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Zitat von kritisches_Auge:
sondern immer besser,


Ich habe auch schon lange keine Panikattacken mehr. Wenn ich Angst habe, dann ist sie begründet. Was aber übel ist, dass zu der begründeten Angst das Deprigefühl kommt. Dieses Runterziehen, und da balanciere ich echt am Rande, denn in den Abgrund sehen kann ich schon.

Damals waren lange Jahre der Panik angesagt, die Depri kam erst später. Jetzt fühle ich eher nach Ängsten eine Depri. Die ist übel, obwohl noch nicht wirklich schwer.

Und du schreibst etwas wichtiges, dass du deinen Liebhabereien nachgehen kannst. Jetzt stell dir mal vor, aufgrund Alter oder Krankheit müsstest du darauf verzichten. Das ist dann heftig und hier merkst du dann Alter und Angst.

Ja, genau das dachte ich auch, ich habe das Glück, dass mir an Bewegung und Action nichts liegt, wären meine eigenen Liebhabereien betroffen, wäre ich sicher sehr unglücklich.

Neben den unguten Stimmen meiner Mutter habe ich aber auch eine gute in mir die mir sagt, dass ich nichts tun sollte was mir schadet, sondern, dass ich weitermachen soll.

Mutter war oft nicht glücklich mit mir, aber das Schlimmste wäre für sie gewesen, wenn ich depri geworden wäre, sie schrieb einmal, Selbstzerstörung wäre für sie das Schlimmste.
Und sie sagte, wie wichtig für sie unsere Unterhaltungen waren, einmal redeten wir eine ganze Nacht, mir waren sie auch sehr wichtig.

A


Älter werden plus Angststörung

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Zitat von Icefalki:
sorry, wer kleine Kinder misshandelt , hat nimmer alle Latten auf'm Zaun.


eben,das ist pathologisch und geistig krank und kann man jemandem Schuld geben,der sie nicht mehr alle hat?

Solche zutiefst kranken Menschen verursachen grosses Leid und machen die Kinder bzw. die misshandelte Person auch zu einem kranken Menschen weil das Urvertrauen zerstört wird.
Meine Mutter ist missbraucht worden ,Details erspar ich euch und sie war aufgrund dessen nicht in der Lage mir Urvertrauen mitzugeben im Leben,wie soll das auch gehen,wenn man das selbst nicht kennt...

Tragisch ist sowas aber ich bleibe dabei: selbst Schwerstverbrecher sind unschuldig.
Pathologisches Verhalten kann nicht als schuldhaft angesehen werden auch wenn wir das Bedürfnis haben, demjenigen unseren Hass und unsere Verachtung entgegen zu schleudern.

Ein psychisch gesunder Mensch hat kein Bedürfnis,anderen zu schaden.

Alles andere ist krankhaftes Verhalten und einem psychisch krankem Menschen kann aufgrund seiner Einschränkungen keine Schuld gegeben werden,so greulich seine Taten auch waren und sind.

Und wenn wir aufhören,Menschen die Schuld zu geben,kommen wir in´s Verzeihen weil wir dann verstanden haben,dass dieser Mensch keine andere Wahl hatte,so sehr er uns mit seinem Verhalten auch geschadet hat.
Und dann endlich können wir all das alte Leid innerlich loslassen,dass wir tagtäglich mit uns herum schleppen.

Ich hatte auch eine Phase,in denen ich wütend war auf meine Eltern und finde das auch gesund,dass man das nicht unterdrückt.
Aber dann muss es weitergehen in der Entwicklung/Bewusstseinsarbeit und das,was sie nicht zu leisten vermocht haben können wir als Erwachsene tun:

Verstehen und verzeihen,was bedeutet: unseren Frieden finden.

Ich kenne das auch alles , diese Schläge mit Gürtel...blaues Auge usw. tue mich immer noch sehr schwer damit, dies zu verzeihen. Ich weiss, daß ist sehr wichtig...aber leider begleiten mich viele Dinge immer noch. Vor allem das komplette Versagen, beider Elternteile.

Ich glaube, ich würde sehr stark unterscheiden ob ich in irgendeiner Funktion, als Arzt, als Therapeut, als Seelsorger mit so einem Menschen zu tun hätte oder als Betroffener.

Zitat von reggi2:
Ich kenne das auch alles , diese Schläge mit Gürtel...blaues Auge usw. tue mich immer noch sehr schwer damit, dies zu verzeihen. Ich weiss, daß ...

