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Zitat von FrancesTheMute:
Es ist gut wenn mich meine Psyche auf Dinge aufmerksam macht bzw. machen will, aber irgendwie nimmt sie mir damit meine Autonomie.

Das kann ich nicht erkennen. Deshalb teile ich auch in diesem Fall Deine Meinung nicht.
Wo genau wirst Du denn in Deiner Denk- und Handlungsfreiheit eingeschränkt?

Zitat von FrancesTheMute:
Ich stelle mir immer die Frage, was wäre denn wenn uns unsere Psyche/Unterbewusstsein nicht auf unsere vermeintlichen Versäumnisse aufmerksam macht. Also wenn Dinge unausgesprochen oder unaufgearbeitet bleiben?


Vermutlich wären wir Menschen dann kaum noch in der Lage sozial miteinander umzugehen.

Zitat von FrancesTheMute:
Die Leichtigkeit des Lebens geht für mich verloren, wenn die Angst mir die Leitplanken vorgibt.

Ich finde, unsere Angst gibt uns nicht vor, wie wir zu leben haben.
Aber unsere Angst gibt uns regelmäßig vor,
was wir nicht machen sollten, damit wir nicht unglücklich werden und uns krank fühlen werden.
Dies ist ein kleiner aber sehr wichtiger Unterschied.
Ist Dein Kopf nicht genau so etwas wie ein biologischer Computer?
Was wäre, wenn Dir Dein Computer sagen würde? Ich bin darüber unglücklich, dass ich nicht
selbst bestimmen kann, wie mein Programm läuft. Wärst Du damit einverstanden?
Wärst Du damit einverstanden, wenn Du selbst bestimmen könntest, wie oft Dein Herz schlägt und
wann Deine Leber arbeitet und wann nicht?

Zitat von FrancesTheMute:
Metaphorisch würde ich sagen da sitzt ein Typ auf meinem Kopf, der mir jedes Mal wenn ich mich gegen seinen Willen entscheide, eine auf den Deckel gibt.

In gewissen Grenzen kannst Du in Deine Programmierung eingreifen. Jeder Mensch lernt und
lernt und lernt von seiner Geburt bis zu seinem Tod. Machst Du das als Mensch nicht, findet sich Dein
inneres Programm nicht auf dem neuesten Stand.

Zitat von FrancesTheMute:
Das nervt mich und führt mich, sowie aktuell, auch ein wenig in eine depressive Gedankenwelt.

Ich glaube, dass siehst Du klar und richtig. Wenn Du den Eindruck hast, dass Du mit Deiner Art zu
Denken keine oder zu wenige Erfolgserlebnisse spürst, dann wird der Mensch oft, wie wir
das nennen, depressiv. Unser Gedankenprogramm kann keine Glücksmomente mehr erzeugen.
Ich drehe den Wasserhahn auf, aber es kommt kein Wasser. Ich versuche mit dem Lichtschalter
das Licht einzuschalten, aber es bleibt dunkel.

Zitat von illum:
Mhm, die Entscheidung darauf zu antworten, hast Du mMn schon getroffen, bevor Du darüber nachgedacht hast, aber ok. Der freie Wille ist hier nicht das Thema.

Was Du hier beschreibst, ist wenn ich das richtig weiß, nicht mehr Stand der heutigen Forschungsergebnisse.

Zitat von illum:
Das hypothetische Denken, zB bei Hypochondern wie mir ist ein mit zu viel Angst behafteter Abstraktions- oder Modellierungsmechanismus des präfrontalen Cortex, der nicht weiß oder versteht, dass die Probleme, die er als Problemlösevorgang zerdenkt in der Realität unlösbar sind.

Oder um Kurt Krömer zu zitieren:
Glaub nicht alles, was dir dein Gehirn sagt.

Dann halte Du es mit Kurt Krömer und anderen.
Du kannst immer Argumente bringen, dass bei Dir etwas nicht funktionieren wird.
Immerhin hast Du damit eine existentielle Grundlage für Dich gefunden.
Deine Überzeugung möchte ich Dir nicht nehmen.

