Hallo Jo,
ich kann mir vorstellen, dass eine junge Frau, die schon sehr lange keinen oder kaum direkten Kontakt mit Fremden hat, auch Schwierigkeiten damit hat einzuschätzen wer wann was wie meint...hab ich gar nicht dran gedacht...ich glaube, das wär aber auch was, was Du ganz schnell und vielleicht sogar ganz nebenbei wieder lernen könntest (z.B. in einer Klinik, indem Du einfach mal wieder mit Irgendwelchen Leuten über dies und das , über ganz unwichtige und alltägliche Dinge quasselst, die Du gar nicht persönlich nehmen MUßT...und mit den Therapeuten und Ärzten über ganz konkrete Problematiken)...für mich ist das ein Bedürfnis...ohne diesen Mix fänd ich es vermutlich sehr viel schwieriger mit so ganz ernsten und wichtigen Thematiken (wie z.b. Behördenstress, Arbeitssuche, Job etc) überhaupt halbwegs zurecht zu kommen...mental und auch sozial...
Zitat:Da ich eben AU geschrieben bin,meinen die Herrschaften sie können sich überall einmischen.
Die Sache ist die...die Herrschaften meinen das nicht nur, das ist tatsächlich so...die Gesetzgebung beauftragt die regelrecht damit, sich einzumischen...und das sag ich mir immer bevor ich einen Behörden/Ämtertermin wahrnehme...sonst würd ich vermutlich mit denen rumdiskutieren und streiten und richtig Stress bekommen ..aber siehste...sowas würde mir das Hirn brechen und ich würd es super persönlich nehmen, wenn ich nicht ne ganze Menge Leute kennen würde, die gleiche/ähnliches erleben, denken und erfahren...oder die dieses System und diese Art des Einmischens von Ämterseite auch nicht verstehen...und ich hab auch schon Sachbearbeiter gesprochen, die selbst jeden Tag wieder das Gefühl haben, dass viele Anordnungen und Verfügungen bedeuten, dass sie die falschen Bäume anbellen und bedrohen MÜSSEN...Sobald auch nur ein Cent von der ArGe zum Einkommen zugeschossen wird, sind die beauftragt solange Druck zu machen, bis Du diesen Cent nicht mehr brauchst/willst/beantragst....wenn ich z.B. über solche Sachen ganz allgemein nicht auch mal mit anderen Leuten quasseln könnte, dann würde mein Hirn zu Gülle werden...auch wenn ich es nicht persönlich nehme, verstehe ich es nicht...aber ich weiß ziemlich genau, warum die ArGes Dir und Millionen Anderer gerade jetzt Druck und Stress macht...nächstes Jahr sind Wahlen...eigentlich sollte man denen so richtig in den Hintern treten, weil es ihnen offenbar über drei Jahre herzlich egal war, ob ne junge clevere Frau, wie Du drei Jahre lang ohne Perspektive zu Hause war...
Es gibt Tonnenweise von Förderprogrammen, EU geförderten Weiterbildungen, Schulungsangeboten und Möglichkeiten um selbst schwerstbehinderte Menschen wieder in ein halbwegs selbstständiges Leben zu integrieren...rein menschlich könnte ich sogar verstehen, wenn Du jetzt sagst Hey, was soll das, jetzt könnt ihr mich auch in Ruhe lassen....aber andererseits, könnte das jetzt genau der richtige/beste politische Zeitpunkt sein, um denen ne richtig gute und zukunftsorientierte Ausbildung/Weiterbildung (Abi) oder Maßnahme aus den Rippen zu leiern... Deswegen wär es echt gut, wenn Du das mit dem alleine Rausgehen so bald als Möglich wieder auf die Reihe bekommen könntest...Natürlich weiß ich nicht warum Du schon mit 18 für AU erklärt wurdest...ich kenn das nur aus Erzählungen und da werden die Leute immer nur für einen gewissen Zeitraum für AU erklärt und werden dann von der Kranken bzw. Pflegekasse betreut bzw in Maßnahmen und Therapien vermittelt, manchmal auch in Arbeitsmaßnahmen die von den ArGes in Zusammenarbeit mit Vereinen und Trägern organisiert werden...
Zitat:Meine Motivation sind viele Sachen.
Ich lese viel und versuche mich als Ersatz im Netz zu bilden.
Ich möchte aber viel lieber die Dinge auch erleben.
Reisen machen,wieder zum Fussball gehen,ins Theater,Kino,in ne Kneipe,
den Behörden die Marsch blasen,ausgelassen mit unsrem Hund spazieren..
Oder einfach mal mit meinem Mann mich irgendwo hinsetzen und schön essen.
Gerne würde ich mein Abi nach holen.
Oder eins der Angebote zur Ausbildung wahr nehmen.
Alltägliche Sachen eben. Wenn ich drüber nachdenke,hört es sich komisch an. Mein Kopf sagt wieder was hindert dich?