Ichhabe das nie verziehen.
Warum auch.
Meistens hat meine Mutter aufgepasst wohin sie schlägt.
Dann hst sie mir nur Entschuldigungen für den Sport geschrieben.
Manchmal durfte ich nicht in die Schule. Weil man mir die Schläge schon im Gesicht ansah.
Wenn Sie richtig gefrustet war. Gab es morgens oder mittags Schläge von ihr und dann erzählte sie nachmittags meinem Vater was ich getan habe.
- ich höre es noch heute sie hst wieder so geguckt
Warum wollte sie auch unbedingt das rote Teil anziehen
Wenn ich die angucke. ihre blonden Haare und immer sind sie do durcheinander ( ich habe Locken)

' ' Warum sollte ich das verzeihen-
- Ich sollte nicht ständig darüber nachdenken...
- ich sollte den Fehler nicht bei mir suchen .-
Ich kann es akzeptieren das es so war - aber verzeihen ich ihnen warum?

Ich schicke dir ganz viel wortloses Mitgefühl.

Dadurch, dass ich das gestern hier konkret aufgeschrieben habe, ist mir das Ganze noch einmal richtig bewusst geworden.
Ich habe Zusammenhänge erkannt, Ursachen dafür, dass ich noch heute komisch bin.
Mir liegt es absolut fern, wenn immer alles und jedes Fehlverhalten mit der schlechten Kindheit in Verbindung gebracht wird. Das ist ein Klischee geworden und wird gerne als Rechtfertigung benutzt. Das lehne ich eher ab, denn man hat als Mensch zum Glück noch Willen, auch wenn es nicht immer leicht ist, sich da selbst herauszuziehen.
Ich wollte als Kind nie Mitleid. Wenn ich einmal wieder mit dem Peterwagen weggebracht wurde, dann haben Erwachsene natürlich geredet. Das arme Kind….das hat mich eher wütend gemacht. Die zweite Frau meines Vaters, die an der Entwicklung nicht ganz unbeteiligt war, fragte mich Jahrzehnte später, meine Eltern waren lange tot, ob ich als Kind in psychiatrischer Behandlung war. Ich reagierte entrüstet. Nicht ich war schließlich bekloppt, sondern die Eltern.
Natürlich hat sie die Frage anders gemeint, aber mir war es damals, als Kind wichtig, stark zu sein und von Niemandem Hilfe anzunehmen. Die konnten mich alle mal.
Gestern wurde mir zum ersten Mal klar, weil wir hier darüber schreiben, dass mein Anderssein daher kommt.
Ich fühle mich mitunter schuldig für meine merkwürdige,Art, aber jetzt dämmert mir, dass ich nicht wirklich schuldig bin.
Mein Problem ist, dass ich bemerkenswert reagiere.
Wenn mich jemand verletzt oder unfair behandelt, dann kann ich sehr böse werden, ich reagiere dann sehr offensiv mit Gegenangriff und bin dann auch extrem nachtragend. Offensiv meine ich jetzt mit verbalen Mitteln, ich werde natürlich nicht handgreiflich, aber ich kann dann sehr krass austeilen. Wenn ich dann alleine bin, fühle ich mich traurig und weine vielleicht.
Über die ungerechte Behandlung, aber auch über die Situation.
Andere Menschen stecken Unrecht eher weg, Zucken vielleicht mit den Schultern und gehen zur Tagesordnung über, weil sie es nicht so extrem persönlich nehmen. Ich hingegen leide richtig unter dem Unrecht.
Oft wünsche ich mir auch ganz tief im Inneren das Gegenteil von dem, was ich nach außen signalisiere. Ich wünsche mir insgeheim eher Verständigung und Zuneigung, zeige mich aber sehr kalt und abweisend, etwa nach Differenzen. Ich würde mir eher Wärme wünschen, sogar auf eine sehr naive Weise, verberge das aber total, weil ich mich schützen will.
Tut mir leid, dass ich das hier so ausweite.
Aber das ist mir erst durch unseren Austausch hier noch einmal klar geworden.
Ich erwische mich oft dabei, dass ich zu Tränen gerührt bin, wenn jemand freundlich zu mir ist, mich vielleicht lobt, besonders wenn fremde Menschen sind, die mir liebevoll begegnen.
Ich erwarte ja eher, abgelehnt zu werden, weil ich komisch bin.
Ich wünsche mir im Grunde Zuneigung, verhalte mich aber bei einer relativ geringen unfairen Behandlung schon sehr offensiv und kämpferisch.
Auf das Alter bezogen denke ich, bei einem jungen Menschen toleriert man so ein Verhalten eher, von älteren Leuten erwartet man eine gewisse Reife, es wirkt unpassend, wenn jemand mit Mitte 50 sehr emotional reagiert. Dabei fühlt man doch nicht anders, wenn man zwanzig Jahre älter geworden ist….

