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Hi zusammen,

Ich bin 25 Jahre alt und bin Student.
Ich habe seit drei Monaten eine (noch nicht diagnostizierte) Angststörung. Wenn ich Zuhause bin ist eigentlich immer alles gut, nur sobald ich das Haus verlassen muss bekomme ich eine extreme Anspannung. Deshalb vorfolge ich die Vorlesung im Moment online. Ich verlasse das Haus selten, eigentlich nur um meine Freundin von der Arbeit abzuholen oder um Einkaufen zu gehen aber an manchen Tagen ist selbst das schon eine Herausforderung!
Ich habe im Internet viel darüber gelesen und Videos von betroffenen angeschaut, der größte Schock war für mich, dass die meisten betroffenen die ich gesehen habe wegen der Krankheit in Frührente gehen mussten! Das war für mich ein absoluter ALBTRAUM! Ich bin 25 und ich habe davor nur eine Ausbildung gemacht (3.5 Jahre) und dann 7 Monate gearbeitet. Und jetzt hatte ich einen Minijob auf 450 Euro Basis für ca. 1.5 Jahre. Ich kann und vorallem WILL nicht in Frührente ich bin wirklich am Boden zerstört. Ist die Prognose bei meiner Form der Angststörung wirklich so schlimm? Ich hab am Donnerstag einen Termin beim Psychiater. Ich bin wirklich Willens alles zu tun was nötig ist, um mein normales Leben zurück zu bekommen! Meine Freundin meint zwar es wäre nicht so schlimm, da sie ja arbeiten konnte und ich schaue nach den Kindern aber es wäre für mein Selbstbewusstsein ein herber Schlag von Hartz IV leben zu müssen. Bräuchte wirklich ein wenig Unterstützung im Moment.

24.04.2022 09:54 • 25.04.2022 #1


25 Antworten ↓


Zitat von Ralph_97:
Ich habe im Internet viel darüber gelesen und Videos von betroffenen angeschaut, der größte Schock war für mich, dass die meisten betroffenen die ich gesehen habe wegen der Krankheit in Frührente gehen mussten!

Das ist aber nicht die Regel.
Kleinste Dinge wie einkaufen, Freunde treffen, Auto fahren waren für mich eine absolute Herausforderung.

Wichtig ist, sich frühzeitig um eine Therapie zu bemühen. Je eher das therapeutisch behandelt wird, desto größer die Chance auf gute Heilung/Besserung.
Das war vor knapp 1,5 Jahren. Seit circa 1 Monat bin ich austherapiert, mir geht es wieder gut, einkaufen ist kein Problem, arbeiten sowieso.

Lass es therapieren, dann hat es keine Chance chronisch zu werden. Und zwar frühzeitig.
Das was du beschreibst ist für eine Angststörung normal und keine schlimme Prognose.

A


Angst nicht mehr arbeiten zu können

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Zitat von Alex93:
Das ist aber nicht die Regel. Kleinste Dinge wie einkaufen, Freunde treffen, Auto fahren waren für mich eine absolute Herausforderung. Wichtig ist, ...


Das macht mir echt mut, danke dir! Ja wie gesagt meine Therapie beginnt am Donnerstag. Ich habe eben zu Beginn gedacht ich hätte eine generalisierte Angststörung, allerdings ist das wohl nicht der Fall, da ich nie Zuhause denke dass ein Familienangehöriger sterben könnte oder auch dass ich krank werde...nein wenn ich Zuhause im Bett liege ist alles okay (von den Zukunftsängste Mal abgesehen, die ja durchaus berechtigt sind) mir macht es nur Angst raus zu gehen, oder Dinge die verhindern schnell wieder heim zu kommen z.b. Schlangen im Supermarkt, Ampeln etc.
Ich habe das jetzt über drei Monaten, denkst du es ist schon chronisch und wie schätzt du die Heilungschancen ein wenn ich bereit bin alles zu versuchen, ADs inbegriffen?

@Ralph_97 wie lange hast du denn diese Angststörung schon?