Ich steige nun aus diesem Gespräch hier aus.
Einen schönen Anbend wünsche ich Dir.
Bernhard

A


1 Schritt nach vorne - 2 zurück

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@Hotin
Hallo, danke für deine Rückmeldung.

Vielleicht habe ich mich falsch ausgedrückt, in meinem Denken und Handeln werde ich zuerst mal nicht eingeschränkt. Aber durch die Reaktion meiner Psyche auf gewisse Dinge (wichtige Lebensentscheidungen etc.), werde ich künftig Entscheidungen noch mehr reflektieren und hinterfragen. Beispielsweise ich bekomme ein neues Jobangebot, entscheide mich dafür und am Tag darauf bekomme ich eine Panikattacke oder eine Angstattacke. Dann könnte ich mutmaßen, es war die falsche Entscheidung und entwickle eine Aversion gegenüber willentlich herbeigeführten Veränderungen. Tatsächlich hätte ich mich beruflich weiterentwickeln können, habe dies aber AKTIV abgelehnt. Aber nicht weil es mir nicht gefallen hätte, sondern weil ich besorgt war meine Psyche trägt meine Entscheidung nicht mit. Möglicherweise ist meine Ansatz völlig verkehrt, so empfinde ich aktuell aber.

Das meinte ich auch mit den Leitplanken. Grundsätzlich finde ich es ja begrüßenswert dass mein Gehirn viele Dinge übernimmt, sowie beispielsweise Atmung, Herzschlag etc. Ich hadere einfach sehr damit diese neue Situation zu akzeptieren, weil ich mich wie in einem Käfig gefangen fühle. Und ich weiß dass ich mit entsprechender Behandlung diesen Käfig erst mal vergrößern und im besten Fall auch wieder verlassen kann. Der Frust überwiegt im Moment aber einfach. Ich wünschte ich hätte wieder ein normales Verhältnis zu meinem Körper und meinen körperlichen Funktionen.

@illum
Danke für deinen Beitrag.

Ich verstehe worauf du hinaus willst und damit hast du vermutlich recht. Die Evolution lässt sich nunmal schlecht löschen. Bin ein recht visueller Mensch und ich habe mir, ob das gut ist oder nicht, angewöhnt diese Entitäten für mich zu erschaffen. Also die Angst, das Unterbewusstsein, der Körper, die Angst und dann mein Bewusstsein. Und diese befinden sich aktuell recht oft im Disput. Vielleicht müsste ich es so ausdrücken, dass ich mir wieder ein harmonischeres Verhältnis wünsche. Sprich, das Zusammenspiel ist im Idealfall wieder sowie früher. Aktuell habe ich das Gefühl, man spricht eine unterschiedliche Sprache und somit ist kein rationaler Dialog möglich.

Zitat von FrancesTheMute:
Aber durch die Reaktion meiner Psyche auf gewisse Dinge (wichtige Lebensentscheidungen etc.), werde ich künftig Entscheidungen noch mehr reflektieren und hinterfragen.


Ich glaube und hoffe, das wird Dich voranbringen.

Zitat von FrancesTheMute:
Dann könnte ich mutmaßen, es war die falsche Entscheidung und entwickle eine Aversion gegenüber willentlich herbeigeführten Veränderungen. Tatsächlich hätte ich mich beruflich weiterentwickeln können, habe dies aber AKTIV abgelehnt. Aber nicht weil es mir nicht gefallen hätte, sondern weil ich besorgt war meine Psyche trägt meine Entscheidung nicht mit. Möglicherweise ist meine Ansatz völlig verkehrt, so empfinde ich aktuell aber.


Ich denke, Dein Ansatz ist völlig ok.

Zitat von FrancesTheMute:
Vielleicht müsste ich es so ausdrücken, dass ich mir wieder ein harmonischeres Verhältnis wünsche. Sprich, das Zusammenspiel ist im Idealfall wieder sowie früher.


