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Hallo Ihr Lieben,

trotz mehrfacher Therapie habe ich eine Angststörung entwickelt, die in alle Lebensbereiche hineinwuchert. Sie hat mich im Würgegriff, ich kann mich kaum noch bewegen. Inzwischen fühle ich mich sogar unwohl, wenn ich nicht auf meinem Lieblingsstuhl sitzen kann.

Ich möchte kämpfen, aus der Geiselhaft ausbrechen. Aber wie? Habt Ihr erprobte Taktiken auf Lager?

Kurz zu meiner (40 Jahre alt und selbstständig) Vorgeschichte: Die Angst hat bei mir alles bekommen, was sie braucht. Sie wurde regelmäßig gefüttert, gehegt und gepflegt. In Stichworten:

- 2 schwere Autounfälle
- 1 Überfall auf einem Festival
- 2 mal künstliches Koma nach einer schweren Lungenentzündung
- 1 Freund durch eine fürchterliche Krebserkrankung begleitet

- Perfektionist
- Ja-Sager
- Gefallsucht

Ich könnte nicht einmal sagen, was meine größte Angst ist. Sie wandert. Manchmal habe ich Angst zu telefonieren, weil ich Konflikte fürchte. Manchmal hab ich Angst zu erblinden, schwer zu erkranken oder einfach tot umzufallen. Dann packt mich wieder das Grauen, meine Liebsten (Tochter, Lebensgefährtin, Eltern) würden sterben. Manchmal habe ich Angst, die Haustüre zu öffnen, wenn es klingelt.

Das schlimmste Symptom ist, dass mir bei plötzlicher Panik einfach die Luft wegbleibt. Ohne Luft kann ich nicht einmal versuchen, mich der Angst zu stellen. Es ist als wäre ich an Ort und Stelle festgetackert, japsend und röchelnd.

Ich würde so gerne den Kampf aufnehmen, ich bin eigentlich voller Energie und Tatkraft. Meinen Job als Freiberufler mit eigenem (Heim-)Büro und vier Mitarbeitern bekomme ich gut und voller Selbstvertrauen hin (solange mich am Telefon niemand zusammenstauchen will). Ich würde auch so gerne rausgehen und Auto fahren. Aber die Angst, dass mir mitten im Straßenverkehr die Luft wegbleibt, ist riesengroß. Ist mir auch mal passiert, als ich von der Polizei bei einer Routinekontrolle angehalten wurde. Und auch der Gedanke, von anderen Menschen beobachtet zu werden, ist lähmend. Also beschränkt sich mein Aktionsradius inzwischen auf meine Wohnung.

Wie könnte ich mich wieder an das normale Leben heranpirschen? Habt Ihr Ideen jenseits von Therapie und Medikamenten, wie ich an mir arbeiten könnte? Ich brauche dringend eine Kampftaktik.

Ich danke Euch!


Liebe Grüße
Unsachlich

30.05.2015 00:07 • 30.05.2015 #1


8 Antworten ↓


Hallo Unsachlich,

die Beschreibung deiner Situation finde ich beeindruckend.

Ist bei Dir täglich immer Action angesagt? Oder hast Du auch ausreichend
Zeiten in denen Du Dich entspannen kannst?

Kämpfen, hört sich gut an. Allerdings nur, wenn Du für ein Leben mit
schwächeren Angstgefühlen kämpfen willst.
Deine Ängste, das sind Deine Gefühle, brauchst Du ja täglich. Die darfst Du also nicht bekämpfen.
Wie lange belasten Dich starke Ängste schon? Bist Du wegen Deiner Ängste
mit einem Psychologen im Gespräch?

Was für ein Bild hast Du von dem Begriff Angst. Was ist das für Dich.
Wie würdest Du das jemandem erklären, der nicht weiß, was er sich unter Angst vor zu stellen hat.
Nur wenn Du das versuchst zu beschreiben, können wir hier sprachlich zusammen finden.

Viele Grüße

Hotin

A


Angst- und Fluchttier sucht Kampftaktik

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Hallo Hotin,

ich danke Dir, dass Du mir so spät noch antwortest. Und dass Du Punkte ansprichst, auf die ich im Zwiegespräch mit mir selbst nicht komme. Meine bisherige Taktik, alles mit mir selbst auszumachen - zum Beispiel schicke ich meine Liebste immer weg, wenn es mir schlecht geht -, funktioniert miserabel.

Zitat:
Ist bei Dir täglich immer Action angesagt? Oder hast Du auch ausreichend Zeiten in denen Du Dich entspannen kannst?