Ah du hast es schon geschrieben. Über drei Monate. Stimmt. Sorry.

Du hast es über 3 Monate und du kannst es auf jeden Fall therapieren, ohne dass es chronisch wird. Bei mir sind es jetzt 7 Monate und erst jetzt habe ich ne Überweisung zu einem Therapeuten bekommen. Allerdings ist es hier in Augsburg gerade sehr schwer, da fast alle Therapeuten ausgebucht sind und sie keine neuen Patienten mehr zulassen.

Vielleicht hast du noch die Chance etwas schnelles zu finden. Dir wird auf jeden Fall geholfen. Mach dir keinen Kopf!,

Zitat von ChrissyHrt:
@Ralph_97 wie lange hast du denn diese Angststörung schon?


Das kam schleichend ungefähr seit Silvester, da ich da auch mit dem Rauchen aufgehört habe. Aber so schlimm dass ich nicht mehr in die Hochschule könnte ist es erst seit 3 Wochen. Da hatte ich auf der Heimfahrt von der Hochschule eine mittelschwere Panikattacke mit kribbeln in den Händen Herzrasen etc. und wollte so schnell wie möglich heim. Dann am nächsten Tag war ich so müde und ausgelaugt von der permanenten Anspannung dass ich Zuhause geblieben bin.

Zitat von ChrissyHrt:
Ah du hast es schon geschrieben. Über drei Monate. Stimmt. Sorry. Du hast es über 3 Monate und du kannst es auf jeden Fall therapieren, ohne dass ...


Hey, danke für die aufheiternden Worte. Ich sehe mich echt schon als arbeitslos oder als Medikamententester^^. Ja also wie gesagt am Donnerstag habe ich einen Termin:)

Zitat von Ralph_97:
Hey, danke für die aufheiternden Worte. Ich sehe mich echt schon als arbeitslos oder als Medikamententester^^. Ja also wie gesagt am Donnerstag habe ...

Gern!
Ich habe genauso gedacht. Ich dachte ich kann nie wieder richtig arbeiten gehen. Mein Job ist mein Leben, ich liebe es was ich mache. In der ganzen Zeit habe ich mir so einen Druck gemacht, wieder zu arbeiten, aber ich habe es nur schlimmer gemacht.
Jetzt bin ich froh wieder im Dienst zu sein. Natürlich dauert das alles noch weil ich es selber noch merke. Die erste Woche hatte ich Angstzustände. Da dachte ich, ich muss aufhören, aber es ging. Ich habs durchgezogen und von Woche zu Woche wird es besser.

Du wirst es auch schaffen. Wir glauben an dich

Hallo @Ralph_97

ich bekam 2014 die Angststörung, zuerst GAS, später wandelte sie sich in Agoraphobie mit Panikattacken. Es war eine harte Zeit mit unterschiedlichen Therapien und ich war insgesamt 1,5 Jahre krank geschrieben. Heutzutage tritt die Angst zwar sporadisch unter bestimmten Bedingungen noch auf, dennoch bin ich berufstätig und arbeite ab Juli sogar wieder Vollzeit. Ich bin übrigens mehr als doppelt so alt wie Du.

Bitte tue Dir selbst den Gefallen und lies nicht alle Dramen, die das Netz so parat hält. Das verunsichert Dich nur und hilft Dir nicht. Konzentriere Dich auf die Therapie, gehe immer wieder in Situationen, die Dich ängstigen. Mit der Zeit flacht sich die Angst dann ab. Richte Deinen Blick auf das Positive in Deinem Leben und daraus schöpfe Kraft.

LG Perle

Zitat von Perle:
Hallo @Ralph_97 ich bekam 2014 die Angststörung, zuerst GAS, später wandelte sie sich in Agoraphobie mit Panikattacken. Es war eine harte Zeit mit ...