Dann schau mal, ob Du wieder ein harmonischeres inneres Verhältnis hinbekommst.

Zitat von FrancesTheMute:
Aktuell habe ich das Gefühl, man spricht eine unterschiedliche Sprache und somit ist kein rationaler Dialog möglich.

Das scheint ein Irrtum zu sein. Du bist ja ständig im inneren Dialog.
Je besser es Dir aber zukünftig gelingt etwas häufiger rationelle Entscheidungen in Deinem
Denken mit einfließen zu lassen, umso besser wirst Du Dich danach fühlen und umso weniger werden
Dich Deine Angste ärgern.

@FrancesTheMute

Zitat:
Aktuell habe ich das Gefühl, man spricht eine unterschiedliche Sprache und somit ist kein rationaler Dialog möglich.


Die strikte Unteilbarkeit von Körper und Geist bekommt man in solchen Momenten schonungslos vor den Latz geknallt.

Das merke ich auch gerade beim Einschleichen vom Duloxetin. Der Körper legt physiologisch die starke Unruhe durch das Noradrenalin vor und der Geist zieht psychologisch mit der Angst/Panikreaktion nach.

Zitat von FrancesTheMute:
Liebe Mitglieder, jeder von uns wird die Situationen und Tage kennen, an denen die Angst, Panik oder Symptomatiken wieder wie aus dem Nichts ...

Nein. Nur wenn ich unachtsam war ist mir das passiert. Denn entweder hatte ich unbewusst wieder in alte Verhaltensmuster zurück gefallen oder hatte mir z.b eine Partnerin gesucht nach altem Chema und wie sollte es auch sein,es kamen dieselben Problem auf oder oder oder. Man sollte sich auch keinem Dauerstress aussetzen und ständig Orte besuchen an denen man früher Panik bekommen hat. Das kann eine Reizüberflutung geben im Unterbewusstsein und Du programmiert Dich wieder Return. Einfach so ohne Grund kommt die Angst nicht zurück.

Zitat von FrancesTheMute:
Es ist gut wenn mich meine Psyche auf Dinge aufmerksam macht bzw. machen will, aber irgendwie nimmt sie mir damit meine Autonomie. Das nervt mich und führt mich, sowie aktuell, auch ein wenig in eine depressive Gedankenwelt. Fast kapitulierend. Jedoch nur fast, weil Kapitulation auch Akzeptanz impliziert und dieser Schritt fehlt definitiv noch. Die Leichtigkeit des Lebens geht für mich verloren, wenn die Angst mir die Leitplanken vorgibt.

Das mit der Autonomie stimmt natürlich. Die Angst ist wie jemand, der die Notbremse zieht und dem Lokführer damit die Kontrolle über den Zug entzieht. Der weiss auch nicht genau, was eigentlich los ist - aber der Zug steht erstmal.

Das, was ich oben beschreiben habe, ist bei mir auch nicht sofort gekommen. Das war ein Prozess und die Rückschläge waren gut und wichtig, um zu verstehen was überhaupt genau los ist und wie ich am besten damit umgehen kann.

Der Titel ist eigentlich auch nicht ganz richtig finde ich: Statt 1 Schritt nach vorne - 2 zurück müsste es 2 Schritt nach vorne - 1 zurück heissen. Denn Du kommst weiter, aber zwischendurch gibt es auch immer wieder mal eine kalte Dusche.

Zitat von FrancesTheMute:
Ich stelle mir immer die Frage, was wäre denn wenn uns unsere Psyche/Unterbewusstsein nicht auf unsere vermeintlichen Versäumnisse aufmerksam macht. Also wenn Dinge unausgesprochen oder unaufgearbeitet bleiben?

Das kommt auf den Menschen an. Bei manchen entlädt es sich in einer Angststörung, andere wieder kommen lange damit zurecht bis sie irgendwann vor den Trümmern ihres Lebens stehen, wieder andere haben gar keine Probleme weil sie kaum gegen sich arbeiten, dann wieder gibt es die Nörgler und Miesepeter, die sich die ganze Zeit über alles mögliche beschweren. Das hat mit der Erziehung, dem Umfeld, den Genen und vielem mehr zu tun.