Die Frage ist schonmal tricky
Auf der einen Seite hab ich mich im Laufe meiner Selbstständigkeit, wohl eher im Laufe meiner Angstkarriere, von einem berüchtigten Chaoten zu einem Organisationsfetischisten entwickelt (ist das ein Symptom?). Das heißt, ich könnte mir Zeit freischaufeln, um zu entspannen. Aber wie so oft sind es gerade die freien Stunden, in denen die Angst sich voll entfaltet. Also mache ich Action, bilde mich weiter, lese schwere Kost oder suche mir neue Projekte. Es hat so einen schönen betäubenden Effekt. Und wie gesagt, aus der Arbeit schöpfe ich mein Selbstvertrauen.

Zitat:
Kämpfen, hört sich gut an. Allerdings nur, wenn Du für ein Leben mit
schwächeren Angstgefühlen kämpfen willst.
Deine Ängste, das sind Deine Gefühle, brauchst Du ja täglich. Die darfst Du also nicht bekämpfen.

Ich will vor allem das Verhältnis umkehren. Ich will mitreden, wenn es um die Gestaltung meines Lebens geht und das Feld nicht komplett der Angst überlassen. Wir können gerne diskutieren und streiten. So wie es jetzt ist, hab ich nichts zu melden. Dafür will ich kämpfen. Ich bin mir bewusst, dass Du Recht hast, die Angst ist ein Teil von mir.

Zitat:
Wie lange belasten Dich starke Ängste schon? Bist Du wegen Deiner Ängste
mit einem Psychologen im Gespräch?

Ich kann den Zeitpunkt nicht genau bestimmen, seit dem mich die Ängste belasten. Ich weiß, dass ich schon nach den Autounfällen (1996 und 1998) und vor allem nach dem Überfall (1998) mit Vermeidung begonnen habe. Abends alleine durch die Lande zu streifen, gab es z.B. nicht mehr.

Natürlich gab es einen dramatischen Einbruch, nachdem ich dem Tod so nah gekommen bin (2007). Ich war nachts alleine in meiner Wohnung im 3. Stock, als ich plötzlich keine Luft mehr bekam (nicht diagnostizierte Lungenentzündung, starkes Asthma). Die Panik hat mich gepackt, ich hab mich absichtlich die Treppen hinunter geworfen, um jemanden durch Lärm auf mich aufmerksam zu machen. Und als ich unten angekommen bin und niemand da war, hab ich mich durch eine Glastür geworfen und den Kopf so lange auf den Boden geschlagen, bis ich ohnmächtig geworden bin. Erst am nächsten Morgen haben sie mich gefunden. Danach wurde ich in einer Lungenspezial-Klinik zweimal ins Koma gelegt.
Es tut mir Leid, falls die Geschichte zu lang ist und ich Deine Frage mit einem Overkill beantwortet habe.

Ich bin im Moment nicht mehr mit einem Psychologen im Gespräch, war es aber sehr lange. Fast zwei Jahre lang.

Zitat:
Was für ein Bild hast Du von dem Begriff Angst. Was ist das für Dich.
Wie würdest Du das jemandem erklären, der nicht weiß, was er sich unter Angst vor zu stellen hat.
Nur wenn Du das versuchst zu beschreiben, können wir hier sprachlich zusammen finden.

Das ist eine verdammt gute Frage. Nüchtern betrachtet, ist Angst ein gesunder Reflex, der uns vor Gefahren warnt und das Überleben sichert. So würde ich es wohl jemandem erklären, der meinen Hintergrund nicht kennt
Für mich selbst ist Angst ein wucherndes Gefühl, dass mich lahm legt und handlungsunfähig macht. Ein Gefühl, dem man den kleinen Finger reicht und das die ganze Hand und alles was dran hängt, verschlingt. An dem Markstein, an dem mir Angst vielleicht genutzt hat, nicht nocheinmal mitten in der Nacht von Vermummten mit Messern bedroht zu werden oder mich im Auto zu überschlagen, bin ich längst vorbeigefahren.

Ich hoffe, dass wir trotz meiner sehr subjektiven Antwort sprachlich zusammen finden. Und ich bin sehr, sehr dankbar, dass sich jemand hier einfach so Zeit nimmt, um sich mit meinen Problemen zu befassen.

Liebe Grüße
Unsachlich

Guten Morgen,

Was für dich persönlich der richtige Weg ist musst du selbst herausfinden, keiner kann dir sagen mach dieses oder jenes, und es wird dir helfen, allerdings kann ich dir meine Sicht und mein eigenes Vorgehen erläutern.

Erstmal zu dem Ausspruch ich möchte kämpfen....... gut und schön, aber von wollen ändert sich gar nichts, du musst auch aufstehen und es tun, sonst wirst du nie wissen was kämpfen eigentlich heißt.

Zu deiner Vorgeschichte.....natürlich nicht schön, aber halt deine Vergangenheit, hör auf dich zu fragen warum und wieso, es ist wie es ist, egal wo die Angst herkommt....wichtig ist, wie wird man sie los, und das geht nur im hier und jetzt.

