Es gab Zeiten, da hatte ich viel Power, Zuversicht und Mut. Ich stand im Leben und fühlte mich geerdet. Nichts davon ist geblieben.
Inzwischen habe ich Angst, unter Menschen zu gehen. Meine einstigen Interessen sind verschüttet unter einem Panzerglas, der meine Gefühle und Sinne von mir fern hält. Meine Freude, mein Antrieb, die Schwingungen des Lebens, ja sogar die Tränen sind vor meiner Angst gewichen. Ich habe Angst, der Realität ins Auge zu schauen: Angst vor der Zukunft, beruflich und finanziell. Ich bin finanziell allein auf mich gestellt. Nach dem Scheitern der beruflichen Wiedereingliederung droht mir das berufliche aus. In meinem fortgeschrittenen Alter habe ich kaum Chancen auf berufliches Umsattteln.
Ich schaffe es leider nicht, mit meiner Depression richtig umzugehen. Eine Tagesstruktur gelingt mir nicht, weil die positiven Gefühle, ja, all meine Sinne wie abgestorben sind. Meine Sinne sind und waren stets mein Motor, mein Antrieb. Es gab Zeiten, da war Musik hören für mich ein Lebenselixier, jetzt sind alle Melodien in mir abgestorben und ich kann keine Musik mehr hören.
Ohne den Zugang zu meinen Sinnen finde ich mich im Leben nicht mehr zurecht. Jeder Tag, seit Beginn dieser Depression, ist mir eine Last. Inzwischen habe ich nur noch wenige Kontakte. Ich habe mich zurückgezogen, weil ich mich so, wie ich bin, nicht mehr zeigen mag.
Als Treibgut würde ich mich derzeit bezeichnen.
Ich habe die Zusage für eine Tagesklinik bekommen, ein Hoffnungsschimmer, doch die Wartezeit erscheint mir immens, angesichts meiner desolaten Tage: 2 1/2 Monate. Ich weiß nicht, wie ich die Zeit überstehen soll. Ich bin weiterhin krank geschrieben.
Hat einer von euch ähnliches durchgemacht? Wenn ja, wie bist du aus der Krise rausgekommen, welche Wege haben dir geholfen?
09.07.2020 07:44 • • 09.07.2020 x 2 #1