Zitat von FrancesTheMute:
Wie ich vorhin geschrieben habe, wenn die Angst die Leitplanken vorgibt, dann verliert das Leben an Leichtigkeit, weil alles hinterfragt werden muss. Jede wichtige Entscheidung, jedes einschneidende Erlebnis

Es reicht schon wenn man weiss, wo die Straße aufhört und der Chausseegraben anfängt. Es geht primär nicht darum, die Probleme zu vermeiden, sondern sich bewusst zu werden dass irgendwas (ein Geschehen, eine Entscheidung) ein Problem ist oder sein könnte.

Was will ich denn eigentlich?
Will ich keine Probleme mehr haben und immer nur auf jeden Fall die richtige Entscheidung treffen? Und alles zig mal hinterfragen und von oben bin unten analysieren? Keinen Stress mehr und kein ich schlag jetzt aber mal über die Stränge? Nein, das will ich sicher nicht.

Was ich will, oder besser nicht will ist, dass Probleme und Entscheidungen Angst auslösen. Ich will kein Herzrasen und keine Panik, weil ich Probleme im Beruf habe oder vielleicht in die falsche Gegend gezogen bin. Ich will das eigentliche Problem sehen, erkennen und lösen oder - wenn das nicht geht - mich bewusst damit auseinandersetzen und abfinden.

Das ist kein Leben ohne Leichtigkeit oder ohne Lebensfreude, das ist ein bewussteres Leben.

Ein Leben, ohne sich was vorzumachen. Ich habe Menschen kennen gelernt, die es erst nach 40 Jahren im falschen Beruf, mit dem falschen Partner, im falschen Körper, im falschen Lebensentwurf usw. nicht mehr ausgehalten und zusammengebrochen sind.
Das coole ist: man kann z. B. in der falschen Beziehung oder im falschen Beruf gut leben, wenn man sich dessen bewusst ist und sich klar macht, dass man was ändern kann - aber nicht muss.
So dramatisch muss es auch gar nicht sein. Bei mir waren es vor allem berufliche Sachen und auch ein bisschen meine Zukunftsplanung, die ich mir viele Jahre schöngeredet habe und die mir irgendwann in Form von Angst und Panik auf die Füsse gefallen sind.

Du wirst wieder die Leichtigkeit und Lebensfreude erhalten, die dir so sehr fehlt. Aber ein bisschen Zeit musst Du dir geben.

@Angstmaschine
Vielen Dank für deinen wertvollen Beitrag.

Was mir vor allem gefällt, ist deine andere Phrasierung der fehlenden Leichtigkeit. Ich denke bewussteres Leben trifft es ganz gut. Das impliziert grundsätzlich mehr Auseinandersetzung und mehr Reflektion. Dies führt dann auch zu eventuell unangenehmen Entscheidungen. Oder das Aufarbeiten von Themen die einen tief im Inneren beschäftigen.

Und dennoch sag ich es einfach wie ich's mir denke: Es geht mir dermaßen auf die Eier und es kotzt mich teilweise regelrecht an. Ich wünsche mir wieder einen Tag ohne Beschwerden und ohne grübeln. Diese Tage gibt es in Ansätzen, aber nicht zur Gänze. Da nehm ich mir jetzt deinen letzten Satz zu Herzen ... versuche ich zumindest.

Unser Körper handelt immer richtig, auch wenn es oft unvorteilhaft erscheint. Viele Menschen kennen den Zustand, dass sie sich z.B. zum Frühstück zwingen müssen, es ihnen danach aber besser geht.

Übelkeit signalisiert Essen zu vermeiden, obschon gerade das zu einem besseren Gefühl verhelfen kann. Manchmal muss man sich gegen ein Signal richten, auch wenn es Überwindung kostet.