Zu deiner Selbstbeschreibung, Ja Sager, Gefallsucht, Perfektionist....Stempel die du dir selbst aufgedrückt hast, Schubladen in denen du dich versteckst, und dich wohlfühlst, um dieses Verhalten nicht ändern zu müssen....wenn du nicht ja Sagen willst, sag einfach nein.

Bei der Beschreibung deiner größten Ängste hast du wohl eine übersehen, die eine und einzige, aber mach dir nichts draus, die übersieht wohl jeder hier, ich denke du hast Angst zu leben...

Um die Angst zu bekämpfen musst man erstmal ein paar Realitäten akzeptieren, die da wären.....wir werden alle sterben, Heute, Morgen, oder in 50 Jahren, ich, du, der Therapeut von dem du dir Hilfe erhoffst, wir werden alle zu Asche, und den Rest der Welt interessiert es einen Dreck.
Wir haben (wahrscheinlich) nur diesen einen Versuch, nur dieses eine Leben, es gibt kein zurück spulen, kein Standbild, und keinen Continue.
Wir sind alle gleich, es gibt keinen Menschen auf dieser Welt zu dem du aufschauen musst, aber genauso wenig gibt es einen auf den du herabsehen kannst, wir alle haben dieses eine Leben, und müssen das beste daraus zu machen.
Es gibt keine Sicherheit....man braucht nicht danach suchen, das Leben ist ein Risiko....

So, wie kann man nun die Angst bekämpfen.....ich selbst handhabe das so, das ich immer und in jeder Situation, einfach das Gegenteil von dem mache was die Angst mir einreden will....wenn sie sagt Autofahren ist gefährlich, heißt das für mich Kick Down, wenn sie sagt bleib zu Hause, geh ich raus....egal wohin, Hauptsache nicht unterwerfen, kein Gehorsam....Mein Leben, meine Regeln.

Und nein das ging nicht von einen Moment auf den anderen, aber es kam der Zeitpunkt an dem ich die Schnauze voll hatte, mir mein Leben von Lügen wegnehmen zu lassen.

Zu den Symptomen die am Anfang auftreten werden wenn man sich seinen Ängsten stellt....man muss lernen sie als Herausforderung anzusehen, man muss sie bewusst erleben, sie nicht verdrängen, und sich sagen es ist nur Angst, und die kann einem Garnichts....diese Angst ist man selbst, und das was man aus sich gemacht hat.

Wenn man das Gefühl hat verrückt zu werden, oder zu sterben, sagt man sich, O.K, wenn es so sein soll dann los, zeig mir was du kannst, zeig mir wie viel Macht du wirklich hast, wenn du mich töten kannst, tu es jetzt, ansonsten verpiss dich.

Wie gesagt jeder muss seinen eigenen Weg gehen, für dich wäre ein guter Anfang das du für dich selbst ein Zeichen setzt das du beschlossen hast gegen deine Ängste, dein Vermeidungsverhalten, und sonstige Lügen vorzugehen, beweise dir selbst das du den Kampf gegen dich selbst jetzt aufnimmst.....und das kannst du sofort in diesem Moment tun, steh auf, nimm deinen Lieblingsstuhl, und bring ihn auf die Müllkippe.

Das Abenteuer Leben kann beginnen...

Hallo Unsachlich,

Zitat:
Meine bisherige Taktik, alles mit mir selbst auszumachen - zum Beispiel schicke ich meine Liebste immer weg,
wenn es mir schlecht geht -, funktioniert miserabel.


Gut das das so ist, sonst ging Deine Partnerschaft auch noch kaputt.

Zitat:
Aber wie so oft sind es gerade die freien Stunden, in denen die Angst sich voll entfaltet.


Treffer Nr. 1, daran erkennst du, das es fast sicher eine reine Angststörung ist.

Wenn Du ruhige Phasen schlecht ertragen kannst, ist Deine Gefühlswelt vermutlich überhaupt nicht stimmig.
Deine Nerven zeigen es Dir. Sie streben in verschiedene Richtungen gleichzeitig.
Die Angststörung wird auch nicht durch die Unfälle und den Überfall entstanden sein. Allerdings, muss
jemand erst mal solch schwierige Situationen verdauen. Und das dies Deine Ängste verstärkt hat ist doch logo.


Zitat:
Also mache ich Action, bilde mich weiter, lese schwere Kost oder suche mir neue Projekte.
Es hat so einen schönen betäubenden Effekt.


Kann man das auch etwas, wie weglaufen vor seinen eigenen Gefühlen und vor innerer Einsamkeit beschreiben?

Zitat:
Und wie gesagt, aus der Arbeit schöpfe ich mein Selbstvertrauen.