Zitat von marialola:
Oft wünsche ich mir auch ganz tief im Inneren das Gegenteil von dem, was ich nach außen signalisiere. Ich wünsche mir insgeheim eher Verständigung und Zuneigung, zeige mich aber sehr kalt und abweisend, etwa nach Differenzen. Ich würde mir eher Wärme wünschen, sogar auf eine sehr naive Weise, verberge das aber total, weil ich mich schützen will.


Dieses Verhalten kenne ich auch von mir. Aber ich habe es nicht anders erlebt und gelernt.


Zitat von marialola:
Gestern wurde mir zum ersten Mal klar, weil wir hier darüber schreiben, dass mein Anderssein daher kommt.


Vielleicht bist du gar nicht so anders. Und was ist Anderssein? Was zeichnet es aus? Wer ist denn nicht anders?
Sei DU! Ob das andere nun gut finden oder wie sie einen finden, ist doch egal. Das ist das Schöne, wenn man älter wird. Man ist nicht mehr auf das Wohlwollen aller angewiesen.

Zitat von marialola:
Dadurch, dass ich das gestern hier konkret aufgeschrieben habe, ist mir das Ganze noch einmal richtig bewusst geworden. Ich habe Zusammenhänge ...

Ich danke dir sehr für diesen Beitrag.-
Vieles von dem was du schreibst passt auf mich


- besonderer Teil das man es nicht fassen kann gelobt zu werden oder einfach so gemocht zu werden.
Im Kopf geht das nicht - weil manja so anders ist.
Ich reagiere oft mit Unbehagen. Und denke immer da kommt noch was nach.
- Ansonsten bin ich ein emotionalerMensch geworden.
Ungerechtigkeitem machen mich wütend oder fassungslos
' - und es kommen mir häufiger als es mir lieb ist die Tränen -

- noch einmal vielen Dank für den Beitrag. Manchmal tut es gut sich halbwegs verstanden zu fühlen .
Oder zu wissen da tickt jemand ähnlich

Zitat von marialola:
Tut mir leid, dass ich das hier so ausweite.


Nein, das ist unheimlich wichtig, dass wir mal darüber reden. Gerade wir Älteren, die mehr oder wenig das Gleiche durchgemacht haben.

Ich finde mich absolut in deiner Beschreibung wider. Nur keine Schwäche zugeben können, wer weint, wird getötet, geht unter, verliert. Und ja, auf keinen Fall als bedürftig angesehen werden, wir wollen niemanden brauchen, Vertrauen nicht wirklich, und je härter, desto besser.

Dabei sehnen wir uns unendlich nach Liebe, und versuchen es auf unsere Art, wie wir es gelernt haben: Sehr nützlich zu sein und extremst empathisch (jeder von uns kann die Stimmung anderer fühlen und reagiert sofort). War ja lebenswichtig. Und deswegen war keine Gelegenheit, sich selbst kennen zu lernen. Man war darauf getrimmt, andere mit ihren Stimmungen einschätzen zu müssen und gleichzeitig Strategien zu finden, damit man ungestraft das bekam, das man auch mal wollte. Ich denk immer, heutzutage könnte ich bei jeder Metoo-Bewegung mitmachen, allerdings war eben niemand prominent. Es war eher normal, dass man ganz nach der Laune der Erwachsenen behandelt wurde.

Deswegen; - Natürlich liegt hier die Wurzel allen Übels und natürlich tragen wir daran keine Schuld, obwohl uns das auch eingetrichtert wurde. Und Thema Vergebung? Nö, dazu greift deren Abrichtung zu gut: Was, ausser Härte bleibt einem denn? Vergeben will ich auch nicht, ich hab mich daher abgewendet, mich aus dieser Familie entfernt.

Theoretisch weiss ich so ziemlich alles, was man therapeutisch so aufarbeiten sollte. Ich denke auch viel über alles nach, lasse auch Veränderungen zu, sprich, ich arbeite an mir.

Allerdings wird das misshandelte Kind nie wirklich geheilt werden können, da es viel zu viele Trigger im Leben gibt, die immer wieder daran rütteln, dass nichts wirklich sicher sein wird. Und da diese Erkenntnis definitiv stimmt, wird man immer wieder mit der Urangst konfrontiert werden, dass unser Leben bedroht ist.

Insofern hilft uns nur, dass wir Ursache und Wirkung verstehen lernen und ein bisschen Mitgefühl für uns selbst entwickeln.