Angst zu haben ist nicht immer sinnvoll, auch wenn es körperlich gesehen korrekt ist. Angst zu minimieren hat immer mit Autorität zu tun, die sowohl von einem selbst aber auch von aussen gegeben werden kann.

Sich selbst zu ermächtigen ist die höchste Disziplin, die es zu erreichen gilt, alsdann sich die Ängste auflösen können.

Zitat von FrancesTheMute:
Es geht mir dermaßen auf die Eier und es kotzt mich teilweise regelrecht an. Ich wünsche mir wieder einen Tag ohne Beschwerden und ohne grübeln.

Das kann ich so gut nachfühlen!
Ich hab' hier eine kleine Werkstatt. Die ist zwar nur etwa 100 Meter Fußweg entfernt, der Weg ist aber etwas beschwerlich weil kein richtiger Weg sondern eher Querfeldein. Jedenfalls habe ich mich lange Zeit ganz oft nicht getraut dahin zu gehen, weil ich jedesmal fürchterliches mist Herzklopfen gekriegt habe wenn ich nur daran gedacht habe. Das hat mich so angenervt und mir jedesmal den Tag vermiest, weil es ja auch aufs Gemüt geht, wenn man sich noch nichtmal 100 Meter zu gehen traut. Und das zieht ja wieder neue Ängste und Befürchtungen nach sich.

Aber das wird alles wieder besser.

Es ist haute ja auch nicht mehr so, dass ich ständig über alles genau nachdenken und auf jede Entscheidung oder was ich mache genau achten muss. Meist weiss ich im Voraus, ob mir was gut tut oder nicht und auch ob ich ein Problem oder eine Sorge in Hinterkopf habe. Wenn ich mir bewusst bin, dass ich mich noch um irgendwas unangenehmes kümmern muss und das dann auch irgendwann in Angriff nehme, dann kommt auch keine Angst auf.
Nur, wenn ich es verdränge oder falsch einschätze oder immer ohne dass konkret was passiert vor mir herschiebe, dann kommen auch mal so Tage wo ich merke es geht mir nicht so gut und ich weiss nicht so recht warum.
Dann nehme ich einen Zettel und schreibe alles auf, was mir so einfällt - und dabei findet sich der Verursacher dann meist.

Du wirst das schaffen und die guten Tagen werden immer mehr werden. Lass dich von den miesen Tagen dazwischen nicht verunsichern oder zurückwerfen. Das sind keine Rückschläge, denn Du lernst ununterbrochen dazu und kannst gar nicht mehr soweit zurückfallen, wie es dir in dem Moment vielleicht vorkommt.

Und setze dich nicht so sehr unter Druck. Wenn Du einen guten Tag hasst, dann geniesse ihn und mach ruhig etwas, was Du vermisst und wieder gerne machen möchtest. Aber übertreibe es nicht, das verursacht (positiven) Stress und bringt dich kräftemäßig wieder ganz nah an die Grenze, wo es kippen kann.
Ist mir so oft passiert: die guten Tage wurden mehr und mehr, ich habe mich mehr und mehr getraut und alles reingepackt was geht, habe genossen wieder alles ohne Angst zu können. Und drei Tage später das heulende Elend, weil eine winzige Kleinigkeit mich beunruhigt hat, aber keine Kraft mehr da war um ohne Angst darauf zu reagieren. Und dann stand ich da und hab die Welt nicht mehr verstanden, weil es mir doch eigentlich gut ging.

@Angstmaschine
Danke! Ich mag deine besonnene und ruhige Art Dinge zu beschreiben und Situationen zu skizzieren.

Ich denke dass wir tatsächlich sehr viele Schnittmengen in den Leidensgeschichten haben, obgleich deine mit Sicherheit länger gedauert hat. Das macht mir aber Mut, du hast mit der Angst gelebt zu lernen und gewisse Dinge nicht überzubwerten. Das ist letztlich auch eine Ambivalenz die mich verunsichert. Bewerte ich beispielsweise gewisse Symptomatiken zu lose, KÖNNTE da ja was Schlimmes sein. Widme ich ihnen meine volle Aufmerksamkeit, ist der ganze Tag hinüber. Was früher wie ein 100mal, einchoreografierter Tanz ablief, ohne großes zutun, stellt mich heute jedes Mal auf's Neue auf die Probe.