Wenn Du schon vor 3 Jahren AU geschrieben wurdest (und nicht wegen Deiner Angststörung), dann spielen da doch noch andere Hinderungsgründe eine Rolle, oder nicht? Ich meine...ich frag jetzt mal ganz plump...wie gesagt, rein intellektuell erscheinst Du mir fit zu sein und zu wissen was Du willst...könntest Du denn physisch z.b. an ner weiterführenden Schule täglich am Unterricht teilnehmen, oder dann später zur Uni gehen? Ich mein jetzt wirklich rein physisch...wenn nicht, dann gibts auch dafür gewiss eine Lösung...man muß halt nur wissen oder rumfragen, welcher Fond/Fördertopf/Träger o.ä. dafür als Ansprechpartner in Frage kommt -
...egal was, da könnten Dir z.B. auch die Sozialstationen in einer Klinik/Stationären Einrichtung unglaublich viel helfen und mit Dir zusammen die richtigen Quellen anzapfen, Anträge stellen etc...denn das ist deren Hauptanliegen in Psychatrischen Einrichtungen und Kliniken, die Leute so rasch und stabil und fähig als möglich wieder in ein selbstbestimmtes und funktionierendes Leben zu entlassen...und dazu gehört eben auch z.B. ne passende Schule/Arbeitstelle usw.
Zitat:Muss dazu sagen,ich bin sehr von beiner Ma bemuttert worden.
Aufgrund einer schlechten Erfahrung in der Kindheit hat meine Ma immer versucht, alles an sich abprallen zu lassen. Damit ja nichts an mich kommt. Vll. oder sogar sehr wahrscheinlich was das ein Fehler,jedoch ist sie auch nur eine Mutter die versucht hat ihr Kind zu schützen.
Wer ist da schon perfekt?
Ich würd das nicht Fehler nennen, ich bin ganz sicher sie tut auch jetzt noch das, was sie für das Beste für Dich hält...das ist nur ne Idee, und ich weiß wirklich nicht, ob das überhaupt ne Möglichkeit ist...aber nachdem was Du erzählst, würd ich es irgendwie sinnvoller erfolgversprechender finden, wenn Du UND Deine Mum vielleicht irgendwas zusammen in Punkto Therapie macht...auch ne Möglichkeit, die viele Kliniken in Kombination anbieten...Familientherapien, Paartherapien etc...
bei Euch scheint es ganz massiv zu sein, dass ihr Euch alle mehr oder minder immer und immer wieder in Rollen und Situationen und Verhalten wieder findet, die keiner wirklich will und/oder bewältigen kann...Ein Teufelskreis an den ihr Euch alle schon gewöhnt habt, schön findet das keiner aber weiter machen tun trotzdem alle...wie gesagt, ich weiß es nicht, aber irgendwie kann ich mir nur schwer vorstellen, dass sich wirklich was grundlegend innerhalb Eurer Familie, Deiner Selbstständigkeit, Ängste und Verhaltensmuster ändert, wenn NUR Du an DEINEN Problematiken arbeitest...Ist ja meistens nie ne Frage von : Wo kommt das her, wer ist Schuld wer ist das Problem wer machte Fehler etc...Schwierig ist aus diesen alten Verhaltensmustern einen Weg raus zu finden...und so wie ihr bisher alle an einem Strang gezogen habt, müßtet ihr auch da zusammen wieder raus...vom Kopf her wissen auch Dein Mann und Deine Mutter, dass es Dir überhaupt nicht gut tut und hilft, wenn sie Dich wie ein 5 jähriges Kind an die Hand nehmen und Deine Ängste wichtiger/ernster nehmen als alles andere...genau wie bei Dir sagt der Kopf ganz klar und deutlich: Das kann doch nicht sein, das ist nicht gut, das hilft nicht...aber dann gehen sie halt doch mit, kümmern sich doch, machen dies und das und welches...weil die Alternative eben auch für sie emotional nicht auszuhalten ist...
Das müßt ihr alle lernen... dass es Altenativen gibt, die nicht gruselig und schrecklich sind, die dahin führen, dass ihr alle irgendwann wieder ohne schlechtes Gewissen und Angst entscheiden könnt ob ihr jetzt dies oder das (füreinander) machen wollt oder eben nicht...Ganz besonders Deine Mutter kann auch nicht nach 21 Jahren einfach den Schalter umlegen und sich sagen Meine Tochter ist eine 21jährige, verheiratete Frau,für folgende Aufgaben ist sie ab Heute für sich alleine verantwortlich...
Mh...sorry, das war jetzt wieder viel zu lang ...sind ja auch alles nur meine Ideen und Eindrücke...aber aus der Erfahrung (mit Familienmitgliedern und Freunden) kann ich auch nur sagen, dass ich einen Klinikaufenthalt als Einstieg für effektiver halten würde...schon alleine weil die da viel mehr Möglichkeiten, Therapieangebote und Fachpersonal aus den verschiedensten Bereichen haben, und weil da eben auch immer auf die Zeit NACH der stationären Behandlung hingearbeitet wird und Dir dort auch z.B. Sozialarbeiter ganz praktische Unterstützung bzgl. Ausbildung o.ä. leisten können...und natürlich weil da ganz viele Leute sind, die auch ganz oft den einen oder anderen guten Tipp (z.B. bzgl. Ansprechpartner ArGe ) auf Tasche haben...das kann ein Therapeut natürlich nicht leisten oder offerieren...