Das mache ich auf jedenfall! Danke für die Aufmunternden Worte solange ich noch arbeiten kann, ist alles ok...da sich viele meiner Hobbys drinnen abspielt leide ich auch nicht zu sehr daran...wie gesagt Zuhause ist alles ok. Und ich hatte bisher auch nur 2 Panikattacken. Aber dieses beklemmende Gefühl sobald man die einfahrt rausfährt dieses surreale Gefühl und ich bekomme einen sehr starken Druck in der Stirn und hinter meinen Augen. Bei Kälte ist es am schlimmsten.

Wenn ich raus gehe kommt es auch darauf an was ich mache. Mein Nebenjob, den ich bereits aus anderen Gründen kündigen musste, hat mich belastet da ich im Notfall nicht schnell abhauen konnte. Zuerst dachte ich es wäre die Angst arbeiten zu gehen aber das war nicht so, es war nur das Gefühl nicht flüchten zu können.

Diese Gefühle des nicht flüchten Könnens sind typisch bei der Agoraphobie. Versuche dennoch immer wieder, Deine Komfortzone, also Deine eigenen vier Wände, zu verlassen und gehe in die Angst machenden Situationen hinein. Ich weiß wie ätzend sich das anfühlt aber es wird besser werden. Bleibe dabei geduldig.

Ich habe das Gefühl, dass man heutzutage als intelligenter, leistungsfähiger Mensch um eine Angsterkrankung gar nimmer rumkommt.

Und die gute Nachricht ist, dass man damit auch arbeiten und leben kann.

Die schlechtere, dass man immer bissle damit zu kämpfen hat, allerdings auch damit umzugehen lernt.

Anfänglich ist das alles ein extremer Schock, wichtig ist aber, dass man sich um sich kümmert. Das tust du. Therapie ist das A und O, Medis entscheidet man selbst.

Bleib für alles offen und lass dich auf die veränderte Situation ein. Hier im Forum gibt es viele hilfreiche Menschen, die wissen, was du gerade erlebst, bist also nicht alleine, wir kennen alle diese Hölle.

Zitat von Perle:
Diese Gefühle des nicht flüchten Könnens sind typisch bei der Agoraphobie. Versuche dennoch immer wieder, Deine Komfortzone, also Deine eigenen ...


Ja und ich denke dann immer, dass das einzige was mich retten kann mein Zimmer ist. Es war aber schon immer so dass ich erst in meinem Zimmer sämtliche Anspannung verloren habe, war schon immer ein hypersensitiver Menschen, früher auch mit enormer Hypochondrie. Ich denke immer, vielleicht hat sich das ganze zusätzlich durch die Corona Pandemie verstärkt hat, weil richtig schlimm würde das ganze auch erst wieder als ich jeden Tag in die Hochschule fahren musste zum Präsenzunterricht und ich das überhaupt nicht mehr gewöhnt bin.
Aber die Hypochondrie habe ich gar nicht mehr es ist nur ein blindes Anspannungsgefühl sobald ich das Haus verlasse.

Zitat von Perle:
Diese Gefühle des nicht flüchten Könnens sind typisch bei der Agoraphobie. Versuche dennoch immer wieder, Deine Komfortzone, also Deine eigenen ...

Das ist ein ganz ganz wichtiger Tipp, mitunter das erste, was mein Therapeut mir riet.
Versuche, nicht zu vermeiden.
Soll nicht heißen, dass du morgen Bungeejumping springen gehen sollst, aber Dinge, die wichtig für den Alltag sind, auszuhalten und NICHT zu vermeiden, wenn es eben geht.

Am Supermarkt einkaufen, sich Mal bewusst in die Schlange stellen anstatt die Einkäufe stehen zu lassen und abzuhauen. Mal mit Freunden aus gehen. Mal eine Ecke weiter spazieren gehen als es dir lieb ist. Und diese Situationen bewusst durchzustehen.
Und glaub mir, es wird von Mal zu Mal besser weil dein Kopf und auch dein Körper lernen, dass da absolut nichts schlimmes bei passiert. Weder kippst du um, noch stirbst du, noch übergibst du dich (um Mal die gängigsten Ängste in so Situationen zu nennen). Das lernst du von Mal zu Mal und es fällt dir jedes Mal leichter.

