Angst vor allem möglichen - mit 20?
Hallo ihr Lieben,
nach einiger Zeit habe ich mich mal dazu durchgerungen, mich hier bei euch anzumelden. Weil ich glaube ich selbst erkannt habe, dass ich ein Problem habe. Ich halte mich für einen Hypochonder.
Irgendwie hat sich das erst im Laufe des Jahres entwickelt, es ging folgendermaßen los:
Ich, männlich 20, hatte Husten und bekam den eine Weile nicht los. Dann bekam ich Atemprobleme bei schon kleinen Treppenanstiegen. Hier tippte ich dann nach einer Recherche bei Google auf COPD. Bin direkt zum Arzt gerannt und habe mir versichern lassen, dass nichts los ist, es sei nur mein Übergewicht verantwortlich für die Probleme beim Treppensteigen (klingt ja auch logisch).
Als nächstes bekam ich Probleme mit der Brust, Schmerzen dort, Schmerzen in den Gliedmaßen. Das ging sogar soweit, dass ich mich da so reingesteigert habe, dass ich den Krankenwagen kommen ließ. Es wurde ein EKG gemacht, es sei alles in Ordnung, nur mein Blutdruck sei zu hoch. War beim Kardiologen, der hat bestätigt, dass alles wunderbar ist.
Einige Zeit später habe ich dann ein Pulsieren auf meinem Bauch wahrgenommen. Google ergab -- Bauchaortenaneurysma, kann lebensgefährlich werden. Irgendwie habe ich es immer verdrängen können, doch immer wieder ploppte die Angst auf. Also bin ich ein paar Monate später wieder zum Kardiologen und habe glücklicherweise von einer sehr einfühlsamen Ärztin einen Ultraschall des Bauches bekommen, wo mir bestätigt wurde, dass alles okay sei. Ich war erleichtert.
Dann kommen nach wie vor immer mal Schmerzen dazu. In den Gliedmaßen, wie Wachstumsschmerzen, eher brennend und nicht lang anhaltend. Auch da habe ich mal einen Termin beim Neurologen vereinbart.
Vor einiger Zeit kam es dann leider so dicke, dass ich vermutete an Krebs erkrankt zu sein. Genauer gesagt an Darmkrebs. Ich habe Probleme mit der Verdauung, kann nicht gut auf Toilette, das zieht sich jetzt schon Monate. Manchmal wird es besser, manchmal nicht. Manchmal hatte ich (so wie ich das sah) einen Fettstuhl. Google-Diagnose -- Bauchspeicheldrüsenkrebs.
Hausarzt und Gastroenterologe jedenfalls diagnostizierten mir Reizdarm. Ich wollte aber dennoch eine Darmspiegelung. Aber dann bin ich Volltrottel weggelaufen, weil ich Angst vor den Ergebnissen der Spiegelung hatte. Abgesagt. Aber ich muss sie machen, deswegen versuche ich jetzt einen Arzt an meinem neuen Wohnort zu finden, der mir das möglich macht.
Ich weiß auch, dass ich morgen wieder zu meinem Hausarzt rennen werde und mir eine gute Funktion der Bauchspeicheldrüse bescheinigen lassen möchte durch einen Stuhltest. Die muss mich langsam auch für bescheuert halten.
Außerdem will ich zu meinem HNO, weil, das neuste, was ich habe, ist dass ich sehr auf die Farbe meines Nasensekretes achte. Sofern da gelbe oder grüne Stellen dabei sind, kommt häufig vor (allerdings größtenteils klares Sekret), könnte ich durchdrehen und denke mir sonst was, aber über Google habe ich auch keine Entwarnung gefunden. Ich habe nur eine Allergie eigentlich, aber ich vermute eine Nasennebenhöhlenentzündung, die chronisch ist. HILFE
Es kann doch nicht wahr sein, ich bin doch bekloppt? Ich weiß allerdings auch sehr gut, dass Google absolut die falsche Anlaufstelle für sowas ist, aber ich kann das Googlen EINFACH NICHT sein lassen, in der Hoffnung, ganz harmlose Erklärungen zu finden. Obwohl ich dann weiß, dass ich mir die genauen Daten zu anderen möglichen Erkrankungen dennoch durchlese.
Und überall erkenne ich meine Symptome wieder. DAS MUSST DU JETZT HABEN.
Wenn ich bei meinem Freund bin, geht es mir echt gut. Wir leben momentan noch in einer Fernbeziehung, aber ziehen in wenigen Tagen zusammen und studieren dann gemeinsam. Dann sind diese Symptome fast nie da, ich muss nicht dran denken, mir geht es gut. Aber wenn ich alleine bin, gehen die Gedankenspiele los. Es kam schon vor, dass ich zu meinem Freund gefahren bin, 500 km, nur um ihn bei mir zu haben. Damit es mir besser geht und das obwohl er mitten in einer Klausurenphase war. Aber er tut mir so gut.
Es ist einfach nur grausam, ich bin noch nicht mal 21 Jahre jung und scheinbar schon völlig kaputt. Das setzt mir zu. Seit ein paar Wochen fühle ich mich auch wie losgelöst von meinen Gefühlen, wie unter einer Glaskugel. Das Gefühl zu beschreiben ist schwierig, total eklig und wenn ich das meinem Lebenspartner erkläre, versteht er es nicht, wo ich vermute: Der hält mich doch für verrückt. Immerhin weiß ich noch, dass irgendwas nicht stimmt mit meinem Kopf und mir.
Mir tat es jetzt richtig gut, das hier einfach mal loszuwerden. Wer es beim Lesen bis hierhin ausgehalten hat, chapeau!
Liebe Grüße
rewehr87