Ich hab mal gelesen und gehört wenn man älter wird also 50+, gehen diese ganzen Angstsachen lagsam zurück. Keine Ahnung ob das stimmt aber mich hats gefreut. Vielleicht ist man mit 50 oder 70 oder 90 Jahren besser oder vielleicht sogar angsfrei

Zitat von Petros1985:
Ich hab mal gelesen und gehört wenn man älter wird also 50+, gehen diese ganzen Angstsachen lagsam zurück. Keine Ahnung ob das stimmt aber mich hats gefreut. Vielleicht ist man mit 50 oder 70 oder 90 Jahren besser oder vielleicht sogar angsfrei


Ja, da sind alle therapiert und die Stundenzahl beim Therapeuten aufgebraucht. Daher fallen wir aus der Statistik raus. ok, war jetzt Spass, allerdings leiden alte Angsthasen eher an der Depression, die meistens bei länger Angstkarriere auftritt und natürlich nochmals runterzieht. Echte Panikattacken werden aber seltener sein. Und im Alter kann man über Krankheiten jammern. Ist dermassen erlaubt und hör doch mal den Älteren zu, um welche Themen es geht.

Umd wenn's der Marie ums Eck schlecht geht, dann tragen sich die Alterszipperlein eben leichter.

Saudumm wird es, wenn echte Krankheiten zuschlagen und dir der A. rsch auf Grundeis geht. Dann hast du wieder Angst,weisst zwar warum, allerdings erträgst du das beinahe nimmer, denn man hat schon die Schnauze gestrichen voll mit diesen Angstthemen.

Zitat von Icefalki:
Theoretisch weiss ich so ziemlich alles, was man therapeutisch so aufarbeiten sollte. Ich denke auch viel über alles nach, lasse auch Veränderungen zu, sprich, ich arbeite an mir.

Mir geht es auch so, dass ich rational alles durchgekaut habe, aber emotional ist noch einiges auf der Strecke geblieben. Den Schmerz wirklich anzunehmen und zu fühlen, aber nicht darin zu versinken, das fällt mir sehr schwer. Aber ich arbeite dran. Ganz heil wird man bzw. ich aber wohl nicht mehr. Vielleicht im nächsten Leben

Finde mich in vielem Geschriebenen hier wieder...vieles ähnelt. Auch die Gefühlswelt, bin auch sehr emotional und Ungerechtigkeit macht mich wütend und ich versuche zu helfen oder vermitteln. Ich wollte früher auch immer von allen gemocht werden...wahrscheinlich ein Hilferuf, nach Anerkennung . Das ist mir heute nicht mehr so wichtig. Aber es war sicher auch fehlendes Selbstbewusstsein. Wie sollte sich das auch entwickeln, wenn man sehr verletzt wird. Und eine Kindheit ohne, Urvertrauen und Stabilität .

Zitat von Petros1985:
Ich hab mal gelesen und gehört wenn man älter wird also 50+, gehen diese ganzen Angstsachen lagsam zurück. Keine Ahnung ob das stimmt aber mich hats gefreut. Vielleicht ist man mit 50 oder 70 oder 90 Jahren besser oder vielleicht sogar angsfrei

Das kommt auf die Art der Ängste an. Bei mir sind einige besser geworden, andere sind genauso geblieben und es sind im Alter andere dazugekommen, die ich vorher nicht hatte.

Zitat von Icefalki:
Insofern hilft uns nur, dass wir Ursache und Wirkung verstehen lernen und ein bisschen Mitgefühl für uns selbst entwickeln.

ja,das ist es,genau auf den Punkt gebracht.
In den Gedankengängen von @marialola finde ich mich auch sehr wieder.

Ich denke aber auch,dass viele Menschen (jetzt mal unabhängig von einer psychischen Erkrankung) mit einer harten Maske nach aussen hin durch´s Leben gehen und innen butterweich sind.
Eigentlich traurig so eine Welt mit lauter harten Kriegern (nach aussen hin),die sich alle in ihrem Inneren nur nach Wärme und Freundlichkeit sehnen.
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Ich bin immer noch entsetzt und fassungslos über das was einige hier erlebt haben, dagegen ist meine sehr viel unbedeutender und meine Mutter tat mir ja auch viel Gutes, ich wünschte, sie einmal fragen zu können warum sie mir diese gruseligen Geschichten erzählte.
Ich weiß nur, dass Mutter eine große Abneigung gegenüber den Na zis und viel Sympathie gegenüber den Ju den empfand und immer betonte, ihre Eltern und Verwandten hätten Adolf H. nur verachtet.