Hier belügst Du Dich. Treffer Nr. 2 Du schöpfst Zufriedenheit und Selbstsicherheit.
Selbstvertrauen ist etwas anderes. Da es Dir fehlt (irgendwann vermutlich verloren),
hast Du jetzt Deine Angststörung.

Zitat:
Nüchtern betrachtet, ist Angst ein gesunder Reflex, der uns vor Gefahren warnt und das Überleben sichert.


Das kann man so sehen. Für mich ist Angst aber viel mehr. Sie ist die Art von Gefühlen, die uns
helfen, für uns den richtigen Weg in unserem Leben zu finden.

Zitat:
Für mich selbst ist Angst ein wucherndes Gefühl, dass mich lahm legt und handlungsunfähig macht.
Ein Gefühl, dem man den kleinen Finger reicht und das die ganze Hand und alles was dran hängt, verschlingt.


Treffer Nr.3 So ist es.

Angst funktioniert etwa wie Feuer.
Wie Du mir Deine Angst beschreibst, ist das für mich eine, aus den Fugen geratene, nicht mehr kontrollierbare Angst.

Feuer ist etwas sehr gutes und hilfreiches, wenn Feuer aber außer Kontrolle gerät
kann das schlimmste Auswirkungen haben.

Mit der Angst ist das ebenso.
Die Ängste sind unsere Gefühle. Und die sind sehr hilfreich und notwendig.
Was würdest Du ohne Deine Gefühle machen?
Wenn die Ängste allerdings außer Kontrolle geraten. Man, oh man, dann wird es schlimm.

Diese Kontrolle, mit der Du Deine Ängste im Griff behältst, übst Du im Gehirn mit Deinem Selbstbewusstsein aus.

Deine Angst ist ein Gefühl von Dir. Wenn dieses Angstgefühl kommt, suchen viele nach Hilfe von außen.
Als Hilfe kann zum Beispiel jemand von außen sagen. Du brauchst keine Angst zu haben und dann noch
etwas mehr dazu erklären. Dies beruhigt Dich dann eventuell für eine gewisse Zeit.

Deine Angstgefühle kannst Du aber auch selbst deutlich abschwächen.
Ängste werden aber nie ganz verschwinden. Sie sind ja Deine Gefühle.
Du musst das ganze Geschehen im Kopf nur komplett anders bewerten.
Die genaue Beschreibung wäre hier zu lang.

Ich sage mal. Du hast eine Zentrale ( Dein Selbstbewusstsein) im Kopf.
Ständig kommen Gefühle von Deinem Körper.
Ein Gefühl sagt z. B. es ist kalt. Jetzt entscheidest Du, ob Du aufstehst und
die Heizung hoch drehst, oder sitzen bleibst. Gerade kommt schon wieder ein Gefühl. ich habe Hunger.
Du kannst entscheiden, ob Du an den Kühlschrank gehst, oder einen Gegengedanken erzeugst.
Du kannst Dir selbst sagen. Ich will nicht schon wieder essen, ich möchte nicht zunehmen.
Jetzt kommt der nächste Gedanke. ich habe bestimmt eine unheilbare Krankheit.
Das Gefühl schreit, Davor musst Du Angst haben. Deine Antwort kann jetzt sein, Solange das noch
nicht bewiesen ist, mach mich bitte nicht nervös.
Warum versuchst Du mich ohne ernsten Grund verrückt zu machen. Ich höre gern auf deinen Rat liebe
Angst, wenn Du mir helfen willst.
Willst du mir dagegen durch deinen Alarm ohne Beweise schaden, höre ich diesmal nicht auf Dich.
Ich höre nur auf Deinen Rat, wenn Du es vermutlich gut mit mir meinst.
Also melde Dich wieder, wenn Du mir etwas mitzuteilen willst, was tatsächlich passiert.
An Vermutungen und daher weniger wichtigen Gedanken habe ich jetzt kein Interesse.

Stell Dir das innerliche Gespräch bei Dir wie ein Gespräch zwischen
Mutter(Dein Selbstbewusstsein) und Kind(Deine Angst) vor.

Kannst Du mit dieser Beschreibung etwas anfangen?

Viele Grüße

Hotin

Hi Black Sheep,

Deine relativ hart formulierte Antwort hat mir zumindest gezeigt, dass Entschlossenheit nötig ist, um der Angst entgegen zu stehen. Danke dafür. Sie erinnert mich aber auch ein bisschen an den Sprachgebrauch von Ex-Rauchern erinnert, die es geschafft haben mit dem Qualmen aufzuhören, und danach der Überzeugung sind, andere könnten es auch schaffen, wenn sie nur die selbe Willenskraft aufbringen wie Du selbst.

Und Du scheinst davon auszugehen, dass ich mich oft und regelmäßig selbst belüge.

