist. So Sachen wie Ich habe nichts gelernt und trotzdem eine 1 +, Oh ja, man muss mit 22 Jahren fertig studiert haben, am besten innerhalb 4 Semestern und Natürlich möchte ich Karriere machen und keine Familie mit Haus und Garten! glaube ich einfach nicht mehr. Das ist Schwachsinn. Die allerwenigsten (!) schaffen ihr Studium innerhalb der Regelstudienzeit und wenn doch, fallen sie spätestens nach den ersten Berufsjahren in ein Loch. Ich bin mittlerweile 27 Jahre und schreibe gerade Staatsexamen. Aber was soll's? Ich werde in meinem Leben noch lange genug arbeiten. Überlege gerade sogar, evtl noch ein Studium draufzusatteln. Was die Anderen denken kann uns egal sein - sie stecken nicht in unserer Haut.

Liebe Grüße!

PS: Das: Das ist bei mir nicht anders - ich bin auch immer ungeheuer unsicher, wie ich auf andere wirke, überanalysiere mich und lege jede Bemerkung auf die Goldwaage. klingt irgendwie auch komplett nach mir


Danke für deine lieben Worte und dein Verständnis.
Das hilft mir echt sehr.

Es ist wirklich das Beste was dir passieren konnte. Ich kann mir nur vorstellen, wie schön das ist, wenn man von dem Druck befreit ist, die eigenen Entscheidungen treffen kann und einfach das eigene Ding durchziehen kann. Und auch noch einen netten kleinen Racker hat

Du hast mit allem Recht, was du sagst und ich hoffe, bei mir im Leben passiert auch etwas, was mich das endlich sehen lässt. Oder ich komme selbst darauf. Beides wäre gut. Zumindest sehe ich es endlich ein, an der Umsetzung hapert's noch, aber...ich kriege das irgendwie hin.

Danke für den Mut, den du mir gibst.

Liebe Grüße!

Du kriegst das hin!
Mir hat auch geholfen, in kleinen Schritten zu denken. Also nicht den großen Berg zu sehen, sondern von Klausur zu Klausur, von Semester zu Semester zu denken. Dann habe ich angefangen, Seminare auch wirklich interessant zu finden und nicht nur als Mittel zum Zweck.
Ein Studium soll nicht nur der Weg zum Beruf sein, sondern ein Weg zu sich selbst. Das hat mein Professor immer gesagt und ich finde, da ist sehr viel Wahres dran.
Ohne das Studium wäre ich heute nicht die Person, die ich bin.

Zitat von kopfloseshuhn:
Ha das mit dem unheimlich kenneichhier auch. Manchmal ist das so.
Ich hab vor deinem Text gesessen und mich schon genau so gefühlt!

Richtige entscheidung oder nicht ist egal. das weiß man erst wenn man das probiert hat.
Oder wie willst du wissen, ob dir vanillieeis schmeckt, wenn du es nie probiert hast?

Guck mal, du hast dir das noch nicht lange eingestanden und kämpfst noch nicht lange dagegen an und für ein Selbstbestimmtes Leben.
Es wird Zeit brauchen. Gib sie dir!

Wenn dir das Vanillieeis nicht schmeckt holst du dir eben Schokolade. Aber dann hast du etwas gelernt.

Etwas flachsig aber....trifft vielleicht den Punkt.

Ganz liebe Grüße


Du hast Recht. Ich muss es erstmal probieren.

Und ich muss mir Zeit geben und das ist mein Problem; Ich möchte so schnell wie möglich eine Lösung.

Ganz liebe Grüße zurück.
Sponsor-Mitgliedschaft

Zitat von Fräulein Sorglos:
Du kriegst das hin!
Mir hat auch geholfen, in kleinen Schritten zu denken. Also nicht den großen Berg zu sehen, sondern von Klausur zu Klausur, von Semester zu Semester zu denken. Dann habe ich angefangen, Seminare auch wirklich interessant zu finden und nicht nur als Mittel zum Zweck.
Ein Studium soll nicht nur der Weg zum Beruf sein, sondern ein Weg zu sich selbst. Das hat mein Professor immer gesagt und ich finde, da ist sehr viel Wahres dran.
Ohne das Studium wäre ich heute nicht die Person, die ich bin.


Ich möchte definitiv studieren und sehe das auch wie du.
Allerdings muss ich herausfinden, ob jetzt der richtige Zeitpunkt ist und ich es auch wirklich für mich mache.
Momentan ist es nämlich recht schwer für mich, es nicht als Berg zu sehen.
Und ich weiß auch nicht ganz, ob ich hier nur wieder Erwartungen erfülle.
Noch stehe ich vor der Entscheidung, ob ich das allgemeine Abitur mache und mir so etwas Zeit kaufe um mich zu finden oder ob ich dabei bleibe. Who knows.

Das stimmt. Ich werde auf meinem Weg immer Leute treffen, die nicht gut finden, was ich mache/gemacht habe und ich muss damit klar kommen. Als Frau ist es durchaus nochmal schwerer.
Aber ich denke inzwischen, dass ich meinen Weg finden werde. Ich weiß noch nicht wie, aber ich werde es schon irgendwie schaffen

Zu dem, was du vorher geschrieben hast: Ich werde nicht weiter nachbohren, aber im Endeffekt bleibt eine Störung eine Störung und dein Leben ist so wie es ist. Du hast es dir nicht ausgesucht. Und dein Leben ist gekommen wie es ist. Da ich so wenig weiß, weiß ich auch nicht, ob das was ich sage unberechtigt ist oder ich dich damit verletzte: aber irgendwo solltest du dieses Leben haben, spezielle Störung hin oder her. Manchmal versteht man Sachen nicht. Das heißt nicht, dass sie nicht richtig sind. Bzw einfach so sind, wie sie sein sollen.

Mein größtes Problem ist, dass ich nicht weiß, ob das meine Entscheidung ist. Und das ist, was mir Druck macht. Finanziell und dergleichen nicht. Das mit den Bestnoten spielt auch da herein, aber vor allem sind es meine Gedanken, die Probleme machen. Das ich das, was mir immer eingetrichtert wurde, nicht loswerde. Und daher auch nicht weiß, ob ich jetzt eher dem folge, was ich glaube machen zu müssen oder ob ich das tue, was ich will. Kann's mal wieder nicht so richtig in Worte fassen, sorry. Ich bin echt nicht sonderlich gut in sowas.

Wenn du die Augen zu machst und dir ein paar Minuten gibst:
Wo siehst du dich in 10 Jahren? Was ist das, was dich wirklich glücklich macht?

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Mira Weyer
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