Vielleicht wollte sie mich vor diesem Gedankengut gewissermaßen impfen so wie sie mich mit ihren Hinweisen gegen Dro gen impfte.

Mutter war für mich wie eine Göttin, ihr Wort war Gesetz, obwohl ich ihre Wünsche oft nicht erfüllte, es war alles sehr ambivalent.

Aber gerade hier dachte ich nach dem Lesen wie sehr ich sie liebe.

Danke für diesen Thread.

Zitat von kritisches_Auge:
Aber gerade hier dachte ich nach dem Lesen wie sehr ich sie liebe

Das finde ich wunderschön
Das du so empfindest
. Danke das du es so äußern kannst

Ich bin total überrascht, wie ähnlich wir uns hier sind, ich hätte nie damit gerechnet.
Danke für die vielen ehrlichen Beiträge.
Mir geht es ähnlich wie @kritisches_auge, ich habe meine Mutter auf eine Weise innig geliebt. In vielem habe ich ihr Können und Wissen bewundert, sie war für ihre Generation schon ganz schön emanzipiert und sehr progressiv in vielen Einstellungen.
Mich rührte aber auch, wie liebevoll sie mir zum Beispiel einen Kuchen backen konnte.
Was das Bild trübte, das war dieses Klammern, das war zu viel Liebe, aber leider eine Liebe, die sich wie eine Fessel anfühlen konnte. Sie hat alles, wirklich alles für mich getan, aber mir wäre vielleicht mitunter lieber gewesen, wenn sie wieder an sich gedacht hätte, nach der Trennung wieder einen Mann in ihr Leben gelassen hätte.
Sie war aber nur traurig, das ist für ein Kind entsetzlich.
Und sie konnte in ihren Emotionen furchtbar überzogen bis hin zu Aggression werden, dazu auch mal Ausbrüche von Verzweiflung, die mich eher abstießen. Leider konnte ich nie zärtlich zu ihr sein. Das hat mich belastet, ich mochte sie nicht umarmen und mit ihr Kuscheln, sie war mir auf eine Weise unheimlich.
Das Schrecklichste waren ihre ganzen Krankheiten, immer Schmerzen, Medikamente und Arztbesuche. Ich bin sicher, das hat meine Störung in dem Thema Medizin verursacht.
Mir war das unheimlich.
Und wir hatten auch kaum Freunde oder Bekannte.
Meine Mutter konnte Menschen sehr lieb gewinnen, war dann sehr herzlich aber es konnte auch in extreme Feindschaften umschlagen. Sie hatte leider viele Feinde durch ihre mitunter aggressive Art. Auch viele gerichtliche Auseinandersetzungen. Ich kannte es kaum, dass nicht irgendwo eine Konfrontation auftrat.
Ihr Tod war dann auch tragisch.
Sie war noch nicht einmal alt, aber durch eine neurologische Erkrankung war sie plötzlich mir gegenüber aggressiv. Das war dann aber erst kurz vor ihrem Tod.
Sie war dann im Krankenhaus und man legte mir nahe, sie nicht mehr zu besuchen, bis eine Behandlung Besserung bringt, denn sie musste nach meinen Besuchen immer im Bett angebunden werden. Weil sie hinter mir her wollte. Das muss man sich einmal vorstellen.
Ich war da noch nicht einmal 20.
Sehr krass ist, wie dieses Gefühl, dass sie mir unheimlich war, über ihren Tod hinaus wirkte.
Ein Freund machte den Fehler mir zu erzählen, dass sie mich von oben immer sieht, das sollte mich trösten, erreichte aber das Gegenteil.
Ich erinnere mich, dass ich im Dunklen mitunter schrie, weil sich eine Tür bewegte und ich dachte, das ist sie jetzt. Ich hatte mitunter Angst, mich umzudrehen, weil ich fürchtete, dass sie hinter mir steht.
Das Gefühl, dass sie mich nie loslassen wollte hat mich bis vor kurzem noch bis in meine Träume verfolgt. Bis ich plötzlich die Eingebung hatte, du kannst doch ganz einfach Nein sagen.
Das habe ich nämlich zu Lebzeiten nie wirklich gewagt, weil ich nicht wusste, wie krass sie darauf reagieren könnte. Ich hatte nämlich den Wunsch auszuziehen, aber ich fürchtete, sie dreht dann durch oder wird krank oder tut sich etwas an.
Das war auch der Grund, warum ich nie Kontakt mit meinem Vater haben durfte, Mutter wäre verrückt geworden. Dabei habe ich meinen Vater trotz allem vermisst und hätte gerne Kontakt gehabt….

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Mira Weyer
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