Zitat von Lotta1983:Ich habe mir gedacht ich mache mal ein Thema auf wo ich nicht jammere sondern konkret Frage wie man damit umgeht und raus kommt.
Die Idee ist klasse! Was ich als schwierig betrachte - auch wenn ich sie verstehen kann - ist deine innere Haltung, mit der du an diese Sache heran gehst. Du schließt bereits im ersten Post eine ganze Menge mit dem Hinweis Hab' ich versucht, hat nix gebracht aus. Natürlich kannst du das für dich so postulieren. Damit kommst du aber nicht weiter.
Viele Methoden funktionieren nicht auf Anhieb und nahezu keine funktioniert nach dem Lustprinzip. Und damit gibt es zwei sich gegenseitig bedingende Probleme: Man soll etwas tun, was zunächst mal keinen Fortschritt zu bringen scheint und das gleichzeitig unglaublich anstrengend ist. Auf der anderen Seite der Waage liegen jahrelang antrainierte Gewohnheiten und Verhaltensweisen, die zwar auch nichts bringen - die sogar ganz im Gegenteil die Lage ständig verschlimmern - die aber so vertraut sind, dass es weitaus einfacher ist, diese beizubehalten.
Dazu gehören sämtlich erlernte Meidetechniken. Wenn man vor etwas Angst hat, sucht man nach Auslösern für diese und findet sie in diversen Dingen, die man so tut. Zumindest glaubt man das. In Wahrheit stecken ganz andere Ursachen dahinter, aber wir lieben unser mechanistisches Weltbild, weil es so wunderbar einfach ist: Mache ich das, passiert das. Unterlasse ich das, passiert es nicht. So weit, so schlecht.
Indem man meidet, geht einem nach und nach die Fähigkeit verloren, sich Herausforderungen zu stellen. Und je länger das geschieht, umso weniger glaubt man an sich selbst und seine Möglichkeiten, das eigene Leben anpacken zu können. Man meidet mehr und mehr und ist irgendwann nur noch hilflos ausgeliefertes Opfer. Gleichzeitig geht einem jeglicher Sinn im Leben verloren, weil es nur noch eine Sache gibt, mit der man sich beschäftigt: Die Angst.
Um sie hinter sich zu lassen, muss man den Kampf aufnehmen. Und zwar nicht den Kampf gegen die Angst - den verliert man ja zu diesem Zeitpunkt schon Tag für Tag - sondern den gegen die eigenen Gewohnheiten.
DIE ANGST ist ein unglaublich übermächtig erscheinender Gegner. Sie zu bezwingen scheint irgendwann unmöglich. Aber das muss man auch nicht. Man muss sie auch nicht annehmen - zumindest ist das meine Erfahrung. Diese übersteigerte Angst ist nichts weiter als ein durch unsere Gewohnheiten hochgezüchtetes, aufgeblasenes Etwas. Um die Luft aus diesem abzulassen und sie wieder auf ein gesundes Maß zu reduzieren, muss man Gewohnheiten verändern.
Schritt für Schritt und vor allem: Tag für Tag, Stunde für Stunde, Minute für Minute. Heute mal was tun, was man spätestens übermorgen wieder lässt, führt zu nichts außer zu weiterem Frust.
Und damit bin ich bei Punkt 1 von Cubes wirklich toller Liste: Struktur und Tagesrhythmus. Der schlechteste Ort für einen Angsthasen ist das Bett. Dicht gefolgt von der Couch, dem Sessel und sonstigen Ruhemöglichkeiten. Was scheinbar Entspannung oder Erholung bringt ist in Wahrheit Gift und toxisch für Körper, Geist und Seele.
Mein erster Strategietipp ist demzufolge: Raus aus der Horizontalen. Und zwar sofort nach dem Aufwachen.
Der zweite wäre, sich am Tag zuvor einen Tagesplan zu schreiben und diesen auch einzuhalten. Und zwar unabhängig von der aktuellen Befindlichkeit. Sobald man die bestimmen lässt, hat sich jeder Plan in Nullkommanix erledigt. Dieser Plan sollte von Bewegung und Aktivität getragen sein, aber auch Dinge wie das regelmäßige Zubereiten von gesunder, frischer Nahrung beinhalten.
Meine persönliche Erfahrung ist: Der Weg aus der Angst ist auch ein Weg aus der Faulheit und Trägheit. Und nein: Die Ausrede, die Angst wäre zu anstrengend, zählt nicht. Man darf nicht erwarten, dass eine Veränderung der Gewohnheiten weniger anstrengend wäre, als das Verharren in der Angst. Im Gegenteil: Man muss sich darauf einstellen, dass es zunächst noch um einiges mühsamer wird.
Und dann muss man es anpacken und die Mission Kampf dem eigenen Schweinehund starten. Es gibt keine linearen Erfolge dabei, aber es wird dennoch immer wieder welche geben. Manche klein und unscheinbar, andere gewaltig. Und jeder einzelne wird einem sagen, dass der Weg der richtige ist.
Es gilt, den gesunden und mutigen Teil in sich zu aktivieren. Und genau das kannst du tun und es schaffen.