Vor allem finde ich mich in dem wider, wenn du sagst du verstehst die Welt nicht mehr, obwohl es dir ja eigentlich gut geht. Aber nur eigentlich, denn dieses gut gehen kann man nicht mehr einordnen. Habe oft das Gefühl die Wahrnehmung und Defnition von Wohlbefinden ist eine gänzlich andere geworden. Dann mischst du noch meine Ungeduld dazu und die Katastrophe ist wieder perfekt. Und JA, es gab definitiv Besserung verglichen mit meiner Situation vor 3 Monaten. Dort war ich wirklich am Boden und jeder Tag war eine Qual. Mittlerweile, auch dank Medikation, habe ich mich besser im Griff. Nichtsdestotrotz sind diese Rückschläge gerade jetzt umso nerviger. Das hast du auch völlig richtig formuliert, durch diese guten Tage, will man wieder sein altes Leben leben und mutet sich ggf. zuviel zu, sowohl im positiven als auch im negativen Sinne. Diese Erkenntnis ist bei mir noch nicht ganz drin. Weil es entgegen meinem Naturell ist.

Zitat von FrancesTheMute:
@Hotin Hallo, danke für deine Rückmeldung. Vielleicht habe ich mich falsch ausgedrückt, in meinem Denken und Handeln werde ich zuerst mal nicht eingeschränkt. Aber durch die Reaktion meiner Psyche auf gewisse Dinge (wichtige Lebensentscheidungen etc.), werde ich künftig Entscheidungen noch mehr reflektieren und ...

Angst vor den Herausforderungen des neuen Jobs ? Angst nicht genug zu sein ? Angst die Erwartungen nicht zu erfüllen ? Noch mehr reflektieren noch mehr Panik ?

@Kermit
Gar nicht. Im Gegenteil, ich hätte ja Lust auf den neuen Job, Lust wieder Sport in dem Ausmaß zu betreiben wie früher. Was hindert mich daran? ANGST dass ein Körper nicht durchhält und mich mit Symptomen überhäuft. Und JA, ich weiß - der Körper ist lediglich Wasserträger. Vielleicht fehlt mir aktuell auch einfach die Resilienz und zu wenig Akzeptanz um das durchzustehen. Deswegen mache ich es eben im gemäßigten Tempo, auch wenn es entgegen meinem Naturell ist.

Zitat von Kermit:
Angst vor den Herausforderungen des neuen Jobs ? Angst nicht genug zu sein ? Angst die Erwartungen nicht zu erfüllen ? Noch mehr reflektieren noch mehr Panik ?

Es geht oftmals nicht darum, dass man zu viel oder zu wenig reflektiert. Sondern dass es die falschen Dinge sind.

Ich habe mich seinerzeit - als ich es gar nicht mehr aushalten konnte - notfallmäßig selbst in die Psychiatrie einweisen lassen. Mein Kopf war ein einziges Durcheinander und meine Gefühlswelt bestand nur noch aus Angst.

Als ich mich - auch durch Medikamente - nach ein paar Tagen etwas beruhigt hatte und wieder klar denken konnte, hatte ich ein erstes Gespräch mit einer Psychologin. Wir haben uns eigentlich nur scheinbar oberflächlich über mich, meinen Werdegang, meine Familie, meine Beziehung - kurz mein ganzes Leben - unterhalten.

Sie hat natürlich ein bisschen gebohrt um vielleicht feststellen zu können, ob und wenn ja was bei mir nicht in Ordnung ist. Und dann hat sie meine Beziehung angesprochen und auch ganz klar geäussert, dass hier ihrer Meinung nach etwas nicht stimmt und das vielleicht sogar der Hauptauslöser für das ganze Dilemma liegt.

