Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich an einer generalisierten Angststörung leide, denn ich weise viele der Symptome auf. Meine Ängste sind meist irrational, ich mache mir übertrieben Sorgen um meine Familie, aber meine Ängste drehen sich auch vorallem um mich, meine Gesundheit.
Ich hatte bisher zwei richtig heftige Panikattacken bei denen ich Ärzte aufsuchen musste. Andere extreme Panikattacken konnte ich mehr oder weniger vermeiden, indem ich Atemtechniken angewendet, mir selbst gut zugesprochen habe und Baldrian genommen habe. Wenn mich die Angst überfällt, versuche ich irgendwie zu schlafen.
Bei der ersten Panikattacke dachte ich ich erleide einen Schlaganfall. Meine linke Kopfseite fühlte sich taub an, mein Arm kribbelte, alles kam mir surreal vor, mein Herzschlag war so heftig, ich dachte ich verliere den Verstand. Mein Vater fuhr mich ins Krankenhaus, dort schilderte ich alles unter Tränen. Ich wurde sofort in einen Raum gebracht, ich bekam eine Infusion und mein Herz wurde abgehört. Die Ärzte verhielten sich sehr seltsam, man merkte, dass sie extra versuchten ruhig zu sein. Sie dachten wahrscheinlich erst selbst, es könnte sich um einen Schlaganfall handeln. Dann fragte ich mich eine Ärztin, ob ich in letzter Zeit viel Stress hatte, ich bejahte dieses und man merkte eine Erleichterung bei ihr, denn sie dachte sich wohl schnell, dass ich gerade eine Panikattacke erleide. Mein Herzschlag beruhigte sich nicht und sie packte mich am Arm, schaute mir in die Augen und erklärte mir, dass ich mich unbedingt beruhigen muss, weil mein Puls viel zu hoch sei. Ich bekam eine starke Beruhigungstablette und zusätzlich noch Nitrospray. Nach 2 Stunden konnte ich wieder nach Hause.
Die zweite richtige Panikattacke erlitt ich ca. ein halbes Jahr später, ich dachte ich bekomme einen Herzinfarkt und fuhr schnell zu meinem Hausarzt. Unter Tränen schilderte ich ihr alles, sie hattte Verständnis und schien ein wenig vertraut zu sein, sie gab mir Tavor mit und einen Überweisungszettel zu einem Therapeuten, jedoch warnte sie mich schon, dass ich schon vor den Öffnungszeiten morgens hingehen sollte. Ich bin nie hingegangen weil ich Angst hatte, dass man mich abtun würde oder dass meine Probleme dann doch wieder nicht so schlimm sind, mittlerweile denke ich da ganz anders drüber.
Sorry dass ich hier gerade so viel schreibe, aber ich weiß einfach nicht wem ich das sonst erzählen soll und auch wenn wahrscheinlich niemand auf meinen Eintrag hier antwortet, so tut es gut, alles einmal niederzuschreiben.
In den letzten knapp 2 Jahren ist sehr viel passiert in meinem Leben. Ich denke auch, dass das hauptsächlich der Grund ist, warum ich diese Ängste habe. Innerhalb von kurzer Zeit war ich immer wieder neuem Stress ausgesetzt und ich rede hier wirklich von Stress, emotionaler Stress, der mich tatsächlich körperlich und psychisch mitgenommen hat.
Meine Mutter ist von einen Tag auf den anderen nach 25 Jahren Ehe abgehauen bzw. ist weg von zu Hause. Sie hat sich irgendwelche Geschichten zusammengesponnen, die meinen Vater betrafen, die 100%ig nicht stimmen. Ich dachte sie wäre verrückt geworden. Sie meinte erst mein Vater wäre gleichgeschlechtlich, dann dass er ihr Geld unterschlagen würde, dann dass er eine Affäre hätte und letztendlich meinte sie, sie hätte Angst, dass mein Vater sie umbringen will. Es endete damit dass sie 40 km entfernt für 6 Monate im Frauenhaus lebte, sie reichte die Scheidung ein. Ich habe meine Mutter, die ich bis damals jeden Tag gesehen habe, vllt. höchstens 2 mal im Monat gesehen, ich habe nie Antworten gekommen. Ich muss aber anmerken, dass sie sich mir gegenüber immer normal verhalten hat. Mittlerweile ist sie wieder in meine Nähe gezogen und ich habe ein gutes Verhältnis zu ihr. Aber seit dem Tag, an dem sie weg ist, hat sie kein Wort mit meinem Vater gesprochen, sie weigert sich vehement.