Zitat:
Erstmal zu dem Ausspruch ich möchte kämpfen....... gut und schön, aber von wollen ändert sich gar nichts, du musst auch aufstehen und es tun, sonst wirst du nie wissen was kämpfen eigentlich heißt.


Deswegen bin ich hier. Ich suche nach Ansätzen, die mir im täglichen Kampf - den ich ja so oder so kämpfe - weiterhelfen können.

Zitat:
Zu deiner Vorgeschichte.....natürlich nicht schön, aber halt deine Vergangenheit, hör auf dich zu fragen warum und wieso, es ist wie es ist, egal wo die Angst herkommt....wichtig ist, wie wird man sie los, und das geht nur im hier und jetzt.


Findest Du es nicht wichtig, die Ursachen bzw. Auslöser der Angst zu kennen? Ich jedenfalls kann nicht die Gegenwart und Zukunft von der Vergangenheit lösen, dann würde mir alles entsetzlich sinnlos vorkommen.

Zitat:
Zu deiner Selbstbeschreibung, Ja Sager, Gefallsucht, Perfektionist....Stempel die du dir selbst aufgedrückt hast, Schubladen in denen du dich versteckst, und dich wohlfühlst, um dieses Verhalten nicht ändern zu müssen....wenn du nicht ja Sagen willst, sag einfach nein.


Hier ist der Ex-Raucher. Wenn Du nicht Ja sagen willst, sag einfach nein - wenn das so einfach wäre, wäre ich vermutlich in einem Forum für Grungerock
Diese Stempel haben viel mit meiner Angststörung zu tun. Wie könnte ich sie ignorieren? Es war schon nicht ganz einfach, mir diese Schwächen einzugestehen. Ich glaube, dass ich große Teile meiner Angst in den Griff bekommen könnte, wenn ich Konflikte tapferer angehen könnte.

Zitat:
Bei der Beschreibung deiner größten Ängste hast du wohl eine übersehen, die eine und einzige, aber mach dir nichts draus, die übersieht wohl jeder hier, ich denke du hast Angst zu leben...


Da hast Du Recht!

Zitat:
Um die Angst zu bekämpfen musst man erstmal ein paar Realitäten akzeptieren, die da wären.....wir werden alle sterben, Heute, Morgen, oder in 50 Jahren, ich, du, der Therapeut von dem du dir Hilfe erhoffst, wir werden alle zu Asche, und den Rest der Welt interessiert es einen Dreck.
Wir haben (wahrscheinlich) nur diesen einen Versuch, nur dieses eine Leben, es gibt kein zurück spulen, kein Standbild, und keinen Continue.
Wir sind alle gleich, es gibt keinen Menschen auf dieser Welt zu dem du aufschauen musst, aber genauso wenig gibt es einen auf den du herabsehen kannst, wir alle haben dieses eine Leben, und müssen das beste daraus zu machen.
Es gibt keine Sicherheit....man braucht nicht danach suchen, das Leben ist ein Risiko....


Alles korrekt, ich finde kein Loch in Deiner Argumentation. Ich kann mir aus der Erkenntnis aber leider kein Werkzeug bauen, um besser mit meiner Angst umzugehen. Wir alle werden sterben? Ja, und die Panik davor zermürbt mich.

Zitat:
So, wie kann man nun die Angst bekämpfen.....ich selbst handhabe das so, das ich immer und in jeder Situation, einfach das Gegenteil von dem mache was die Angst mir einreden will....wenn sie sagt Autofahren ist gefährlich, heißt das für mich Kick Down, wenn sie sagt bleib zu Hause, geh ich raus....egal wohin, Hauptsache nicht unterwerfen, kein Gehorsam....Mein Leben, meine Regeln.

Und nein das ging nicht von einen Moment auf den anderen, aber es kam der Zeitpunkt an dem ich die Schnauze voll hatte, mir mein Leben von Lügen wegnehmen zu lassen.


Ich bewundere Dich dafür und würde das auch gerne können. Hoffentlich schaffe ich das!

Zitat:
Zu den Symptomen die am Anfang auftreten werden wenn man sich seinen Ängsten stellt....man muss lernen sie als Herausforderung anzusehen, man muss sie bewusst erleben, sie nicht verdrängen, und sich sagen es ist nur Angst, und die kann einem Garnichts....diese Angst ist man selbst, und das was man aus sich gemacht hat.

Wenn man das Gefühl hat verrückt zu werden, oder zu sterben, sagt man sich, O.K, wenn es so sein soll dann los, zeig mir was du kannst, zeig mir wie viel Macht du wirklich hast, wenn du mich töten kannst, tu es jetzt, ansonsten verpiss dich.


Das werde ich versuchen. Im Moment fühle ich mich dafür nicht stark genug.