@Alex93 dein letzter Abschnitt bringt auch mir Mut , da ich sowas gerade auch erlebe. Gerade beim Essen gehen (hängt auch mit meinem Schwindel zusammen, aber es kommen auch Angstzustände dazu), beim einkaufen oder wenn ich anderweitig unterwegs bin, könnte ich meinen, ich sterbe gleich, weil es sich so schlimm anfühlt. Obwohl ich in diesem Teil schon seit 7 Monaten bin, fing es erst vor ca 5 Wochen an. Vorher hatte ich keine Probleme.

Ich denke auch deshalb, wenn wir es immer wieder aufs Neue versuchen, dass es dann auch wirklich besser wird. Man muss sich der Angst auch stellen...

Zitat von Alex93:
Das ist ein ganz ganz wichtiger Tipp, mitunter das erste, was mein Therapeut mir riet. Versuche, nicht zu vermeiden. Soll nicht heißen, dass du ...


Ja tatsächlich mache ich das bereits, gestern bin ich eine große Runde gelaufen (für meine Verhältnisse) aber als ich Zuhause angekommen bin war ich so ausgelaugt und fertig von der Angst dass ich den Erfolg garnicht feiern konnte:(
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@Ralph_97 Dein Zimmer rettet Dich nur vordergründig, letztlich fördert es leider nur Deine Isolation, lasse es daher auf keinen Fall soweit kommen!

In meinen schlimmsten Zeiten konnte ich meine Wohnung nicht mehr verlassen, meiner einziger Sozialkontakt war der Pizzabote. Ich musste mir sozusagen Schritt für Schritt mein ganzes Leben zurück erarbeiten. Bitte lasse es für Dich nicht so weit kommen!

Zitat von Ralph_97:
war ich so ausgelaugt und fertig von der Angst dass ich den Erfolg garnicht feiern konnte:(

Auch das macht nichts. Nächstes Mal bist du weniger fertig, danach das Mal noch weniger, irgendwann macht dir das nichts mehr aus.


Zitat von ChrissyHrt:
Ich denke auch deshalb, wenn wir es immer wieder aufs Neue versuchen, dass es dann auch wirklich besser wird. Man muss sich der Angst auch stellen...

Ist tatsächlich das beste meiner Meinung nach, wenn du keine komplexen Ängste hast oder so chronische, dass Therapie da echt schwer wird.
Immer wieder rein in diese Situationen. Und Rückschläge hinnehmen, denn sie kommen. Dann geht es bergauf, die Woche später ist alles gefühlt noch schlimmer als jemals, man möchte alles hinschmeißen und sich der Angst hingeben, weil einem die Kraft fehlt. Dann darf man auch Mal einen Gang zurück schrauben, aber ganz wichtig: Niemals aufgeben. Die Angst nicht gewinnen lassen. Mit dem Therapeuten drüber sprechen. Wenn's nicht geht, beim Psychiater vorstellig werden. Oder die Klinik in Betracht ziehen. Es gibt Möglichkeiten der Hilfe, man muss sie unbedingt annehmen bevor man droht, in seiner Angst zu versinken. denn das war auch für mich das allerschlimmste. Die Angst gewinnen zu lassen und im Zweifel die Wohnung nicht mehr verlassen zu können.

Ich habe auch schon seit Jahren eine Angst und Panikstörung. Trotzdem war ich immer arbeiten. Klar hatte ich auf der Arbeit Attacken und flüchten geht dort gar nicht. Habe schwankender und erstickender Weise weiter den Kunden bedient. Die Zehen haben sich gefühlt in den Boden gegraben, damit ich nicht umkippe, ha ha... Aber aus der Situation abzuhauen, wäre mir noch viel peinlicher gewesen. Nervös bin ich immer zu Arbeitsbeginn, aber am Abend superstolz. Außerdem lenkt die Arbeit vom Grübeln ab.

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Mira Weyer
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