Zu meinem Vater. Mein Vater ist war immer der labilste. Er ist eine treue Seele, ein urlieber Mensch, trinkt nicht, raucht nicht, wird nie aggressiv, er tut alles für seine Familie. Das hat ihn alles so wehgetan. Man sieht es ihm an. Seit März 2010 (da ist meine Mutter weg) ist er so gealtert, verliert Haare, er wird öfter krank, er ist fertig mit der Welt. Und ich bin endtraurig, weil ich zusehen muss dabei. Er hat bis heute keine Antworten von meiner Mutter und die wird er auch wohl nie bekommen. Die Scheidung ist seit 3 Tagen durch. Immernoch kommen Briefe, die an meine Mutter adressiert sind, hier bei uns an und der Blick meines Vaters, wenn er mir die Briefe überreicht, damit ich sie meiner Mutter geben kann, sind jedes Mal ein Stich ins Herz.
Was ist noch passiert? Im November 2010 hatte mein großer Bruder einen schweren Autounfall (er ist NICHT gestorben). 1 Woche zuvor hat er von unserer Oma einen Mercedes CLK geschenkt bekommen. Er stand um 2 Uhr nachts an einer roten Ampel und ihm ist eine betrunkene junge Frau mit über 70km/h (ein Gutachter hat dies ermittelt) hinten reingefahren, das Auto hat sich mehrere Male gedreht, ist über die Kreuzung rüber und schließlich im Graben gelandet. Nun ja, mein Bruder ist bis zum heutigen Tage arbeitsunfähig, er wurde vom Amtsarzt krank geschrieben, er hat einen Bandscheibenvorfall davon getragen (ja, es ist eine Seltenheit, dass bei einem Auffahrunfall ein Bandscheibenvorfall entsteht, aber das ist der Fall). Er wohnt wieder zu Hause, mein Vater regelt alles was die Anwälte usw angeht. Er kann nicht eine Nacht durchschlafen. Er nimmt eine Horde Medikamente, der ganze Küchentisch liegt voll damit. Das belastet die ganze Familie. Seine Zukunft ist ungewiss. Er bekommt derzeit eine Therapie und ist in der Reha, die bislang aber keine Erfolge zeigt.
Der Unfall war Anfang November, Ende November habe ich dann rausgefunden, dass mein damaliger Freund, 25, mit dem ich schon länger zusammen war, mich mehrfach betrogen hat. Das war dann auch für mich zuviel des Guten.
Achso und meine Oma hatte Weihnachten 2009 einen Schlaganfall, aber sie ist wieder fit, trotzdem mache ich mir noch Sorgen.
Zu der Zeit wo das alles passiert ist, war ich in der Jg-Stufe 13 eines Gymnasiums, also mitten im Abi-Stress. Meine Freunde sind alle in der Ausbildung oder gehen arbeiten, sodass diese auch nicht oft Zeit hatten.
Na ja. Auf jeden Fall denke ich, dass diese ganzen Erlebnisse maßgeblich Schuld daran sind, dass ich von Ängsten geplagt werde. Ich glaube gerade weil Dinge geschehen sind, die unvorhersehbar sind und weil sie alle in kurzer Zeit passiert sind und mein Leben total verändert haben, habe ich diese irrationalen Sorgen.
Ich hatte in der Schule Psychologie als Leistungskurs und ironischer Weise haben wir auch klinische Psychologie durchgenommen, wozu auch die 5 Formen der Angststörungen gehörten. Ich hätte niemals gedacht, dass es mir so ergehen könnte, umso schlimmer finde ich es, dass ich trotzdem diese Ängste habem, obwohl ich mir vollkommen bewusst bin, dass es übertrieben ist. Dennoch bin ich froh über Angststörungen Bescheid zu wissen, anderenfalls würde ich wahrscheinlich denken ich wäre durchgeknallt.
Ich gehe übrigens heute zum Arzt. Das schiebe ich schon seit 6 Monaten auf. Ich habe nämlich Angst, dass ich einen Tumor im Hals habe. Ich wurde dafür von Freunden und Familienmitgliedern ausgelacht, aber das denke ich wirklich. Ich denke mein Lymphknoten wäre angeschwollen oder dass da ne Kugel ist, seit 2 Monaten fühle, glaube, denke ich, dass ich an betreffender Stelle Schleim oder Eiter habe. Habe jedoch keinerlei Schmerzen.