Zitat:
Wie gesagt jeder muss seinen eigenen Weg gehen, für dich wäre ein guter Anfang das du für dich selbst ein Zeichen setzt das du beschlossen hast gegen deine Ängste, dein Vermeidungsverhalten, und sonstige Lügen vorzugehen, beweise dir selbst das du den Kampf gegen dich selbst jetzt aufnimmst.....und das kannst du sofort in diesem Moment tun, steh auf, nimm deinen Lieblingsstuhl, und bring ihn auf die Müllkippe.

Das Abenteuer Leben kann beginnen...


Der letzte Satz gefällt mir extrem gut, den werd ich mir zur Motivation an den Monitor pinnen. Ich finde Deinen Ansatz, ein starkes Startzeichen zu setzen, sehr gut. Ich hoffe, meine Anmeldung in diesem Forum ist auch so ein Zeichen. In den vergangenen 24 Stunden hab ich mich ausdauernder damit auseinander gesetzt als im gesamten Jahr 2015.

Danke Dir viele Grüße
Unsachlich

Hallo Hotin,

Du bist mir auf der Spur. Das ist irgendwie gruselig - im Alltag fühl mich doch sehr alleine mit dem Problem. So exklusiv scheint das Ganze aber nicht zu sein

Zitat:
Zitat:
Aber wie so oft sind es gerade die freien Stunden, in denen die Angst sich voll entfaltet.

Treffer Nr. 1, daran erkennst du, das es fast sicher eine reine Angststörung ist.


Was meinst Du mit Treffer? Dass Du Dir das vorher gedacht hast und meine Antwort Dich in der Annahme bestätigt hat? Oder dass es ein paar zuverlässige Indikatoren für eine Angststörung gibt und ich drei davon aufweise?

Zitat:
Wenn Du ruhige Phasen schlecht ertragen kannst, ist Deine Gefühlswelt vermutlich überhaupt nicht stimmig.
Deine Nerven zeigen es Dir. Sie streben in verschiedene Richtungen gleichzeitig.
Die Angststörung wird auch nicht durch die Unfälle und den Überfall entstanden sein. Allerdings, muss
jemand erst mal solch schwierige Situationen verdauen. Und das dies Deine Ängste verstärkt hat ist doch logo.


Ich finde es interessant, dass Du die Unfälle und der Überfall als Ursachen ausschließt. Können solche traumatischen Ereignisse die Angststörung nicht ausgelöst haben? Wenn nein, was könnten andere Ursachen sein? Die Gespräch mit meinem Therapeuten haben immer wieder zu diesen Vorfällen, meisten natürlich zu der Lungengeschichte zurückgeführt.

Zitat:
Zitat:
Also mache ich Action, bilde mich weiter, lese schwere Kost oder suche mir neue Projekte.
Es hat so einen schönen betäubenden Effekt.

Kann man das auch etwas, wie weglaufen vor seinen eigenen Gefühlen und vor innerer Einsamkeit beschreiben?


Ja, da liegst Du goldrichtig. Ich traue weder meinen Gefühlen/Gedanken, noch meinem Körper.

Zitat:
Zitat:
Und wie gesagt, aus der Arbeit schöpfe ich mein Selbstvertrauen.

Hier belügst Du Dich. Treffer Nr. 2 Du schöpfst Zufriedenheit und Selbstsicherheit.
Selbstvertrauen ist etwas anderes. Da es Dir fehlt (irgendwann vermutlich verloren),
hast Du jetzt Deine Angststörung.


Du hast Recht, ich bin mit den Begrifflichkeiten schlampig umgegangen. Selbstvertrauen habe ich tatsächlich keines.

Zitat:
Angst funktioniert etwa wie Feuer.
Wie Du mir Deine Angst beschreibst, ist das für mich eine, aus den Fugen geratene, nicht mehr kontrollierbare Angst.


Genau darum geht es mir! Ich möchte etwas von der Kontrolle zurückerobern, nicht mehr Spielball meiner komischen Ängste sein.

Zitat:
Deine Angstgefühle kannst Du aber auch selbst deutlich abschwächen.
Ängste werden aber nie ganz verschwinden. Sie sind ja Deine Gefühle.
Du musst das ganze Geschehen im Kopf nur komplett anders bewerten.
Die genaue Beschreibung wäre hier zu lang.