Ich hatte das niemals in Betracht gezogen, aber es ist mir EISKALT über den Rücken gelaufen und die Angst die ich endlich mal seit so langer Zeit los war, kam umgehend und mit voller Wucht zurück. Aber ich konnte keinerlei Hinweis entdecken, dass an dem was sie sagt was dran ist.

Sie hat das gemerkt und schnell reagiert und (sinngemäß) gesagt:

Sie brauchen keine Angst zu haben. Sie müssen sich nicht trennen und das bedeutet auch nicht, dass ihre Beziehung nicht gut ist oder in Gefahr. Aber Sie haben meiner Meinung Nach Dinge verdrängt die Ihnen unbewusst zu schaffen machen und an die Sie sich nicht herantrauen, weil Sie eben glauben Ihre Beziehung damit zu gefährden. Sie müssen diese Dinge zur Kenntnis nehmen und alleine die Einsicht, dass Sie etwas ändern KÖNNEN, wird helfen damit umgehen zu können und die richtigen Entscheidungen zu treffen.

Ich habe die Psychologin zuerst dafür gehasst. Wie kommt sie dazu, so etwas zu behaupten und mich wieder unnötig in Angst und Schrecken zu versetzen? Letztlich musste ich aber einsehen, dass sie eine sehr gute Psychologin ist und sie einfach da rumgestochert hat, wo es auch ordentlich weh tut.

Es hat einige Zeit gedauert, bis ich es eingesehen habe, aber es hat alles gestimmt, was sie gesagt hat. Die Beschäftigung auch mit meiner Beziehung war einer der wichtigsten Punkte in meiner Therapie. Und nein, wir haben uns nicht getrennt. Wir sind noch immer zusammen - seit über 30 Jahren - und unsere Beziehung ist seitdem intensiver und erfüllender. Auch, weil ich für sie viel mehr der Partner bin, der ich wirklich BIN und nicht vorgeben zu sein.

Aber es war auch nicht einfach. Es gab eine kurze Phase, wo ich z. B. körperliche Nähe nicht ertragen konnte, weil ich dann Angst bekommen habe.

Das ist jetzt aber auch nur MEIN Beispiel - es muss nichts mit der Beziehung zu tun haben, wenn das Leben aus den Fugen gerät. Aber es lohnt sich schon über das Leben nachzudenken, und den Mut aufzubringen die Stellen bei denen es weh tut oder die Angst hervorrufen genauer zu betrachten.

Und hat man was gefunden, dann nie, nie, nie in Panik ausbrechen. Das Problem zu erkennen und sich klar zu machen, dass man etwas ändern KANN aber nicht MUSS, reicht oft schon aus.

@Angstmaschine

Wahrscheinlich bedarf es bei mir wirklich noch tieferer Abklärung bzw. werden bei meiner Psychotherapie Dinge behandelt, die ich eventuell als wichtig erachte, aber nicht der Auslöser sind.
Das mit der Psychiatrie wurde mir auch schon vorgeschlagen, aber das habe ich erst mal ausgeschlagen. Ich tu mich lediglich schwer zu glauben, angenommen ich finde den Trigger - falls es ihn den gibt und es nicht das große Ganze war - dass dann alle körperlichen Symptome von einen auf den anderen Tag aufhören. Ich muss diese antrainierten Mechanismen der letzten 5 Monaten wieder verlernen und meine Hypersensivität los werden.

Zitat von FrancesTheMute:
@Angstmaschine Wahrscheinlich bedarf es bei mir wirklich noch tieferer Abklärung bzw. werden bei meiner Psychotherapie Dinge behandelt, die ich ...

Ja, deswegen geh‘ das alles ruhig an und verliere nicht den Mut, auch wenn es sich zwischendurch mal wieder so richtig übel anfühlt.

Psychatrie habe ich damals auch nur gemacht, weil es absolut nicht mehr ging und auch meine Freundin nicht mehr wusste, wie sie damit umgehen soll.