Auch denke ich jeden Tag an den Tod und dass ich sterbe. Ich bilde mir ein Herzrasen zu haben, oder Ministechen, bei den Herzbeschwerden bin ich mir aber sicher, dass ich meine körperlichen Symptome fehlinterpretiere bzw. nur verstärkt wahrnehme, weil ich eben genau darauf achte.
Sobald ich im Radio oder TV das Wort Krebs, krank, sterben höre, mache ich mir sofort Sorgen um meine Gesundheit. Das ist krank.
Weiterhin habe ich angefangen heimlich zu beten. Ich glaube nicht mal ein Gott oder bin religiös, aber ich denke mir, wenn ich mal nicht bete und es würde was passieren, würde ich mir Vorwürfe machen und denken dass das passiert ist, weil ich nicht gebetet habe.
Wenn meine Mutter sich 1 Woche nicht meldet, habe ich Angst, sie hätte sich umgebracht oder sie wär überfallen worden. Ich habe auch Angst dass mein Bruder sich eines Tages umbringt oder mein Vater. Ich habe Angst wenn ich bei anderen Leuten mitfahre, dass wir einen Unfall machen und sterben. Wenn mein Vater nicht abends um 20 Uhr zu Hause ist, muss ich anrufen, um mich zu erkundigen wo er bleibt. Wenn ich ihn nicht erreiche, laufe ich wie blöd durch die Wohnung und werde hibbelig. Ich habe also sehr oft extreme Angst. Ich habe sogar Angst um meine Katze, wenn sie mal nicht auffrisst, denke ich sofort sie ist sterbenskrank.
Ich bin eigentlich ein ganz normales junges Mädel. Ich habe letztes Jahr im Juli mein Abitur erfolgreich abgeschlossen mit nem ordentlichen Schnitt von 2,4. Ich fühlte mich jedoch nicht in der Lage dazu, sofort studieren zu gehen, deshalb entschied ich 1 Jahr klarzukommen. Nächsten Monat sollte ich eigentlich nach Amerika gehen für 3 Monate, bin mir aber nicht sicher, ob ich das tun sollte, was ist wenn sich dort die Ängste verschlimmern?
Aber nicht nur auf kurze Zeit gesehen, ich studiere ab dem WS im Oktober. Im September hatte ich vor auszuziehen. Wie soll ich alleine leben bei den Ängsten? Ich bin normalerweise ein sehr selbstständiger Mensch, der dauernd fernweh hat, träumt die Welt zu bereisen, auch bin ich ein optimistischer Mensch, ich lache viel, bin humorvoll, habe gute Freunde, aber diese Ängste machen mir zu schaffen und ich muss was ändern.
Erst heute habe ich wieder einen Artikel gelesen, in dem Stand dass man im Durchschnitt ein halbes Jahr warten muss auf ein Erstgespräch beim Psychotherapeuten. Das wäre eine ganz große schei., anders kann ich das nicht ausdrücken. Medikamente will ich auf keinen Fall nehmen. Baldrian ist das einzige was ich gelegentlich nehme, um leichter schlafen zu können.
Nun meine Frage, was soll ich tun? Ich bin verzweifelt und will so nicht mehr weitermachen. Es beeinträchtigt mein Leben schon. Ich gehe auch viel weniger weg als vorher aus Angst. Ich habe ständig unbegründete Sorgen. Das treibt mich in den Wahnsinn. Ich hoffe einfach dass ich nicht in eine depressive Phase abrutsche. Dezember 2010 meine ich so etwas wie eine Kurzdepression (wenn es so etwas gibt) gehabt zu haben. Ich lag einfach 6 Wochen rum. Bin kaum zur Schule gegangen, war oft am weinen, motivationslos, kam nicht aus dem Bett, wollte nur schlafen, konnte nicht mal Fernsehen oder Musik hören, habe nicht gegessen, mit niemandem geredet, bin nicht ans Telefon gegangen, bin bei Kleinigkeiten ausgerastet, hab mich verschanzt, bin ne Woche nicht duschen gegangen... das möchte ich nicht nochmal erleben. Ich war echt nen Wrack.
Ich denke ich habe genug geschrieben, könnte noch stunden weiter schreiben, aber das kann ich ja niemandem zumuten...
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12.01.2012 10:44 • • 05.02.2012 #1