Ich sage mal. Du hast eine Zentrale ( Dein Selbstbewusstsein) im Kopf.
Ständig kommen Gefühle von Deinem Körper.
Ein Gefühl sagt z. B. es ist kalt. Jetzt entscheidest Du, ob Du aufstehst und
die Heizung hoch drehst, oder sitzen bleibst. Gerade kommt schon wieder ein Gefühl. ich habe Hunger.
Du kannst entscheiden, ob Du an den Kühlschrank gehst, oder einen Gegengedanken erzeugst.
Du kannst Dir selbst sagen. Ich will nicht schon wieder essen, ich möchte nicht zunehmen.
Jetzt kommt der nächste Gedanke. ich habe bestimmt eine unheilbare Krankheit.
Das Gefühl schreit, Davor musst Du Angst haben. Deine Antwort kann jetzt sein, Solange das noch
nicht bewiesen ist, mach mich bitte nicht nervös.
Warum versuchst Du mich ohne ernsten Grund verrückt zu machen. Ich höre gern auf deinen Rat liebe
Angst, wenn Du mir helfen willst.
Willst du mir dagegen durch deinen Alarm ohne Beweise schaden, höre ich diesmal nicht auf Dich.
Ich höre nur auf Deinen Rat, wenn Du es vermutlich gut mit mir meinst.
Also melde Dich wieder, wenn Du mir etwas mitzuteilen willst, was tatsächlich passiert.
An Vermutungen und daher weniger wichtigen Gedanken habe ich jetzt kein Interesse.

Stell Dir das innerliche Gespräch bei Dir wie ein Gespräch zwischen
Mutter(Dein Selbstbewusstsein) und Kind(Deine Angst) vor.

Kannst Du mit dieser Beschreibung etwas anfangen?


Ich kann mit Deiner Beschreibung sogar sehr viel anfangen. Bei dieser Art von inneren Dialogen zieh ich nur leider oft (immer?) den Kürzeren. Mir ist meistens bewusst, dass es keinen echten Anlass zur Angst gibt. Wie groß ist die Chance, dass mir durch einen Konflikt am Telefon etwas zustößt? Wie groß ist die Chance, dass etwas Furchtbares passiert, wenn ich Türe nach dem Klingeln öffne? Meine Selbstkonditionierung ist so erbärmlich schwach gegenüber der Angst. Und meine eigene Feigheit zieht mich dann zusätzlich runter. Jedes nicht angenommene Telefongespräch ist eine Niederlage.

Ich lese und höre immer wieder, die Angst sei ein Teil von mir. Was bedeutet das? Warum muss ich sie annehmen? Und welchen Weg zeigt sie mir? Ich kann das nicht nachvollziehen. Mir kommt sie eher wie ein Tumor vor, der herausgeschnitten gehört. Ich verstehe dieses Konzept nicht.

Vielleicht liegt da auch das Kernproblem, dass ich keinen guten Startpunkt finde, von dem aus ich mich mit der Angst auseinandersetzen könnte.


Liebe Grüße
Unsachlich

Hallo Unsachlich,

die drei Punkte die ich als Treffer bezeichnet habe, sind Dinge, die Du meiner Meinung nach selbst
sehr sauber herausgearbeitet hast.
In der Verbesserung Deiner Störung bist Du glaube ich schon fortgeschritten.
Deshalb kann ich mit Dir auch sehr gut darüber reden.

Zitat:
Ich finde es interessant, dass Du die Unfälle und der Überfall als Ursachen ausschließt. Können
solche traumatischen Ereignisse die Angststörung nicht ausgelöst haben?


Ich bin kein Mediziner und kein Hellseher. Nur von Angst verstehe ich verdammt viel.
Die Unfälle haben Dich als Mensch bestimmt nicht verändert.
Eventuell haben diese Erlebnisse Dir aber etwas ins Bewusstsein hochgeholt.
Nämlich, das Du nicht ewig existieren wirst.
Jetzt können wir nur spekulieren, war Dein Selbstbewusstsein vorher gut oder nicht.
Ich denke es spielt aber keine entscheidende Rolle. Dies soll auch meine
PN – private Nachricht zeigen.

Zitat:
Ja, da liegst Du goldrichtig. Ich traue weder meinen Gefühlen/Gedanken, noch meinem Körper.


Das ist doch wirklich schade. Da ist vermutlich der Kern Deines Problems
Also vertraue Dir wieder. Das schaffst Du.
Zitat:
Mir ist meistens bewusst, dass es keinen echten Anlass zur Angst gibt.


Ja und nein. Angst ist viel häufiger logisch und begründet, als wir glauben.
Nur die Bewertung dieses Signals und die darauf folgende Reaktion sind oft
völlig unangemessen.

Vor eine Spinne laufe ich nicht aus dem Zimmer.
Meistens nehme ich ein Glas und stülpe es darüber. Dann trage ich sie nach draußen. Problem
vorübergehend gelöst. Manchmal kommen die Biester wieder.
Zitat:
Meine Selbstkonditionierung ist so erbärmlich schwach gegenüber der Angst. Und meine
eigene Feigheit zieht mich dann zusätzlich runter.


