Hey
Dieser Thread spricht mir aus der Seele, da mich dieses Thema auch oft sehr belastet.
Bis zu einem gewissen Grad ist das ganz normal, dass Angst vor dem Tod seiner Eltern hat. Problematisch wird es natürlich, wenn diese Angst sehr an einem zerrt und diese Gedanken einen die ganze Zeit einnehmen.
Ich mache mir auch sehr oft Sorgen um meine Mutter und eigentlich denke ich jeden Tag an den Tod, sei es auch nur unterbewusst. Da meine Mutter alleinerziehend war und auch heute keinen Partner hat, ist sie meine einzige elterliche Bezugsperson, was ja bei vielen anderen auch so ist.
Unser Verhältnis war früher etwas kompliziert, weil meine Mutter keine einfache Person ist und emotional eher distanzierter war. Als Kind kann man sich natürlich nicht alles so einfach erklären, wie jetzt als Erwachsener, sprich: Dass jeder seine eigene Lebensgeschichte mit sich trägt, die einen zudem machen, was man heute ist mit allem drum und dran. So weiß ich, dass meine Mutter mich immer geliebt hat und es auch jetzt tut, nur konnte sie es damals nicht anders zeigen. Da bin ich ihr auf gar keinen Fall böse!
Ich denke auch, dass jedes Kind irgendwie Angst um seine Eltern hat, aber na gut, da kann ich auch nur von mir reden ^^
Ich weiß noch, dass ich immer Angst hatte, dass sie mich verlässt. Selbst, wenn sie nur kurz den Müll rausgebracht hat, musste ich sofort ans Fenster rennen, um mich zu vergewissern, dass sie ja auch wiederkommt ^^
Leider bekam sie auch Krebs und ich habe eine Weile bei meinen Großeltern gelebt, weil sie sich verständlicherweise erstmal nicht um mich kümmern konnte. Was diese Krankheit bedeutet, habe ich aber erstmal nicht begriffen. Ich wusste nur, dass sie krank ist und es ihr nicht gut geht, aber das reicht ja auch schon für ein Kind, dass es Angst hat.
Zum Glück hat sie die Krankheit besiegt und bekam quasi das 2. Leben geschenkt
Unser Verhältnis wurde auch irgendwie dadurch besser, als wieder eine etwas schwierigere Zeit aufkam. Dadurch konnte ich meine Mutter besser kennenlernen und begreifen, warum sie so ist, wie sie ist. Das hat mir sehr geholfen.
An ihrem 63. Geburtstag vor ein paar Wochen überkam mich wieder eine tiefe Traurigkeit, die ich irgendwie nicht wegdrücken konnte. Ich versuche mich dahingehend zu beruhigen, dass es ein gutes Alter ist und heutzutage können wir, wenn alles gut läuft, noch viele Jahre miteinander verbringen.
Leider ist sie psychisch nicht stabil und muss deswegen auch Medikamente nehmen und pflegt meine demente Oma. Ich wohne nur 15 Minuten mit dem Fahrrad von ihr entfernt und dadurch bin ich fast jeden Tag da und auch fast den ganzen Tag. Einerseits ist es schön, wenn die Eltern in der Nähe wohnen, aber andererseits muss man auch selbst sein eigenes Leben führen. Schließlich sind wir doch dafür auf dieser Welt. Trotzdem fühle ich mich oft sehr schlecht, wenn ich mal ein oder zwei Tage nicht komme, weil sofort die Angst kommt, dass in der Zwischenzeit etwas Schlimmes passieren wird. Meine Fantasie ist diesbezüglich leider sehr bunt und so male ich mir ständig sehr lebhafte Szenen und Bilder aus… die Stimmung bei meiner Mutter zuhause ist oft eher bedrückt und dann denke ich erst recht, dass ich sie in Stich lasse, wenn ich längere Zeit (was in meinem Fall höchstens 4 Tage sind) nicht kommen sollte. Das ist natürlich Quatsch, das weiß ich. Ich fühle mich leider nur manchmal hilflos, weil ich ja keine Therapeutin bin Und ich komme mir gerade vor wie ein Riesenbaby.
Auch diese Melancholie beim Abschied kenne ich zu gut, wenn ich wieder nach Hause fahre. Dieses komische Gefühl, als ob es ein Abschied für immer ist. Vor allem Abends kommt dann dieses Gedankenkreisen und die Sorgen.
Ach Mensch, eigentlich kann ich mich den vorherigen Beiträgen nur anschließen. Die Zeit genießen, die man noch miteinander hat. Je intensiver diese negativen Gedanken werden, desto mehr schieben sie die positiven und schönen Momente beiseite und das darf einfach nicht sein! Das Leben ist endlich, wir sind es… jedes Lebewesen darf hier nur für eine bestimmte Zeit verweilen. Wir sind unsere eigenen Lebenshandwerker und basteln mit unserem Werkzeug an unserem Leben rum, um es nach unseren Vorstellungen gestalten zu können. Mal klappt es mehr und mal weniger.
Ich hoffe, dass ich nicht zu viel geschrieben habe, möchte niemanden zuquatschen , aber irgendwie trifft dieser Thread genau das, was so in meinem Kopf umschwirrt und es musste einfach raus
07.08.2022 21:51 •
x 2 #23