Ich war da auch nur zwei Wochen um runter zu kommen und bin dann in die Tagesklinik und danach hatte ich noch eine ambulante Therapie.

Dass auf einmal alles weg ist, wird eher nicht passieren. Das kommt meist erst nach und nach. Aber es kann durchaus Momente geben, wo die ganze Angst und Anspannung wie ein Schleier von dir abfällt.
Sponsor-Mitgliedschaft

@Angstmaschine
Danke.
Ich versuche mein Bestes. Mich überrascht die Hartnäckigkeit dieser Krankheit. Aktuell merke ich beispielsweise, dass ich aktiv Sport und Bewegung meide. Das sind so Dinge die mich dann doch wieder insofern nerven, als dass ich dieses Verhalten schon als 2 Schritte zurück werte. Den Grund dafür kenn ich natürlich auch. Dennoch ist es mir nicht möglich, meine Rationalität obsiegen zu lassen. Oder wenn man den ganzen Tag da sitzt und nur hofft, dass nicht wieder irgendein Symptom kommt und dich aus der Bahn wirft. Aber ich versuche damit zu leben bzw. das zu ignorieren. Muss nur immer darauf achten, dass ich nicht in das Fahrwasser komme nur noch rumzuliegen und nichts mehr zu machen.

Zitat von FrancesTheMute:
Dennoch ist es mir nicht möglich, meine Rationalität obsiegen zu lassen. Oder wenn man den ganzen Tag da sitzt und nur hofft, dass nicht wieder irgendein Symptom kommt und dich aus der Bahn wirft.


Möglich wäre es schon, Deine Sachlichkeit siegen zu lassen. Du möchtest es aber vermutlich nicht.

Genaugenommen, wirft Dich nie das Symptom aus der Bahn.
Was Dich scheinbar aus der Bahn wirft, ist die fast immer falsche Bewertung der körperlichen Symtome.
Die Symptome können gar nichts dafür. Die Syptome entstehen, weil Du einen großen Teil Deiner
inneren Ängste nicht abbauen kannst. Ängste erzeugen Energie und stellen diese Energie sofort Deinem
Körper zur Verfügung. Dein Körper braucht aber gerade keine Energie. Er will Ruhe haben und sich
entspannen. Was passiert nun mit der Energie in Deinem Körper? Die Energie, die Deine Ängste erzeugen
kann ja nicht einfach verschwinden. Und ausschwitzen kannst Du die Energie auch nicht. Was also macht
nun diese Energie? Sie wandert im Körper herum und macht sich über irgendein Sympton irgendwo im
Körper bemerkbar. Das spürst Du als Symptom. Das Syptom macht Dir wieder Angst und der Kreislauf
beginnt von vorn. Die Energie schwirrt wieder im Körper herum. Und so weiter, und so weiter.

Spürt der Mensch wenig Ängste spürt er auch kaum Symtome. Warum wohl?

Zitat von Angstmaschine:
Aber übertreibe es nicht, das verursacht (positiven) Stress und bringt dich kräftemäßig wieder ganz nah an die Grenze, wo es kippen kann.
Ist mir so oft passiert: die guten Tage wurden mehr und mehr, ich habe mich mehr und mehr getraut und alles reingepackt was geht, habe genossen wieder alles ohne Angst zu können. Und drei Tage später das heulende Elend, weil eine winzige Kleinigkeit mich beunruhigt hat, aber keine Kraft mehr da war um ohne Angst darauf zu reagieren. Und dann stand ich da und hab die Welt nicht mehr verstanden, weil es mir doch eigentlich gut ging.

Oh ja, genau das. Danke dass du das einmal so verständlich in eine Form gebracht hast. Genau so ist es bei mir auch.
Und da weiß ich muss ich auch nach 3 Jahren Therapie noch deutlich dran arbeiten.
Vielen Dank für diese hervorragende Zusammenfassung

A


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Mira Weyer
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