Mit Feigheit hat das fast nichts zu tun. Du darfst keine Angst davor haben
Deine Steuerung wieder häufiger zu übernehmen.
Nur wenn Du wieder steuerst bekommst du ein neues Problem.
Du kannst andere nicht mehr für Fehler und Missgeschicke verantwortlich machen.
Da musst da dann ab jetzt selbst selbst den Kopf für hinhalten.
Waren früher nicht die anderen so oft die Bösen?

Viele Grüße

Hotin

Zitat:
Und Du scheinst davon auszugehen, dass ich mich oft und regelmäßig selbst belüge.


Das tun wir wohl alle, oder ist die Angst ein kleiner Mann im Ohr, wohl nicht, das sind wir selbst, und wenn wir denken das wir nicht gut genug sind und aus diesem Grund etwas vermeiden, haben wir uns belogen.

Ja, Ex Raucher wäre nicht schlecht, aber dafür rauche ich einfach zu gerne, irgendwie mag ich das, aber egal ich hab schon verstanden was du meinst, aber ich bin nicht der Meinung das es jeder schaffen kann....ich war der Meinung du kannst es schaffen, liege ich da falsch?

Zitat:
Hier ist der Ex-Raucher. Wenn Du nicht Ja sagen willst, sag einfach nein - wenn das so einfach wäre, wäre ich vermutlich in einem Forum für Grungerock


Sorry, aber da kann ich nichts anderes zu sagen, es ist so, es gibt Spiele die sind einfach zu spielen aber schwer zu beherrschen, du möchtest gerne das es kompliziert ist, ist es aber nicht, in dem Moment wo ich mir keine Kippe mehr in den Mund stecke bin ich Nichtraucher, um mal bei deiner Argumentation zu bleiben.
Und das es dir nicht schwer fällt nein zu sagen beweist doch der Stuhl auf dem du gerade sitzt....oder?

Zitat:
Diese Stempel haben viel mit meiner Angststörung zu tun. Wie könnte ich sie ignorieren?


Du sollst sie nicht ignorieren, aber auch nicht auf einem Plakat vor dir hertragen, warum willst du allen gefallen, alle zufriedenstellen, was bekommst du dafür, wenn du das rausfindest, hast du dich besser kennengelernt, das was du beschreibst sind nur Symptome, Werkzeuge die helfen das zu kriegen was du wirklich willst....und was soll es sein, Anerkennung, Liebe, Respekt, was ist es das in deinem Leben fehlt?

Zitat:
Findest Du es nicht wichtig, die Ursachen bzw. Auslöser der Angst zu kennen? Ich jedenfalls kann nicht die Gegenwart und Zukunft von der Vergangenheit lösen, dann würde mir alles entsetzlich sinnlos vorkommen.


Doch finde ich wichtig, habe auch lange in meiner Vergangenheit gekramt, und tausend Verdächtige ans Licht gezerrt, bis mir auffiel, das ich zu den Zeiten als das alles passierte keinerlei Ängste hatte, die Angst habe ich Heute, also ist der Auslöser auch hier.

Ich stelle dir jetzt mal ne schwere Frage, die allerdings keinerlei Wertung beinhaltet, es ist rein hypothetisch.
Wenn du zu 100% wüsstest das deine Frau/Partnerin der Auslöser deiner Ängste ist, und es dir nach der Trennung wieder gut geht.....
würdest du sie verlassen? Wenn die Antwort nein ist....warum nicht?

Zitat:
Ich kann mir aus der Erkenntnis aber leider kein Werkzeug bauen, um besser mit meiner Angst umzugehen. Wir alle werden sterben? Ja, und die Panik davor zermürbt mich


Es geht nicht um Argumentation, oder darum Recht zu haben, du kannst damit auch keine Werkzeuge bauen, es geht darum die verdammte Realität zu akzeptieren.....hattest du schon mal Liebeskummer, das läuft so ähnlich, es tut weh, ist irgendwie unfassbar, aber mit der Zeit akzeptiert man das es nun mal so ist, und es wird besser....oder leidest du noch Heute darunter, bei mir ist es nur noch eine blasse Erinnerung, die mein Leben in keiner Weise beeinträchtigt, und genau so läuft es auch mit der Angst vor dem Tot, es wird besser wenn du akzeptierst das du es nicht ändern kannst.

Zitat:
Ich bewundere Dich dafür und würde das auch gerne können. Hoffentlich schaffe ich das!


Dafür besteht kein Anlass, ich habe wie alle hier ne Menge Dreck gefressen, und tue das auch Heute noch, allerdings hat sich mein Blickwinkel verändert, und ich empfinde mein Leben Heute als absolut Lebenswert.

Zitat:
Das werde ich versuchen. Im Moment fühle ich mich dafür nicht stark genug


Es ist dein Weg, deine Geschichte, du musst sie schreiben, starr nicht solange auf die leeren Seiten bis dein Leben vorbei ist.





Mira Weyer
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