Zitat von marialola: Ich empfinde es nämlich eher so, dass Alter in unserer Gesellschaft diskriminiert wird.
Das ist das Problem.
Aber wir sind eben auch Teil dieser Gesellschaft und somit Teil des Problems, oder?
Zitat von marialola: Ich fühle mich noch genauso wie mit 20, im Denken, Fühlen, Handeln.
Aber wie nehmen mich andere wahr?
Dachte ich auch lange, bezweifle es aber inzwischen stark. Es ist eine
Erinnerung, die glaubt, heute identisch mit unserem damaligen Erleben zu erleben. Aber das geht eigentlich nicht. Denn mit 20 haben Dir 38 Jahre Erleben gefehlt im Vergleich zu Deinem aktuellen Erleben.
Zitat von marialola: Plötzlich wird man von jüngeren gesiezt, das fand ich ganz schrecklich.
Ich fühle mich so jung wie die, aber für die bin ich vermutlich eine ältere Tante.
Schrecklich.
Eigentlich folgerichtig: Deine
damalige Sicht auf Ältere wiederholt sich in Deiner
aktuellen Interpretation der Gedanken der Jungen. Wenn Du Dir heute verurteilt vorkommst, hast Du auch früher verurteilt. Insofern kann man schon sagen, dass in diesen 38 Jahren etwas gelernt hätte werden können. Aber das kann man m. E. locker nachholen .
Zitat von marialola: Ich erinnere mich aber daran, dass für mich ein Mensch mit 40 uralt schien.
Dann wird einem von den Mitmenschen auch noch so ein Mist eingeredet.
Von wegen, dass man für dieses oder jenes zu alt ist, oder dass man in dem Alter doch diese oder jene Beschwerden haben muss, bestimmte Dinge nicht mehr kann usw.
Sofern Mist geredet wird, muss dieser erst auf fruchtbaren Boden fallen.
Zitat von marialola: Gäbe es keine Geburtsurkunde (und vielleicht keinen Spiegel und auch nicht das Wissen um die Begrenzung der Zeit) wären diese Probleme nicht da.
Die Ich-Illusion braucht die Zeit. Zeit ist Ego, ist Grenze und Bedingung für Ich und Welt.
Zitat von marialola: Bestimmte Bemerkungen von Mitmenschen verletzen mich dann, obwohl die das garnicht merken. Wenn jemand neulich zu mir sagte, bei einer schweren Arbeit, er sei ja noch jung, ihm mache das nichts aus, wenn man älter ist, sei das sicher anders…gruselig.
Nun kann man davon ausgehen, dass er später derlei schwere Arbeit tatsächlich als für sich unangemessen empfindet, außer, er lernt durch sein Leben diese Ansicht zu revidieren. Die Äußerung unseres Gegenübers ist immer rein subjektiv.
Unser Ding ist die Interpretation derselben.
Zitat von marialola: Ist schon blöd, das mit dem Alter, aber ich denke eben, das Problem sind die Mitmenschen und deren Menschenbild.
Und auch hier wieder die Erinnerung an
unseren Part in der Gesellschaft. Es ist wie bei einem Stau auf der Autobahn: nicht wir stehen
im Stau, sondern
bilden ihn gemeinsam mit Anderen - wir beteiligen uns an ihm.
Hoffe, es kommt nicht belehrend rüber. Ich kenne diese Gedanken früher von mir zur Genüge - von daher wollte ich das nur kurz anmerken.